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Mit der Entwicklung des ersten, verspannungsfreien Ganzmetallflugzeugs der Welt mit einem Hohlflügel leitete Prof. Junkers im ersten Weltkrieg den Übergang zum modernen Metallflugzeugbau ein. Rückblickend stellte diese Entwicklung einen der historisch entscheidenden Meilensteine in der Geschichte der Luftfahrttechnik dar. Durch den aufkommenden Metallflugzeugbau konnten robuste und langlebige Flugzeuge geschaffen werden, die für die weitere Kommerzialisierung der Luftfahrt dringend erforderlich waren. Die Hohlflügel eröffneten erstmals die Möglichkeit Lasten, wie beispielsweise Tanks oder Motore effizient in den Auftriebsflächen unterzubringen. Der luftfahrthistorischen Bedeutung dieser Entwicklung war man sich bereits Mitte der zwanziger Jahre bewusst. Glücklicherweise hatten viele der frühen Junkers Prototypen und Kleinserienmaschinen die Zeit des Kriegsendes 1918 überlebt. Sie konnten in den zwanziger Jahren in den entstehenden, historischen Luftfahrt-Sammlungen zur Dokumentation des beginnenden modernen Flugzeugbaus herangezogen werden.
Im November 1918 waren die seit 1915 gebauten Prototypen und Versuchsbauten noch weitgehend vollständig bei den Junkers-Werken in Dessau oder bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof vorhanden. Seit 1917 lief bei den Junkers-Fokker-Werken die Serienfertigung des Schlachtflugzeugs Junkers J4 (J.I), das nach Abschluss der Erprobung in größeren Stückzahlen an die Fronteinheiten ausgeliefert wurden. Im Oktober 1918 begann die Auslieferung der ersten Jagdflugzeuge vom Typ Junkers J9 (D.I) an die Front. Auch die Fertigung des zweisitzigen Tiefdeckers Junkers J10 (CL.I) begann noch in den letzten Kriegstagen des ersten Weltkriegs. Die Fertigung dieser Flugzeuge lief auch nach Einstellung der Kampfhandlungen im November 1918 zunächst weiter. Vermutlich entstanden bei Junkers bis zum März 1919 noch etwa 50 Junkers J.I (716-749 und 599-615), 40 Junkers D.I (3110-3119, 5170-5189, 9160-9169) und etwa 40 Junkers CL.I, von denen nur noch einige wenige J.I und D.I an die Front ausgeliefert wurden. Die meisten dieser Serienmaschinen verblieben nach Ende der Kampfhandlungen zunächst in Dessau.
Bei den Kampfeinheiten an der französischen Front befanden sich im November 1918 etwa 200 Junkers J.I im Einsatz, einige wenige Junkers D.I wurden noch an das Marinegeschwader von Gotthard Sachsenberg in Flandern ausgeliefert. Die meisten dieser Flugzeuge dürften von ihren Kampfeinheiten nach Ende der Kämpfe nach Deutschland zurück gebracht worden sein. Die Alliierten fanden auf den verlassenen Frontflugplätzen nur einige wenige, nicht flugfähige oder noch nicht an die Kampfeinheiten übergebene Junkers-Flugzeuge vor. Die Engländer erbeuteten in La Vacquerie eine stehengebliebene Junkers J.I1. Eine weitere, bei einem Abschuss beschädigte Maschine dieses Typs hatten die Engländer bereits während der Kampfhandlungen von den Franzosen erhalten. Auf den Flugplätzen von Evere und Hombeek fielen den Engländern außerdem einige Junkers D.I in die Hände, die offensichtlich noch nicht an ihre Kampfverbände ausgeliefert worden waren. Die Amerikaner fanden im Januar 1919 mindestens acht Junkers J.I (816/17, 576/18, 584/18, 586/18 und 593/18 bis 596/18) im französischen Villers la Chevres vor. Die Beutemaschinen wurden zunächst bei der Air Service Facility No. 2 in Romorantin bei Paris gesammelt.
Die freitragenden Ganzmetallkonstruktionen waren für die Alliierten von besonderem Interesse. Die Amerikaner und Engländer untersuchten den schweren Flügel der Junkers J.I, während die Franzosen eine der in Evere vorgefundenen Junkers D.I (vermutlich 5929/18) übernahmen. Die Kanadier erhielten eine Junkers J.I aus Villers la Chevres (586/18), während das Australian Flying Corps die in Bickendorf bei Köln gefundene 884/17 bekam. Eine bei den Amerikanern verbliebene Junkers J.I wurde 1919 nach Dayton verschifft und auf dem Mc Cook Field durch den U.S. Air Service hinsichtlich der metallurgischen Zusammensetzung analysiert. Die Royal Air Force in England untersuchte eine Junkers J.I strukturell. In Frankreich erhielt die Section technique de l'aéronautique (STA) eine J.I.
Junkers J.I Beute-Flugzeuge beim U.S. Air Service in Villers la Chevres im Januar 1919 (Richard Denbo Collection, San Diego Air and Space Museum Archive, BNr. 207)
Untersuchung der Junkers J4 Tragflächenstruktur beim U.S. Air Service in Dayton 1920 ( "Investigation of Junkers Biplane Wings", U.S. Army Air Service Engineering Division)
Einige Beutemaschinen wurden auf den War Trophy Exhibitions der Alliierten ausgestellt. Hierzu gehörte die kanadische Junkers J.I 586/18. Mindestens eine weitere Junkers J.I wurde in England während der Siegesfeiern gezeigt. Die überschüssigen Beuteflugzeuge wurde 1919/20 in Romorantin verschrottet. Der Versailler Vertrag verlangte von Deutschland die Auslieferung weiterer Reparations-Flugzeuge. Von den nicht mehr ausgelieferten Flugzeugen in Dessau, wurde eine CL.I an Japan und mehrere J.I an Italien übergeben.
Junkers J.I Beute-Exponat auf der Victory Exhibition in England 1919 ( aus Leonard Ayres, "Source Records of Great War", 1923)
Auch auf der Kriegsausstellung in Australien wurden Reste einer Junkers J.I, vermutlich der 884/17, gezeigt. Ein Flügelsegment war noch im Australian War Museum in Melbourne um 1924 zu sehen. Vermutlich verblieben diese Teile beim Umzug des Museums nach Sydney 1925 aber im Exhibition Building Melbourne eingelagert und wurden im Frühjahr 1937 durch Group Captain Eric Harrison zur Verschrottung freigegeben.
J4-Tragfläche im Australian War Museum um 1924 (Australian War Museum, J01239)
Die in Deutschland befindlichen Junkers-Flugzeuge der Fliegertruppe wurden im Rahmen der Demobilisierung und auf Grund der Auflagen des Vertrags von Versailles in den Jahren 1919 und 1920 verschrottet. Die noch nicht ausgelieferten Flugzeuge in den Junkers-Werken wurden allerdings zuvor an die neu aufgestellte Fliegerabteilung Ost von Gotthard Sachsenberg abgegeben. Sachsenberg überführte die Junkers D.I und CL.I nach Riga, wo er ab März 1919 den Unabhängigkeitskrieg der Letten gegen die Rote Armee unterstützte. Im Oktober 1919 kehrte die Fliegerabteilung Ost nach Seerappen in Ostpreußen zurück und demobilisierte dort. Die verbliebenen Flugzeuge der Abteilung wurden verwertet. In Dessau verblieben lediglich einige Junkers J.I und die Prototypen und Versuchsflugzeuge der frühen Junkers-Flugzeugmuster. Einige Junkers J.I wurden als Reparationsflugzeuge an die Siegermächte abgegeben. Die verbleibenden, für die Fliegertruppen fertiggestellten J.I wurden als Kriegsflugzeuge verschrottet. Ausgenommen hiervon waren die Prototypen und Versuchsflugzeuge, die sowohl bei Junkers in Dessau als auch bei der DVL in Adlershof nicht als Kriegswaffen eingestuft wurden. Diese Flugzeuge sind in den zwanziger Jahren die ersten Exponate der entstehenden deutschen Luftfahrtsammlungen.
Eingelagerte Junkers J.I No. 144 aus Villers la Chevres in den 20/30er Jahren (San Diego Air and Space Museum Archive, BNr. 81509)
Die Beute- und Reparationsflugzeuge der Siegermächte wurden nach Abschluss der Tests und Untersuchungen, sowie dem Ende der Trophy Exhibitions größtenteils abgewrackt oder verschwanden für viele Jahre in Lagern bevor sie bei aufkommendem Platzmangel dann auch auf dem Schrottplatz landeten. Nur drei der etwa 20 Beuteflugzeuge der Alliierten aus dem ersten Weltkrieg blieben bis zum heutigen Tag erhalten. Obwohl in Deutschland eine ganze Reihe von frühen Junkers-Flugzeugen den ersten Weltkrieg und die anschließende Zerstörung überstanden, sind diese drei erhaltenen Beute-Flugzeuge heute die letzten originalen Junkers-Exemplare aus der frühen Epoche von 1915 bis 1918.
Bei den Junkers-Werken in Dessau gelang es, die Prototypen der frühen Junkers Metallflugzeuge vor der Verschrottung zu retten. Anfang der zwanziger Jahre befanden sich noch sämtliche der zuerst gebauten Junkers J1 bis J3, sowie mehrere Junkers J4 und J9 in den Junkers-Hallen in Dessau. Das ehemalige Kampfflugzeug J10 war inzwischen in eine zivile Passagiermaschine umgerüstet worden und kam seit März 1919 beim Junkers Luftverkehr zum Einsatz. Diese frühen Beispiele des Junkers-Metallflugzeugbaus sollten neben einigen, möglicherweise bei der DVL in Adlershof verbliebenen Junkers-Flugzeugen den Grundstock für die in den zwanziger Jahren entstehenden deutschen Luftfahrtausstellungen werden.
Junkers J3 in der Junkers Lehrschau in Dessau um 1930 (aus "Junkers Lehrschau", JFM AG)
In den Junkers-Werken begann man schon Anfang der zwanziger Jahre mit dem Aufbau einer museumsähnlichen Lehrsammlung2, die ihre endgültige Form mit dem Bezug des Lehrschau-Gebäudes in den dreißiger Jahren erreichte. Abgesehen von der Junkers J1, die Hugo Junkers Mitte der zwanziger Jahre dem Deutschen Museum überließ, waren in...
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