Schweitzer Fachinformationen
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Ihren 30. Geburtstag hatte sich Belladonna Blackthorne anders vorgestellt: Statt eine Party zu feiern, wird sie vor den Hexenzirkel zitiert. In sechs Prüfungen soll sie zeigen, ob sie ihrer Magie überhaupt noch würdig ist - andernfalls könnte sie ihre Kräfte für immer verlieren.
Denn Belle hat ihre Zauberkräfte ganz schön vernachlässigt. Sie hat mit ihrer Arbeit in dem kleinen, aber feinen Buchladen Lunar Books und dem täglichen Kampf gegen ihren toxischen Chef schon genug zu tun - zumal sie zugleich ihre Kräfte vor den Nicht-Hexen um sie herum verbergen muss.
Als sich merkwürdige Ereignisse häufen und jemand offenbar um jeden Preis verhindern will, dass sie Erfolg hat, braucht Belle jede Unterstützung, die sie kriegen kann: von den Frauen an ihrer Seite - und von einem (sehr attraktiven) Wächter, der geschworen hat, sie zu beschützen ...
Eine Hexe wird es immer spüren, wenn sie sich in der Gegenwart einer anderen Person mit magischen Fähigkeiten befindet. Noch bevor sie einander vorgestellt werden und sich irgendeine Magie offenbart, nimmt sie deren Präsenz unbewusst wahr. Zuerst spürt sie es auf der Haut. Es beginnt mit einem Prickeln wie von Limonade oder elektrostatischer Aufladung, und auf ihren Armen bildet sich eine Gänsehaut, bis sie schließlich erschaudert. Sie wird auch eine Veränderung der Luft wahrnehmen, die plötzlich anders schmeckt - schärfer, süßer, beinahe kupfern. Dann kommt der ausgeprägte Geruch nach Erde und Asche und karamellisierten Äpfeln hinzu, und all das vermischt sich schließlich zu dem berauschenden Duft von etwas, das sich nur als Gefühl von wohlige Wärmer, von Zuhause beschreiben lässt. Insbesondere das Knistern und Kribbeln in ihren Ohren und an den Daumen wird ihre Intuition auslösen. Schon das leise Geräusch der Schritte einer Hexe würden sie aufhorchen lassen.
Leider hatte sich ein derart wertvolles Wissen darüber, wie diese Dinge funktionieren, für Belle bislang als überflüssig erwiesen, denn mit ihren neunundzwanzig Jahren, 363 Tagen und einer Handvoll Stunden war sie noch nie einer anderen Hexe begegnet. Abgesehen von ihrer Mutter, natürlich, und von ihrer Großmutter, die vor einigen Jahren durch den Schleier auf die andere Seite getreten war. Als Belle fünfzehn geworden war, hatten ihr die zwei Vorsitzenden des Hexenzirkels zwar einen kurzen, überraschenden und irgendwie unangenehmen Besuch abgestattet, um den langen Prozess der Entfaltung ihrer Magie in Gang zu setzen. Doch Belle erinnerte sich nicht mehr so richtig daran, da sie die ganze Sache ziemlich peinlich gefunden und sich den Großteil der Zeremonie hinter ihren Haaren versteckt hatte. Dabei hatte sie sich inständig gewünscht, dass endlich alles vorbei war. Seit ihre Magie erweckt worden war, hatte sie keinen Kontakt mehr zum Zirkel gehabt, sondern man hatte sie - wie es üblich war - sich selbst überlassen.
Da aber die friedlichen, weichherzigen Zaubersprüche ihrer Mutter Teil ihrer Kindheit gewesen waren, hatte sie immer dieses tief verwurzelte Gefühl gehabt, von Magie umgeben zu sein. Und weil die Magie immer da war, hatte es auch nie den einen großen Augenblick der Erkenntnis gegeben. Vielmehr spülte die Magie, die von ihrer Mutter Bonnie ausging, immer über sie hinweg, sobald sie in der Nähe war, weshalb Belle sie kaum noch wahrnahm.
Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich vorzustellen, wie es wäre, einer anderen Hexe zu begegnen. Es gab nicht mehr viele ihrer Art, und offenbar wurden es mit jeder Generation weniger. Belle hatte nicht die Absicht, die anderen ausfindig zu machen und sich damit Probleme zu schaffen. Sie führte ein ruhiges Leben in einer Nichthexenwelt, und das war für sie mehr als in Ordnung.
»Belle, was habe ich dir zu den Treuekarten gesagt? Es kostet mich ein Vermögen, wenn du einfach so Punkte verteilst.«
Violet war eine mustergültige Geschäftsfrau. Ihre teuren Kostüme waren immer in einem zarten Blau- oder Violettton gehalten (eine jahrzehntelange Gewohnheit, die mit ihrem farbenprächtigen Namen einherging), und ihre silbergrauen Haare wurden zweimal in der Woche neu gelegt. Inzwischen ging sie langsam, aber zielstrebig an einem eleganten silbernen Stock, und sie hatte schon immer eine beeindruckende Sammlung von erlesenen Schals und Tüchern besessen. Belle war sich sogar fast sicher, dass Violet in all den Jahren, die sie nun schon bei Lunar Books arbeitete, noch nie zweimal dasselbe Tuch oder denselben Schal getragen hatte.
Obwohl Vi nach wie vor die Geschicke der Buchhandlung leitete, hatte sie die Zahl ihrer Besuche seit einiger Zeit reduziert und kam nur noch ein- oder zweimal in der Woche rein. Dann pflegte sie - auf der Suche nach Staub - mit einem Finger über die Regale zu streichen, allen in die Wange zu kneifen und zu prüfen, ob Belle auch nichts Unsinniges tat, wie jemandem zwei Treuepunkte statt nur einen zu geben.
»Vi«, rief Belle über die Schulter, während sie einen Stapel Neuerscheinungen in ihr vorübergehendes Zuhause brachte. »Es ist zwei Uhr am Donnerstagnachmittag und ziemlich voll. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dass ich zu viele Lesezeichen umsonst verteilen könnte.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schob einen besonders dicke Sammlung von Sagen ins oberste Regal. Dann bahnte sie sich höflich den Weg durch das Meer von Kunden zurück zu ihrer Chefin.
Violet sah Belle etwas kleinlaut an, während sie ihr ein paar vereinzelte Hardcover reichte. »Du weißt doch, dass es mich nicht wirklich stört. Es hat mir sogar gefallen, dass du in jedes Buch eines gesteckt hast, als kleine Aufmerksamkeit. Aber Christopher sagt, wer die Pennys nicht ehrt, ist die Pounds .«
»Christopher sagt eine ganze Menge«, unterbrach Belle sie. Violets Brauen schossen nach oben, und Belle riss sich sofort wieder zusammen. »Was großartig ist, denn ich weiß seinen Input zu schätzen. Klar.« Sie räusperte sich. »Ich muss mich nur immer noch daran gewöhnen, dass er so vieles verändert, seit er hier ist.«
»Er meint, wir hätten diese Veränderungen schon vor langer Zeit angehen sollen«, sagte Violet nachdenklich.
»Sicher! Es ist nur so, dass seine Vorschläge . Na ja, sie passen nicht unbedingt zu dem Einkaufserlebnis, wegen dem die Leute bisher zu Lunar Books gekommen sind.«
»Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ihr beide unterschiedliche Ansichten über die Zukunft dieser Buchhandlung habt. Allerdings weißt du auch, dass ich meinen Sohn niemals mit ins Boot geholt hätte, wenn es nach mir gegangen wäre. Aber hast du mir eine andere Wahl gelassen?« Violet warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
Belle seufzte. »Komm schon, Vi. Darüber haben wir schon unzählige Male gesprochen.«
»Wenn du nur aufhören würdest, so herzlos zu sein, und bereit wärst, einer alten, schwachen Frau ihren Wunsch zu erfüllen .« Violet schien sich in Gedanken zu verlieren, aber dann blätterte sie mit ihren manikürten roten Fingernägeln lächelnd in einem Kinderbuch, in dem es um ein Internat ging.
Belle musterte ihre Chefin mit zusammengekniffenen Augen. »An dir ist überhaupt nichts Schwaches. Du bist eine Bedrohung für die Gesellschaft.«
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst. Ich bin eine unschuldige, gebrechliche alte Lady, die sich nichts weiter wünscht, als ihre geliebte Buchhandlung der Person übergeben zu können, die den Laden am meisten zu schätzen weiß«, sagte Violet. »Du könntest hier schalten und walten, wie du willst, und ich könnte meine Nachmittage im Theater verbringen, statt dir mit sinkenden Verkaufszahlen in den Ohren zu liegen .«
»Wirst du jemals aufgeben?«, unterbrach Belle sie mit gespielter Verzweiflung. Insgeheim rührte es sie, wie viel Violet noch immer daran lag, ihr den Laden zu verkaufen. Immerhin hatte ihre Chefin schon vor Jahren begonnen, sich langsam aus dem Alltagsgeschäft der Buchhandlung, die ihr ganzer Stolz war, zurückzuziehen.
»Erst wenn wir die Papiere unterzeichnet haben. Was wir irgendwann tun werden«, antwortete Violet mit einem zuversichtlichen Nicken. Sie musterte den Tisch mit den Leseempfehlungen für den Herbst und schob eines der Bücher ein paar Millimeter zurück.
»Was wir nicht tun werden«, korrigierte Belle sie. »Ich habe es dir schon eine Million Mal gesagt: Ich kann diesen Laden unmöglich allein führen.« Sie ging an dem Eichentisch vorbei und rückte die Grußkarten sowie ein paar Blumensträuße zurecht, die den Kassenbereich säumten. Die Sträuße waren mit Miniaturkürbissen und dunklem Samtgras geschmückt, die den Beginn des Oktobers markierten. Belles dezenter Floresco-Bellus-Zauber hielt die Stiele zusammen und die Blumen bemerkenswert frisch.
»Oh, wie oft soll ich es noch sagen, Belle? Du wärst nicht allein.« Violet schnalzte geräuschvoll mit der Zunge. »Während der Woche sind Jim und Monica hier, und am Wochenende hättest du dieses neue Mädchen mit dem unsäglichen Nasenring.«
»Du weißt, was ich meine. Ich spreche davon, dass ich die Zügel in die Hand nehmen müsste, was generell nicht mein Ding ist. Ich lasse mich lieber . treiben?«
»Ich habe hier seit der Erfindung des Buchdrucks nichts Nützliches mehr gemacht. Schon seit Jahren stammen alle guten Ideen von dir.«
»Aber diese Buchhandlung ist immer noch dein Baby. Ich sorge nur dafür, dass Bücher reinkommen und rausgehen und die Kunden glücklich sind. Das ist alles.«
»Und was würde sonst noch anfallen? Wir beide wissen genau, dass du den Laden eigentlich allein leitest. Ich bin inzwischen zu alt für all das hier und habe Besseres zu tun, als irgendwelchen Leuten Thriller zu empfehlen.«
»An Thrillern ist nichts auszusetzen. Du bist ein Snob, Vi. Und du kennst mich. Ich würde den Laden hier vermutlich nach ein paar Monaten in den Sand setzen.«
»Rede nicht so schlecht über dich selbst, das ertrage ich nicht. Du bist eine außerordentlich fähige und kluge Frau, der ich vorbehaltlos vertraue. Du hast deine Magie hier länger gewirkt, als ich es mir eingestehen will« - hier verschluckte sich Belle erschrocken und musste husten, woraufhin Violet ihr auf den Rücken klopfte -, »hauptsächlich, weil es mich entsetzlich alt macht. Du hast einfach nur zu viel Angst, ein Risiko einzugehen«, fuhr die alte Dame fort. »Und du machst dir zu viele Sorgen darüber, was alles schiefgehen könnte.« Sie zeigte mit...
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