Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Vorwort 9
Einleitung 13
1 Kompetenzen 27
Von den Anfängen bis zum Beruf 29
In Geschäftsmodellen denken 44
Wie wir die Menschen fit für die Zukunft machen 54
2 Organisation 63
Wie wir alltäglich arbeiten 66
Wir brauchen mehr Interdisziplinarität 89
Unser Umgang mit Veränderung 95
3 Sinn 109
Der Kampf um die Talente 112
Die Sache mit der Motivation 121
Eine Story, die begeistert 129
4 Kultur 137
Alles dreht sich um Kreativität und Kollaboration 139
Eine Organisation und ihre Kultur 153
Wie der Austausch von Informationen die Innovationsfähigkeit stärkt 163
5 Führung 177
Neue Arbeitsformen erfordern neue Arten der Führung 181
Führung, die inspiriert und begeistert 192
Strategieentwicklung in Zeiten zunehmender Ungewissheit 201
Ein Ausblick in die nahe Zukunft 213
Über die neue Verantwortung der Arbeitnehmendenvertretungen 219
Die Verantwortung unserer Politik 235
Schlusswort 251
Anmerkungen 257
Glossar 273
Danksagung 277
Über den Autor 279
Stichwortverzeichnis 281
Sicherlich hast du bisher mindestens eine Stellenausschreibung gelesen oder dich sogar auf eine Stelle beworben. In der Regel sind Stellenangebote immer gleich aufgebaut: eine Einleitung über das Unternehmen, eine Beschreibung der konkreten Aufgabe gefolgt von Voraussetzungen, die der Bewerber mitzubringen hat, und am Ende eine Aufzählung von Benefits, die das Unternehmen bieten kann. Das ist nichts anderes als eine Schublade, in die man noch vor Jobantritt eingeteilt wird. Grund ist die klassische hierarchische Vorstellung einer Organisation und dass das Personal genau für eine vordefinierte Aufgabe eingestellt wird - wehe diese Grenze wird überschritten. Die Konsequenz daraus ist, dass Menschen nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Tätigkeiten, die nicht vorher in den AKV-Beschreibungen (Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortungen) festgehalten worden sind, werden nicht erbracht, oder man verlangt nach mehr Geld. Dabei sind die Dynamiken, in denen sich ein Unternehmen heute bewegt, viel zu schnelllebig, als dass sie in starre Aufgabenbeschreibungen gepresst werden können.
Wenn wir von agilen Unternehmen sprechen, dann auch davon, dass sich ehemals fest geschriebene Stellen zu flexiblen Rollen ändern. Die eigene Rolle und die Anforderungen an die eigenen Kompetenzen sind nicht mehr starr, sondern ändern sich je nach Kontext. Zudem ist es möglich, gleichzeitig unterschiedliche Rollen einzunehmen. In einem Team übernehme ich beispielsweise die Leitung und in einem anderen gehöre ich zum Entwicklungsteam.
»Die Transformation führt dazu, dass rund 25 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden Jahren einen anderen Job machen werden.«1
Ich hatte die Möglichkeit, mich mit Herrn Haffner, Personalvorstand von Porsche, über die Auswirkungen der digitalen Transformation auf das Personal zu unterhalten. Porsche geht davon aus, dass rund ein Viertel aller Mitarbeitenden in den kommenden Jahren einen anderen Job machen wird als ihren bisherigen. Das erfordert neue Kompetenzen und Weiterbildungen. »Umbau statt Aufbau« lautet die Devise, denn man möchte die Menschen mitnehmen - Veränderungsbereitschaft vorausgesetzt. Die »Workforce Transformation«, wie Porsche sie nennt, steuert und koordiniert den Wandel in der Arbeitswelt des Konzerns über mehrere Jahre. Ganzheitlich berücksichtigt werden dabei die Themenfelder »People Development«, »New Leadership«, »New Ways of Working« und »Attractive Employer«. Auch wenn in den deutschen Medien immer gerne über die hiesigen Automobilhersteller geschimpft wird, dass sie zu langsam seien, muss berücksichtigt werden, dass sich hier gerade jahrzehntelang gewachsene Strukturen ändern. Traditionsunternehmen wie Porsche haben daher zum Beispiel Ausgründungen wie die Porsche Digital GmbH, die losgelöster von den Strukturen der Porsche AG agieren und neue Arbeitsmodelle austesten kann. So etwas wirkt zusätzlich attraktiv auf neue Talente.2
Das bringt enorme Herausforderungen an die Personalabteilung mit sich, die sich ebenfalls anpassen muss: Wie kann ich starre Stellenausschreibungen vermeiden, wenn man in der täglichen Arbeit plötzlich mit flexiblen Rollenbildern konfrontiert ist? Wie erstelle ich Verträge und Vergütungsmodelle in einer agilen Arbeitsumgebung? Wie entwickeln sich mein Personal und die Skills langfristig?
Ein solches Arbeitsumfeld stellt uns mit unseren eigenen Kompetenzen darin, sich selbst zurechtzufinden, vor gänzlich neue Herausforderungen: Die schnelle Abfolge unterschiedlicher Themen, in denen ich mich täglich engagiere, muss gemanagt werden. Meine eigene Rolle ändert sich je nach Team sehr stark - mal habe ich Verantwortung und mal muss ich sie komplett abgeben. Ich habe immer weniger beständige Kollegen, mit denen ich konstant zusammenarbeite. Mit diesen Rahmenbedingungen klarzukommen, ist nicht einfach.
Wenn ich heute auf ein Problem stoße, vollkommen egal ob fachlich, methodisch oder technisch, suche ich zuerst im Netz nach Antworten. In der Regel werde ich auch schnell fündig. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie oft ich meinen Eltern gesagt habe, sie sollen doch einfach einmal googeln, wenn sie ein Problem haben. Umso überraschender war dann eines Tages der Anruf meiner Mutter, nachdem der Fernseher nicht mehr funktioniert hatte. Völlig begeistert erzählte sie mir, dass sie einfach den Namen des Fernsehers und die Fehlermeldung bei Google eingegeben habe. Daraufhin sei sie zu einem sogenannten Forum weitergeleitet worden, in dem die Lösung des Problems stand. Sie hätte nie gedacht, dass es so einfach sei, und sie war richtig stolz darauf, sich den Weg zur Lösung selbst erarbeitet zu haben.
Wenn heute das Gefühl entsteht, dass das derzeitige Arbeitssystem nicht mehr zeitgemäß ist, woran kann das liegen? Hat es etwas mit dem zu tun, was wir vor unserer beruflichen Karriere gelernt haben? Kommen wir etwa bereits mit veraltetem Rüstzeug aus den Lerninstitutionen? Ja! Aktuelle Diskussionen in den Medien über veraltete Lernpläne und die starken Unterschiede zwischen den Bundesländern bestärkten mich in dieser Annahme.
Im Kontext mit Digitalisierung wird auch gerne von einem digitalen Wandel gesprochen. Oft habe ich mich gefragt, warum es so vielen Menschen schwerfällt, neue und bislang unbekannte Dinge selbstständig zu erlernen. Warum sehen wir bei allem Neuen immer gleich Probleme und Ängste, statt uns voller Neugier und Tatendrang daran zu machen, das Unbekannte zu entdecken? In diesem Zusammenhang habe ich mit Dejan Mihajlovic gesprochen. Er ist Lehrer an der Realschule in Freiburg und Fachberater für Unterrichtsentwicklung beim Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg. Außerdem ist er Vorstandsmitglied des Vereins D64 - Zentrum für Digitalen Fortschritt, der sich selbst als progressiver Think Tank versteht und aktuelle digitale Themen und Auswirkungen auf die Gesellschaft in politische Forderungen und Konzepte übersetzt. Er ist der Meinung, dass alles, was das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ausmacht, dem entspringt, was (junge) Menschen erfahren und gelernt haben beziehungsweise lernen.
Aufgrund dessen, dass sich unsere Gesellschaft in einem ständigen Wandel befinde, müsse sich in diesem Kontext auch die Bildung immer wieder neu erfinden. Er spricht in diesem Zusammenhang von der Kultur der Digitalität, statt von Digitalisierung. Im späteren Berufsleben wird heutzutage sehr viel mehr benötigt als reines Fachwissen - es geht mehr darum, Methoden zu kennen, neue Dinge zu erlernen, sie zu verarbeiten, einzubringen und ständig zwischen den Rollen Lernender und Lehrender zu wechseln - all das unter dem Stichwort der agilen Didaktik zusammengefasst. Diese Vorstellung bricht mit der Ansicht und dem Selbstverständnis vieler, dass der Vorgesetzte immer der Lehrende ist, der den Mitarbeitenden sagt, wie etwas zu funktionieren hat.
Ich fragte Dejan, warum es seiner Meinung nach immer noch so schwierig sei, alte Lernmethoden zu ändern, und welche Unterschiede es zwischen den Schulformen gebe. Schließlich prägt uns das, was wir in der Schule lernen für das gesamte Berufsleben. Das Ergebnis überraschte mich: Am einfachsten sei es, an praxisorientierteren Schulen etwas zu ändern und Neues auszuprobieren wie zum Beispiel an Berufs-, Haupt- und Realschulen. Am schwierigsten sei es an Gymnasien! Hier würden weiterhin starre Lehrpläne verfolgt und das ändere sich auch mit jungem Lehrpersonal nicht. Der Grund dafür liegt beinahe auf der Hand: Junge Lehrerinnen und Lehrer greifen einfach auf die Erfahrungen aus ihrer Jugend zurück. Sie lehren nach den Mustern, die sie früher gut fanden. Das ist ein großes Problem, da es vergangenheitsorientiert ist. Leider ist unser gesamtes universitäres Ausbildungssystem eine Reproduktion aus Systemen der 1879er-Jahre.3 Das Problem versucht Dejan damit zu lösen, mehr Methodenkompetenz an die Schulen zu bringen, um den kreativen Prozess im starren Lehrplan anzukurbeln - öffentliche Barcamps statt abgekapselten Frontalunterrichts. Doch auch hier gibt es ein grundlegendes Problem: Diese kurzen Impulse schaffen es nicht, das System hin zur erwähnten agilen Didaktik zu ändern.
Im Buch »Routenplaner #digitale Bildung«4 geht Dejan in Zusammenarbeit mit anderen Vordenkern zum Thema digitale Bildung vertiefter darauf ein, wie sich unsere Bildungsinstitutionen ändern und an neue Gegebenheiten anpassen müssen, um den Anforderungen der heutigen Welt gerecht zu werden. Und auch wenn die Botschaft des Buches auf die Art des Lernens von Kindern und jungen Erwachsenen abzielt, so war ich überrascht, wie viele Parallelen es zu unserem Berufsleben gibt: Die Art und Weise, wie junge Menschen lernen, hat einen Einfluss darauf, wie sie später im Berufsleben an Probleme und Herausforderungen herangehen. Lisa Rosa, früher selbst Lehrerin, hat hierzu eine sehr interessante Gegenüberstellung aufgestellt:5
Bei Betrachtung dieser Gegenüberstellung wird klar, warum wir uns heute so schwer mit Veränderung tun und warum agiles Arbeiten für einen Großteil der Unternehmen nur...
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