Schweitzer Fachinformationen
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Es stinkt!
Meine Füße sind nass!
Ich werde gleich von Kühen angegriffen!
WO BIN ICH DENN HIER GELANDET?
Die Limousine, die Papa und mich abgesetzt hat, ist längst wieder gefahren. Unser Fahrer Uwe hatte es wohl ziemlich eilig, aus Rosenbeuthen wegzukommen. Kann ich gut verstehen. Ich stehe mit meinen neuen weißen Sneakers mitten auf einer Wiese und blicke zwei braunen Kühen in die Augen, die mich hinter einem viel zu niedrigen Drahtzaun anstarren.
Können die eigentlich über den Zaun springen? Und uns aufspießen? Oder zertrampeln? »Chillt mal«, murmele ich leise und versuche, den Kühe-Flüsterer zu geben, während ich mich im Zeitlupentempo rückwärts von ihnen wegbewege. »Wir tun euch nichts und kommen in Frieden, seht ihr? Ihr seid doch garantiert Vegetarierinnen? Wir schmecken auch gar nicht lecker. Papa ist total alt und ich .«
Ich unterbreche mich, denn die eine Kuh kommt einen Schritt näher und ich weiche noch weiter zurück. »Schschsch . Chill . Bleib schön da stehen! Wir wollen gar nicht stören und sind ganz schnell wieder weg, ne, Papa?« Hilfe suchend sehe ich mich nach meinem Vater um. Doch der steht weiter weg am Wiesenrand, beachtet weder mich noch die Gangster-Kühe, hat die Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet und das Gesicht zum Himmel gewandt.
Er lächelt dümmlich vor sich hin und atmet lautstark tief ein und aus. »Mhhhh - aaaaaa!«
Er schnauft dämlich grinsend mit geschlossenen Augen rum, während wir gleich von diesen Aggro-Kühen zu zwei saftigen Schnitzeln verarbeitet werden!
Wieso hat er uns hier an der Wiese aussteigen und nicht bis vors Haus von Eva und Jan fahren lassen?
Wo ist diese . diese Bude überhaupt?
Um uns herum nur Felder und Bäume. Das Gras unter meinen Füßen ist feucht. Ich fühle, wie das Wasser langsam die Schuhe und dann meine Socken durchnässt, und bin froh, dass ich meine brandneue Hose hochgekrempelt habe. Das sieht nicht nur megagut aus, sondern hält wenigstens meine Beine trocken. Eigentlich wollte ich unsere Ankunft im Dorf mit dem Handy filmen und das Ganze dann im Internet posten, aber mit gefährlichen Kühen vor der Nase und nassen Füßen hab ich keinen Bock mehr drauf.
Hinter mir ertönt Gelächter. Ich drehe mich um und bemerke ein Mädchen, das mich lachend anschaut, während es auf einem Fahrrad sitzt und sich mit einem Bein abstützt. Auf den ersten Blick sehe ich grüne Augen hinter einer schwarz umrandeten Brille und ganz viele braune Locken um das Gesicht herum.
Neben ihr steigt Jan gerade von seinem Rad ab. Jan König, Evas Sohn.
Ist das zu fassen, dass die »König« mit Nachnamen heißen und gar nicht adelig sind?
Jan guckt übrigens gerade ziemlich mürrisch zu mir herüber. »Solltet ihr nicht erst in einer Stunde ankommen?« Das klingt ja überhaupt nicht begeistert.
Er hat Sportklamotten an und das Mädchen auch. Doch während sie ihre Locken offensichtlich im Griff hat, stehen Jans Haare in alle Richtungen ab.
Mein Lieblingsfriseur César würde bei seinem Anblick direkt einen Anfall kriegen. »Non, Chéri!«, würde er rufen. »Non! So kannst du nischt erumlaufen! Wo ist dein Styling? Die Aare sind wischtisch!«
Die Braunhaarige schaut zu ihm und dann wieder zu mir. »Oh. Ist er das?«
»Eure Koffer stehen bei uns im Hauseingang.« Jan geht auf ihre Frage nicht ein, sondern blickt mich an. »Man kommt nicht dran vorbei. Die müsst ihr gleich hochtragen, sagt Mama. Außerdem sind die sauschwer. Hast du da Steine drin?« Das Mädchen lacht laut auf. »Ich kann mich auch nie entscheiden, was ich anziehen will. Wenn ich für länger wegfahren müsste, würde ich einfach alle Klamotten mitnehmen. Bist du der Donnie?«
Ich starre sie an und merke, dass ich nicht laut geantwortet, sondern nur gedacht habe. Also nicke ich und versuche, mich cool zu geben und vernünftig vorzustellen, etwas, das wir auch in der Schule ständig üben mussten. »Manieren, Donnie!«, hat mein Lehrer immer wiederholt. »Sei höflich und benimm dich. Zeig, dass du in allen Situationen weißt, was sich gehört.«
Also gehe ich einen Schritt auf sie zu und strecke meine Hand aus: »Ja, hallo, richtig. Ich bin Donnie. Also eigentlich heiße ich Dominik Otto Nikolai Nathaniel Igor Eduard Graf von Traubenborn-Hayn. Donnie ergibt sich durch Zufall aus den Anfangsbuchstaben meiner Vornamen, was mir im Leben vieles erleichtert. Und der seltsame Mann dort hinten ist mein Vater Otto Nikolai Nathaniel Igor Eduard Donatus Graf von Traubenborn-Hayn.«
Ich bin Donnie.
Sie sieht erst verwirrt aus, kichert dann und schüttelt mir schließlich die Hand. »Ah. Echt? Ganz schön viele Namen. Ich bin Livia. Jan hat gerade beim Training erzählt, dass du . dass ihr hierherzieht für ein paar Monate. Spielst du Fußball?«
»Nicht so oft«, sage ich schnell, um nicht wieder wie ein Idiot dazustehen, dann strecke ich auch Jan die Hand hin, die er nur zögerlich ergreift. »Hallo, Jan. Eigentlich vor allem Golf und Tennis. Und ab und zu Kricket.«
Jan lässt meine Hand ganz schnell los. »Ich weiß nicht mal, was Kricket ist. Ich kenne nur Kroketten. Esse ich gern.«
Jetzt lachen alle beide und ich zucke mit den Schultern. »Kricket ist ein Schlagballspiel mit zwei Mannschaften.«
»Schade, wir brauchen dringend einen Torwart, aber dann kommst du leider nicht infrage«, meint Livia. »Ihr seid so was wie Prinzen, oder waren es Grafen? Was macht man eigentlich so, wenn man adelig ist?« Ihre Frage verwirrt mich. Was sollen wir schon machen? »Was meinst du? Papa geht jeden Tag ins Büro. Und ich zur Schule. Und ab und zu verreisen wir.«
Außer, wenn er spinnt und eine Auszeit auf dem Land will. Wie jetzt. Das sage ich aber nicht laut.
»Und deine Mutter? Ist die dann Gräfin?«
»Sie ist bei meiner Geburt gestorben. Aber ich habe noch zwei Großmütter und einen Großvater.« Ich kapiere nicht, was sie eigentlich wissen will.
Jetzt sieht Livia irgendwie erschrocken aus. »Ach, das wusste ich nicht, sorry. Ich dachte . Also, keine Ahnung, was ich dachte. Na ja, dann sieht man sich bestimmt bald. Tschüss, ich muss los!« Sie winkt erst mir und dann Jan zu und radelt davon, bevor ich antworten kann.
Die Kuh rechts am Zaun muht laut und ich springe ein Stück zur Seite. »Woran kann man erkennen, ob eure Kühe aggro sind oder friedliche Absichten haben? Warum habt ihr keinen richtigen Zaun, sondern nur so einen Draht um die Wiese herum? Haben die schon mal jemanden angegriffen?«
Jan runzelt die Stirn. »Was? Wer? Meinst du Ernie und Bert? Warum sollen die jemanden angreifen? Die grasen doch ganz friedlich.«
Die Aggro-Kühe heißen Ernie und Bert?
Ensthaft?
Okay, vielleicht war meine Angst übertrieben, aber woher soll ich wissen, wie man den Blick einer Kuh deutet? So nah war ich noch nie an einer dran.
»Hast du etwa Schiss vor den beiden, oder was?« Jan grinst und schiebt sein Fahrrad ein Stück näher. »Wieso seid ihr eigentlich zu Fuß unterwegs? Wo ist euer Auto?«
Aber wie aufs Stichwort taucht mein Vater doch neben mir auf. Hallo, Jan!«, strahlt er und scheint endlich seinen seltsamen Anfall überwunden zu haben. »Ich wollte das letzte Stück zu Fuß gehen und unsere Ankunft in Rosenbeuthen Minute für Minute genießen. Die Luft. Die Natur. Die Ruhe. Die Weite. Selbst das Grün der Bäume ist intensiver als in der Stadt. Und das Rauschen der Gräser. Es ist einfach fantastisch hier! Nicht wahr,...
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