Schweitzer Fachinformationen
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Dieses Buch legt Grundlagen für die Entwicklung von handlungsleitenden Maximen für die Gemeindepraxis, wobei die Gemeindepraxis nicht auf die lokale Gemeindearbeit beschränkt zu denken ist, sondern im Horizont der neuen Schöpfung. Und sie sollen in einer ökumenischen Theologie des Gebets gründen und gleichzeitig wesleyanisch-methodistische Akzente sichtbar und fruchtbar machen. In den folgenden Abschnitten kläre ich die wichtigsten, eben verwendeten Begriffe und ihr Verhältnis zueinander und gebe Rechenschaft ab über ihre Verwendung.
Ich beginne mit dem Ausdruck neue Schöpfung. Die aufgekeimte und wachsende neue Schöpfung Gottes als Horizont der Gemeindepraxis gibt diesem Buch die Perspektive vor, in die alles Weitere eingeordnet ist. Bevor ich dies begründe, soll aber die Frage beantwortet werden, was die »neue Schöpfung Gottes« bezeichnet. Anschliessend nehme ich den Anspruch, der mit der neuen Schöpfung verbunden ist, in den Blick. Dabei lege ich den Akzent auf die ekklesiologischen3 Implikationen, weil ich aufzeigen will, in welchem Verhältnis zueinander die neue Schöpfung Gottes und die Gemeindepraxis stehen. Die christologischen, pneumatologischen und eschatologischen4 Bezüge kommen dann weiter unten im Kapitel II.3 Neuschöpfung in den Blick, obwohl sie auch hier nicht ganz ausser Acht gelassen werden können.
, als auch den Herrschaftsbereich, also das Neue, das Gott schafft, wobei dieses Neue das Alte zu durchdringen angefangen hat und deshalb zwar zu unterscheiden, nicht aber zu trennen ist.6 Der Ausdruck neue Schöpfung lenkt den Blick auf dieses Neue, das Gott schafft und das in der Auferweckung Jesu Christi aufgekeimt ist.7 Die neue Schöpfung bezeichnet das von Gott geschaffene Neue, das zwar schon gegenwärtig, jedoch unter dem Gegenteil noch verborgen und allein dem Glauben wahrnehmbar ist, bis es in der Parusie Jesu Christi offenbar und vollendet werden wird. Im Unterschied dazu bezeichne ich mit Neuschöpfung den Akt, das neuschaffende Wirken Gottes.
Viele Gleichnisse proklamieren die neue Schöpfung, und die Berichte von Jesu Heilungstaten lassen sie zeichenhaft aufscheinen. Dabei ist ein spannungsvolles Mit- und Nebeneinander von Gegenwart und Zukunft kennzeichnend. Die neue Schöpfung ist noch nicht vollständig verwirklicht, aber schon im Werden und Wachsen, dort nämlich, wo Sündern bedingungslos die heilsame Nähe und Teilhabe an der neuen Schöpfung zugesprochen wird, diese wieder in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen werden und dämonische Mächte der Besessenheit der Lebensmacht Gottes weichen müssen. So wird durch göttliche Kraft »Befreiung zur Gemeinschaft mit Gott und dadurch auch Befreiung zu sich selbst und zur Gemeinschaft mit anderen«9 geschaffen.
Dies hat schliesslich zur Folge, dass in der Urgemeinde der Verkündiger zum Verkündigten wird.11 Der gekreuzigte und auferstandene Christus als der erste neue Mensch ist für seine Kirche Grund und das neue unvergängliche Leben, das er schenkt, Inhalt dessen, wonach sich die gesamte Schöpfung sehnt.12
Zum einen stellt sie als Geschöpf seiner verwandelnden Liebe durch ihre blosse Existenz14 »Keim und Anfang«15 der neuen Schöpfung dar, deren irdische - und damit durchaus unvollkommene und durch Schwachheit gekennzeichnete - Repräsentantin sie ist. Dazu hat der dreieine Gott sie ins Leben gerufen und ermächtigt. Als neue und alternative Sozialität16 repräsentiert sie die neue Schöpfung und damit das neuschaffende Wirken Gottes, indem sie Gott lobend in es einwilligt und es sich gefallen lässt. William Abraham beschreibt diese Aufgabe so:
Dem Königreich Gottes muss die primäre und bedingungslose Priorität der Kirche, welche in der Weltgeschichte in und für das Kommen der Herrschaft Gottes existiert, zukommen. Nur wenn sie in und für das Königreich existiert, ist sie authentisch und vollgültig Kirche. [.] Die erste Aufgabe der Kirche ist es, anzubeten: die Knie vor dem Herrn der Ehre zu beugen, Gottes Liebe und Majestät zu feiern und Gott einzuladen, über die Länge und Breite der ganzen Schöpfung zu herrschen.17
Indem die Kirche den dreieinen Gott lobt und damit ihrer Berufung, die von Gott ins Leben gerufene, von ihm durchdrungene, aufkeimende und wachsende neue Schöpfung zu repräsentieren, gemäss lebt, hat und nimmt sie Teil an Gottes »Mission«, an der missio dei18. In der Kirche und durch sie - wenn auch nicht exklusiv - ist Gott selbst in der Welt präsent, wirkt zuerst und vor allem er, nämlich zum Heil der Welt.19 Dies rückt die Kirche und ihre Praxis in eine hoffnungsvolle Perspektive.
Wie Christen miteinander essen, sich füreinander Zeit nehmen, feiern, einander Schuld vergeben, Dankbarkeit und Freude ausdrücken, Gastfreundschaft üben, Leid teilen, einen einfachen Lebensstil pflegen und ihre materiellen Ressourcen miteinander teilen, ist praktisch gelebte Teilhabe am Leben des dreieinen Gottes, durch dessen Geist sie in den Leib Christi eingefügt worden sind. Im Wissen um das Fragmentarische ihres Seins und Handelns unter den Bedingungen der alten Welt und im Leiden an ihrer Unvollkommenheit richtet die Kirche ihre Hoffnung ganz auf die missio dei, auf die eschatologische Vollendung der universalen neuen Schöpfung durch Gott selbst. Dies bedeutet Entlastung und Verpflichtung zugleich. Sie braucht die neue Schöpfung nicht herzustellen, doch soll sie als deren »Keim und Anfang« ihr gemäss leben.
Entscheidend erscheint mir zu sein, dass wir uns in unseren Bemühungen um die Ausbreitung des Evangeliums von der theologischen Perspektive des Reiches Gottes leiten lassen und nicht vorrangig vom sicherlich wünschenswerten Wachstum der eigenen Denomination. Mission und Evangelisation müssen daher vermehrt als ökumenische Aufgabe begriffen werden - auch über die Ländergrenzen hinweg.21
Eine Kirche, die sich in ihrer Praxis am Horizont der neuen Schöpfung Gottes orientiert, wird sich über die Zunahme der Zahl der engagierten Gemeindeglieder freuen, aber ihr prioritäres Ziel wird diese nicht sein. Eine zweite Dimension, an der sich die Praxis der Kirche im Horizont der aufkeimenden neuen Schöpfung orientieren wird, ist deren soziale und gesellschaftliche Relevanz.
In diesem Buch geht es um Gemeindepraxis im Horizont der neuen Schöpfung. Bisher habe ich, ohne dies näher zu begründen, von der »Kirche« bzw. der »Praxis der Kirche« gesprochen und dabei im Kontext der globalen Dimension der neuen Schöpfung die universale Kirche Jesu Christi im Blick gehabt. Was ist mit »Kirche« bzw. mit »Gemeinde« gemeint? Und wie stehen die einzelne Ortsgemeinde oder -kirche und die universale Kirche Jesu Christi zueinander?
. Diese universale Dimension jeder einzelnen Ortsgemeinde ist, weil sie an der kosmischen, neuen Schöpfung Teil hat, fundamental.23
Mit Gemeinde ist also zunächst die einzelne, an einem bestimmten Ort versammelte Gemeinde, die Ortsgemeinde gemeint. Auf die Universalität der Ortsgemeinde habe ich bereits hingewiesen. Das charismatische Gemeindeverständnis des Paulus nimmt diese weltumspannende Dimension auf und ermöglicht es der einzelnen Gemeinde,
sich von der Gegenwart des Heiligen Geistes in Jesus Christus [.] her als e?????s?a Gottes zu verstehen. Die einzelne Gemeinde [.] ist für Paulus e?????s?a im vollen Sinn des Wortes. Die Grundlage für dieses Gemeindeverständnis sieht der Apostel in der sich konkret versammelnden Gemeinde. Die versammelte Gemeinde redet Paulus als >Leib Christi< an.25
Jede einzelne Gemeinde ist also ganz und gar Ekklesia Gottes, weil in jeder gottesdienstlichen Versammlung derselbe, zu allen Zeiten und an allen Orten wirkende Gott gegenwärtig ist und den Versammelten in Jesus Christus durch den Heiligen Geist dient. Durch die Präsenz Gottes in Jesus Christus durch den Heiligen Geist ist in der Ortsgemeinde der ganze >Leib Christi<, die communio sanctorum, gegenwärtig26 - verborgen und sichtbar zugleich. Die Gegenwart Gottes ist denn auch ihre Einheit.
Die sichtbare Glaubensgemeinschaft lebt hoffend, handelnd und leidend in der Spannung des >schon jetzt< und >noch nicht<.28
In diesem Buch wird immer wieder von Gemeindepraxis die Rede sein. Weil der Terminus Praxis für das Verständnis dieser Studie wichtig ist, führe ich ihn bereits an dieser Stelle ein. Dabei beziehe ich mich auf die Untersuchung Theologie als...
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