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Der ferne Ruf der Freiheit
New York, Ende des 19. Jahrhunderts: Sarah Mayfield soll gegen ihren Willen verheiratet werden. Als ihr Verlobter sie vergewaltigt, wenden sich ihre Eltern aus Angst vor einem Skandal von ihr ab. Da erscheint ihr die Zeitungsanzeige von Joseph Rankin wie ein Wink des Schicksals: Der Cowboy aus Wyoming sucht eine Frau zum Heiraten und als Unterstützung auf seiner Ranch. Sarah sieht ihre Chance gekommen, den starren Konventionen der New Yorker Gesellschaft zu entfliehen, und reist auf Einladung von Joseph nach Wyoming. Aber das Leben im Westen ist schwieriger und rauer, als sie es sich je hätte vorstellen können ...
Eine Cowboy-Romance aus dem Westen der USA für alle Fans von Linda Lael Miller, Jennifer Ryan und Lita Harris.
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Wie jeden Samstagabend trug Sarah eines ihrer schönsten Kleider, als sie die geschwungene Treppe in den Salon hinabstieg und ihre Eltern begrüßte. Das cremefarbene Chiffonkleid mit den aufgestickten Schmetterlingen, das sie erst vor einer Woche bei Lord & Taylor gekauft hatte, betonte ihre schlanke Taille und bot einen angenehmen Kontrast zu den getäfelten Wänden und dem weinroten Teppich im Salon. Ihre schulterlangen blonden Haare hatte sie mit einem Kamm und einigen Nadeln zu einem Knoten hochgesteckt. Ihr Gesicht trug einen Hauch der für sie hergestellten Creme und wirkte im Lichtschein des elektrischen Kronleuchters so alabasterfarben, wie es ihr Vater mochte. Ihre ausdrucksvollen Augen leuchteten, auch ohne dass sie lächelte, ein Erbe ihrer Mutter, die ihre natürliche Ausstrahlung in der Ehe mit ihrem strengen Gatten aber längst verloren hatte und kaum noch lächelte.
»Du kommst spät, Sarah«, sagte ihr Vater, ein kräftiger Mann mit dem misstrauischen Blick und den harten Gesichtszügen eines erfolgreichen Geschäftsmannes, der dafür bekannt war, dass er noch um winzige Dollarbeträge feilschte. »Disziplin und Pünktlichkeit, diese beiden Tugenden helfen auch einer jungen Frau wie dir, sich im Leben zurechtzufinden.« Er strich einen Fussel vom Revers seines Gehrocks, zog seine Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. »Und vergiss bitte nicht, dass ich heute noch mit dir reden will. Nach dem Dinner.«
An der Art, wie sich ihre Mutter plötzlich abwandte und verschämt zu Boden sah, erkannte sie, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste. Wahrscheinlich ihre Zukunft - wieder einmal. Sie war von einem Privatlehrer unterrichtet worden, hatte Tanzen, Reiten und sogar Tennisspielen gelernt, spielte leidlich Klavier, doch ihren innigsten Wunsch, auf ein College zu gehen und zu studieren, hatte ihr Vater ihr nie erfüllt. »Für eine Frau deines Standes ziemt es sich nicht, einen Beruf auszuüben«, hatte er geantwortet, »du solltest heiraten, Kinder bekommen und dich in der Gesellschaft engagieren wie deine Mutter.«
Aber beim Dinner, so verlangte es die Etikette, wurde nicht über Probleme gesprochen. Man unterhielt sich über belanglose Themen wie das Wetter, das in New York meist zu wünschen übrig ließ, auch wenn der Frühling diesmal früher als gewöhnlich begonnen hatte und im Central Park die ersten Blumen blühten. Ihr Vater legte großen Wert auf höfliche und von der europäischen Aristokratie überlieferte Umgangsformen, besonders beim samstäglichen Abendessen, das beinahe genauso formell ablief wie eine feierliche Dinnerparty mit angesehenen Gästen. Er blickte sie schon vorwurfsvoll an, wenn sie das Gemüse mit dem Messer statt mit der Gabel zerteilte, oder die Gabel mit den Zinken nach oben zum Mund führte. Und wenn sie das Wort erhob, ohne ihn vorher mit einem fragenden Blick um Erlaubnis zu bitten, wies er sie zurecht. Der sich lautlos über den dicken Teppich bewegende Diener nannte jede Speise beim Namen, während er sie servierte, und wusste auch den passenden Wein zu bestimmen. Sarah beließ es bei kühlem Quellwasser und nahm nur zum Nachtisch ein Gläschen Malagawein.
An diese Rituale hatte sie sich längst gewöhnt, empfand einige sogar als angenehm, weil sie einem halfen, die Anforderungen der besseren Gesellschaft zu erfüllen, und sie es liebte, sich zu formellen Anlässen in hübschen Kleidern zu zeigen. Auch hatte sie nichts gegen eine Ehe und Kinder und nahm gern ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen wahr, doch in stillen Stunden, wenn sie allein in ihrem Bett lag, träumte sie manchmal von den ungeahnten Möglichkeiten, die ihr als gebildeter Frau offenstehen würden, wenn es ihr möglich wäre, das enge Korsett abzustreifen.
Nach dem Dinner kehrten sie in den Salon zurück. Ihr Vater bat sie, auf einem der mit weinrotem Samt bezogenen Sessel Platz zu nehmen. Als ihre Mutter den Raum verlassen wollte, hielt er sie zurück. »Ich will, dass du dabei bist, Catherine. Es geht um die Zukunft unserer Tochter.« Aus Rücksicht verzichtete er auf seine gewohnte Zigarre und setzte sich ebenfalls. Sie warteten, bis der Diener den Kaffee serviert und die Tür geschlossen hatte.
»Sarah«, begann er bedeutungsvoll, »du bist eine außerordentlich hübsche und attraktive Frau. Du weißt dich in der Gesellschaft zu benehmen, verstehst es, dich jedem Anlass entsprechend zu kleiden und gehörst auf jedem Ball und jeder Einladung zu den am meisten bewunderten Gästen. Du spielst Tennis, machst eine gute Figur im Damensattel und hast es beim Klavierspielen zu einer Meisterschaft gebracht, um die dich selbst erfahrene Pianisten beneiden. Und du bist die einzige Tochter einer alteingesessenen New Yorker Kaufmannsfamilie, die es zu Ansehen und Wohlstand gebracht hat.«
Sarah ahnte, worauf ihr Vater hinauswollte. Sie bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen, und wartete darauf, dass er weitersprach.
William P. Mayfield war kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredete. »Und dennoch machen sich deine Mutter und ich große Sorgen um dich. Du bist jetzt fünfundzwanzig, zu alt, um noch auf einem Debütantinnenball zu tanzen. Die meisten der jungen Frauen in deinem Alter sind bereits verheiratet und haben Kinder. Doch zwei außerordentlich geeignete Gentlemen, die sich um dich bemüht haben und auch uns zugesagt hätten, wurden von dir abgewiesen .« Er räusperte sich missbilligend. ». nicht immer in der angemessenen Weise, wie sie einer jungen Dame der Gesellschaft zusteht. Harry Morgan wollte sogar in unsere Firma investieren, und der stammt, wenn ich dich daran erinnern darf, aus der bekannten Reederfamilie! Aber du musstest ihn ja mit einem läppischen Brief vor den Kopf stoßen. Auch Stephen White hast du den Laufpass gegeben, ohne dich vorher mit uns zu besprechen. Dass er der Sohn des Eisenbahnmillionärs ist, hat dich dabei wenig gekümmert. Du erinnerst dich hoffentlich, mit welchen Schwierigkeiten wir zu kämpfen hatten, um die Schmach aus der Welt zu schaffen.«
Ihr Vater griff nach einer Zigarre, biss die Spitze ab und drehte sie prüfend in einer Hand, zündete sie aber nicht an. »Noch stehst du in deiner jugendlichen Blüte, Sarah, aber das wird nicht immer so bleiben. Im Club kam sogar schon die Frage auf, ob du vorhast, einmal als alte Jungfer zu sterben. Nicht dass mir jemand eine solche Bosheit ins Gesicht gesagt hätte, aber als Geschäftsmann habe ich gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen.« Er blickte die Zigarre an und überlegte wohl angestrengt, ob er sie doch noch anstecken sollte.
Sarah strich sich mit beiden Händen den Rock glatt und holte tief Luft. »Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen musste, Vater«, erwiderte sie mit fester Stimme, »ich wollte dir keine Schwierigkeiten bereiten. Aber Harry ist ein dummer Egoist, der nichts als sein Vergnügen im Kopf hat und lediglich an meinen Reizen interessiert war. Er würde mich bei der erstbesten Gelegenheit betrügen. Und Stephen gab offen zu, dass er mich nicht liebt und nur eine Frau sucht, damit alles seine Ordnung hat. Ich denke nicht daran, mich mit solchen Männern abzugeben. Wenn ich heirate, dann nur einen Mann, den ich liebe und mit dem ich mein ganzes Leben verbringen möchte.«
»Sarah!«, herrschte ihr Vater sie an.
Ihre Mutter warf ihm einen mahnenden Blick zu. »Ich weiß«, sagte sie, »als junges Mädchen ist man oft anderer Meinung, aber es gibt Wichtigeres als Liebe. Eine Frau sollte ihrem Mann eine treue und verlässliche Partnerin sein und ihm helfen, das Leben zu meistern. Wenn ein Mann abends von der Arbeit zurückkehrt, muss er ein Heim vorfinden, in dem er sich wohlfühlt, und eine Frau, bei der er alle Sorgen vergessen kann.«
Sarah gefiel die Richtung nicht, die das Gespräch nahm. Natürlich wusste sie, dass eine gute Ehe nicht nur auf Liebe und Leidenschaft gründete wie in den kitschigen Romanen, die sie manchmal las. Viele Ehen wurden aus Vernunft geschlossen, oder weil es keine passenden Partner in ihren Kreisen gab. Dann lag es an den Eheleuten, sich zu arrangieren, vernünftig miteinander zu verkehren und das Glück zu finden, das sie sich erhofft hatten. Aber abgefunden hatte sie sich mit dieser Regelung nie.
Ihr Vater lenkte die Aufmerksamkeit mit einem erneuten Räuspern auf sich. »Wir haben einen solchen Mann für dich gefunden, Sarah. Einen intelligenten Gentleman aus einer angesehenen Familie, der dir ein guter Mann sein wird und dir die Sicherheit bietet, die eine Frau deines Standes von ihrem Ehemann erwarten kann.«
Sarah fuhr von ihrem Sessel hoch und funkelte ihren Vater an. »Was habt ihr getan? Ihr habt einen Mann für mich ausgesucht? Und ich werde nicht mal gefragt?«
»Sarah!«, wies ihre Mutter sie zurecht.
Sarah setzte sich widerwillig und unterdrückte die barschen Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Es fiel ihr schwer, ohne aufzubegehren in ihrem Sessel zu verharren.
Ihr Vater hatte anscheinend nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet und war für einen Moment verwirrt. »Versteh mich nicht falsch, mein Kind«, sagte er. »Wir wollen dich zu nichts zwingen, aber du lässt uns keine andere Wahl, als deiner Zukunftsplanung ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Du wirst den jungen Mann mögen. Er hat bereits zugesagt, dich morgen nach dem Mittagessen zu einer Spazierfahrt in den Central Park abzuholen, sodass ihr genügend Zeit haben werdet, Bekanntschaft zu machen und weitere gemeinsame Ausflüge zu vereinbaren.« Er lächelte milde. »Meine Schwester Honora wird euch als Anstandsdame begleiten.«
Sarah ahnte, wie schwer es ihrem Vater fallen musste, ein so ungewöhnliches Rendezvous zu arrangieren. Normalerweise hätte man auf einem Ball das Interesse am gewünschten...
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