Schweitzer Fachinformationen
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In ihrem Elternhaus in einer Kleinstadt in New Jersey will Tess ihre Hochzeit feiern. Ganz bescheiden, ganz familiär, ohne weißen Satin, in einem einfachen, taillierten dunkelblauen Cocktailkleid. Helen, ihre Mutter, gerät in helle Aufregung, wenn sie an die Gäste denkt: sich bekriegende Exfrauen, eifersüchtige Gespielinnen, schreiende Babys - und viel zu viele Psychiater. Aber der Überraschungsgast steht nicht auf der Liste: eine junge Frau in einem Hochzeitskleid aus weißem Satin, komplett mit Schleier. Sie trägt eine Gasmaske, und sie ist bewaffnet.
Während Mutter Helen die Nerven behält und Kontakt zu der Geiselnehmerin aufnimmt, wächst die Anspannung unter den übrigen Gästen. Bin ich gemeint? Und sie beginnen ihre Lebensgeschichten zu beichten, in denen die Unbekannte, die sie da in Schach hält, eine Rolle gespielt haben könnte. Aber dann trifft das Überfallkommando ein und mit ihm Sergeant McCormick - auf den die "Terroristin aus Liebe" es abgesehen zu haben scheint.
Lisa Zeidners verwegener Roman, der als fesselndes Geiseldrama beginnt, wächst sich zu einer Geschichte von Leidenschaft, verratener Liebe und gebrochenen Herzen aus.
Nur so zum Spaß versuchte er manchmal, seinem Schweigen einen sympathischen Unterton zu geben. Ihr auf irgendwie telepathische Weise sein Wohlwollen zu signalisieren. Aber anders als die Hündin schien sie nicht in der Lage, solche Hinweise aufzunehmen. Wenn er ihr über den Arm strich, senkte sie zornig den Blick: Wehe, er würde um Sex bitten. Die Aussichten in diesem Bereich (»sich Zeit für einander nehmen«) schienen allerdings so hoffnungslos, dass er sich bei dem Wunsch ertappte, Joan würde eine Affäre mit dem Trainer von Dans Zwergenfootballmannschaft beginnen, was jedoch höchst unwahrscheinlich war. Zwergenfootball war sexfreie Zone.
Wie viele Ferien-Elternabende noch? Wie viel Mal noch Eis essen mit Grundschulkindern? Wie viele Alle-bringen-was-mit-Picknicks im Schwimmclub? Wie viel Mal noch ein besonderes Frühstück im Bett für Mom am Muttertag? Wie viel Mal noch, Gott steh uns bei, Halloween?
In diesem Jahr war Joan über Halloween auf Geschäftsreise. Sie hatte heftig darum gekämpft, den Termin zu verschieben, und war todunglücklich, als es ihr nicht gelang. Sie hatte eine andere Mutter gefunden, die ihre Kinder begleitete, so dass Simon nur die Tür öffnen und, den Korb mit Süßigkeiten in der Hand, »Fröhliches Halloween!« flöten musste. Sie sagte, sie glaube, das würde er hinbekommen.
Verachtung, hatte die Eheberaterin gewarnt, sei die lauteste Totenglocke für eine Partnerschaft.
»Ich weiß nicht«, sagte Simon. »>Fröhliches Halloween< scheint mir dem Geist des Fests total zu widersprechen. Wäre es in Ordnung, wenn ich die Tür öffnen und >Was willst du denn, Kleiner?< knurren würde?«
Er versuchte zwar, es herunterzuspielen, es verletzte ihn aber zutiefst, wie schnell die Grenze zum schlechten Geschmack in ihrer von der Zeit vergessenen Kleinstadt überschritten war, sogar bei Halloween-Schaufensterdekorationen. Schädel gab es, bei denen alle Andeutungen von Tod und Verfall beseitigt worden waren. Ebenso wenig wiesen blutige Plastikarme und -beine auf brutale Amputationen hin. Gehenkte Personen durfte es nicht geben. Ein offener Sarg war möglich, aber es durfte keine Puppe darin liegen, womöglich noch mit einem Schild »Zu jung gestorben«. Nein, alles war schön, Darfur war Disneyland, sogar Süßigkeiten waren gesund, denn mit Fluorid kriegen Kinder keine Löcher mehr in den Zähnen.
»Und du musst auf den Hund aufpassen«, sagte Joan.
Gerechterweise muss man sagen, dass ihre Ehe sich schon seit einiger Zeit in Auflösung befand - mit Sicherheit seit Rosalinds Geburt. Später würde er sich fragen, ob es vielleicht der Ort war, der Joan in diese schürzenbewehrte Karikatur von Tüchtigkeit verwandelt hatte, die die Kinder vergötterte und grausam zu ihm war, die Kleinstadt-Mom mit Hackebeil. Als er sie jedenfalls an dem Morgen in den Zubringerbus zum Flughafen steigen sah, als wäre ihre Reserveeinheit von der Nationalgarde zum dritten Mal zum Einsatz im Irak einberufen worden, voller Verdruss, weil Simon sie nicht selbst zum Flughafen brachte, obwohl er begreiflicherweise nicht beides konnte, sie hinfahren und die Kinder zur Schule bringen, da wusste er, dass seine Ehe am Ende war.
Simon dachte, sehr vernünftig, dass ihr Hund nichts für fremde Kinder übrig hatte. Joan schlug vor, ihn in den eingezäunten Hof zu bringen.
Was Simon dann auch tat. Aber kaum waren die Kinder zu ihrer Halloween-Tour aufgebrochen, stellte er die Schale mit den Süßigkeiten vor die Haustür und ging in die Küche, um sich ein schönes Kalbskotelett zu marinieren. Später wollte er Ginger, gegen alle Regeln der Hundesicherheit, auf dem Knochen kauen lassen.
Die beige-rote Whippet-Hündin war Simons Triumph. Wenn er nicht gewesen wäre, dann hätten sie jetzt das Maskottchen der Stadt, einen sabbernden Labrador. Seine Hündin war so kooperativ, eine solche Dame, dass sie sich von ihm einen Kalbsknochen aus dem Maul nehmen ließ. Wenn das Kotelett erst einmal draußen auf dem Grill lag, würde sie ganz auf dessen Duft konzentriert sein und sich nicht von klingelnden Halloween-Kindern ablenken lassen.
Simon konnte Ginger (die Kinder hatten sie so genannt; er nannte sie Gin oder Gingivitis) aus dem Küchenfenster sehen. Wie üblich verfolgte sie irgendeine Kreatur, eine Pfote kurz vor dem Zupacken. Gewöhnlich fing sie ihre Beute nicht. Aber hin und wieder tötete sie doch ein Eichhörnchen, das zu blöd zum Weglaufen war. Und so schien es auch mit dem Kaninchen zu sein, das Ginger, als Simon hinauskam, um den Grill anzuzünden, am Genick gepackt hielt und wie verrückt schüttelte.
Sie vollführte ihren Siegestanz, lief lauter Achten um ihr Opfer. Zum Glück war das Tier wirklich tot; er hatte schon diverse zuckende Eichhörnchen mit einer Schaufel endgültig erledigen müssen, und das hatte ihm gar nicht gefallen. Dies hier war ein sauberer Mord, fast ohne Blutfließen, und Ginger war zur Abwechslung einmal nicht verletzt. Vielleicht sollte er die Verarbeitung des Tiers diesmal Joan überlassen - ihr einen Eindruck von seinen vielen Pflichten als Vater vermitteln, die sie nie richtig würdigte; nicht nur, dass er fast alle Mahlzeiten, die nicht aus Hamburgern mit Käse bestanden, selbst zubereitete, sondern er war auch, als moderner Mann, für alles Übrige zuständig. Gras! Schnee! Sicherungskasten! Toilettensaugglocke! Reifendruckmesser! Totgefahrene Tiere, Gingerbeute! Dann klingelte es wieder, aber er konnte nicht zur Tür, denn er musste etwas mit dem Kaninchen unternehmen, weil Ginger es sonst in Stücke reißen würde.
Er spießte es mit der zweizinkigen Grillgabel auf und legte es auf den Deckel vom Gasgrill. Das Kaninchen war wirklich schön, seine schwarzen Augen standen offen, sein weicher Pelz war eine pointillistische Fläche aus Beige- und Brauntönen, hyperreal, wie ein Ausschnitt aus einem Stillleben. Natürlich war das Kaninchen still, es war ja tot. Stillleben mit Gasgrill. Was er jetzt noch brauchte, war eine Birne, eine Scheibe Brie und ein Tranchiermesser.
Kaninchen war noch etwas, was seine Familie nicht aß. Bestimmt gab es im Netz ein Video, wie man Kaninchen häutete, und auch verschiedene Rezepte. Er rannte ins Haus, um seinen Laptop zu holen. Als er zurückkam, stand Ginger auf ihren Hinterläufen und beschnüffelte ihre Beute. Er zog sie weg und hielt sie an ihrem Halsband fest, während er sich auf die Treppe setzte und »Kaninchenzubereitung« googelte.
In dem YouTube-Video von Meisterkoch Mark Gilchrist sah das Häuten und Zubereiten eines Kaninchens gar nicht so schwer aus. Simon schaute genau zu, wie der Koch an der richtigen Stelle einen Schnitt setzte, dann das Kaninchen an seinen Vorderbeinen über den Mülleimer hielt und mit elegantem Schwung die Eingeweide herauszog. Er schaute zu, wie er Beine und Kopf entfernte - »geht ganz einfach« - und dann den Schwanz abschnitt (»es braucht seinen Schwanz nicht mehr«). Wenn man es richtig machte, ließ sich das Fell, wie es schien, bis auf ein paar hartnäckige Flaumreste, in einem Stück abziehen. Simon hob das Kaninchen an seinen Hinterläufen hoch, um Ginger zu zeigen, was er vorhatte. Die Hündin, die noch vollkommen entgeistert war, weil Simon sich in einem solch außerordentlich bedeutenden Moment an den Computer gesetzt hatte, signalisierte ihm mit einem Freudentanz ihre Zustimmung.
Es gab Probleme. Erstens besaßen sie kein Fleischerbeil. Er hatte allerdings eine Axt. Etwas übertrieben, müsste aber gehen.
Zweitens musste man das Tier für Meisterkoch Gilchrists Kaninchenragout über Nacht in Salzwasser legen, um die Bitterkeit loszuwerden - »es lohnt sich wirklich« -, und das Kaninchen dann am nächsten Tag im Ganzen für volle zweieinhalb Stunden kochen, bis das Fleisch sich vom Knochen löste. Offensichtlich ließ sich hier nichts beschleunigen. Ein Ragout war also nicht drin, aber Simon liebte gegrilltes Kaninchenfleisch, schön dunkel glasiert und vielleicht mit ein paar Preiselbeeren. Wenn er das Tier erst einmal gehäutet hätte, könnte er sich bestimmt ein paar Stücke abschneiden, die sich zum Grillen eigneten. Und wenn die nicht essbar wären, hätte er immer noch sein Kalbskotelett.
Die Hündin umtanzte ihren Meister zufrieden, solange er das Kaninchen in der Hand hielt. Die Vorbereitung dauerte ewig. Erst einmal musste er die Axt in der Garage suchen gehen und säubern. Als Nächstes stellte sich die Frage, auf welcher Unterlage er das Kaninchen zerhacken konnte. Er fand in der Garage ein paar Holzbretter, reinigte sie von Dreck und toten Käfern und trug sie in die Küche. Sie sollten die Arbeitsfläche vor einer abrutschenden Klinge schützen.
Jedes Vorhaben besteht zu drei Vierteln aus Vorbereitung. Und der Rest ist vor allem Aufräumen. Dazwischen liegt der kurze schöne Moment des eigentlichen Tuns. In der Ehe war es ziemlich ähnlich: Liebeswerben und Scheidung waren Vorbereitung und Säuberung, und beides nahm man hin wegen des Sekundenbruchteils Glück, wenn man Farbe an die Wände streicht. Und auch das Leben der Hündin verlief ähnlich, allerdings schlief Ginger wenigstens die meiste Zeit zwischen Fressen und Jagen.
Irgendwann stellte Simon belustigt fest, dass das Kaninchen lässig über seiner Schulter lag, während er herumspazierte wie ein Bauer in Kniebundhosen aus einem Historiendrama der BBC. Kam in Liebende Frauen nicht ein totes Kaninchen vor? Demnächst würde er noch mit einem der durchgeknallten Trainer der Zwergenfootball-Liga auf einem Bärenfell ringen.
Er hatte natürlich nicht erwartet, dass er sich so geschickt wie ein gelernter Koch anstellen würde. Aber um ehrlich zu sein, verlief die Sache wirklich miserabel. Es gelang ihm nicht, den...
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