Schweitzer Fachinformationen
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Wenn Du ihm gefällst, bist Du so gut wie tot ...
Der Serienkiller "The Family Man" hat mehr als dreißig Familien getötet und wartet im Todestrakt auf seine Hinrichtung. Als die junge FBI-Agentin Tess Winnett den Auftrag bekommt, sich den Fall noch einmal genau anzuschauen, bemerkt sie einige Ungereimtheiten: Drei der Morde fallen aus dem Raster des Killers - gibt es einen Nachahmungstäter, der jahrelang unentdeckt blieb? Tess will diesem Verdacht auf den Grund gehen und kontaktiert Laura Watson, die einzige Überlebende des Massenmörders. Als ihre gesamte Familie abgeschlachtet wurde, war sie gerade einmal fünf Jahre alt. Was geschah in der Mordnacht wirklich? Je mehr Laura sich ihren Erinnerungen stellt, desto näher kommt sie dem wahren Täter ...
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"Man kann einfach nicht aufhören zu lesen." Kirkus Reviews
Heute
Special Agent Tess Winnett beugte sich zum Spiegel vor und musterte die Ringe unter ihren Augen mit kritischem, enttäuschtem Blick. Gnadenlos und dunkel zeichneten sich die Objekte ihres Missfallens in ihrem Gesicht ab, verfärbten die Lider und ließen das Blau ihrer Iris trüb und leblos aussehen. Sie wirkte blass und ausgezehrt, und ihre Haut sah gespannt und unter den hohen Wangenknochen beinahe durchsichtig aus.
Etwas Make-up hätte nicht geschadet. Dumm nur, dass sie sich nicht schminkte.
Dies war ihr erster Arbeitstag, nachdem sie sich drei endlose Wochen lang von den im Dienst erlittenen Verletzungen erholt hatte. Eine ausgekugelte Schulter. Gerissene Bänder. Ein paar gebrochene Rippen, die noch immer dafür sorgten, dass ihr bei jedem Atemzug die Seite schmerzte. Aber sie war wieder da und nicht bereit, sich noch einen weiteren Tag zu Tode zu langweilen, die Stunden zu zählen, sinnlos herumzulaufen, durch dreihundert Fernsehsender zu zappen oder sich mit dem Stapel an Büchern zu beschäftigen, für die sie doch nicht genug Geduld aufbringen konnte.
Allerdings vermutete sie, dass nicht etwa die körperlichen Verletzungen der Grund für ihre Blässe waren, sondern das Monster, das in ihrem Inneren lauerte, in den hintersten Winkeln ihres ermatteten Gehirns. Die Erinnerungen, die sie nur zu gern für immer losgeworden wäre, die jedoch nicht verblassen wollten, die grässlichen Erinnerungen an jene furchtbare Nacht vor über zehn Jahren, in der ihr Leben auf einmal zum Albtraum geworden war. In jener Nacht war sie ein machtloses Opfer gewesen und hatte um ihr Leben gekämpft und war nicht wie heute die furchtlose FBI-Agentin.
Diese Wunden schmerzten noch immer und bewirkten, dass sie in einem ständigen Zustand der extremen Wachsamkeit durchs Leben ging, obwohl der Mann ihr inzwischen nichts mehr tun konnte. Sie machten ihr mehr zu schaffen, als es ein paar angeknackste Rippen jemals gekonnt hätten.
Ihr Arzt, der sein Augenmerk auf ihre körperliche Fitness richtete und ihren restlichen Ballast nicht zur Kenntnis zu nehmen schien, hatte sie sechs Wochen krankgeschrieben und ihr für die letzten beiden Wochen tägliche Physiotherapiestunden mit Übungen zum Kraftaufbau und zur Mobilitätssteigerung verschieben. Sie hatte gefleht und gedroht, doch er hatte ihrem Vorgesetzten, FBI Special Agent in Charge oder SAC Pearson, wie sie seinen Titel gerne abkürzte, bereits mitgeteilt, dass sie aus medizinischen Gründen noch nicht wieder dienstfähig sei. Als sie das gehört hatte, war sie ausgeflippt, hatte ihre gesamte irrationale Wut gegen den Arzt gerichtet und ihn mit jedem Schimpfwort bedacht, das ihr nur einfallen wollte, ihm vorgeworfen, die ärztliche Schweigepflicht verletzt zu haben und ein rücksichtsloser, egoistischer Mistkerl zu sein, dem man ihrer Meinung nach nie eine ärztliche Zulassung hätte erteilen dürfen.
Weit war sie damit nicht gekommen. Der Arzt hatte ihre Anschuldigungen abgetan und erwidert, er habe keinesfalls die Schweigepflicht verletzt, sondern SAC Pearson nur mitgeteilt, dass sie die sechswöchige Ruhepause brauchen würde, ohne weitere Details zu nennen. Wundersamerweise stimmte er später an diesem Tag zu, sie nach drei Wochen schon wieder zur Arbeit gehen zu lassen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie nur leichte Aufgaben übernahm, an einem Schreibtisch saß und sich um den Papierkram kümmerte.
Auf gar keinen Fall!
Aber wenigstens konnte sie das Field Office wieder betreten, weil das FBI ihren Ausweis erneuert hatte. Der Rest lag nun an ihr, nicht wahr? Ein schiefes Grinsen zeichnete sich auf den Lippen ihres Spiegelbilds ab und wurde immer breiter, ließ auch ihre Augen strahlen und die dunklen Ringe fast vollständig verschwinden.
Sie war wieder da. Das war alles, was zählte.
»Willkommen zurück, Winnett«, grüßte eine Frau sie im Vorbeigehen und knallte die Tür der hintersten Toilettenkabine hinter sich zu.
Tess schrak zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie die Frau hereingekommen war. Auf einmal war die Stimme in ihrem Rücken gewesen, so verdammt nah, wo sie doch geglaubt hatte, allein und in Sicherheit zu sein. Ihr Herz raste, und ihre Hände zitterten ein wenig. Sie konzentrierte sich einige Sekunden lang auf ihre Atmung. Einatmen. Ausatmen.
»Danke«, erwiderte sie zögernd, stieß Luft aus und straffte die Schultern.
War sie wirklich schon wieder bereit zu arbeiten? Besser wär's. Reiß dich zusammen, Winnett!
Sie starrte sich noch ein wenig an und sammelte Mut für die Besprechung mit SAC Pearson. Als sie an diesem Morgen an ihren Schreibtisch gekommen war, hatte sie dort eine Haftnotiz mit der kurzen Nachricht Kommen Sie zuerst zu mir vorgefunden. Die Unterschrift lautete PEARSON, wobei sich die Großbuchstaben in ein kaum noch leserliches Gekritzel verwandelten. Aber sie wusste ohnehin, von dem die Nachricht stammte.
SAC Pearson. Würg. Ihr Boss, der sie schon mehrmals verwarnt hatte und der sich von ihr nichts mehr bieten lassen würde. Ein Mann, der zwölf Jahre als Profiler gearbeitet hatte und mit einer beneidenswerten Aufklärungsquote aufwarten konnte, die nur sie übertroffen hatte. Er lag bei achtundneunzig Prozent, sie bei hundert. Ein winziger Unterschied mit großer Bedeutung. Sie war davon überzeugt, dass ihr Boss diese zwei Prozentpunkte immer im Hinterkopf hatte. Aber vor allem war er ein erfahrener Profiler und müsste nur einen Blick auf die dunklen Ringe unter ihren Augen werfen, um sie für drei weitere Wochen in ihre Wohnung zurückzuschicken, in der sie durchdrehen würde.
Sie schürzte die Lippen, dachte über ihre Optionen nach und räusperte sich leise.
»Hey, Colston, haben Sie zufälligerweise Make-up dabei?«
»Ja, bitte sehr«, erwiderte die Frau und schob ihre Handtasche unter der Kabinentür durch. »Bedienen Sie sich.«
»Danke.«
Tess stellte die Handtasche auf den Waschtisch und zögerte, bevor sie den Reißverschluss aufzog. Es widerstrebte ihr, auf diese Art in die Privatsphäre eines anderen Menschen einzudringen, selbst wenn sie dazu aufgefordert worden war. Wie unterschiedlich die Menschen doch waren. Wie . arglos, vertrauensvoll und offen. Ruhig. Fürsorglich. Bescheiden. Während sie in die Tasche spähte, überkam sie leichter Neid. Sie wünschte sich, ebenso sein zu können wie jeder da draußen, der teilen, vertrauen und hin und wieder unachtsam sein konnte.
Colstons Handtasche enthielt eine ganze Schatztruhe voller Schminkutensilien, und Tess starrte die kleinen Objekte verwirrt an und wusste nicht, was davon sie benutzen sollte.
»Das hier sollten Sie nehmen«, schlug Colston vor und nahm einen Concealer heraus. Dabei tropfte etwas Wasser von ihrer Hand in die offene Tasche, was ihr jedoch nichts auszumachen schien.
Tess stockte der Atem, aber sie schluckte schwer und schaffte es, ihrer Kollegin zu danken. Wieso hatte sie nicht gehört, wie Colston die Toilettenspülung betätigt oder sich die Hände gewaschen hatte? Letzteres war eindeutig passiert, da sich die Frau gerade mit einem Papiertuch abtrocknete. Welche Agentin im Außeneinsatz ließ denn zu, dass sich jemand derart an sie heranschleichen konnte? Sie musste sich wirklich zusammenreißen.
Sie verbarg den in ihr tobenden Aufruhr, trug den Concealer rasch mit den Fingern auf und lächelte dankbar.
»Ich würde auch etwas Rouge auflegen. Sie sind zu blass. Warten Sie, ich helfe Ihnen«, bot Colston an und fuhr mit einem dicken Pinsel über Tess' Wangen, worauf ihre alabasterfarbene Haut etwas lebendiger wirkte. »Perfekt, das sieht schon viel besser aus.«
Gemeinsam verließen sie die Damentoilette, trennten sich jedoch, da Tess noch bei ihrem Schreibtisch vorbeiging, um ihren Notizblock zu holen, bevor sie Pearsons Büro betrat.
Da saß er an seinem Schreibtisch, hatte den völlig kahlen Kopf gesenkt und las ein Dossier, in dem er ungeduldig und mit zusammengepressten Lippen herumblätterte, woran man seine Verärgerung deutlich erkennen konnte. Er hatte das Sakko ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt, was bedeutete, dass er wenigstens einige Stunden im Büro zu bleiben gedachte.
Tess klopfte an den Türrahmen und wartete schweigend. Er winkte sie herein, ohne den Blick vom Papierkram vor sich abzuwenden. Sie blieb stehen und sah sich die wenigen Objekte an, mit denen Pearson sein Büro geschmückt hatte. Hinter ihm standen in einem Fach in einem halb leeren Bücherregal drei gerahmte Fotos, auf denen seine Familie zu sehen war. Seine leicht übergewichtige Frau schaute herzlich und zugewandt aus und hielt auf dem Familienporträt, auf dem auch die beiden Söhne abgebildet waren, selbstsicher seine Hand.
Bei den anderen beiden Bildern handelte es sich um Fotos von den Abschlussfeiern seiner Söhne, wie man sie von teuren Colleges am Tag der Zeugnisübergabezeremonie erhielt. Beide Jungen hatten die freundlichen Augen ihrer Mutter und waren ansonsten jüngere, abgeschwächte Versionen ihres Vaters. Sie fragte sich, ob die Strenge in Pearsons Zügen genetisch war oder sich im Laufe seines Lebens abgezeichnet hatte, und musterte die beiden vertikalen Linien neben seinen geschürzten Lippen, die permanent gerunzelte hohe Stirn und die angespannte Kiefermuskulatur. Wahrscheinlich war sie angeboren.
Endlich blickte Pearson auf, und seine Miene verfinsterte sich noch mehr. »Setzen Sie sich, Winnett.«
Sie kam der Aufforderung nach.
»Sie sind also wieder da. Früher als geplant.«
»Sir.«
»Willkommen zurück. Sind Sie einsatzbereit?«
»Danke, Sir. Ja,...
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