Schweitzer Fachinformationen
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Mein vollständiger Name ist Elisabeth Louise Ashmore. Aufgewachsen bin ich auf der Indigo-Farm meiner Eltern, die mich gewöhnlich Lizzy oder Lou nannten oder beides zusammen. Meinen korrekten Namen verwendeten sie nur, wenn ich etwas ausgefressen hatte, das eine Bestrafung oder zumindest eine Zurechtweisung nach sich zog. Ich war ein nicht gerade folgsames Kind, sodass ich des Öfteren in den Genuss kam, meinen vollen Namen zu hören. Ich war wilder als mein zwei Jahre älterer Bruder, der von ruhigerem Temperament war, eher besonnen und nicht so spontan wie ich.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatten meine Eltern mich vorsorglich mit James Blaise verheiratet, von dem ich vorher nur flüchtig Notiz genommen hatte. Aber mein Vater meinte, er sei der Richtige für mich, weil von Blaise noch viel zu erwarten sei und ich wohl kaum jemand Besseren als ihn hier in der Gegend finden könnte. Diese Meinung meines Vaters war nicht gerade dazu angetan, mein Selbstbewusstsein zu stärken, aber möglicherweise hatte er recht. Zumindest aber meinte er es gut mit seiner Tochter.
James Blaise war zwölf Jahre älter als ich, aber was machte das schon. Immerhin sah er gut aus mit seinen warmen rehbraunen Augen und dem gepflegten Schnurrbart, der sich von seiner Frisur etwas abhob, denn er trug sein dunkles Haar für Daddys Geschmack zu lang. Es reichte ihm bis über die Ohren und kräuselte sich im Nacken zu voluminösen Locken, die ich ziemlich lustig fand. Jedenfalls hatte er etwas an sich, was Frauen und auch mich anzog. Also war ich einverstanden gewesen, und bis dahin gab es dazu keinen Anlass zur Reue. Allerdings hatte mein Mann einen Charakterzug an sich, der ihn unnachgiebig machte, wenn er etwas haben wollte - und er dann auch bekam. Eingeschlossen mich. Mein Bruder Philip mochte ihn nicht. Warum, das habe ich nie erfahren. Vielleicht aus einer Art Eifersucht, weil er ihm seine einzige Schwester weggenommen hatte.
Nun saß ich in diesem Express-Postwagen auf dem Weg von Fort Leavenworth nach Santa Fé, wo sich die Handelsstation meines Mannes befand, und meine Gedanken beschäftigten sich noch immer mit meiner Vergangenheit. Das lenkte mich von der stickigen Enge in diesem Fahrzeug ab, die nicht gerade dazu beitrug, mich darin wohlzufühlen. Das Land ringsum, durch das der Santa-Fé-Trail führte, zeigte sich trocken und ziemlich kahl. Einige Reiter, die sich uns unterwegs angeschlossen hatten, trugen zur Versorgung der Reisenden bei, indem sie hin und wieder einen Bison oder anderes Wild schossen. Ich war froh darüber, gab mir ihre Anwesenheit doch ein beruhigendes Gefühl von mehr Sicherheit. Leute, die diese Gegend kannten, hatten mich vor einer Reise durch dieses Land gewarnt, denn unser Weg führte durch das Gebiet der Jicarilla Apachen, deren Häuptling Lobo Blanco mit seiner Llanero Band in ihr Land eindringende Fremde gnadenlos bekämpfte. Vor Jahren schon hatten die Siedler dieser Gegend bereits beim US-Präsidenten ersucht, die Truppenpräsenz am Santa-Fé-Trail zu verstärken. Doch bis jetzt war es leider noch nicht dazu gekommen. So wirkten zehn Reiter und deren Gewehre als Begleitung etwas beruhigend auf mich.
Immerhin hatten wir den Canadian River bei Rock Crossing längst überquert, und die Landschaft änderte sich allmählich. Seitlich vor uns tauchte eine wuchtige, lang gezogene Erhebung auf. Das musste der Wagon Mound sein, von dem unser Kutscher Mr. Robson vor der Fahrt gesprochen hatte. Den Namen hatte dieser Berg wegen seiner eigenartigen Form erhalten, die bei einiger Fantasie an einen von Ochsen gezogenen Planwagen erinnerte. Doch während sich meine Gedanken noch mit diesem Landschaftsbild beschäftigten, fiel mir die Stimme eines Mannes ein, der mir in Zusammenhang damit etwas anderes erzählt hatte. Vor Jahren sollte es genau an dieser Stelle bereits einen Überfall der Apachen auf einen Warentransport gegeben haben, der etliche Menschenleben gefordert hatte.
Nun, seit dieser Zeit konnte sich manches geändert haben. Immerhin hatte die Armee einen Vertrag mit Waldo, Hall & Co. für eine Kutschenlinie abgeschlossen, die nun regelmäßig auf dem Santa-Fé-Trail verkehrte. Trotzdem behielt ich mit einem mulmigen Gefühl die Gegend zwischen hier und diesem Berg aufmerksam im Auge, und mir wäre wohler gewesen, wenn der Kutscher das Tempo erhöht hätte. Doch der schien meine Sorgen nicht zu teilen. Einer der uns begleitenden Reiter schob sich in diesem Moment an dem Fahrzeug vorbei und nahm mir die Sicht. Er rief Mr. Robson etwas zu, was ich wegen des Rumpelns der Räder nicht verstehen konnte. Doch ich hörte den rauen Fluch, der am Fenster der Kutsche wie ein Schatten vorbei wehte. Kutscher haben es so an sich, bei jeder Gelegenheit zu fluchen, doch noch während der Reiter die Sicht wieder freigab, fuhr mir der Schreck in die Glieder.
Plötzlich war da eine Gruppe von Reitern wie aus dem Nichts aufgetaucht und galoppierte auf uns zu, als gälte es ein Rennen zu gewinnen.
Apachen, zuckte es durch meine Gedanken. Noch ehe ich vollständig begriff, was das zu bedeuten hatte, hörte ich das Krachen eines Gewehres, und einer der vordersten dieser Krieger wurde von seinem Pferd gerissen und verschwand im aufgewirbelten Staub zwischen den anderen, worauf sich die Gruppe der Angreifer hastig auseinanderzog.
Jetzt trieb Mr. Robson mit lauten Rufen und Peitschenknallen die Pferde an. Die Kutsche nahm Fahrt auf, was ich mir schon früher gewünscht hätte. Doch noch während etliche Gewehre zu feuern begannen, knallte die Kutsche gegen etwas Hartes, so dass ich beinahe vom Sitz gerutscht wäre. Ich hörte abermals das wilde Gefluche des Kutschers, dann kam das Fahrzeug nach einigem Schlingern in beträchtlicher Schieflage zum Stehen. Jetzt war ich tatsächlich zwischen den beiden Sitzreihen zu Boden gegangen. An den mit Leder überzogenen Sitzen versuchte ich mich wieder hochzuziehen, während ich von draußen das schrille Geschrei der Apachen und das Knattern von Gewehren hörte. Eine dumpfe Angst schnürte meine Brust ein, als müsste ich ersticken. Ich riss mich zusammen, reckte den Hals wie eine neugierig gewordene Schildkröte und versuchte nach draußen zu spähen, um dem beängstigenden Geschehen ins Auge zu sehen.
Ich sah einige Pferde der Angreifer ohne Reiter herumirren, indessen die übrigen die Flucht ergriffen. Die Kutschpferde zerrten nervös im Geschirr hin und her, bis sie sich schließlich beruhigten. Esdauerte eine Weile, bis mein Zittern schwand und mein Herzschlag sich wieder normalisierte. Das schien wohl noch mal gut gegangen zu sein.
Noch war mir nicht ganz klar, was die Fahrt der Kutsche so abrupt unterbrochen hatte. War unsere Reise hier zu Ende? Jedenfalls sah es nicht gut aus. Falls wir hier liegen bleiben würden, in dieser einsamen Gegend, in der sich offensichtlich Indianer herumtrieben, saßen wir ganz schön in der Klemme. Und das Wörtchen "schön" erschien mir dabei völlig fehl am Platz.
Bevor ich mit meinen Befürchtungen zu Ende kam, war Mr. Robsons Beifahrer, den alle einfach nur Chuck nannten, vom Bock gesprungen und riss den Wagenschlag auf. Dass er dabei das Gewehr, das er während der Fahrt ständig griffbereit auf dem Schoß liegen hatte, immer noch in der Hand hielt, trug nicht dazu bei, meine Bedenken zu zerstreuen. Ungeschickt bugsierte ich meinen Körper nach draußen, was durch die Schieflage des Wagens und wegen des langen Rockes erschwert wurde. Gleichzeitig versuchte der Kutscher, die in den Geschirren hin und her zerrenden Pferde zu beruhigen. Mit einem misstrauischen Blick erforschte ich die Umgebung und fand meine Befürchtungen bestätigt. Wir schienen tatsächlich hier mutterseelenallein auf der Strecke liegengeblieben zu sein. Die uns begleitenden Reiter hatten ihre nervös schnaubenden Tiere angehalten, blieben jedoch in den Sätteln. Einige von ihnen schauten betreten auf das gebrochene rechte Vorderrad der Kutsche, derweil die übrigen sich aufmerksam in der Gegend umsahen. Der Gedanke, dass sie das Land um uns im Auge behielten, obwohl die Indianer längst verschwunden waren, tröstete mich ein wenig. Ganz so hilflos waren wir schließlich nicht.
Die Kutschpferde beruhigten sich allmählich, genau wie mein Pulsschlag. Mr. Robson kam heran und kratzte sich ratlos hinter dem Ohr, dabei betrachtete er das zerbrochene Rad und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Dann schaute er zum westlichen Horizont, wo eine im Blut schwimmende Sonne den oberen Rand einer Wolkenbarriere erreicht hatte, und anschließend wieder zurück auf das unbrauchbare Rad. "Müssen wohl die Sache auf morgen verschieben", murmelte er halb zu sich selbst. "Das Beste, wir bleiben über Nacht hier." Er machte eine Kopfbewegung, die eine Richtung anzeigen sollte. "Da drüben gibt es frisches Wasser, und die Gäule haben ohnehin 'ne Pause verdient."
"Und die Indianer?", fragte ich mit noch immer leichtem Kribbeln in meiner Bauchgegend.
Chuck klopfte bedeutungsvoll mit der Hand gegen den Schaft seines Gewehres, so, als tätschelte er den Po seiner Liebsten. "Das hier hat ihnen gar nicht geschmeckt, Miss. Die kommen ganz bestimmt nicht zurück."
Ich schickte einen zweifelnden Blick zum Wagon Mound hinüber, der uns mit düsterem Schweigen zur Kenntnis nahm, und zog mit einem ungemütlichen Gefühl die Schultern hoch.
"Sie können beruhigt sein, Mrs. Blaise", meinte einer der Reiter, der gerade vom Pferd absaß. Er hatte sich bei seiner Ankunft als Thomas E. Branton vorgestellt. "Die Apachen haben alle ihre Toten mitgenommen. Die kommen nicht so schnell wieder. Und bis sie sich eine bessere Medizin herbeigezaubert haben, sind wir längst in Santa...
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