Schweitzer Fachinformationen
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Einführend sollen zur Klärung der Bedeutung von Stress als wesentlichem Motor stressabhängiger Erkrankungen die Häufigkeit subjektiver Stressbelastung in der Gesellschaft sowie deren Konsequenzen für die Gesundheit und die Arbeitswelt dargestellt werden.
Laut einer von der Techniker Krankenkasse beauftragten Studie empfinden acht von zehn Deutschen ihr Leben als stressbelastet, jeder Dritte leidet unter Dauerstress.
Übersteigen Häufigkeit und Intensität von Stressbelastungen die vorhandenen persönlichen Ressourcen oder die individuelle Belastungsgrenze, kommt es zu einer chronischen Überforderung. Diese zeigt sich durch Auswirkungen auf das Immunsystem, die Schlafregulierung, die Lern-, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozesse sowie auf das Herz-Kreislauf-System und scheint ein Faktor bei der Entwicklung einer Reihe von körperlichen und psychischen Erkrankungen zu sein (TK, 2013a). Trotz des sozialpolitischen Gewichtes und der damit verbundenen gesundheitsökonomischen Folgen liegen zur Quantifizierung der Stressbelastung in Deutschland nur wenige Untersuchungen vor. In strukturierten Telefoninterviews wurden zwischen 100 und 1200 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren als repräsentativer Querschnitt der erwachsenen Bevölkerung in den Jahren 2013 und 2016 in sämtlichen Regionen Deutschlands zu ihrer Stressbelastung befragt. Dabei wurden auch Bildungsstatus, Haushaltsgröße und Nettoeinkommen mitberücksichtigt (TK, 2013a, 2016). Die wichtigsten Ergebnisse waren:
Mehr als jeder Zweite fühlt sich unter Druck und Stress, mit deutlich höheren Werten bei der Stadt- im Vergleich zur Landbevölkerung.
Im Vergleich der Jahre 2016 versus 2013 war die subjektive Stressbelastung »häufig oder manchmal« gegenüber »selten und nie« um 4 % angestiegen (TK 2013a, 2016).
Deutlich höher belastet über dem mittleren Stressniveau finden sich Frauen und die »Sandwich«-Generation (Alter 36-45 Jahre).
Regional aufgegliedert, findet sich eine deutlich geringere Stressbelastung in Norddeutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen) im Vergleich zu den südlichen Bundesländern, wo vor allem in Baden-Württemberg die höchsten Belastungswerte angegeben werden.
Dies steht im Gegensatz zum Verteilungsmuster von Depressionen, die in Norddeutschland eine höhere Prävalenz aufweisen (TK, 2013b).
Bei der Analyse der bedeutsamsten einzelnen Stressursachen steht die Stressbelastung durch Beruf oder Schule/Studium an oberster Stelle (bei 51-52 % der beteiligten Männer und Frauen).
Persönliche und familiäre Stressoren wurden in nahezu gleicher Häufigkeit genannt.
Ungeachtet der hohen Stressbelastungen geben dennoch 71 % der Befragten eine ungeteilte Freude an der beruflichen Tätigkeit an.
Frauen fühlen sich subjektiv deutlich stärker gestresst als Männer (TK, 2013a).
In dieser umfassenderen Fragebogenstudie wurde unter der Federführung des Robert-Koch-Instituts, Berlin (RKI), eine weitreichende Erhebung zur allgemeinen Gesundheit in Deutschland durchgeführt. Die ermittelten und statistisch ausgewerteten Befunde wurden in mehreren Pblikationen zu unterschiedlichen Kernthemen dargestellt (Hapke et al., 2013).
Zur Fragestellung Stressbelastung wurden mithilfe der Screening-Skala des Trierer Inventars zum chronischen Stress (TICS-SSCS) 5850 Männern und Frauen unterschiedlicher Altersgruppen bis einschließlich 64 Jahre befragt. Die Fragen zielten auf die erlebten Stressbelastungen in fünf Stressbereichen innerhalb der letzten drei Monate. Zusätzlich wurden der Patient Health Questionnaire (PHQ) zur Erkennung von psychischen Erkrankungen und die Oslo-3-Social-Scale zur psychosozialen Charakterisierung der Befragten angewendet.
Die unterschiedliche Stressbelastung mit nachfolgenden psychischen und somatischen Beeinträchtigungen wie Depression, Burnout und Schlafstörungen zeigte sich dabei abhängig von
Stressintensität,
Geschlecht,
Alter,
sozioökonomischem Status und
sozialer Unterstützung.
Sowohl die subjektiv empfundene Stressbelastung als auch die hieraus resultierenden psychischen Beeinträchtigungen waren in dieser Studie bei Frauen deutlich häufiger und ausgeprägter.
Insgesamt gilt der Grundsatz: Je stärker die subjektive Stressbelastung, desto häufiger sind psychische Folgestörungen (? Tab. 1-1).
Tab. 1-1 Psychische Beeinträchtigung durch Stress bei Männern und Frauen (nach Hapke et al., 2013)
Psychische Beeinträchtigung
Stressbelastung
normal
deutlich
stark
Männer
0
86,1
71,3
40,5
1-3
13,9
28,7
59,5
Frauen
80,5
65,0
37,9
19,5
35,0
62,1
0 = keine, 1-3 = Anzahl psychischer Erkrankungen der Einzelnen im Bezug zur subjektiven Stressbelastung (gemessen mit den TICS = Trierer Inventar zum Chronischen Stress)
Stress stellt damit ein Vulnerabilitätsphänomen dar, welches die Entwicklung psychischer und somatischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen wie Depression, Burnout und Schlafstörungen begünstigt. Die geschlechtsdifferente Angabe von Stressfolgen und der subjektiven Empfindung einer starken Stressbelastung zwischen Männern und Frauen kann entweder durch eine grundsätzlich höhere Stressempfindlichkeit und/oder Stresswahrnehmung mit stärkeren Stressfolgen bei den weiblichen Befragten oder über eine entsprechend dem traditionellen männlichen Selbstbild geringere Auskunftsbereitschaft hinsichtlich der Belastungsangabe...
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