Schweitzer Fachinformationen
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Und da durchfährt es mich, als die Mickerficker der schönen Chica nachsteigen, im Disturbomodus, und ihr dreckig ins Ohr sülzen: Ich kann mich in ein andres Leben hangeln, wenn ich diese fokkin Meridianer trashe. Bin schließlich tot auf die Welt gekommen und habe kein Fünkchen Schiss. War schon immer so und eben auch, als ich einem der Mickerficker das Gebiss poliert habe, der hatte die Chica angebellt, und die, ohne ein Wort, hat bloß die Straße fixiert, wo der Bus auftauchen musste, ganz angeflaut, erst recht, als ihr der Pinscher den Hintern abgegriffelt hat mit seinen verseuchten Schnulzfingern. Da habe ich die Leinen gekappt, die mich an den Ladentisch der Book vertäuten, wo ich arbeite, habe gespürt, wie der Staub um mich herum in Aufruhr geriet, und bin rausgeschossen, um mir die Fäuste an seiner Schnauze zu stauchen, was hatte ich zu verlieren, wo ich nie was besessen habe. Komme dem Fips also von hinten und schwengle ihm den Schuh gegen den Knöchel, der krümmt sich wie eine Nacktschnecke, die an Regentagen die Scheibe runterkriecht, schön langsam, dann schwinge ich ihm mit voller Wucht einen olympischen Haken hinten gegen das Oberlicht.
Zack! Bumm! Kawatsch! Ich niete ihm die Zähne um, bis er nur noch sein rotes, feistes Mus sieht, wie er da großspurig rumzippert, der Länge nach auf den Gehweg gelümmelt, die Beine gegrätscht. Da hatte sich schon ein Häufchen um mich zusammengeballt, denn immer wenn es auf der Street Geklopfe gibt, pflanzen sich Mickerficker neben Mackerfacker, um aus erster Reihe zu glotzen.
Sagt einer der Fipse zu mir:
»Fokkin, men, nicht auf die fiese Tour, Drecksmex, mach's wie die Machines.«
Und schon stürzt er sich mit blitzendem Eisen zwischen den Zähnen auf mich wie diese Hunde, die alles zerfetzen, was sie zu fassen kriegen, und automatisch verpasse ich mit demselben Fuß, mit dem ich den ersten zerlegt habe, dem zweiten einen Bazookatritt zwischen die Stelzen und holze ihn um. Bevor er zu Boden gegangen ist, habe ich noch gesehen, wie seine Augen weiß wurden; die Eier sind ihm wohl durch den Arsch hirnwärts gewandert. Und er schlägt hin, schön der Nase nach.
Da hat in dem fokkin Häufchen niemand mehr den Macker spielen wollen, die haben mich bloß angeglotzt, blau angelaufen, eingeschrumpft, wie von der Luft gequetscht.
Dann habe ich mich nach der Chica umgesehen, na ja, wollte wissen, ob's ihr gut geht, aber die war weg. So viele Mickerficker standen um mich rum, dass ich nicht wusste, war der Bus schon gekommen oder hatte sie sich irgendein Mackerfacker unter den Nagel gerissen und in die Nebengässchen gezerrt, wo die Häuser Rattennester sind.
Eine Schwarze, die das Desaster mit angesehen hat, drängt sich zu mir und zieht mich am Arm aus der Meute, während ein paar Mickerficker noch versuchen, den beiden Säcken auf dem Gehweg Luft zuzuwedeln; bringt mich zur Ecke, die Schwarze, und sagt:
»Mammamia, Sackfratze, hast grad das Wespennest geschüttelt, mach dich dünne, sonst gibt's Ärger, hier atmest du nicht drei Sekunden länger.«
Ich mache mich vom Arm der Schwarzen los, lasse sie an der Ecke allein weiterquatschen, überquere die Straße Richtung Buchhandlung, um wieder die Fliegen zu bedienen.
[Ah, so gut hatte ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich kopfüber in den Río Bravo gesprungen war, wäre fast abgeschwirrt dabei, aber meine Arme haben mich wieder nach oben befördert, Stunden später, mehr tot als lebendig, als atmete ich zum ersten Mal. Da hat mich endgültig der Bammel vor allem Grobzeug verlassen, am Fuß des Wassers, auf dieser Seite des Abgrunds.]
Am Ladentisch der Book überfällt mich der Chief wie eine Sense von hinten und fragt:
»Hast du was verkauft, Scheißfilzlaus?« Dann tritt er ans Schaufenster und bellt: »Fuck, was ist an der verdammten Ecke los?«
Ich zucke mit den Schultern, den Wischwedel in der Hand, denn ich hatte das Abstauben unterbrochen, um die Mickerficker zu zerlegen und die Chica zu verteidigen.
»Hund überfahren«, sage ich mürrisch und schnaufe gravitaben genervt. Ich blicke nach draußen und kriege einen Gurgelknoten, einen Schwinger gegen den Magenmund: Die Chica kommt über die Straße Richtung Buchhandlung.
Erde, verschluck mich.
Die Eier verschrumpeln mir vor Schreck.
Ich kann nicht mal schlucken.
Ich sehe vor mir, wie ich unter ihrem Blick sekundenschnell in der Luft verdampfe, im Nu flüchte ich ins Transparente.
Der Chief sieht sie auch und sagt mir musketierisch:
»Die bedien ich, Stinkwanze«, macht mir ein Zeichen, ich soll mich zu den Regalen hinten verziehen, damit ich ihn nicht vor dem Goldvogel blamiere, und streicht sich den Spitzbart.
Die Chica tritt über die Schwelle, zerzaust heillos die Luft, würdigt die Bücher im Regal und auf den Tischen keines Blickes, geht weiter und pflanzt sich vor den Ladentisch. Der Chief plustert die Brauen und fährt die Augen spazieren, als wollte er dem Prachtstück bloß nicht in den Ausschnitt glotzen.
Ich blicke starr zu Boden, fühle mich als Schiffbrüchiger im papiernen Büchermeer.
Mein Mund ist so trocken, dass ich mit der Luft zu gurgeln beginne.
Sie sagt Gott weiß was zu ihm, denn ich höre nichts mehr, spüre nur meine Schläfen mit tausend Stundenkilometern flattern. Der Chief winkt mich rüber und sagt mir mit Peanutsstimme fast ins Ohr:
»Was hast du mit der angestellt, fokkin Filzlaus, die will mit dir reden!«
Der Chief entfernt sich ein paar Schritte, tut so, als sähe er nicht hin, aber ich weiß, er hat Augen hinter den Ohren und Ohren in den Pupillen. Die Chica mustert mich von Kopf bis Fuß, als durchbohrte sie mich, als wäre ich aus Rauch, und bevor sie kehrtmacht und den Laden verlässt, sagt sie bloß:
»Thanks, Chico . und no thanks. Brauch keine Helden, you know?«, macht kehrt, und ich spüre, wie alle ihre Kurven, ihre Lippen, ihre Brüste, ihr Geruch meine rot angelaufene Grottenolmhaut wie ein Hurrikan beuteln. Der Chief glotzt ihr auf den knallroten Hintern, als sie durch die Tür geht und die Straße in Richtung ihres Hauses überquert. Ich verteile mich über alle Bodenkacheln, verspritze mich als irgendein klebriges Zeug. Der Chief dreht sich um und sagt gallig:
»Scheißbastard, was zum Teufel war das?«
Ich zucke wieder mit den Schultern und habe nicht übel Lust, an Ort und Stelle zu reihern, inmitten all der Liter Tinte, die die Druckereien verbraucht haben müssen, um all die Bücher mit Buchstaben zu bespritzen. Aber das ist nicht die Angst vor der Prügelwut. Beim Streit vor der Tür hatte ich den Puls eines mumifizierten Kataleptikers. Die Gleichmut in Person. Ich hätte ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln können, während ich die Mickerficker auf den Rückenpanzer drehte. Nein, der Bammel kommt bei den Chicas, vor allem bei den schönen, den leicht koketten; mir hüpft da was im Wanst, wenn ich nur dran denke, dass ich einer nahe komme, mir scheint, ich darf nicht mal dieselbe Luft wie sie atmen; das Knochenmark verbrutzelt mir, sobald ich ihre Haut nur mit den Blicken streife. Beim Prügeln stehe ich meinen Mann, klare Sache. Aber die Kurven bringen mich ins Schleudern, katapultieren mich in den schlimmsten meiner Abgründe. Als die Chica aus der Book gerauscht war, fühlte ich mich jedenfalls elend, umgestülpt und ausgeleiert.
Und keinen Piep, keinen Piep hatte ich ihr sagen können.
»Scheiße Mann, was war das?«, der Chief reißt mich aus meinem benebelten Beben.
»Nichts, Chief«, ich klaube wieder meine Einzelteile bis zur Hypophyse auf. »Die Chica wollte eine Zeitschrift, die wir nicht haben«, sage ich dem Quälsack, damit er seine Nadel nicht mehr in den klaffenden Riss bohrt, der sich da in meiner Brust auftut.
»Biblischer Bastard, wie sollen wir uns über Wasser halten, wenn du nicht mal eine Scheißzeitschrift verkaufen kannst, he? Fuck. Fuck. Fuck.«
Und ich, ganz umwölkt, bis zum Ekel von meiner eigenen Kotze verschluckt.
Ich kann nicht schlafen, starre nur ins verwaschene Dunkel, das mir in die Iris sticht, die Poren aufbohrt, um sie mit Kälte zu füllen, jawohl, oben auf dem Dachboden, den mir der Chief überlässt, damit ich in der Buchhandlung bleiben kann, hier oben, umahnt von honigsüßen Spinnen, eingebautem Ungeziefer in den Wänden, bereit, mein Fleisch zu bespringen. Kamikazespinnen. Und nein, ich kann nicht in den Schlaf tauchen, stelle mir die Chica vor, die an der nackten Glühbirne schwingt, bis alles Glas zerscherbt ist, und mich mit dunkelvioletten Nägeln mitten in der Nacht erdolcht. Ja mir scheint, ich kann sogar das Zwiegeraspel ihrer Hände hören, die mir die Haut zerreißen, mich zerfetzen wie eine Zeitung...
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