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In einer Welt voller Menschen, die seinen Tod wünschten, hätte Qin Zheng nie damit gerechnet, von einer Seuche niedergestreckt zu werden.
Er hatte Hunduns vernichtet, denen gegenüber die größten von Menschenhand geschaffenen Monumente klein und winzig erschienen. Er hatte Legionen von Chrysaliden bezwungen, die von Dummköpfen kommandiert worden waren und sich geweigert hatten, vor ihm zu kapitulieren. Er hatte die Arbeiterschaft von sieben streitenden Reichen dazu gebracht, gegen die Unternehmer, Bankiers und Grundbesitzer zu rebellieren, die sie knechteten. Und er war noch jung. Er hätte noch viele, viele weitere Jahre vor sich haben sollen, um seine Revolution voranzutreiben. Es war absurd, jetzt schutzlos etwas so Winzigem preisgegeben zu sein, dass man es mit bloßem Auge nicht erkennen konnte. Ein Virus, das durch sämtliche seiner Organe wütete, das ihn von innen heraus zerriss und auf seiner Haut eitrige Pusteln aufblühen ließ wie fluchbeladene Blumen. Er kam sich jetzt noch ohnmächtiger vor wie einst der Gossenjunge, der als der Sohn einer Hure angespuckt und ausgelacht worden war. Nach oben zu schauen und von der Unendlichkeit zu träumen, war ja ganz nett; doch etwas ganz anderes war es, den höchsten Gipfel zu erreichen, nur um dann praktisch ohne Vorwarnung in den Abgrund zu stürzen.
Nachdem er den Gelben Drachen tief genug unter dem Berg Zhurong vergraben hatte, um einen direkten Zugang zur Lebensenergie des Planeten selbst zu bekommen, löste er sich aus dem einenden Pilotenband.
»Shîfu … So wollte ich eigentlich wirklich nicht …«, setzte er an. Seine Worte waren an die Frau gerichtet, die auf dem Yin-Sitz vor ihm nun allmählich das Bewusstsein wiedererlangte. Er hätte nie gedacht, dass er einmal mit ihr zusammen eine Chrysalis steuern würde, denn sie hatte immer in ihrer eigenen Chrysalis an seiner Seite gekämpft. Generalkönigin Mi Xuan, Pilotin der Dreibeinigen Krähe, Oberhaupt der Eisernen Witwen. Seine Mentorin.
»Verschwendet Eure Energie besser nicht mit Reden«, knurrte sie über die Schulter. Ihre Worte wurden von einer schützenden Ledermaske gedämpft, und ihre Brillengläser beschlugen beim Sprechen. Sie war inzwischen im ganzen von ihm neu begründeten Reich von Huaxia der einzige Mensch, der es noch wagte, so mit ihm zu reden. Nun streifte sie auf dem Yin-Sitz die vorübergehend getragene Rüstung des Gelben Drachen ab wie eine goldene Hülle und erhob sich in ihrem schwarzen Leitanzug. Sie hatte ihre übliche Rüstung der Dreibeinigen Krähe ins Cockpit mitgebracht, aber für das, was jetzt kommen würde, würde sie diese nicht brauchen.
Qin Zheng ließ dünne Nadeln aus den Handflächen seines Panzerhandschuhs sprießen, damit sie den Qi-Fluss zwischen ihm und dem Drachen steuern konnte. Sein Rat der Weisen hatte sich mit allem Nachdruck gegen dieses Experiment gestemmt, aber auch die Ratsmitglieder hatten keine andere Lösung zu bieten gehabt. Er wies Symptome der aggressivsten Form von Blumenpocken auf. Ihm blieben nur noch wenige Tage, bis sich seine Organe im Leib zersetzen würden. Innerhalb so kurzer Zeit würde sich kein Heilmittel auftreiben lassen.
Im Stillen verfluchte er die Götter. Auch nachdem er wieder begonnen hatte, ihnen Opfergaben zu entrichten, reagierten sie nicht auf seine Bitten um Zwiesprache. Seine einzige verbliebene Möglichkeit war dieser tollkühne Versuch, sich über die Zeiten hinweg einzufrieren.
»Shîfu«, sagte Qin Zheng, und seine Stimme hatte seit Jahren nicht mehr so kleinlaut geklungen. Es schmerzte ihn, Huaxia in den Händen anderer zurückzulassen, aber jetzt, wo ihm das eigene Leben entglitt, konnte er an die Lenkung seines Reiches erst recht nicht mehr denken. »Niemand darf mich wecken, solange kein Heilmittel gefunden ist. Ganz gleich, wie lange es dauert.«
Generalin Mis stählerne Augen glänzten hinter den Brillengläsern ihrer Maske. »So viel kann ich Euch versprechen.«
Sie presste die nackten Handflächen in die Nadeln auf seinen Panzerhandschuhen und biss die Zähne zusammen. Blut tropfte zwischen ihren vereinten Händen hervor. Die Meridiane, die das Qi durch ihren Leib beförderten, verdunkelten sich an den wenigen Stellen an ihrem Hals und auf ihren Handrücken, wo ihre Haut sichtbar war. Wasser war der Qi-Typ, für den ihre Anlage am schwächsten war, und doch bediente sie sich seiner wie einer tosenden Flut. Die Kälte des Wasser-Qi durchdrang Qin Zhengs Blut wie halb gefrorenes Schneewasser. Reflexhaft wollte er diesen Strom seiner Kontrolle unterwerfen, so wie er es mit allem zu tun pflegte, aber ausnahmsweise einmal ließ er es mit sich geschehen. Wenn es gelang, einen passiven Qi-Strom, dessen Basispartikel so abgestimmt waren, dass nur Qi vom Wassertyp in Qin Zheng hineingefiltert wurde, durch den Drachen fließen zu lassen wie einen bergab strömenden Fluss, konnte diese Kälte theoretisch unendlich fortwähren.
»Xuan-jiìjiì …« Er atmete tief aus, als nun sein Bewusstsein gefror. Eine unangemessene Art und Weise für einen Schüler, das Wort an seine Mentorin zu richten. Genauso unangemessen wie umgekehrt ihre Angewohnheit, ihn niemals mit seinem kaiserlichen Titel anzureden.
Ein leises Beben durchlief sie. Qin Zheng wollte noch etwas sagen, konnte aber nicht mehr die Worte finden, um alles einzufangen, was er fühlte.
»Ruht Euch ein wenig aus, Zheng’er«, raunte sie. »Ich werde zu Euch zurückkehren.«
Bitte, flehte er in der stummen Sicherheit seiner Geisteswelt, denn laut hätte er so etwas niemals von sich gegeben.
Die Kälte schloss sich über ihm wie Eis über einem See.
Er hätte schwören können, dass keine Minute vergangen war, als er mit einem Mal spürte, wie Hitze durch seinen Körper schoss. Seine Lider öffneten sich flatternd. Vor ihm in dem dunklen Cockpit ein verschwommenes Etwas mit Flügeln. Hatte Generalin Mi ihre Rüstung der Dreibeinigen Krähe angelegt? Der Druck ihrer Finger auf seinem Panzerhandschuh pumpte jetzt Feuer-Qi in ihn hinein. Für einen Moment befürchtete er, das Experiment habe nicht funktioniert, doch da war noch jemand bei ihr, mit der Hand auf seinem anderen Panzerhandschuh. Es musste einige Zeit verstrichen sein. Sie war tatsächlich zu ihm zurückgekehrt.
»Wo ist das Heilmittel?«, krächzte Qin Zheng.
Sie und die andere Person standen schweigend da.
»Wo ist das Heilmittel?«, wiederholte er und zwang keuchend abgestandene Luft in seine auftauende Lunge.
Rufe erhoben sich aus den Schatten weiter vorn im Cockpit. Hatten sie noch weitere Leute hergebracht?
Generalin Mi verfiel in hektische Aktivität und nestelte mit etwas, das sie in ihrer freien Hand hielt. »Öffnet Euch!«
Irgendetwas mit ihrer Stimme stimmte nicht, sie war nun höher und weniger rau als zuvor. Auch mit ihrem Qi war etwas nicht in Ordnung. Und ihre Rüstung war rot und derb, nicht schwarz und figurbetont.
Bevor er feststellen konnte, ob dieser Eindruck womöglich eine Täuschung seiner zu neuem Leben erwachenden Sinne war, spürte er eine Taubheit in seiner rechten Seite, und die eine Hälfte seines Gesichts erschlaffte. Er und Generalin Mi schrien beide vor Überraschung auf. Er schüttelte den einen Panzerhandschuh ab, um ihn in eine Maske aus Geistmetall zu verwandeln, die sich über die entsprechende Hälfte seines Gesichts legte. Auch wenn er wusste, dass es ihr über den anfänglichen Schock hinaus nichts ausmachen würde, wollte er doch nicht, dass sie ihn so sah.
Wie erwartet war sie nur einen kurzen Moment lang benommen, dann bohrte sie ihm eine Spritze in den Hals. Eine kalte Flüssigkeit – wie er annahm, das Heilmittel gegen die Blumenpocken – drang in sein Blut. Langsam schärfte sich seine Sicht.
Der Anblick, der sich ihm nun bot, war nicht das, was er erwartet hatte.
Sie war nicht Generalin Mi. Die beiden sahen sich bemerkenswert ähnlich, hatten die gleichen Augen, die Rache und Blutvergießen ankündigten, doch war es unmöglich, dass Generalin Mi inzwischen jünger und kleiner geworden war.
Was war hier los? Wie viel Zeit war vergangen? Wo war die Generalin?
»Könnt Ihr eine Chrysalis steuern?« Die Frage der jungen Frau stach durch seine wirbelnden Gedanken. Sie sprach in einem seltsamen Dialekt, den er nicht genauer bestimmen konnte. Dann zog sie ihm die Spritze aus dem Hals und drückte mit den Fingern auf den blutenden Einstich. »Ich brauche Eure Kampfkraft, Eure Chrysalis. Auf der Stelle.«
Qin Zheng bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. Er durfte sich in solch einer unbekannten Situation keine Verwundbarkeit anmerken lassen.
Nachdem er ihren Geistdruck ertastet hatte, gab er ein trockenes Lachen von sich. Für wen hielt sich dieses kleine Mädchen? Hatte ihr denn niemand gesagt, wer er war? Die Chrysalis zusammen mit ihm zu steuern, wäre für sie das sichere Todesurteil. Er bündelte alle fünf Typen Qi mit der ganzen Macht, die er aufbringen konnte, um ihr genau zu zeigen, worauf sie sich da einließ.
Doch nach einigen perplexen Sekunden gab sie immer noch nicht nach. Sie verlangte, dass er auf den Yin-Sitz rückte – den Sitz der Frau – , und drohte ihm damit, ihm weitere Medizin vorzuenthalten, sollte er sich weigern. Es war lächerlich. Und das sagte er ihr auch.
»Wollt Ihr leben oder sterben?«, schrie ihn die junge Frau an. »Das ist eine ganz einfache Frage!«
»Du würdest mich doch sicher nicht …«
»Qin Zheng, ich verfüge Euch gegenüber über zweihunderteinundzwanzig Jahre zusätzliches Wissen in Bezug auf alles, was hier los ist, und ich habe jetzt...
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