Schweitzer Fachinformationen
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Z
Ich bin auf halbem Weg mit dem Skilift den Berg hinauf, als mir auffällt, dass es bereits dunkel ist. Richtig dunkel, nicht einfach nur dämmrig. Was nervt, denn das bedeutet, dass ich fertig bin. Das war der letzte Run. Kein Snowboarden mehr heute Abend, da alle guten Pisten geschlossen werden, sobald es ganz dunkel ist.
Normalerweise ist das kein Problem - ich bin schon seit sieben Stunden hier draußen, und mein Körper könnte eine Pause gebrauchen, vor allem, weil meine Zehen seit über einer Stunde taub sind.
Aber heute Abend bin ich noch nicht bereit, Schluss zu machen. Nicht jetzt, da meine Haut kribbelt und sich zu eng anfühlt und mir der Kopf schwirrt von dem Bedürfnis, zu vergessen .
Ich schneide den Gedanken ab, als ich oben auf dem Berg aus dem Lift steige.
Stattdessen konzentriere ich mich darauf, mein Board abzuschnallen und die Schrauben an der Unterseite zu überprüfen, um sicherzugehen, dass es nicht beschädigt ist. Beim letzten Run habe ich alles gegeben - was der totale Dope war -, aber die paar Rails davor habe ich ziemlich hart gecarvt. Mein Board hat den größten Teil des Aufpralls abbekommen, und ich will sichergehen, dass es noch stabil ist.
Wie sich herausstellt, ist es das, und ich schiebe es gerade in den Ständer rechts neben dem Lift, als Cam hinter mir aussteigt. Sie ist total aufgedreht. »Alter, der letzte Run war der Wahnsinn! Ich habe noch nie gesehen, dass du einen Inverted Triple Cork gemacht hast.«
»Das liegt daran, dass es hier zu viele Touris gibt, die einem in die Quere kommen können.« Das Letzte, was ich brauche, ist ein Tourist, der nicht weiß, was er tut - dann kann das Ganze nämlich schnell ziemlich hässlich werden. Aber heute habe ich mich nicht zurückhalten können. Seit ich am Morgen aufgewacht bin, hat sich in mir dieser Drang aufgebaut, der auf meine Brust drückt, bis ich das Gefühl habe zu ertrinken. An solchen Tagen muss ich mich am Powder abreagieren, um durchatmen zu können.
Aber die Piste schließt - Cam ist die Letzte, die raufgekommen ist -, und das Gefühl ist wieder da, schlimmer als vorher. Ich stehe hier, der Wind frischt auf, eisige Luft überall um mich herum, und trotzdem ersticke ich.
Neben mir stellt Cam ihre Sachen neben meinen ab und geht dann zu der Bank, auf der wir normalerweise darauf warten, dass Lucas und Ash in der Halfpipe fertig werden. Ich folge ihr, aber in dem Moment, in dem ich mich neben sie setze, wird das Kribbeln schlimmer. Genauso wie das Pochen in meinem Nacken.
Nein, hier im Dunkeln zu sitzen und zu warten, wird mir heute Abend nicht helfen. Vielleicht, wenn ich etwas Gras mitgebracht hätte, um runterzukommen, aber mein Vorrat ist zu Hause. Als ich aus dem Haus gegangen bin, habe ich mir gesagt, dass ich damit klarkommen würde. Dass es ein ganz normaler Tag wäre.
Was für ein verdammter Witz das ist! Ich habe das Gefühl, gleich zu explodieren.
Gerade will ich wieder aufstehen und auf und ab marschieren, um die Energie loszuwerden, die von innen auf mich eindrischt, doch Cam hält mich mit einer Hand am Arm auf. »Ich mein's ernst. Dieser Trick war der absolute Wahnsinn. Wie lange hast du den schon trainiert?«
»Ich weiß nicht.«
»Du hast wahrscheinlich gestern damit angefangen.« Sie schüttelt den Kopf und sieht dabei genervt aus. »Ich versuche seit Monaten, einen 900 zu schaffen - irgendeinen 900 -, und wir wissen beide, wie das läuft.«
Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht darauf hinzuweisen, dass sie ein Mädchen ist - dass, egal, wie stark sie ist, und egal, wie oft sie trainiert, ich in der Lage sein werde, Dinge zu tun, die sie nicht kann. Nicht weil ich ein besserer Boarder bin, denn das bin ich nicht. Sie ist total sick auf dem Snowboard. Aber mit dem Testosteron ist es so eine Sache. Ich bin körperlich stärker als sie, also kann ich höhere Sprünge und kompliziertere Tricks machen.
»Ich meine es ernst«, fährt sie fort. »Eines Tages werde ich herausfinden, wie man diesen Move macht.«
»Zweifellos.«
»Hey.« Sie boxt mich gegen die Schulter. »Tu nicht so gönnerhaft.«
»Sehe ich so aus, als wäre ich in der Stimmung, gönnerhaft zu sein?« Im Moment ist der Druck so groß, dass ich kaum sprechen, kaum atmen kann.
»Geht's dir gut?«, fragt sie und legt eine Hand auf meinen Arm.
»Ja, klar. Alles bestens.« Ich schüttle ihre Hand ab und stehe jetzt tatsächlich auf. Tue so, als wäre ich fasziniert davon, den Mitarbeitenden des Skigebiets bei all den Routineaufgaben zuzusehen, die mit der Schließung einer der schwarzen Pisten einhergehen.
Aber Cam kauft mir das nicht ab. Sie steht wieder neben mir, ihr Gesicht zu mir geneigt, ihre großen braunen Augen erfüllt von einer Sorge, die ich einfach nicht will. Oder brauche. Und von etwas anderem. Etwas, was ich in letzter Zeit immer öfter bei ihr sehe. Normalerweise vermeide ich es - schließlich ist sie eine meiner besten Freundinnen, ganz zu schweigen davon, dass Luc praktisch schon ewig in sie verliebt ist -, aber für eine Sekunde, nur eine Sekunde, denke ich darüber nach, ihre Einladung anzunehmen.
Bevor ich weiß, was ich tue, senke ich den Kopf. Lehne mich vor. Unsere Lippen sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, und ihre Augen weiten sich, der Atem stockt ihr in der Kehle. Ich kann fast spüren, wie sie sich anspannt, ich kann fast hören, wie ihr Herz schneller schlägt.
Es wäre so einfach, sie zu küssen.
So einfach, mit zu ihr nach Hause zu gehen und sie zu ficken, wie ich es mit Hunderten von anderen Mädchen getan habe.
So einfach, mir einzureden, es wäre nicht sie, und mich in einem anderen Körper zu verlieren.
Aber was dann? Es fällt mir auch so schon schwer genug, in den Spiegel zu gucken. Wenn ich sie so verarsche - Luc verarsche - für eine Stunde Sex, der mir nichts bedeutet, sobald er vorbei ist, dann bin ich ein noch größerer Mistkerl, als ich dachte.
Das kann ich ihnen nicht antun. Weder ihr noch Luc.
Es gibt genug Mädchen da draußen, die nicht mehr wollen als ich. Und mit denen ich mich am Morgen danach nicht auseinandersetzen muss.
In letzter Sekunde ziehe ich mich zurück und nicke in Richtung der Skihütte. »Na komm, lass uns reingehen.«
Sie starrt mich lange an, aber dieses Mal ist alles, was ich in ihren Augen sehe, purer Ärger. Es ist ein Blick, mit dem ich ziemlich vertraut bin, und Erleichterung durchströmt mich, als ich ihn bemerke. Schließlich ist es tausendmal besser, wenn Cam wütend auf mich ist, als wenn sie mich mit dieser ganzen Sorge und anderem Mist ansieht.
Aber sie stellt mich nicht zur Rede, und da der Wind jetzt wirklich auffrischt - so stark, dass der ganze Berggipfel wie eine Schneekugel in den Händen eines aufgedrehten Kleinkinds aussieht -, protestiert sie auch nicht. Zumindest nicht, bis wir durch die großen Glastüren der Lost Canyon Lodge treten. Wir sind keine paar Sekunden drin, als eine Gruppe ungestümer Knirpse direkt in uns hineinpflügt und Cam umrempelt, sodass sie auf ihrem Hintern landet. Die Kinder rennen davon, bevor einer von uns mehr tun kann, als den kleinen Monstern hinterherzustarren.
Ich reiche ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen, und sie nimmt sie, aber ihre blauen Augen blitzen noch immer verärgert.
»Was genau machen wir hier, Z?«, fragt sie, während sie wieder auf die Beine kommt. »Du weißt, dass ich es hasse, hier zu sein.«
»Keine Sorge, Mike ist heute Abend nicht hier. Und selbst wenn, würde ich ihn nicht in deine Nähe lassen.«
Bei der Erwähnung dieses Arschlochs von Ex-Freund versteift sie sich. »Er ist nicht derjenige, um den ich mir Sorgen mache.«
»Ach ja? Wer ist es denn, der dich nervt?« Ich schaue mich um. Ich hätte nichts dagegen, etwas von dieser Anspannung loszuwerden, indem ich die Scheiße aus einem Kerl rausprügle, der sie belästigt.
»Es geht um dich, Z. Ich mache mir Sorgen wegen dir.«
Fuck! Ich bin ihr direkt in die Falle gelaufen. Cam, Luc, Ash und ich sind schon Freunde, seit wir ungefähr fünf Jahre alt waren. Was toll ist, wenn man versteht, dass wir uns praktisch füreinander vor ein Auto werfen würden, aber nicht so toll, wenn es darum geht, dass wir übereinander alles wissen, was es zu wissen gibt - auch die beschissenen Dinge.
»Musst du nicht«, sage ich ihr, entschlossen, konzentriert bei der Sache zu sein. »Ich habe dir schon gesagt, dass es mir gut geht.«
»Ja, klar.« Sie nimmt ihre Skimütze ab, und ihre verrückten roten Locken plustern sich in alle Richtungen auf. Mit all diesen Haaren und ihrem türkisfarbenen Snowboardanzug sieht sie ein bisschen wie ein Muppet aus. Ein süßer Muppet, aber trotzdem ein Muppet. Um sie zu ärgern - und vielleicht auch, um sie abzulenken -, strecke ich eine Hand aus und zerzause ihre Locken.
Sie schlägt nach mir, aber sie lacht, also mache ich es noch ein bisschen mehr. Die Anspannung von dieser Katastrophe eines Beinahe-Kusses lässt nach, und Erleichterung durchzuckt mich. Ich habe in meinem Leben schon genug Scheiße gebaut. Meine Freundschaft mit ihr und auch mit Luc zu ruinieren, kommt nicht infrage.
Sie duckt sich unter meiner Hand weg, bevor ihr knochiger Ellbogen direkt in meinem Magen landet. Ich zucke nicht zusammen, aber nur, weil es für mich so eine Art Religion ist, keine Schwäche zu zeigen - nicht einmal gegenüber einer meiner engsten Freundinnen. Ich ziehe noch ein zusätzliches Mal an ihren Locken, bevor...
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