Wie werde ich Schritt für Schritt zum Imker?
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icherlich sollte man das Autodidaktische bei solch einer Tätigkeit wie dem Imkern nicht unterschätzen. Zumal sowieso die Praxis immer die beste Schulung für den Neuling ist. Dennoch sollte man sich an dieses Unterfangen nicht ganz allein heranwagen. Es ist schon eine Verantwortung, die man der Natur und dem Bienenvolk gegenüber hat. Und es ist ja eigentlich kein Problem, einem erfahrenen Imker mal ein wenig über die Schulter zu gucken.
Fragen kostet ja nichts und wahrscheinlich sind alle Imker gerne bereit, als Mentor zu fungieren, wenn es nicht allzu viel Zeit kostet. Wenn man ihm dann als Gegenleistung evtl. gleichzeitig ein wenig unter die Arme greift, hat er selbst sogar nur Vorteile aus dieser "Mentorenschaft". Der Bienenstock/die Beute ist ein filigranes, kompliziertes und ausgeklügeltes System.
Zum einen arbeiten die Bienen daran, aber eben auch der Mensch. Fehler bei der Arbeit des Imkerns können sich dann schnell zur Katastrophe für die Bienen ausweiten. Wenn man diesen schönen Beruf in seiner Freizeit ausführen will, dann sollte man es mit vollem Einsatz machen. In den Folgejahren wird es dann sicherlich auch etwas entspannter und routinierter.
Will man Imker werden, braucht man eigentlich nur einen Holzkasten, der in der Nähe des Hauses steht, und in dem sich die Bienen einnisten. Doch schon taucht die Frage auf: Wie komme ich später am besten an den Honig heran, und zu welcher Zeit, und wie oft kann ich Honig ernten? Und schon ist man mitten im Beruf des Imkers gelandet. Denn er weiß, wann die Königin ihre Eier ablegt. Wann die Arbeiter-Bienen anfangen, den Nektar zu sammeln. Wann sie ihre Waben bauen und wie viel Platz sie zu welcher Jahreszeit in ihrem "Holzkasten" brauchen. Er weiß, wann er den Bienen Futter zugeben muss, und wann er es auf keinen Fall tun sollte.
Auch schaut er in seine Beute hinein, und weiß sofort, ob der Schwarm gesund ist. Er sieht, wie viele Zellen mit Larven existieren, ob sie gedeckelt/verschlossen sind oder offen. Er sieht das Verhältnis von Zellen für Arbeiter- und Sammel-Bienen, für die Drohnen und für die Königinnen. Er sieht, wie viel Honig angesammelt wurde, aber auch wie viel Pollen. Ohne die Pollen würde die Aufzucht der Larven nicht möglich sein. Noch komplizierter macht es die Geschichte dadurch, dass die Bienen plötzlich einen Schwarm bilden, und sich mit einer Königin zusammen aus dem Staub machen.
Dann fragt man sich schon, ob da noch was im Holzkasten zurückbleibt und wieso die Bienen das überhaupt machen. Eine gute Frage ist auch: Wo legt die Königin eigentlich ihre Eier ab, die ja nachher zu Larven werden, und schließlich zu erwachsenen Bienen? Es sind ja die gleichen Waben, in denen auch der Honig abgelegt wird. Woher weiß man jetzt, wo der Honig ist, und wo die Larven? Genau dieses Problem hatten auch die Zeidler/Honigsammler vor Hunderten von Jahren. Sie arbeiteten nur mit Wildbienen und diese hatten keine bestimmte Struktur in ihrer natürlichen Beute. Sie hatten und haben zwar eine Struktur, diese ist aber nicht systematisch.
Alles dies soll in diesem Buch beschrieben und erklärt werden. Die Praxis selbst kann man damit natürlich nicht ersetzen. Auf keinen Fall sollte man alles so kritiklos hinnehmen, was so in den Büchern und Internetseiten für Imker geschrieben wird. Es gibt viele Themenbereiche, die einige Imker völlig anders bewerten als andere. Gerade beim ökologischen Imkern lernt man viele neue Dinge, die manchmal näher an das "Bienen-Wohl" heranreichen als bei der althergebrachten Methode. Jeder sollte sich hier immer weiterbilden im Sinne der Insekten. Gerade jetzt stehen alle dieses Berufsstandes vor großen Schwierigkeiten. Natürlich wird man die Schuldigen eher in der Spritzmittelindustrie finden. Und bei denjenigen, die bereitwillig deren Empfehlungen in die Praxis umsetzen. Aber das ist ein anderes Thema und wird jeden Einzelnen sicherlich in seiner Tätigkeit auch weiterhin verfolgen.
Man braucht nur einen Bienenschwarm, eine "Beute", einen hohlen Baumstamm oder ein Loch in der Mauer. Besser ist natürlich ein Kasten mit Rähmchen. Schon ist man Imker. Um aber Tausende von Fehlern, die auch die ersten Imker natürlich erfahren mussten, zu vermeiden, ist es schon sinnvoll, sich die Erfahrungen der Imker anzueignen. Der Imker ist der "Schäfer der Bienen". Er muss sich bewusst sein, dass er es mit wilden Tieren, also Insekten, zu tun hat.
Ich baue mir eine "Beute"
Am spannendsten ist es sicher für Sie, ein "Haus" für die Bienen zu bauen bzw. zu kaufen. Vielleicht ist es tatsächlich von Vorteil, wenn man sich diese Beute nach Vorlage selbst zusammenbaut. Dann hat man schon eine Vorstellung, wie sich das Ganze in so einem "Haus" abspielt, und worauf es ankommt. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, wenn man die Behausung für sein Bienenvolk selbst erschaffen hat.
Den Kasten, den man für das Bienenvolk bereitstellt, nennt man Beute. Da es verschiedene Kästen gibt, spricht man von Beutemodellen. Das Beutemodell hat verschieden viele Zargen, bedeutet aufeinander stapelbare Segmente. In diesen Segmenten befinden sich die Rähmchen, die man herausnehmen, bzw. einstecken, kann. Für welches Modell man sich entscheidet, sollte jeder selbst herausfinden. Oft empfiehlt es sich, einen Imker in der Umgebung zu fragen. Je nach Größe, kann die Honigausbeute variieren, aber eben auch die Handhabung. Viele setzen auf eine Beute aus Holz, manche bevorzugen Kunststoff. Dabei spielt die Haltbarkeit eine Rolle, aber auch der Aufwand der Reinigung. Die Beute ist grundsätzlich folgendermaßen aufgebaut:
Ganz unten haben wir den Beuteständer, welcher als Fundament fungiert und vor Feuchtigkeit von unten schützt. Dann folgt die Bodenplatte mit einem Schieber. Ist der Schieber entfernt, ist das "Flugloch" für die Bienen frei. Dieses Flugloch ist praktisch das Fehlen einer 15 mm großen Leiste der Bodenplatte, die eben nur an drei Seiten fest angebaut wird. Oft besteht die Bodenplatte auch aus einem ganz feinen Gitter, durch das aber keine Biene entweichen kann, aber eben Verunreinigungen und Feuchtigkeit. Darüber sitzt dann der Brutraum, in den man auch einige Rähmchen einsetzt, je nachdem wie viele gerade benötigt werden (Jahreszeit).
Dies ist der Lebensraum der Bienen und vor allem der Königin. Auch hier ist dann Honig in den Waben vorhanden und die wichtige Brut. Das ist deshalb auch der Ort, an dem die Königin die Eier legt. Darüber wird dann das wichtige Königinnengitter eingebaut, welches Brut- und Honigraum voneinander trennt. Dieses hat eine Maschenstruktur, welches nur die Königin davon abhält, ihre Eier im Honigraum abzulegen. Darüber folgt nun der Honigraum, der den "überschüssigen" Honig beherbergt. Also das, was der Imker letztlich ernten möchte.
Dieses Segment nennt man ebenfalls Zarge, und falls die Bienen sehr viel überschüssigen Honig produzieren, kann man auch eine weitere Zarge (Honigraum) aufsetzen. Auf den Honigraum wird nun der Innendeckel gelegt. Dadurch sind die Rähmchen mit dem Honig geschützt. Das letztendliche Dach bildet dann der Deckel. Er hat die Form eines Flachdachs, oder alternativ eines Satteldachs. Das Dach schützt natürlich vor Feuchtigkeit und ist oft aus Blech, bzw. zumindest mit Blech überzogen. Dieses Beispiel ist die sogenannte "Dadant-Beute". Falls man mehr zum ökologischen Bereich tendiert, kann man natürlich all das hier Beschriebene entsprechend variieren. Es gibt viele gute neue Ideen, die auch in diesem Buch angesprochen werden. Viele Dinge, die der Imker einsetzt, hat oft praktische Vorteile, sind aber nicht deckungsgleich mit den Vorgängen in der Natur. Schon das Königinnengitter, das die Königin nicht in den Honigraum eindringen lässt, ist ein spezielles Eingreifen, welches bei biologisch arbeitenden Imkern nicht unbedingt durchgeführt wird. Gängige Beutemodelle sind: Dadant-Beute, Langstroth-Beute, Voirnot-Beute und Warré-Beute. Für welches Behältnis man sich entscheidet, kann von folgenden Gesichtspunkten abhängen: Die Größe des Bienenvolks, die Temperaturen und Witterungsverhältnisse in dem entsprechenden Gebiet, die Verfügbarkeit von Blüten und Pollen.
Das Bienenvolk sollte jedoch mindestens 80 l Wohnraum erhalten. Das Bienenhaus wird dann mit Rähmchen bestückt. Für den Anfänger empfiehlt man ca. 10 Rähmchen. Eine Zarge mit Rähmchen kann je nach Modell 15-30 kg Honig fassen. Das Rähmchen wird mit Draht bespannt, auf das Sie jetzt eine Wachsplatte löten können.
Diese Wachsplatte unterstützt die Bienen beim Bau ihrer Waben. Jedes Rähmchen hat jetzt im Laufe des Jahres ein anderes Aussehen, je nachdem wie die Bienen es nutzen. Die äußeren Rähmchen werden anfangs z. B. noch nicht genutzt. Die Brut befindet sich dagegen meist genau in der Mitte. Hier herrschen auch die größte Wärme und der größte Schutz. Ab April oder Mai nimmt die Brut dann oft schon die gesamte Zahl von Rähmchen in Anspruch.
Pollenrähmchen rahmen immer die Brut ein, da sie als Nahrung für die Brut dienen. Falls der Platz dann nicht mehr ausreicht, werden die Pollen durch die Arbeitsbienen auf die äußeren Rähmchen umgelagert. Der Nahrungsvorrat, auch gerade für den Winter, wird in den Honigrähmchen eingelagert. Dies ist dann der Bereich, aus dem sie den wertvollen Honig entnehmen können. Die ganze moderne Imkerei beruht auf der Errungenschaft dieser Idee der Rähmchen. Dadurch bauen die Bienen, entgegen ihrer natürlich geschaffenen Behausung, ihre Waben in einer überschaubaren und geordneten Struktur. Sie können sich als Imker dann auch schnell eine Übersicht über den Zustand der Beute verschaffen. Rähmchen können zusätzlich eingesetzt...