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Von Kopfgeldjägern und Frauenhelden
Ein Kopfgeld von 10 Millionen ist auf Dr. Bernhard Sommerfeldt ausgesetzt, eine Summe, die sich kein Profikiller gerne entgehen lässt. Und wenn Markus Baumann aus Meppen davon gewusst hätte, dann hätte er Birgit Ritter vielleicht anders angesprochen. Doch seine Sommerfeldt-Masche ist einfach zu erfolgreich, reihenweise verfallen ihm die Frauen. Auch Birgit Ritter glaubt fest, den echten Sommerfeldt vor sich zu haben, als plötzlich und unerwartet Johann Baptist Reichhart, seines Zeichens Kopfgeldjäger, im Raum steht und das Rendezvous mit Markus Baumann final beendet.
Das ist kein einfacher Fall für Ann Kathrin Klaasen und ihr Team in Ostfriesland, aber ein hundertprozentiger Auftrag für den echten Sommerfeldt und seine Ehefrau Frauke. Alles läuft auf einen großen Showdown auf Norderney hinaus.
Der zweite Band der Reihe „Ein mörderisches Paar“ von der Nummer 1 in der Spannung Klaus-Peter Wolf – ein Buch für die heißesten Tage des Jahres!
„Für Ann Kathrin Klaasen und ihr Team in Ostfriesland stellt sich dieser Fall als besonders komplex dar und macht Spaß!“
Markus Baumann hatte viele Methoden ausprobiert, Frauen rumzukriegen. Keine war so erfolgreich wie die Sommerfeldt-Masche. In letzter Zeit hatte es drei Fernsehsendungen über den Serienkiller gegeben, eine Reportage über die Misserfolge bei der Fahndung nach seinem Ausbruch und über mögliche Helfershelfer in Ostfriesland, eine Sondersendung von Aktenzeichen XY . ungelöst, mit der die aktuelle Fahndung nach ihm befeuert werden sollte, und dann unterhielten sie sich im Literarischen Quartett über ihn und seine Biographie. Zum ersten Mal hatte die Sendung mehr als drei Millionen Zuschauer und wurde in der Mediathek zigmal aufgerufen. Angeblich drehte das ZDF einen Spielfilm auf der Grundlage seiner Biographie Totenstille im Watt, aber wer die Hauptrolle, also Dr. Bernhard Sommerfeldt, spielen sollte, wurde wie ein Staatsgeheimnis gehütet.
Er hatte sich viel mit Sommerfeldt beschäftigt, und seitdem er auf Sommerfeldt machte, legte er reihenweise Frauen flach. Sie vertrauten ihm sofort, waren bereit, ihn zu verstecken, boten ihm Geld an und liebten ihn bis zur Erschöpfung.
Er selbst war ein Jäger. Er war auf keinen Frauentyp festgelegt. Für ihn war es ein Sieg, wenn sie mit ihm ins Bett stiegen, und genau darum ging es.
In frühester Kindheit schon hatte er erlebt, dass er nicht um seiner selbst willen geliebt wurde, sondern höchstens für Leistungen, die er vollbrachte. Also gab er für seinen Vater den tollen Torwart, obwohl er es ziemlich bescheuert fand, sich mit dem Kopf voran auf einen Ball zu stürzen, nach dem andere traten. Vier Finger waren ihm beim Spiel gebrochen worden und einmal auch die Nase.
Für seine Mutter wollte er das musische Genie geben, doch Torwart und Klavierspielen, das passte nicht zusammen. Mit gebrochenen Fingern spielt sich Mozart schlecht.
In seinem Innern war er weder Fußballer noch Musiker, und auch den braven Schüler spielte er nur. Er wollte geliebt werden und strampelte sich ab. Um die Liebe seiner Eltern kämpfte er schon lange nicht mehr, das war Schnee von gestern. Jetzt sammelte er Erlebnisse mit Frauen, am besten an jedem Wochenende mit einer anderen. Und mit der Sommerfeldt-Masche war das überhaupt kein Problem.
Zu seiner Ausstattung gehörte ein helles Leinenjackett. Aus der rechten Tasche ragte immer ein Buch von Dr. Bernhard Sommerfeldt.
Baumann fand die Frauen in Bibliotheken, bei Krimilesungen, bei Spaziergängen im Park, und besonders viele von ihnen machten gern Urlaub an der Nordsee. Sie besuchten die Plätze, an denen Sommerfeldt sich laut seiner Bücher aufgehalten hatte. Welcher Sommerfeldt-Fan wollte nicht mal im Café ten Cate Baumkuchen gegessen haben? Natürlich besuchten sie den Lütetsburger Park, wollten auf Langeoog in einem Anna-See-Apartment wohnen, am liebsten mit Blick auf die Eisdiele Venezia.
Er wusste, wie er sie fand, und er wusste, wie er sie ansprechen musste. Dazu waren keine Verrenkungen in Diskotheken notwendig, und er musste auf keiner Skipiste mit dem Skilehrer konkurrieren. Er begann ein lockeres Gespräch über Ostfriesland und über Sommerfeldt, und wenn er den Glanz in ihren Augen sah, dann verriet er nach nicht allzu langer Zeit, er sei Dr. Bernhard Sommerfeldt. Natürlich nicht mehr ganz so schön wie auf den Fahndungsplakaten, denn er habe sich umoperieren lassen, sonst könne er sich ja nicht an seinen Lieblingsorten aufhalten. Er sei verpfiffen worden und brauche dringend eine sichere Wohnung für die Nacht.
Von zehn Versuchen hatten acht funktioniert. Zweimal hatte er die Geschichte selbst abgebrochen, weil sie ihm frei heraus sagte, ihr Mann hätte bestimmt nichts dagegen, der sei auch Sommerfeldt-Fan.
Besonders angenehm an der Sommerfeldt-Methode fand er auch, dass er danach nicht großartig Schluss machen musste und es keine schrecklichen Abschiedsszenen gab, keine Ich-hasse-dich-Schreie, sondern jede verstand, dass er weiterziehen musste und ihr weder eine Telefonnummer geben konnte noch eine Adresse.
Er ging mit einem Augenzwinkern und versprach, sich wieder zu melden. Das war es dann auch schon.
Er arbeitete als Verwaltungsangestellter in Meppen. So konnte er jedes Wochenende einen kurzen Trip nach Ostfriesland machen. Am Anfang buchte er sich noch ein Zimmer, gern im Smutje, weil dort viele Leserinnen von Dr. Sommerfeldt übernachteten, inzwischen sparte er sich das Geld. Meist brauchte er ja gar kein eigenes Zimmer, weil er die Nacht sowieso in einem anderen Bett verbrachte. Das erhöhte für ihn sogar noch den Spaß bei der Jagd und den Druck, es auch hinzukriegen. Wenn alles schiefging, konnte er immer noch nach Hause fahren und es am anderen Tag noch mal versuchen.
Die neugestaltete Wasserkante in Norddeich, das Deck, war ein magischer Anziehungspunkt für Sommerfeldt-Fans. Dazu das Meer, die Sonne, die entspannte Stimmung, vielleicht noch ein Glas Weißwein vor dem Haus des Gastes - was sollte da schiefgehen?
Doch diesmal lief nicht alles so gut für ihn. Er glaubte, noch in der glücklichsten Phase seines Lebens zu sein. Er sah einer vollbusigen Fünfzigjährigen in die Augen, die sogar Stellen aus der Sommerfeldt-Trilogie wörtlich zitieren konnte. Sie tranken Weizenbier und rieben sich gegenseitig mit Sonnencreme ein, doch keine drei Meter von ihnen entfernt saß Johann Baptist Reichhart, auch der Henker genannt. Inzwischen hatte es sich bis zu ihm rumgesprochen, dass Sommerfeldt zum Frauenhelden mutiert war, der gern in Norddeich, Bensersiel und Greetsiel auf die Jagd ging.
Für Johann Baptist war Sommerfeldt zehn Millionen wert, denn genau so viel hatte Willi Klempmann auf seinen Kopf ausgesetzt.
Die beiden Turteltäubchen sahen nicht so aus, als ob sie sich heute noch trennen würden. Mir wird gar nichts anderes übrig bleiben, dachte Johann Baptist und spielte mit der rechten Hand in seiner Jackentasche mit der Stahlschlinge. Ich muss beide töten. Zuerst ihn - der gefährlichste Gegner muss immer sofort ausgeschaltet werden - und danach sie. Zeugen kann ich wahrlich nicht gebrauchen.
Zur gleichen Zeit heiratete der echte Dr. Bernhard Sommerfeldt unter dem Namen Ernest Simmel seine geliebte Frauke Winterberg im Alten Leuchtturm auf Wangerooge. Hauptkommissar Rupert und seine Frau Beate waren Trauzeugen.
Jörg und Monika Tapper hatten die Hochzeitstorte persönlich nach Wangerooge gebracht.
Das dreistöckige Kunstwerk wartete jetzt im Apartment Anna Düne mit Meerblick darauf, angeschnitten zu werden.
Als Klinikleiter wollte Simmel keine große Hochzeit. Er hatte Angst, alle einladen zu müssen, und eine Riesenfeier mit all den Offiziellen stellten die beiden sich eher unromantisch vor. Nicht mal Freunde aus dem Lütetsburger Golfclub hatten sie eingeladen. Es sollte ein ganz intimes, kleines Fest werden.
Sommerfeldt bestand darauf, seine Braut, die natürlich in Weiß geheiratet hatte, jetzt über den Sand in die Nordsee zu tragen. Jörg machte Fotos. Viele Menschen verließen ihre Strandkörbe, um zuzusehen und Beifall zu klatschen. So eine Hochzeit bei herrlichem Wetter direkt am Strand lockte einfach immer viele Menschen an.
Der Wind blies in Fraukes Kleid und ließ sie schwanger erscheinen. Die Wellen leckten an ihren Füßen. Sie kreischte vor Freude, und Sommerfeldt tauchte mit ihr gemeinsam vollständig unter. Es sah ein bisschen aus wie eine Taufe.
Im freudigen Überschwang, angestachelt von der Meerluft und dem Applaus, packte Rupert seine Beate und kreischte: »Nach so vielen Jahren Ehe machen wir das jetzt auch mal! Davon hab ich schon immer geträumt!« Er rannte mit Beate ins Wasser.
»Du bist verrückt!«, schrie sie.
»Ja«, antwortete er, »deshalb hast du mich doch geheiratet.«
Monika Tapper sah ihren Mann an, der Fotos machte, breitete die Arme aus und sagte: »Ja, nun, und was ist mit mir?«
Er gab einem Kind sein Handy und sagte: »Pass gut drauf auf, Kleiner.« Dann schnappte er seine Frau und trug sie wie eine Beute zu den anderen ins Wasser.
Als sie klatschnass, aber glücklich, wieder im Sand standen und die drei Pärchen sich beklatschen und fotografieren ließen, lud Sommerfeldt die Umstehenden ein, mit ihnen zum Friesenjung zu kommen.
»Da oben«, sagte er, »habe ich eine Hochzeitstorte, die ist eh zu groß für uns. Wer möchte, bekommt ein Stück.«
»Und falls es Beschwerden gibt«, rief Jörg Tapper, »ich bin der Konditor.«
»So etwas«, sagte ein Mann zu seiner Frau, »erlebst du nur in Ostfriesland, Hilde. Ich hab's dir doch gesagt: Lass uns wieder hin. Hier fühle ich mich immer zwanzig Jahre jünger.«
Sie küsste ihren Mann auf die Wange und bestätigte: »Ich mich auch!«
Beim Anschneiden der Torte achteten Monika und Beate darauf, dass Sommerfeldt und Frauke gemeinsam den ersten Schnitt machten, und als Frauke ihre Hand oben hatte, lachte Beate: »Jetzt wissen wir auch, wer in der Ehe die Hosen anhat!«
Das Brautpaar verteilte Tortenstücke an alle Anwesenden. Sommerfeldt hatte schon Sorge, selbst nichts mehr abzubekommen, zumal Rupert bereits das dritte Stück aß. Schließlich war es ja auch eine dreistöckige Torte mit drei verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Pfirsich-Maracuja fand Rupert ganz klasse, aber sein Favorit war Whisky-Sahne. Auf Himbeer-Sahne fuhr besonders Beate ab. Echte Früchte konkurrierten mit Marzipangebilden.
Dazu gab es Ostfriesentee und heißen Kaffee, doch wirklich warm wurde ihnen nicht davon. Zum Glück gab es unten im Anna-Düne-Gebäude eine Sauna, und die hatten sie vorsichtshalber anheizen lassen. Die sechs...
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