Schweitzer Fachinformationen
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Das darf doch nicht wahr sein! Nicht heute. Bitte, bitte, bitte, ich flehe dich an, nicht heute.
Ich bin mir nicht einmal sicher, wen ich anflehe. Gott, das Universum, das Schicksal . alles und jeden, der sich meiner erbarmen und meinen verdammten Motor zum Laufen bringen könnte.
Aber das Schicksal ist ein launisches Miststück - niemand weiß das besser als ich -, und das Universum ist es anscheinend auch, denn alles, was Suzanne tut, als ich den Schlüssel zum fünften Mal in ebenso vielen Minuten umdrehe, ist, ein wenig zu röcheln. Dann zu husten. Und wieder abzusterben.
Natürlich tut sie das. Natürlich, verdammt noch mal! Warum sollte mein zehn Jahre alter, beschissener Corolla auch nicht heute sterben? Ist ja nicht so, als wäre das mein erster Arbeitstag und als müsste ich einen guten Eindruck machen. Und es ist ganz sicher nicht so, als ob ich diesen Job brauchen würde oder so.
Ach, richtig. Tu ich ja doch. Ich brauche ihn wirklich unbedingt - zumindest, wenn ich vermeiden will, mit meinen Studienkrediten in Verzug zu geraten. Ganz zu schweigen davon, dass ich die Miete bezahlen muss. Und essen. Ich meine, klar, mein Hintern könnte es vertragen, fünf Pfund abzunehmen, aber Hungern ist nicht gerade die Art und Weise, wie ich das erreichen will. Ich meine ja nur.
»Bitte, bitte, bitte, Suzanne.« Das ist mein Mantra, als ich den Schlüssel erneut umdrehe. Und noch mal. Und noch mal. Alles vergeblich.
»Gottverdammt!« Ich schnappe mir meine Tasche und springe hastig aus dem Auto. Ein kurzer Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich genau dreiundzwanzig Minuten Zeit habe, um zur Arbeit zu kommen. Was ich, falls genau in dieser Sekunde auf magische Weise ein Uber auftaucht, vielleicht noch schaffen könnte. Aber da meine gute Fee schon seit praktisch ewig Pause macht, bezweifle ich, dass das passieren wird.
Kurz überlege ich, ob ich meine beste Freundin Sage anrufen soll, aber um diese Zeit ist sie wahrscheinlich gerade dabei, im Yogastudio ihrer Mutter einen Kurs zu geben.
Also rufe ich letztendlich trotzdem die App auf und bestelle ein Uber - ein Typ namens Rajiv nimmt die Fahrt an. Ich kann sie mir nicht leisten, aber wenn ich diesen Job verliere, werde ich mir gar nichts mehr leisten können. Und verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. Die App zeigt sechs Minuten bis zur Ankunft an, was sechs Minuten zu lang ist, aber wie gesagt, es ist nicht so, als hätte ich eine andere Wahl. Wie üblich. In letzter Zeit besteht mein ganzes Leben aus einer fehlenden Wahlmöglichkeit nach der anderen.
Das fängt allmählich wirklich an zu nerven.
Die nächsten acht Minuten verbringe ich damit, vor meinem Apartmentkomplex auf und ab zu marschieren und mir inständig zu wünschen, dass das verdammte Uber endlich kommt. Es nieselt - denn warum sollte es das auch nicht -, und ich kann bereits spüren, wie sich meine Locken kräuseln, während sie sich eine nach der anderen aus dem engen Pferdeschwanz lösen, zu dem ich sie heute Morgen zurückgekämmt habe. Ich überlege, in meine Wohnung zu rennen, um einen Regenschirm zu holen, aber ich habe Angst, dass ich dann das verdammte Uber verpasse.
Wie kann das mein Leben sein? Ich meine, ernsthaft, wie kann das mein Leben sein?
Ich war immer erfolgreich, habe es geschafft, das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe. In der Schule, in Beziehungen, im Leben . Zumindest, bis ich vor zehn Monaten mein Kunststudium abschloss und plötzlich in der richtigen Welt landete. Jetzt habe ich das Gefühl, fast ständig ins Schwimmen zu geraten, und wenn ich mal nicht schwimme . dann nur, weil ich untergehe.
Ich muss schon sagen: Erwachsensein ist scheiße. Es ist wirklich, wirklich scheiße.
Ein weiterer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es jetzt schon zehn Minuten sind.
Dämliches verspätetes Uber.
Dämliche launische Suzanne.
Dämlicher Verkehr.
Und vor allem dämlich von mir, nicht früher losgegangen zu sein . Wenn man bedenkt, wie meine Haare wahrscheinlich gerade aussehen, hätte ich mir die zusätzliche Zeit, die ich heute auf sie verwendet habe, wirklich schenken können.
Nach zwölf Minuten taucht das Uber endlich auf, und ich stürze mich regelrecht in den Wagen. »Fahren Sie los!«, rufe ich, während ich die Tür zuschlage und gleichzeitig nach meinem Sicherheitsgurt greife. »Ich muss in elf Minuten auf der Arbeit sein!«
Der Fahrer regt sich nicht. Stattdessen sitzt er einfach nur da und sieht zu, wie ich mich mit seinem Sicherheitsgurt praktisch erhänge. Manchmal ist es wirklich ätzend, klein zu sein - wer außer mir würde tatsächlich in einem Prius von einem Sicherheitsgurt stranguliert werden, um Gottes willen?
»Haben Sie mich nicht gehört?«, will ich wissen, während ich auf die freie Straße und die Ampel vor uns zeige, die auf magische Weise grün ist. »Sie sind doch Rajiv, oder? Ich muss in elf Minuten in der Innenstadt sein.«
Er grinst, und - ich will nicht lügen - es ist ein bisschen unheimlich. Er gibt sich zu viel Mühe und zeigt zu viele Zähne für meinen Geschmack, und einen Moment lang überlege ich, sofort wieder aus dem Auto auszusteigen. Aber die Sekunden verrinnen, und wenn ich diesen Job verliere, habe ich sowieso nichts, wofür es sich zu leben lohnt. Oder, was noch wichtiger ist, nichts mehr, um zu leben. Und da nach Hause zu Mommy und Stiefvater Nummer vier zu rennen, keine Option ist, mit der ich leben könnte, muss ich wirklich, wirklich zur Arbeit kommen.
Ich begnüge mich damit, ganz dicht an die Tür zu rutschen, eine Hand auf den Griff zu legen und die andere in meine Tasche zu stecken, wo meine Dose Pfefferspray an Suzannes gegenwärtig nutzlosem Schlüsselring befestigt ist.
»Willkommen«, sagt er mit kaum merklichem Akzent und einer ausladenden Geste seiner Hände. »Willkommen in meinem Auto. Ich bin Rajiv, und es ist mir eine große Freude, Sie heute fahren zu dürfen.«
»Ähm . danke.« Also nicht serienmörder-unheimlich, entscheide ich, während ich den Griff um das Pfefferspray lockere. Nur Zen-Meister-verrückt. Ich sollte erleichtert sein, aber irgendetwas sagt mir, dass es noch viel schlimmer werden wird.
»Bitte«, wiederhole ich, als er zum fünften Mal in ebenso vielen Sekunden seine Spiegel überprüft, während er immer noch im Leerlauf an der verdammten Bordsteinkante steht. »Heute ist mein erster Tag. Ich darf nicht zu spät kommen.«
»Ich werde mein Bestes tun«, verspricht er mit einer so aufrichtigen Stimme, dass es mich nervös macht. »Aber laut Navi sind es vierundzwanzig Minuten von hier. Und das Navi irrt sich selten.«
»Gott, bitte sagen Sie das nicht«, stöhne ich, während er sich endlich in den Verkehr einfädelt - nur um einen halben Block weiter von der Ampel angehalten zu werden. Der Ampel, die unendlich langsam umschaltet und um diese Zeit am Morgen selten grün ist. Die Ampel, die fast zwei Minuten lang grün war, während Rajiv dasaß und meinen Blutdruck in die Höhe schießen ließ.
Ich checke meine eigene Navi-App, und tatsächlich hat Rajiv recht. Scheiße!
Die Sekunden dehnen sich zu Minuten, während wir darauf warten, dass die verdammte Ampel grün wird, und ich spüre, wie ich zu schwitzen anfange. Es ist gar nicht so heiß draußen - durch den leichten Regen haben wir es kaum auf dreiundzwanzig Grad geschafft, die für San Diego zu dieser Jahreszeit üblich sind -, aber meine Nerven spielen verrückt, denn ich darf nicht zu spät kommen, ich darf nicht zu spät kommen, ich darf nicht zu spät kommen, geht es mir durch den Kopf wie das Mantra eines Uhrmachers.
Ganz zu schweigen davon, dass es sich in diesem verdammten Auto anfühlt wie in Sages Hot-Yoga-Studio. Ernsthaft, hier drin muss es dreiunddreißig Grad haben.
Die Ampel wird endlich grün - Gott sei Dank -, und ich schreie praktisch: »Los!«
Rajiv schüttelt nur den Kopf und wirft mir einen leicht missbilligenden Blick zu. »Sie müssen ruhig bleiben«, sagt er mit langsamer, tiefer Stimme. »Wir werden ankommen, wann uns das Universum ankommen lassen will. Es hat keinen Sinn, gegen unser Schicksal anzukämpfen.«
O mein Gott. OmeinGott. O MEIN GOTT. Wie kann das sein? WIE habe ich es geschafft, den einzigen Zen-Uber-Fahrer in ganz Scheiß-San Diego zu erwischen?
Fuck. My. Life.
»Aber es gibt etwas, was wir tun können«, sage ich, während ich penetrant mit dem Finger auf das Armaturenbrett zeige. Irre. »Wir könnten losfahren. Wir könnten sofort losfahren. Es ist grün! Die Ampel ist grün!«
»Ruhig«, wiederholt er, während sich das Auto endlich in Bewegung setzt. »Alles wird so laufen, wie es laufen soll.«
»Dass ich gefeuert werde, ist NICHT, wie es laufen sollte!«
»Sie werden nicht gefeuert«, sagt er, während er mir wieder dieses breite, unheimliche Grinsen schenkt. »Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.«
»Tja, wenigstens einer von uns«, murmle ich, während ich mir in dem vergeblichen Versuch, mich abzukühlen, die inzwischen klebrige Bluse von der Haut ziehe. Ich würde ihn ja bitten, die Heizung auszuschalten, aber jetzt, da wir uns endlich in Bewegung gesetzt haben, ist das Letzte, was ich tun will, ihn abzulenken. Er scheint nicht gerade der Typ zu sein, der gleichzeitig gehen und Kaugummi kauen...
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