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Ich machte mich also mit dem Zug auf den weiten Weg und wurde von Tobias am Bahnhof freudig abgeholt. Wir fuhren in das Pfarrhaus, in dem er als Kaplan tätig war, und ich wurde dem Pfarrer als seine Schwester vorgestellt. Selbstverständlich ging der Pfarrer davon aus, dass ich Tobias' leibliche Schwester sei.
Im Pfarrhaus hatte Tobias unter dem Dach ein Wohn- und Arbeitszimmer und ein kleines Schlafzimmer direkt unter der Dachschräge mit blanken Holzbalken über dem Bett. In dieser Nacht hörte ich Tobias im Arbeitszimmer auf und ab laufen, während ich in seinem Bett versuchte zu schlafen. Ich hörte ihn laut schluchzen und weinen. Aber als ich aufstand und ihn fragte, was los sei, heulte er nur in meinen Armen, ohne mir zu sagen, was ihn quälte.
Während dieser Zeit in Polen bereitete Tobias eine Heilige Messe vor, die wir oben in seinem Dachbodenzimmerchen feierten. Er gab mir nach der Kommunion einen Zettel. Der Text lautete:
Tobias Maria,
vor GOTTES Angesicht nehme ich
dich heute an als meinen Bruder.
Ich verspreche dir die Treue
in guten u. bösen Tagen, in
Gesundheit u. Krankheit, bis
der Tod oder der Wille GOTTES
uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren
alle Tage meines LEBENS.
Obwohl es noch nicht zu offenen Übergriffen gekommen war, habe ich damals diesem Versprechen noch einen Satz zugefügt. Nämlich dass ich verspreche, diese Liebe in tiefer Reinheit zu leben!
Das Gleiche versprach er auch mir. Ich denke, den allermeisten Lesern und Leserinnen sind diese Worte aus dem Ritus der kirchlichen Eheschließung bekannt, lediglich den Zusatz "oder der Wille GOTTES" hatte er eingefügt. Und er brachte mich dazu, ihm dieses Versprechen in der Gegenwart Gottes zu geben, denn damals wie auch heute glaube ich an die geheimnisvolle Gegenwart Gottes in der Eucharistie.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Schweiz.
Die Familie, die wir besuchten, hatte ein großes Haus, in dem sich oben eine geräumige Ferienwohnung befand. Dort gab es ein kleines Schlaf- und ein riesiges Wohnzimmer mit einer kleinen Einbauküche und zwei weiteren Betten. Ich steuerte sofort das kleine Schlafgemach mit meiner Tasche an, für mich war es selbstverständlich, dass wir getrennte Schlafzimmer haben sollten. Aber Tobias hielt mich davon ab. Mit der Begründung, dass wir doch Geschwister seien, wollte er, dass wir die beiden Betten im Wohnzimmer nähmen. Diese standen nicht direkt nebeneinander, aber doch in unmittelbarer Nähe zueinander. Da auch von der Familie keine Reaktion auf seinen Vorschlag kam, wischte ich meine Bedenken oder besser mein Anstandsgefühl zur Seite und ging auf seine Bitte ein.
Ich erinnere mich nur noch bruchstückhaft daran, was wir in der Schweiz unternommen haben. Gut erinnere ich mich aber an den Ausblick aus dem riesigen Fenster der Ferienwohnung mit Blick auf die Berge, gemeinsame Mahlzeiten und das gemeinsame Schauen eines klassischen Neujahrskonzerts im Fernsehen. Auch erinnere ich mich, dass Tobias berichtete, wie er die Familie zu einem Gottesdienst begleitet hatte, wobei es sich nicht um einen katholischen Gottesdienst handelte. Er beschrieb, dass er bei der Abendmahlfeier die Wandlungsworte gesprochen habe, damit auch diese Christen einmal den tatsächlichen Leib Christi empfangen könnten.
Weiter erinnere ich mich an eine Situation, bei der wir abends gemeinsam im unteren Teil des Hauses mit der Familie einen Film schauten. Eines der Mädchen massierte Tobias den Rücken. Oder war es andersherum? Hat er ihr den Rücken massiert? Diese Art des vertraulichen Umgangs miteinander, der von allen in der Familie akzeptiert war, führte dazu, dass ich auch die Vertraulichkeiten zwischen Tobias und mir als natürlich und legitim empfand. In den Wochen zuvor war es immer wieder passiert, dass Tobias während gemeinsamer Autofahrten meine Hand hielt. Oder dass er mir zeigte, wie man beim Autofahren einen Gang einlegte, indem er meine Hand dabei umschloss.
Auch gab es viele Umarmungen oder Küsschen auf die Wange. Solche Vertraulichkeiten teilte ich auch mit meinen Geschwistern, besonders mit meinen beiden jüngsten Schwestern. Es gehörte für mich dazu, dass ich, wenn ich mittags von der Schule kam, erst einmal die beiden umarmte oder küsste oder durch die Luft wirbelte. Daher empfand ich auch die Zutraulichkeiten zwischen Tobias und mir im Rahmen von geschwisterlicher Liebe in Ordnung.
Aber dort in der Schweiz, oben in der Ferienwohnung, vor diesem riesigen Fenster, ist mir zum ersten Mal aufgegangen, dass jedes Mal, wenn Tobias mich umarmte und sich dabei nach hinten lehnte, ich seine Erektion spüren konnte. Ich hatte sie auch schon vorher registriert, hatte aber das, was ich da spürte, nicht zuordnen können. Es war mir unangenehm und verwirrte mich. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Hatten Männer öfters einfach so eine Erektion? Aber warum lehnte er sich dann bei Umarmungen so zurück? War das so normal? Oder war es doch etwas ganz anderes? Doch es war immer nur ein kurzer Moment und es gab so vieles, was wir gemeinsam unternahmen, dass ich gar nicht die Zeit hatte, mir darüber Gedanken zu machen.
Am letzten Abend in der Schweiz unterhielten wir uns, jeder in seinem Bett. Und Tobias fing an wie ein kleiner Junge in seinem Bett zu heulen und zu schluchzen. Er ließ sich durch Worte nicht trösten. Dieser Mensch, der mich in den Wochen zuvor mit Aufmerksamkeit überhäuft hatte, der mir Geschenke gemacht und mich zur Schule gebracht und abgeholt hatte, der mit mir Ausflüge gemacht und mir so manche Erlaubnis zu irgendwelchen Aktivitäten verschafft hatte, der mir immer wieder gesagt hatte, wie sehr er mich als Bruder liebt und wie überglücklich er sei, dass er mich kennengelernt hat . Dieser Priester, dem ich weinend gebeichtet habe, dass ich im Sommer einen Jungen geküsst habe und nun mit den neuen Gefühlen, die seitdem in mir geweckt waren, überfordert war. Der Priester, der meine Mutter Mama nannte und mit mir zusammen betete. Er lag nun in seinem Bett, weinte und bebte unter seinem Schluchzen. Also verließ ich naiv mein Bett und ging zu ihm rüber, um ihn zu trösten. Ich, die Vierzehnjährige, versuchte diesen erwachsenen Mann zu trösten. Und irgendwie passierte es dabei. Wir küssten uns. Ich weiß nicht mehr, wie die Situation endete, aber ich weiß, dass wir am nächsten Tag zurück nach Polen fuhren und ich völlig verstört war. Ich sagte ihm, dass das niemals wieder vorkommen dürfe. Niemals!
Es war im Auto auf irgendeiner Autobahn zwischen der Schweiz und seiner Pfarrei in Polen. Tobias wurde wütend und sagte, wenn ich jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, dann solle ich es ihm sofort sagen, ich könne jederzeit aussteigen. Und er fuhr auf den nächsten Autobahnparkplatz und sagte, ich solle seinen Wagen verlassen. Ich war sowieso schon verwirrt und seine Wut und sein Zorn irritierten mich noch mehr! Er musste mir doch zustimmen, dass das nie wieder vorkommen durfte. Wieso war er nun so erbost? Wieso wollte er, dass ich nun sein Auto verlasse? Das alles passte überhaupt nicht zu ihm. Bisher hatte ich ihn noch nie so aggressiv erlebt. Und ich konnte nicht einfach aus dem Wagen aussteigen. Ich wusste nicht, wo ich war, nicht einmal auf welcher Autobahn wir gerade unterwegs waren. Aber schlimmer noch: Wie sollte ich meiner Mutter erklären, dass mich Tobias auf einem Autobahnparkplatz aus dem Auto geworfen hat? Wie sollte ich nach Hause kommen, ohne mich schwierigen Fragen stellen zu müssen? Und würde es zudem nicht zeigen, dass meine Mutter im Recht war, als sie sich so gegen diese Fahrt von mir nach Polen gestellt hatte? Wäre dann die Freundschaft zu Tobias beendet? Und wie sollte ich das erklären? Ich musste mich sofort entscheiden, hatte keine Zeit, meine Gedanken zu ordnen.
Also blieb ich im Auto sitzen und fuhr mit Tobias zurück nach Polen, um am nächsten Tag in den Zug nach Hause zu steigen. Doch in dieser Nacht fingen die Übergriffe an, die meine Seele zutiefst verletzt haben.
Ich schlief wieder in seinem Bett, als er zu mir kam und sich zu mir legte. Er weinte erneut und fing an sich an mir zu reiben. Ich war völlig überrascht. Als ich begriff, was dort gerade passierte, was aber doch eigentlich nicht sein konnte, erstarrte ich und war gänzlich verzweifelt. Ich schrie innerlich zu Gott, er möge sich meiner erbarmen und Blitze vom Himmel fallen lassen. Ich schrie innerlich zu ihm, dass das aufhören solle. Ich wollte das nicht.
Als Tobias ejakuliert hatte, lag er weinend neben mir. Ich stand völlig unter Schock. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Am liebsten wäre ich einfach weggerannt, aber ich war in einem fremden Land. Zudem schien ich völlig bewegungsunfähig.
Tobias bat mich dann, seinen Penis zu umfassen, das würde ihm helfen, an etwas anderes zu denken. Mechanisch folgte ich seiner Bitte. Er begann zu reden und beteuerte mir, dass es ihm leidtue, dass...
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