Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eine gute Beziehung zwischen Halter und Hund bildet die Basis für ein harmonisches Miteinander. Doch um gemeinsam stressfrei durchs Leben zu gehen, gehört mehr. Ein unabdingbarer Pfeiler ist hierfür eine Bindung, die auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt beruht. Nur dann kann ein wirklich stabiles Zusammenleben entstehen.
Eine starke Bindung zwischen Halter und Hund ist also nichts, was wir geschenkt bekommen oder die Hunde mit im Gepäck haben, wenn sie bei uns einziehen. Sie sind in der Regel zwar treue Begleiter und - zwangsläufig - auch stets an unserer Seite. Doch eine wahre Bindung muss aufgebaut und erarbeitet werden. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern erfordert einen permanent liebevollen, konsequenten und artgerechten Umgang mit dem Hund, viel Wissen über sein Verhalten und seine Kommunikationsweise und zudem abwechslungsreiche und individuell angemessene Beschäftigung für Körper und Geist. All das beansprucht jede Menge Zeit und Geduld.
Wir müssen unseren Hunden Führung und Sicherheit geben. Dieser Rückhalt ist von existenzieller Bedeutung für eine stabile Bindung. Lassen Sie Ihren Hund daher nie in einer für ihn stressigen Situation alleine - sei es etwa beim Mobben durch andere Hunde oder bei Gewitter. "Da muss er alleine durch", heißt es oft. Nein, muss er nicht. Und soll er auch nicht. Es ist Ihr Hund und Ihr Hund ist gestresst, unsicher oder ängstlich. Zeigen Sie ihm Ihre Zuneigung und einen Weg aus diesem Konflikt. Und lassen Sie ihn nicht gerade dann im Stich, wenn er Sie am nötigsten braucht.
Im Folgenden möchte ich zeigen, was für eine stabile Bindung notwendig ist. Haben Sie diese mit Ihrem Hund erreicht, wird er keinen Grund mehr sehen, sich gestresst zu fühlen, denn Sie sind ja da und werden, was gerichtet werden muss, schon richten.
Eine Beziehung hat ein Hund zu jedem, den er kennt und mit der er kommuniziert. Treffen sich Hunde und Menschen zum ersten Mal, kann noch nicht von Beziehungen gesprochen werden. Allerdings wird während eines ersten Kontakts bereits der Grundstein für eine Beziehung gelegt. Nach diesem Kontakt sind schon klare Tendenzen zu erkennen, wie die Beziehung einmal aussehen könnte. Um überhaupt eine Beziehung aufzubauen, ist daher immer eine gemeinsame Vorgeschichte nötig.
Eine Beziehung zwischen Halter und Hund entsteht aus verhaltensbiologischer Sicht dann, wenn sich bestimmte Verhaltensweisen entwickeln, die der Hund bei anderen Menschen nicht oder kaum zeigt und die auch ein Mensch nicht oder kaum bei anderen Hunden zeigt. Man spricht hier von einer sozialen Beziehung. Eine soziale Beziehung entsteht, indem Zeit miteinander verbracht wird und gemeinsame Unternehmungen stattfinden. Dabei werden gegenseitig Informationen vom jeweils anderen gesammelt, wie er sich in bestimmten Situationen verhält. Diese Verhaltensweisen können sich gegenseitig beeinflussen. Im Laufe der Zeit wird das Wissen, wie der andere reagiert, immer größer und eine Beziehung entsteht. Herrscht dabei permanent eine positive Grundstimmung, führt das zusammen mit der Vorhersehbarkeit des Verhaltens zu Vertrauen und letztlich zu einer Bindung.
Die meisten Halter wünschen sich eine innige, feste Beziehung zu ihrem Hund. Zwar stehen die Voraussetzungen dafür ziemlich gut, denn unsere Hunde sind eigentlich in allen Belangen absolut von uns abhängig: vom Füttern bis zum Rausgehen, vom Kontaktknüpfen mit Artgenossen bis zum Alleinebleiben, von einer tierärztlicher Versorgung bis zur Schlafplatzvergabe. Doch trotz unserer immensen Bedeutung für den Hund entsteht nicht automatische eine tiefe Beziehung. Auch als Halter muss man sich seinen Stellenwert erst verdienen. Die meisten Hundehalter gehen davon aus, dass sie bedingunslos von ihren Hunden geliebt werden und diese ihnen blind vertrauen. Leider ist dem nicht so: Bindung und Vertrauen muss man sich erarbeiten - bei Menschen wie bei Hunden.
Wie für Kinder die Eltern in der Regel von zentraler Bedeutung sind, so sollten es die Halter auch für ihre Hunde sein und quasi in eine Art Elternrolle schlüpfen, ohne den Hund allerdings dabei zu vermenschlichen. Dies bedeutet nicht weniger und nicht mehr, als dass Halter die Sicherheit ihres Hundes gewährleisten, ihm ein Vorbild in seinem Verhalten sind und ihn artgerecht und individuell fördern und fordern, damit der Hund mit dem Leben in unserer heutigen Gesellschaft klarkommt. Durch Einnahme dieser Elternrolle ist der Grundstein für eine Bindung zwischen uns und unserem Hund gelegt.
Eine Bindung zu seinem Halter setzt beim Hund zunächst eine Beziehung voraus und wird auch nur zu den Menschen aufgebaut, die für sein ganzes Hundeleben von entscheidender Bedeutung sind. Die Beziehungsform, die ein Hund zu verschiedenen Menschen hat, ist in der Regel genau so unterschiedlich wie die Menschen selbst es sind, und ist abhängig davon, welche Bedeutung ihnen beigemessen wird. Eine wichtige Voraussetzung für eine Bindung: Sie kann nicht erzwungen werden. Bindet sich der Hund an seinen Halter, so geschieht das immer freiwillig. Die Qualität der Beziehung, die einer Bindung zu Grunde liegt, ist ausschlaggebend für die Qualität der Bindung.
Bindung beinhaltet wichtige biologische Funktionen, die dafür sorgen, dass beide Bindungspartner sich innerhalb ihrer individuellen Beziehung so wohl fühlen, dass sie die Bindung aufrecht erhalten wollen. Die wichtigsten Funktionen sind dabei eine Stressregulation über soziales Zuwendungs- und Unterstützungsverhalten sowie Fürsorge und Schutz. In einer engen Bindung nehmen Halter die Rolle der schützenden und leitenden Bezugsperson ein, die für ihre Hunde nicht beliebig austauschbar ist. In für sie stressigen Situationen suchen Hunde die Nähe zu genau diesem Menschen. Über bestimmte hormonelle Prozesse (siehe weiter unten), die genau durch diese Nähe zu einem Bindungspartner angeregt werden, beruhigt sich der Hund und sein Stress reduziert sich. Die ungewollte Trennung ihrer Bindungspartner führt im Umkehrschluss allerdings dann auch zu Stress und negativen Emotionen, wenn die Hunde nicht schrittweise an derartige Situationen herangeführt werden. Solch eine Situation wäre etwa das Alleinbleiben zu Hause, während ihre Menschen zur Arbeit gehen.
Als Bindungspartner kommt auf den Halter eine große Aufgabe zu, gerade wenn der eigene Hund leicht in Stress gerät. Mit dem Wissen um die Möglichkeit, jederzeit bei ihm Schutz zu finden, wird ein unsicherer und ängstlicher Hund im Laufe der Zeit gelassener und mehr und mehr seine Umwelt erkunden. Kommt er dabei in für ihn bedrohliche Situationen, die ihn stressen, sollte sein Halter dementsprechend reagieren, um die Erwartungshaltungen zu erfüllen und die Bindung damit weiterhin zu stärken.
Eine feste Bindung stützt sich jedoch nicht nur darauf, dass der Hund, wenn es brenzlig wird, zu seinem Halter eilt und dort Schutz findet. Das bedeutet, es genügt nicht, wenn ein gestresster Hund beispielsweise bei der Begegnung mit einem fremden Artgenossen Hilfe bei seinem Halter sucht, sich zwischen seine Beine quetscht und dort mit Streicheln beruhigt wird. Der Halter muss dem Hund auch die Möglichkeit geben, die Situation selbst zu erkunden. Dieses Explorationsverhalten könnte er damit fördern, indem er sich etwa zusammen mit ihm dem fremden Hund kleinschrittig nähert. Er sollte ihn behutsam und individuell dazu animieren, mit fremden, netten und sozialisierten Hunden Kontakt aufzunehmen. Denn nur ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Bindungs- und Erkundungsverhalten des Hundes macht eine stabile Bindung aus.
Dafür sollten sich Halter für ihre Hunde zudem besonders attraktiv machen. Ein sicheres Auftreten und Authentizität gehören ebenso dazu wie freudiges Interagieren und gemeinsames Erforschen von neuen Dingen und Orten. Und natürlich eine Erziehung, die auf positivem Training beruht. Wenn dann auch noch die Passung stimmt, werden Halter und Hund zu einem unschlagbaren Team. Ein junger Border Collie wird bei einem Rentner mit Arthrosen in beiden Knien nicht in gleicher Weise artgerecht bewegt werden können wie bei einem Sportstudenten.
Was ebenfalls wichtig für eine tiefe innige Bindung ist, ist die Anwesenheit des Halters in belastenden Stresssituationen. Er muss für seinen Hund da sein, bestenfalls natürlich immer. Deswegen sind die Bindungen zwischen Obdachlosen und ihren Hunden meist die besten, denn sie stecken Tag und Nacht zusammen - und das oftmals ein ganzes Hundeleben lang. Ohne diese permanente Verfügbarkeit ist es ansonsten schwieriger, eine starke, innige und vor allem stabile Bindung zu erreichen. Nun ist es heutzutage nicht jedem möglich, 24 Stunden mit seinem Hund zu verbringen. Daher muss ein Halter lernen, in der Zeit, die er mit seinem Hund verbringen kann, ihn vorausschauend, ruhig und souverän zu begleiten und zu führen. Der Hund wiederum muss lernen und erfahren, dass sein Mensch trotz einer zeitweiligen Abwesenheit seine beschützende Verantwortung und soziale Unterstützung wahrnimmt, indem er immer wieder zu ihm zurückkehrt.
Neben einer Beziehung ist die wichtigste Voraussetzung, um eine Bindung zum Hund aufbauen zu können, Vertrauen. Dieses Vertrauen entsteht, wenn ein Hund merkt, dass er sich jederzeit auf seinen Halter verlassen kann. Dieses Gefühl sollte er bereits in den ersten Stunden...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.