Schweitzer Fachinformationen
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Vor der Notaufnahme - Bitte warten!
Liebe Leser und Leserinnen, Sie wollen also wirklich wissen, was hinter den Türen der Notaufnahme passiert? Aufsässig gefaltete Schwesternhäubchen und Knochenraspel haben Sie neugierig gemacht? Dann nehmen Sie bitte noch einen Augenblick Platz. Sie werden gleich aufgerufen! Bis Sie drankommen, möchte ich die Wartezeit nutzen, um Ihnen noch ein paar Dinge zu erklären.
Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen? - Elf Regeln für das Ankommen in der Notaufnahme
Es soll ja Menschen geben, die noch nie in einer Notaufnahme waren. Glückwunsch dazu. Möge es auch zukünftig so sein, dass Sie die »heiligen Räume« immer nur im Fernsehen sehen. Dort sehen Sie helle Räumlichkeiten und jede Menge gut aussehendes Personal, Situationen, die spätestens nach neunzig Minuten gelöst, behandelt und geheilt sind. Alle glücklich. Im wahren Leben ist es etwas anders. Aber das ahnten Sie bereits, sonst hätten Sie nicht zu diesem Buch gegriffen. Sie wollten eintauchen in die fremde, unbekannte Welt der Notaufnahme? Dann folgen Sie mir. Und wie immer und überall gibt es Regeln. Sie machen es einfacher für alle. Glauben Sie mir.
Falls Sie aber doch einmal in eine Situation kommen sollten, in der Sie die Notaufnahme nicht vermeiden können, dann behalten Sie diese elf Punkte im Kopf. Denn eine Notaufnahme kann zunächst Furcht einflößend sein. Das wissen wir als Personal. Es riecht komisch. Viele Menschen rennen hektisch durch die Gegend. Sie hören vielleicht Geräusche, die Sie lieber nicht hören wollten. In der Regel kommen Sie völlig unvorbereitet bei uns an, weil irgendein Ereignis Sie aus der Bahn geworfen hat. Atmen Sie durch und halten Sie sich an diese elf simplen Regeln:
1. Keine Panik.
Ob Zeckenbiss oder Herzinfarkt, Bauchweh, Schlaganfall, Nierenkolik, Kopfplatzwunde oder übermäßiger Alkoholkonsum. Glauben Sie mir: Wir haben das alles schon einmal gesehen. Wir helfen Ihnen! Das ist der Grund, warum wir morgens aufstehen oder uns die Nächte um die Ohren schlagen. Atmen Sie also tief durch! Und zur Sicherheit gleich noch mal. Und dann noch mal. Das hilft fürs Erste. Und schadet nie.
2. Fassen Sie sich kurz.
Bitte antworten Sie auf die Frage »Was ist denn passiert?« nicht so: »Also, ich stand da an der Straße und wollte rübergehen, aber die Ampel schaltete auf Rot, da bin ich einen Schritt zurückgegangen, und da war auf einmal diese Kante, die ich vorher noch gar nicht gesehen hatte, da bin ich mit meinen neuen Pumps hängen geblieben, dabei hab ich die erst heute gekauft - und jetzt schauen Sie mal: Voll die Schramme drin! Da war dann dieser junge Mann, der mich gerade noch aufgefangen hat, der trug so einen Bart, wie das die Männer heute so tragen, aber eigentlich war der ganz nett, also der hat mich aufgefangen, wer weiß, was sonst noch passiert wäre, und jetzt bin ich hier, und in einer halben Stunde geht mein Zug, meinen Sie, wir schaffen das noch, weil ich habe zu Hause einen Hund, und sonst müsste ich die Nachbarin anrufen, damit sie mit ihm Gassi geht, aber vielleicht ist die noch auf der Arbeit .«
Wenn ich Sie frage, was denn eigentlich passiert ist, dann reicht es, wenn Sie mir zunächst erzählen, dass Sie umgeknickt sind. Und ja - Sie dürfen auch Luft dazwischen holen.
3. Erst der Patient, dann die Angehörigen.
Ist man in einer misslichen Lage, ist es schön, wenn jemand dabei ist, der einem die Hand hält, die Angst wegplaudert oder ein Kaltgetränk der Wahl reicht. Das wissen wir.
Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Angehörige gerade in den ersten Augenblicken Fluch und Segen zugleich sein können. Sie sind ein Segen, wenn man in der Anamnese - der Krankengeschichte - nicht weiterkommt, weil sich jemand aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr äußern kann. Trotzdem sprechen wir zunächst gerne allein mit dem Patienten. Denn er ist unsere Hauptperson. Durch diesen Erstkontakt beginnen wir unsere interne Krankengeschichte. Sie wiederum kann uns viel Aufschluss über mögliche Krankheiten geben.
Trauen Sie als Angehörige dem Patienten ruhig zu, dass er für sich selbst sprechen kann. Sätze wie dieser werden sicher nicht nötig sein: »Mein Sohn ist 39 Jahre alt, und er hat hohes Fieber. Ich muss unbedingt dabei sein. Ich bin schließlich seine Mutter.«
Sobald eine Familienzusammenführung möglich ist, vereinen wir Sie wieder - versprochen!
4. Seife ist toll.
Weil wir alle wissen, wie schnell sich das Leben innerhalb von Sekunden ändern kann, richtet sich diese geschmeidige Forderung nicht an diejenigen, die frisch verunfallt sind oder aus sonstigen Gründen rasch ins Krankenhaus mussten.
Es geht eher um diejenigen, die mal eben - nach Tagen, Wochen oder Monaten - »zum Abklären« eines bestimmten Gesundheitszustands gekommen sind. Hier ein Schmerz, da eine »komische« Stelle, dort ein Fleck, der irgendwie anders aussieht. Generell ist eine Notaufnahme eine olfaktorische Herausforderung. Irgendwie und irgendwo riecht es immer. Mal strenger, mal weniger stark. Sie können sich also einen Bonuspunkt »dazuverdienen«, wenn Sie im Falle, dass Sie nicht gerade gestürzt oder sonst kurzfristig aus dem Leben gerissen wurden, einigermaßen »frisch« bei uns ankommen.
Sie glauben, dass das doch der Normalfall ist? Dass der Mensch generell einen Hang zur Sauberkeit hat? Dass die Sprüche der Oma - »Kind, zieh saubere Unterwäsche und Socken an, du weißt nicht, was passiert« - jeder kennt und beherzigt? Nun, ich muss Sie enttäuschen. Nach drei Tagen Fußschmerz ist es erfahrungsgemäß nicht selbstverständlich, dass man sich zwischenzeitlich mal die Füße gewaschen hat. Keineswegs. »Wie denn auch. Es tat ja so weh!« Wenn Sie also im »Oma-Style« - gewaschen und frische Hose - kommen, freuen wir uns sehr. Sie werden es daran merken, dass wir verzückt schnüffeln.
Und der Rest kommt bitte so, wie er gerade ist, und macht sich keinen Kopf über mögliche Gerüche. Denn wenn wir eines haben, dann ist es Verständnis dafür, dass man nicht jederzeit frisch in eine Notaufnahme kommen kann. Logisch: Wer bei der Gartenarbeit von der Leiter gefallen oder sonst wie frisch verunfallt oder akut krank geworden ist, kann sich nicht vorher duschen. Außer meinem Nachbarn. Der fiel fünf Meter vom Kirschbaum - der Klassiker in der Erntezeit -, rappelte sich hoch, schlich gebückt zum Auto, fuhr nach Hause, duschte und bat dann seine Frau, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Da konnte er nicht mehr so recht stehen und gehen vor lauter Schmerzen. Fünf Wirbel waren gebrochen. Also. Wir kennen die Unterschiede. Und nun Schwamm drüber.
5. Privat oder gesetzlich?
»Mein Name ist Hase, und ich bin privat versichert!«
»Kollegen - holt den roten Teppich und die goldene Sauerstoffsonde raus!«
Wir sind das Pflegepersonal. Nicht die Verwaltung. Eine Notaufnahme ist keine Arztpraxis, wo bei dem Ausspruch »privat versichert« gleich ein kleiner Trommelwirbel ertönt und man umgehend mit einer Sänfte abgeholt und ins Sprechzimmer getragen wird. Im Krankenhaus wird es bei der Zimmer- und Arztwahl für einen möglichen Krankenhausaufenthalt interessant. In der Notaufnahme ist es erst einmal ohne Belang. Es ändert nichts an unserer Arbeit und hat auch keine Auswirkungen auf die Schnelligkeit der Behandlung. Diejenigen, die am schwersten krank oder verletzt sind, werden auch zuerst behandelt. So einfach ist das. Klare Struktur und Regel. Wir freuen uns natürlich, wenn mit dem Besuch eines Privatpatienten auf lange Sicht unser Arbeitsplatz erhalten wird. Allerdings haben wir ansonsten von diesem Versichertenstatus: nichts. Weder mehr Geld auf dem Konto noch Ruhm oder Ehre.
Hingegen ist es schön, wenn Sie Ihre Karte dabeihaben. Es erspart viel Zeit, wenn man Ihre Daten nicht erst in den Computer eintippen muss. Nicht jeder in der Pflege beherrscht das Zehn-Finger-System, und nicht immer ist eine Schreibdame da, die einem das abnimmt. Und sollte jemand von Ihnen jetzt die Augenbrauen hochziehen und murmeln wollen: »Ich könnte ja sterben in der Zwischenzeit - warum geht es nicht auch ohne .«, sei Ihnen gesagt: Auf die Idee, ohne Karte Geld abzuheben, kommen die wenigsten. Alles ist digitalisiert. Bei Ihrem Hausarzt werden Sie auch immer zuerst nach Ihrer »Karte« gefragt. Die Frage, die uns oft umtreibt, ist, warum es in einem Krankenhaus anders sein sollte. Natürlich funktioniert es im Notfall auch ohne eingelesene Karte. Sie wären nicht der erste Mensch, den wir »ohne alles« behandeln. Aber es ist etwas anderes, wenn Sie mit dem Krankenwagen eingeliefert werden, als wenn sie zu Fuß kommen, nicht wahr? Sollten Sie noch in der Lage sein, selbst zu laufen, zu sprechen und zu denken, bedeutet der Kartenmangel lediglich einen Zeitverlust. Zeit, die man einsparen könnte, um gleich mit einer Behandlung zu beginnen.
6. Wenn es mal wieder länger dauert .
. freuen Sie sich. Denn das bedeutet, dass Sie den Tag wahrscheinlich gut überleben werden. Eine lange Wartezeit ist ärgerlich, aber für Sie ein Garant, dass Sie nicht sehr schwer krank sind. Und glauben Sie mir: Sie möchten nicht derjenige sein, der mit Blaulicht, Notarzt und Gefolge eingeliefert wird, während die Angehörigen mit geröteten Augen im Warteraum sitzen. Wer da gerade eingeliefert wurde, hat einen wirklich schrecklichen Tag. Vielleicht wird er oder sie ihn nicht überleben. Das möchten nicht Sie sein. Da bekommt Wartezeit eine ganz andere, neue Bedeutung. Ganz bestimmt.
7. Pause!
Manchmal hört man als Patient »Privates« aus dem Flur....
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