Schweitzer Fachinformationen
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Wieder unbeschwert essen!
Sodbrennen, Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein, Steckenbleiber, Übelkeit und Erbrechen: Solche Symptome können auf eine EoE hinweisen, denn bei dieser immunvermittelten Erkrankung ist die Speiseröhre durch eine Entzündung beeinträchtigt. Steht die Diagnose nach einer Endoskopie fest, gilt es, die passende Therapie zu wählen. In diesem Ratgeber geht es um die Ernährungstherapie mittels der 2-, 4-, oder 6-Food-Eliminationsdiät. Hier finden Sie eine konkrete Anleitung und Rezepte für die Vorbereitung und Durchführung der Diätphase sowie für die anschließende Wiedereinführung von Lebensmitteln. So können individuelle Trigger identifiziert und Medikamente reduziert werden, wenn die Ernährungstherapie anschlägt.
Sicher durch die Auslassdiät und die Wiedereinführungsphase
Die EoE ist eine chronische Entzündung der Speiseröhre, die durch das Zusammenspiel des Immunsystems mit verschiedenen Faktoren ausgelöst wird.
Bei der Eosinophilen Ösophagitis (kurz »EoE« vom Englischen »eosinophilic esophagitis«) handelt es sich um eine chronische immunvermittelte Entzündung der Speiseröhre. ? [1] Die Erkrankung ist durch zwei Merkmale gekennzeichnet: die vermehrte Einwanderung von speziellen weißen Blutkörperchen - den eosinophilen Granulozyten - in die Schleimhaut der Speiseröhre und eine Funktionsstörung der Speiseröhre, die verschiedene Symptome hervorrufen kann. Die eosinophilen Granulozyten haben ihren Namen erhalten, weil sie sich im Labor mit einem bestimmten Farbstoff, dem Eosin, besonders gut anfärben lassen. Bei Betrachtung unter dem Mikroskop erscheinen sie rot. Eosinophile Granulozyten sind Bestandteil des zellulären Immunsystems und besonders in der körpereigenen Reaktionskette bei allergischen Reaktionen, aber auch bei Infektionen oder Autoimmunerkrankungen, aktiv. In einer gesunden Speiseröhre, die nicht von einer EoE betroffen ist, sind sie kaum vorhanden, bei der EoE ist Ihre Anzahl in der Schleimhaut deutlich erhöht.
Die Erkrankung tritt gehäuft bei Menschen auf, die bereits andere Erkrankungen aus dem Bereich der allergischen Erkrankungen (sogenannte »Atopien«) haben. ? [2] Hierzu gehören die atopische Dermatitis (Neurodermitis), das allergische Asthma bronchiale, die allergische Rhinitis (Heuschnupfen) und Immunglobulin-E-vermittelte Nahrungsmittelallergien. Es wurde eine familiäre Häufung beobachtet, wobei innerhalb einer Familie häufig mehrere direkte Verwandte (z. B. Vater und Sohn) an der Erkrankung leiden. Dies deutet darauf hin, dass sowohl genetische ? [3] als auch Umweltfaktoren bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen. ? [4]
Chronisch bedeutet, dass die Erkrankung zwar mit verschiedenen Medikamenten oder durch eine Auslassdiät behandelt werden kann, sodass keine Entzündung mehr nachweisbar ist (»histologische Remission«) und auch keine Symptome mehr vorliegen (»klinische Remission«). Sie kann jedoch stets wiederkehren, weshalb eine Therapie oft dauerhaft angewandt werden muss und in der Regel alle 1-2 Jahre eine Kontrollendoskopie (»Speiseröhren-/Magenspiegelung«) sinnvoll ist, um die Entzündungsfreiheit zu überwachen. ? [5]
Bei der EoE handelt es sich um eine Erkrankung, die noch nicht sehr lange bekannt ist. Erstmals wurde sie in den 1990er-Jahren beschrieben. ? [6] Seitdem kamen einige Erkenntnisse hinzu, die zu einem besseren Verständnis über die Entstehung der Erkrankung und mögliche Therapien geführt haben. Es gibt jedoch weiterhin viele offene Fragen, die bisher nicht ausreichend beantwortet werden konnten und an denen weiter geforscht wird.
Die Entdeckung der Erkrankung führte dazu, dass die Symptome und Krankheitsverläufe einiger Patienten, die man sich vorher nicht gut erklären konnte, nun auf diese Erkrankung zurückgeführt werden können. Mittlerweile wird die EoE immer häufiger diagnostiziert. Um die genaue Anzahl an Menschen zu ermitteln, die an einer EoE erkrankt sind, bräuchte man jedoch ein Register, an welches jede neue Erkrankung gemeldet wird. Da ein solches Register bisher nicht flächendeckend existiert, bedient man sich Näherungswerten aus Daten verschiedener Regionen und rechnet diese mit statistischen Modellen hoch. Anhand dieser Hochrechnungen wurde ermittelt, dass die Häufigkeit (= Prävalenz) der Erkrankung in der westeuropäischen Bevölkerung aktuell ca. 34 je 100.000 Einwohner (Kinder und Erwachsene zusammen) beträgt. ? [7] Die mittlere Anzahl der Neudiagnosen (= Inzidenz) pro Jahr liegt bei ca. 8 je 100.000 Einwohner für Erwachsene und ca. 7 je 100.000 Einwohner für Kinder und Jugendliche. Das bedeutet, dass hochgerechnet ca. 29.000 Menschen in Deutschland mit einer EoE leben und dass bei durchschnittlich ca. 900 Kindern und ca. 5000 Erwachsenen pro Jahr eine EoE neu diagnostiziert wird. Somit gehört die EoE zu einer der vielen seltenen Erkrankungen, die dadurch definiert werden, dass nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen in Europa davon betroffen sind. ? [8] Grundsätzlich kann eine EoE in jedem Lebensalter neu auftreten bzw. festgestellt werden. Im Kindesalter gibt es zwei Häufigkeitsgipfel: in den ersten drei Lebensjahren und im Jugendlichenalter. Die meisten Erkrankungen werden bei Menschen zwischen 20 und 40 Jahren festgestellt. ? [9] Jungen und Männer sind 2-3 × häufiger betroffen als Mädchen und Frauen. ? [10]
In den letzten Jahren wurden immer mehr Erkenntnisse über die Ursachen der EoE gewonnen. Daran wird weiterhin geforscht, weil viele Fragen bisher noch nicht geklärt werden konnten. Nach derzeitigem Verständnis sind an der Entstehung der Erkrankung verschiedene Einflüsse beteiligt. ? [11] Sowohl verschiedene Umweltfaktoren (z. B. Nahrungsmittel oder Pollen) als auch die Art und Weise der Reaktion des individuellen Immunsystems, aber auch eine Barrierestörung der Schleimhaut und das Mikrobiom (die Zusammensetzung der Bakterienflora eines Menschen, die wiederum auch von Umweltfaktoren abhängt) tragen gemeinsam zur Entstehung der Erkrankung bei. Bei der Reaktion des Immunsystems und auch bei der Barrierestörung der Schleimhaut scheint eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Es gibt also nicht »die eine Ursache« für die Entstehung einer EoE, sondern man spricht von einer multifaktoriell bedingten Erkrankung.
Dass die EoE gehäuft bei Menschen auftritt, die bereits andere Erkrankungen aus dem Bereich der Atopien, wie Asthma bronchiale, Neurodermitis/atopische Dermatitis, Heuschnupfen/allergische Rhinitis und Nahrungsmittelallergien, haben, spricht für Gemeinsamkeiten bei den Immunreaktionen, die zur Entstehung dieser Erkrankungen beitragen.
Es wurde beobachtet, dass bei vielen EoE-Betroffenen der regelmäßige Verzehr bestimmter Nahrungsmittel eine Entzündungsreaktion in der Speiseröhre begünstigt. Man spricht hier von sogenannten »Auslösern« oder »Triggerfaktoren«. Bei vielen Betroffenen fallen Allergietests auf verschiedene Nahrungsmittel auch positiv aus. In der Regel wird dabei nach sogenannten spezifischen Immunglobulin-E-(IgE)-Antikörpern im Blut gesucht, die sich nach Kontakt mit einem allergieauslösenden Stoff (in diesem Fall mit einem Nahrungsmittel) bilden. Alternativ sind auch Allergietests auf der Haut möglich (Prick-Test, Patch-Test). Aufgrund der auffälligen Testergebnisse vermutete man zunächst, dass die EoE eine besondere Form einer »klassischen«, IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie in der Speiseröhre sein könnte. Versuche, die EoE mit Medikamenten zu behandeln, die gegen IgE-Antikörper gerichtet sind, oder bei einer Auslassdiät Nahrungsmittel zu meiden, gegen die spezifische Antikörper bei den Patienten nachgewiesen werden konnten, waren jedoch wenig erfolgreich. Eine IgE-vermittelte allergische Reaktion ist damit nicht der entscheidende Mechanismus bei der Entstehung der EoE.
Vielmehr wurde entdeckt, dass neben den eosinophilen Granuloyzten noch weitere spezielle Immunzellen und Botenstoffe an der Entstehung der Entzündung bei der EoE beteiligt sind. Eine besondere Rolle spielen dabei die sogenannten T2-Helferzellen. ? [12] Diese sitzen in Lymphknoten in der Umgebung der Speiseröhre und werden nach dem Kontakt von Schleimhautzellen z. B. mit Nahrungsmitteleiweißen (den erwähnten Auslösern oder Triggerfaktoren) aktiviert. Dabei »spezialisiert« sich ein Teil der T2-Helferzellen für die Immunantwort auf ganz bestimmte Nahrungsmitteleiweiße, sodass sie bei einem erneuten Kontakt der Schleimhaut mit diesem Nahrungsmittel besonders effektiv reagieren können. Die T2-Helferzellen stimulieren über Botenstoffe unter anderem die Reaktion der eosinophilen Granulozyten, sodass ihnen eine Steuerungsfunktion bei der Entzündungsreaktion zukommt. Bei dieser Entzündungsreaktion werden von den beteiligten Zellen Stoffe freigesetzt, die am Ende zu den Gewebeschäden, Auffälligkeiten und Symptomen führen, die das Krankheitsbild der »Eosinophilen Ösophagitis« ausmachen.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass es sich bei der EoE nicht um eine »klassische« IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie handelt. Eher handelt es sich um eine Immunreaktion auf äußere Triggerfaktoren (häufig Nahrungsmittel), die mit einer Entzündung einhergeht, bei der T2-Helferzellen eine zentrale Rolle spielen und an der auch eosinophile Granulozyten beteiligt sind.
Neben der Veranlagung zu dieser speziellen Immunreaktion geht man davon aus, dass bei Menschen mit einer EoE eine Barrierestörung der Schleimhaut besteht. Diese ist teils Veranlagung, teils Folge der Reaktion des Immunsystems. Wenn man sich die Oberfläche der Schleimhaut als Mosaik aus vielen kleinen Ziegelsteinen mit Fugen vorstellt, so ist das Fugenmaterial, das die Fugen abdichten soll, bei einer Barrierestörung zu durchlässig. Dies hat zur Folge, dass Stoffe von der Oberfläche in tiefere Schichten...
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