Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Schon immer wollte der Mensch hoch hinaus: Er wollte und hat die höchsten Berge bestiegen. Er wollte fliegen und hat es geschafft (wenn auch nicht aus eigener Kraft). Auch Gebäude in die Höhe zu bauen, war oft ein wichtiges Bestreben - und wie bei den beiden vorangegangenen Beispielen ebenfalls nicht so leicht umzusetzen. Technologische, physikalische und auch finanzielle Grenzen bremsten Bauherren und Architekten über Jahrhunderte.
Tempel, Türme, Grabanlagen (vor allem Pyramiden) - wenn es hoch hinausging, sollte der Betrachter erschaudern und sich in Demut üben. Beeindrucken sollte diese Gebäudeart von Anfang an, ja Türme und andere Hochbauten dürften die Gebäudeform sein, die am meisten auf Wirkung und Effekt abzielt - und im wahrsten Sinne des Wortes herausragen soll. Gerade in der Antike ging es nur um das Imponieren - um einem Gott oder anderen Mächten zu huldigen oder die Untertanen zu beeindrucken. Für eine praktische Nutzung kamen die Bauten seinerzeit eher nicht infrage, es waren Prestigeobjekte.
Viele Jahrhunderte später - überwiegend ab dem Mittelalter - kamen Kirchtürme hinzu und noch viel später, 1890, das Ulmer Münster mit dem bis heute höchsten Kirchturm der Erde: 161,53 Meter. Eine wesentlich weltlichere Bestimmung hatte da der Leuchtturm von Alexandria (etwa 300 v. Chr.), mit etwa 115 bis 160 Metern bis ins 20. Jahrhundert der höchste Leuchtturm, der je erbaut wurde. Doch auch er sollte nicht nur Schiffen den Weg in den Hafen weisen, sondern wohl auch im übertragenen Sinne ein Leuchtturm sein, sonst hätte er es kaum in die Liste der sieben antiken Weltwunder geschafft.
Haben also sakrale und Prestigebauten schon lange eine imponierende Höhe erreicht, hielten sich die Dimensionen bei - nennen wir es einmal geschäftlichen und praktischen Nutzungsarten lange in Grenzen. Auch und gerade in europäischen Städten kannte man durchaus die Knappheit von Baufläche. Höher als drei, vier Stockwerke ging es jedoch meist nicht hinaus, zumal zum Wohnen. Als erstes Hochhaus Europas kann man das Augsburger Rathaus (erbaut 1624) ansehen. 200 Jahre lang war es mit 57 Metern das höchste nichtsakrale Bauwerk der Welt.
Erst moderne Technologien, Methoden und Materialien, Stahl, Stahlbeton, Skelettbauweise, Elektrizität und vor allem die Perfektionierung von Fahrstühlen (im Hinblick auf Sicherheit und Absturzvorrichtungen) haben dafür gesorgt, dass hohe Gebäude »funktionieren«. Auf diese Weise konnte man diese Art Bauten nicht nur stabil errichten, vielmehr waren Nutzer und Bewohner nur so in der Lage, in akzeptabler Zeit und auch sicher in die oberen Etagen zu gelangen. Vor Einführung dieser Innovationen ergab das Bauen von Hochhäusern keinen Sinn, ja war praktisch und ökonomisch schwer möglich.
Nun, mehr als zwei Jahrtausende nach dem Turmbau zu Babylon, entstanden die Tempel der Neuzeit: Bekanntlich haben vor allem in Amerika die ersten Hochhäuser an den Wolken gekratzt, gerade in New York und in Chicago, später in Ostasien und dort besonders Hongkong - und zwar vor allem auch wegen explodierender Grundstückspreise. Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts traten Bauherren, Investoren und zunehmend auch Staatslenker in einen Wettstreit um das höchste Gebäude, der mit dem Burj Khalifa in Dubai seinen vorläufigen Rekordhalter gefunden hat. Auch hier muss man keine ausgeprägte Menschenkenntnis besitzen, um festzustellen, dass Prestigesucht ein wichtiger Treiber war. Von den 828 Metern sind nämlich nur 638 nutzbar, denn dort, in der 163. von 189 Etagen, endet der Lift. Burj Khalifa hält den Bestwert bereits seit 2010 (aber wohl nicht mehr lange). Er ist das Gebäude mit der höchsten genutzten Etage, dem höchsten Dach und der höchsten Aussichtsplattform. Er ist zudem das welthöchste Gebäude, das auch Wohnzwecken dient. Bei klarer Sicht ist der Turm aus 100 Kilometern Entfernung zu erkennen.
Sein Vorgänger Taipeh 101 in der gleichnamigen taiwanesischen Hauptstadt mit 101 Stockwerken hatte nur wenige Jahre die Nase vorn und ist mit 508 Metern deutlich kürzer. Doch auch der Burj Khalifa wird bald zumindest auf den zweiten Platz verwiesen werden. Mehrere Projekte sind nämlich längst in Planung - und die genaue Höhe oft ein Staatsgeheimnis. Zahlen von einem Kilometer sind im Gespräch. All dies hat technologische und physikalische Grenzen - aber wo? Es scheint, als wolle der Mensch den Wunsch zu fliegen mit jenem des Hochbauens, Hochlebens und Hocharbeitens verbinden.
Und warum das Ganze? Natürlich spielt der angesprochene Platzmangel in den Metropolen, in denen sich alles drängt und wohin es jeden zieht, eine wichtige Rolle. Dabei haben auch Wolkenkratzer und Hochhäuser ihren ökologischen Fußabdruck. Aber es ist, einfach gesagt, auch umweltfreundlicher, dicht zu bauen und kompakt zu leben, statt Flächen zu zersiedeln und Verkehr zu generieren. Denn es ist nun einmal ein wesentliches Merkmal und ein Vorteil von Hochhäusern, viele Wohnungen auf einer relativ geringen Grundfläche zu errichten. Auch wenn das Motiv, hoch zu bauen, (noch) nicht im Umweltschutz liegen dürfte, so ist er doch ein Wesenszug und ein gewichtiges Argument. Hinzu kommt ebenfalls etwas Naheliegendes, obwohl dieser Druck in Deutschland und Europa aufgrund eines eher begrenzten oder sogar stagnierenden Bevölkerungswachstums nicht so groß ist: In manchen Weltgegenden geht es nur noch nach oben, weil die Metropolen selbst ohnehin schon in die Landschaft gewuchert sind und alles versiegelt haben.
Es ist kein Geheimnis, sondern geradezu eine extrem öffentliche Aussage: Natürlich sollte und soll der Bau eines Hochhauses - etwa durch einen Großkonzern oder eine Bank, die dort ihren Sitz haben - etwas mitteilen: »Wolkenkratzer sind seit Langem mit der Finanzdienstleistungsbranche und der Demonstration von Wohlstand verbunden. Hochhaustürme sprechen vor allem Unternehmen an, die ein Statement abgeben wollen«, formuliert es die Unternehmensberatung CBRE4 im Hinblick auf die geschäftlichen Nutzer eines Hochhauses wie etwa Banken. Freilich hat der (relativ teure) Bau in die Höhe auch einen ökonomischen Hintergrund, bei allem Wunsch, die Nummer eins zu sein oder etwas darzustellen. Die Gebäude haben ein solch hohes Investitionsvolumen, dass selbst milliardenschwere Scheichs mehr brauchen als die Genugtuung, das höchste Gebäude zu haben (und so musste mitten in der Finanzkrise 2008/2009 auch das Nachbaremirat von Dubai, Abu Dhabi, einspringen, um den Bau des Burj Khalifa zu vollenden). Ein Hochhaus muss Geld einspielen, und so ist die Nutzung zuallererst auch von geschäftlichen Themen geprägt, also vor allem Büros und mit großem Abstand Hotels - obendrauf dann gern ein Penthouse.
Womit wir beim »vertikalen Wohnen« wären, dem Thema, um das es im Hinblick auf Hochhäuser und Türme in diesem Buch gehen soll. In hohen Häusern zu wohnen, das scheint auf den ersten Blick erst die dritte Nutzungsart zu sein, obwohl es auf der Hand liegt. Doch von wenigen Ausnahmen abgesehen, ergaben die modernen Hochhäuser ökonomisch vor allem durch eine Büronutzung oder bei Hotelbauten (und jeweils entsprechend hohen Mieten) Sinn. Der Fokus lag auf dem Geschäftsleben, weniger auf Wohnungsnutzern.
Je nach Marktlage und Zyklus ist solch ein Mechanismus aber Schwankungen unterworfen, und vor einigen Jahrzehnten war der Bedarf nach Wohnnutzung da - oder wurde geschaffen. Auch bei reinen oder überwiegenden Wohnhochhäusern war New York Vorreiter und ebenso Hongkong. Viele Projekte sind dabei aus bestehenden Büroimmobilien entstanden, sodass am Anfang der Geschichte eine sogenannte Mischnutzung (Mixed-Use) stand, worauf ich noch eingehen werde.
Das höchste Wohngebäude steht - wie sollte es anders sein - in New York: 423 Park Avenue mit 425,50 Metern und 96 Stockwerken. Auf den nächsten vier Plätzen folgen Wolkenkratzer allesamt in Dubai mit Höhen von 343 bis 414 Metern. »Derzeit« muss man bei all diesen Rekorden als wichtiges Attribut hinzufügen, denn weltweit sind etliche Projekte im Bau. Schließlich ist Wohnen in luftiger Höhe ein starker Trend.
In Europa, zumal Deutschland, werden dagegen kleinere Brötchen gebacken. Wohnhochhäuser sind längst nicht so populär, weitverbreitet und selbstverständlich wie in den USA, Südamerika (etwa São Paulo, wo die weltgrößte Hubschrauberflotte die Bewohner hin- und herfliegt; nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern wegen der Sicherheit), Asien oder in den Golfstaaten. Die Gründe dafür sind vielschichtig und ich werde im Laufe des Buchs darauf zurückkommen. Hierzulande werden die Wohnhochhäuser jedoch ebenfalls immer mehr. Der eindeutige Trend nach oben hat auch Deutschland erfasst: Die Menschen wollen im Herzen der Stadt (dort ist der Platz begrenzt) und in bestimmten Städten wohnen. Daher konzentrieren sich die Projekte auf eine Handvoll Städte in...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.