Schweitzer Fachinformationen
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»Es wird einiges geboten heute bei den X-Games in Aspen, Colorado. Der Großteil der amerikanischen Snowboard-Olympiamannschaft ist anwesend - zusammen mit den Teams aus anderen Ländern -, und die Bedingungen sind ausgezeichnet. Viel Pulverschnee bei wenig Wind. Es wird ein unglaublicher Abend hier bei den Snowboard-SuperPipe-Ausscheidungskämpfen der Männer werden. Und ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, dass es losgeht.«
»Ich auch nicht, Mike. Es nehmen so viele Talente an diesem Wettbewerb teil, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit einer Prognose anfangen soll, wer es bis ins Finale schafft, geschweige denn, wer am Ende der Wettkämpfe die ersten drei Plätze belegen wird.«
»Ich weiß, was du meinst. Die Jungs sind unglaublich. Ich bin seit über einem Jahrzehnt ein Fan vom Snowboarden, und ich sage dir, ich habe den Sport noch nie so aufregend erlebt wie in diesen Tagen. Im letzten Jahr haben diese Boarder sich selbst, ihre physische Verfassung und den Sport so weit vorwärtsgepusht, dass die Ergebnisse spektakulär sind. Ich erwarte, dass wir heute Tricks sehen werden, die noch vor einem Jahr niemand auch nur für möglich gehalten hätte. So sehr verändert sich dieser Sport jede Saison, jeden Tag.«
»Absolut, absolut. Natürlich gibt es ein paar Favoriten, die wir hier in der SuperPipe einfach anfeuern müssen. Z Michaels hat dieses Jahr den Schnee geshreddet, und wenn ich mir einen Favoriten für den Hauptpreis aussuchen müsste, dann wäre es er.«
»Das finde ich auch. Aber er ist nicht der Einzige, den man im Auge behalten sollte. Luc Jennings hat wirklich gute Chancen, unter die ersten drei zu kommen, genauso wie Ash Lewis.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn du mich vor einem Monat gefragt hättest, hätte ich gesagt, dass Ash und Z hier in Aspen den ersten Platz untereinander ausfechten werden. Aber die Tragödie, die Ash kürzlich widerfahren ist . Das hat ihn erschüttert. Ich meine, so würde es jedem ergehen, der seine Eltern auf solch eine Weise verloren hat. Und da sein jüngerer Bruder immer noch im Krankenhaus liegt, ist alles einfach furchtbar schwierig. Es ist immer schlimm zu hören, dass jemandem so etwas passiert, aber bei Ash Lewis? Gerade als er anfing, nach olympischem Gold zu greifen? Das ist übel, Mann. Das ist einfach nur übel.«
»Das ist es wirklich. Er ist so ein krasser Boarder und ein wirklich toller Kerl. Seit dem Unfall ist er fast ununterbrochen bei seinem Bruder und hat sogar die meisten Olympiaqualifikationen verpasst, um an seinem Krankenbett zu sitzen. Trotzdem hat er es ins Team geschafft - aufgrund seiner Leistung bei jenem ersten Wettkampf -, und man hat ihm den Freiraum gelassen, um zu trauern. Aber soweit ich weiß, haben die Trainer inzwischen ein Machtwort gesprochen. Er muss heute hier sein, sonst verliert er seinen Platz in der Olympiamannschaft.«
»Das ist hart, aber verständlich. Diese Spiele sind unheimlich wichtig, und es ist eine Chance für Boarder aus der ganzen Welt, vor den Olympischen Spielen gegeneinander anzutreten. Trotzdem, ich bin mir nicht sicher, wie bereit Ash für die SuperPipe ist. Die anderen Teilnehmer sind schon seit Tagen hier, um sich an die Pipe und die Pisten zu gewöhnen, aber Ash ist erst ein paar Stunden vor dem Slopestyle-Wettbewerb heute Nachmittag eingeflogen .«
»Komm schon, Mann.« Mein bester Freund Z packt mich am Oberarm und zieht mich außer Hörweite der Ansager. »Wir müssen los.«
Ich weiß, dass er recht hat. Genauso wie ich weiß, dass das Letzte, was ich gerade tun sollte, ist, darauf zu hören, was die Ansager über mich verbreiten. Vor allem, wenn sie mit diesen betroffenen Stimmen sprechen, als würden sie mich bemitleiden. Als wäre ich derjenige, der gestorben ist oder so.
Ich brauche ihr Mitleid nicht. Ich brauche gar nichts. Schließlich geht es mir gut. Ich bin gesund, stark, in einem Stück.
Und am Leben.
Nicht zu vergessen, ich bin am Leben. Nicht wie meine Eltern, die bei einem Autounfall starben, als sie unterwegs waren, um mich bei den olympischen Qualifikationswettkämpfen boarden zu sehen. Und ganz sicher nicht wie mein kleiner Bruder Logan, der im Krankenhaus in Salt Lake City im Koma liegt, zerschmettert in tausend Teile.
Das sage ich nicht zu Z, obwohl ich weiß, dass er mir zuhören . und es verstehen würde. Eigentlich sage ich überhaupt nichts zu ihm, obwohl er so ziemlich der Einzige ist, der mich in den letzten Wochen bei Verstand gehalten hat. Na ja, er und Luc und Cam und Ophelia. Sie waren dabei, als ich das mit meinen Eltern erfuhr, und seitdem sind sie so ziemlich jede Minute für mich da gewesen.
Sie haben sich um die Polizei und den Krankenhausscheiß gekümmert, als ich nicht mehr denken konnte.
Sie haben sich für mich um die Beerdigung gekümmert, als ich es nicht verkraftet habe.
Und mindestens einer von ihnen hat jeden Tag an Logans Bett neben mir gesessen, selbst wenn ich nicht sprechen, nicht funktionieren, nicht richtig atmen konnte.
Besonders dann.
Z hat bei den Olympia-Trainern seinen Charme spielen lassen und sie dazu gebracht, mir in den letzten Wochen beispiellose Sonderrechte zu gewähren, während ich versucht habe, die Tatsache zu begreifen, dass mein ganzes Leben praktisch in sich zusammengefallen ist. Aber selbst er hat sie nicht dazu überreden können, dass ich die X-Games ausfallen lassen kann, also bin ich jetzt hier und fühle mich völlig unvorbereitet und apathisch, was das Ganze angeht.
Es sind Gefühle, die ich nicht gewohnt bin. Schon so ungefähr, seit ich laufen lernte, wollte ich snowboarden. Meine Eltern stellten mich mit vier zum ersten Mal auf ein Snowboard, und ich schwöre, ich habe nie mehr etwas anderes gewollt. Von diesem Moment an wollte ich immer nur fahren. Überall. Die ganze Zeit.
Bis jetzt.
»Alles okay bei dir?«, fragt Z, als wir den steilen Anstieg zum Wartebereich für die SuperPipe-Teilnehmer in Angriff nehmen.
»Bestens«, antworte ich ihm.
Er sieht mich eine Sekunde lang an, dabei wandert sein Blick musternd über mein Gesicht. Ich starre ausdruckslos zurück und weigere mich, anzuerkennen, wie sehr er tatsächlich mit mir mitfühlt. Wie könnte er auch nicht, nachdem er den Tod seiner eigenen Schwester vor all den Jahren durchgemacht hat? Und das Letzte, was ich tun möchte, ist, seinen Kopf durcheinanderzubringen, jetzt, da es endlich, endlich so verdammt gut für ihn läuft.
Er will noch etwas hinzufügen, das weiß ich, aber ich vermute, dass er genauso viel Angst hat, meinen Kopf durcheinanderzubringen, wie ich seinen. Beinahe sage ich ihm, dass er sich keine Sorgen machen soll. Mein Verstand ist im Moment so kaputt, dass es nicht viel gibt, was es noch schlimmer machen könnte. Außer vielleicht ein weiterer Anruf, der mir mitteilt, dass mein Bruder auch tot ist. Es klingt morbide, auch nur daran zu denken, aber die Wahrheit ist, dass ich an nichts anderes denken kann, seit ich in Aspen bin.
Logan, der allein in diesem Krankenhauszimmer stirbt, weil ich hier bin und mich um die Olympischen Spiele sorge. Mich darum sorge, einen perfekten 1440 hinzukriegen. Mich ums Snowboarden sorge.
Die nächsten paar Minuten vergehen wie in einem Nebel. Ich starre auf die Monitore, sehe zu, wie die anderen ihre Runs in der Pipe absolvieren. Normalerweise analysiere ich jeden Fahrer, studiere, was sie gut machen und was nicht. Oder ich behalte Z im Auge, um sicherzustellen, dass er okay ist. Dass sein Kopf in der richtigen Verfassung ist. Es fühlt sich komisch an, hier zu stehen und zu wissen, dass diesmal meine Freunde mich beobachten. Sich um mich Sorgen machen.
Dass dieses Mal alle mich für denjenigen halten, der ausflippen könnte.
Nicht, dass ich das vorhätte. Auf gar keinen Fall. Ich muss die Kontrolle behalten, muss mich zusammenreißen. Falls nicht, habe ich Angst, in so viele Stücke zu zerbrechen, dass sie mich nie wieder zusammensetzen können. Der Unfall ist jetzt einen Monat her, und jeder Tag fühlt sich an wie der erste danach. Als wäre der Schock wieder und immer wieder brandneu.
Gleich bin ich an der Reihe. Sie drängen mich in Richtung Deck, und zum ersten Mal bin ich nicht bereit dafür.
Aber es ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl. Das ist der Moment. Jetzt fahren oder den Platz bei den Olympischen Spielen verlieren. Den Lauf meines Lebens hinlegen oder meinen Traum für immer aufgeben müssen.
Der Typ vor mir ist gut - wirklich gut -, aber nicht unschlagbar. Ich sehe zu, wie er einen 1260 raushaut, gefolgt von einem Inverted Back 1080. Er endet mit einem Triple Cork. Es ist ein starker Run, aber ich kann ihn im Schlaf schlagen. Und Z, Z kann ihn vernichten.
»Bist du bereit?«, fragt mich der Organisator oben, als ich mein Board fertig angeschnallt habe.
Aus irgendeinem Grund trifft mich die Frage hart. Ich war für nichts von alledem bereit. Ich war nicht bereit für den Tod meiner Eltern. Ich war nicht bereit, der Vormund meines Bruders zu sein. Und ich war ganz sicher nicht bereit, ihm den Rücken zu kehren. Ihn zurückzulassen, in einem Krankenhaus, allein.
»Ash?«, wiederholt er. »Bist du startklar?«
Ich nicke, atme tief ein. Versuche, meinen Kopf in den Zustand zu bringen, in dem er sein muss. Aber schon als ich mich abstoße, weiß ich, dass das nicht funktionieren wird.
Die Kommentatoren reden, die Menge jubelt, ich droppe in die Pipe - meinen Lieblingsort -, und die Wahrheit ist, ich spüre einfach gar nichts. Weder die Kälte noch das Adrenalin, das mich normalerweise durchflutet. Noch das...
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