Venus, sich spiegelnd. 178. (258.) 34 a.
Kniestück. Die Göttin sitzt, ihren Kopf nach rechts wendend, auf gelb und schwarz gestreiftem Lager vor grauer Wand. Ein roter Pelzmantel, den sie mit ihrer Rechten festhält, fällt auf ihre Hüften herab, ihre Linke legt sie an ihre Brust. Rechts auf dem Kissen steht Amor und hält ihr den Spiegel vor. Links ein grüner Vorhang.
Leinwand; h, 1,15; br. 1,00. - 1749 aus der kaiserl. Galerie zu Prag. Damals als Original; doch schon bei H. als Copie. Es ist eine etwas veränderte Schulcopie. Auf dem eigenhändigen Altersbilde Tizian's in der St. Petersburger Eremitage sind zwei Amoren statt des einen dargestellt; während der eine den Spiegel hält, versucht der andere die Göttin zu bekränzen. - Phot. Ges.
Venus, sich spiegelnd. 179. (259.) 34 a.
Im Wesentlichen eine Wiederholung der vorigen Darstellung. Nur ist der Sitz rechts nicht mit gestreiftem, sondern mit einfarbig gelbem Stoffe überzogen; auch trägt Amor Stiefeln und sein Köcher liegt nicht neben ihm, sondern hängt über seiner Schulter.
Leinwand; h. 1,31; br. 0,93½. - 1741 durch Rossi aus Venedig als Original. H. - 1846 aus dem Vorrat. - Das Bild zeigt auch im Verhältniss zum vorigen, dass die Copisten sich stets Variationen erlaubten. Es ist schwächer als jenes und gehört einer späteren Zeit an.
Tobias mit dem Engel. 180. (200.) S 1.
In der Mitte des Bildes schreitet der Engel, welcher das Gefäss mit den heilkräftigen Eingeweiden des Fisches in der ausgestreckten Rechten hält. Rechts neben ihm geht der junge Tobias, welcher den Fisch in der gesenkten Linken trägt. Links vorn läuft ein Hund; links im Mittelgrunde kniet ein alter Mann in der Landschaft.
Leinwand; h. 1,69½; br. 1,16. - Inventar 1754, I 296, als Original; doch ist es notorisch, wie auch schon H. annahm, nur eine alte Copie nach Tizian's trefflichem Gemälde in der Kirche San Marciliano zu Venedig.
Emmaus. 181. (263.) 35 a.
Der Heiland sitzt in der Mitte an gedeckter Tafel und bricht das Brod. Von den beiden Jüngern, die ihn plötzlich erkennen, hat sich derjenige zur Rechten mit gefalteten Händen erhoben, während derjenige zur Linken erstaunt zurückfährt. Zwischen dem letzteren und dem Heiland ein Aufwärter mit roter Kappe. Ganz links trägt ein Junge eine grosse Schüssel herein. Rechts prachtvolle Landschaft.
Leinwand; h. 1,69½; br. 2,37½. - 1749 aus der K. Galerie zu Prag. - Damals als Original. Dieses befindet sich jedoch anerkanntermaassen, auch nach H., in Louvre zu Paris. Unser Bild ist eine gute alte Copie.
Venus und Adonis. 182. (264.) 35 a.
Die Göttin sitzt, von hinten gesehen, links unter einem Baume, wendet sich scharf nach rechts um und sucht den enteilenden Adonis, welcher seinen Speer geschultert trägt, fest zu halten. Zu Adonis' Füssen ein sitzender und ein stehender Hund. Links Amor am Knie der Göttin. Im Hintergrunde eine schlichte Landschaft.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,60. - Wohl 1742 durch de Brais aus Paris; ins 1856 im Vorrat. - Auch diese Composition Tizian's ist unzählige Male copirt und zugleich variirt worden. Als erste Originalskizze Tizian's gilt das schöne Bild zu Alnwich Castle in England. Die veränderte Ausführung im Grossen besitzt das Madrider Museum. Hier hält Adonis den gefiederten Speer in der erhobenen Rechten und hält mit der Linken drei Hunde an der Leine. Amor schläft links unter dem Baume. Unsere anmutig veränderte Copie zeigt eine glattere, spätere Hand.
Venus und Adonis. 183. (261.) R 2.
Hier sitzt die Göttin, von hinten gesehen, rechts unter einem Baume und wendet sich nach links, um ihren Liebling zu umarmen und zu küssen. Dieser ist nur um die Hüften bekleidet, trägt das Jagdhorn an seiner linken Seite, stützt sich mit der Rechten auf seinen Speer und beugt sich flüchtig zu der liebenden Göttin herab. Zu seinen Füssen zwei Hunde; rechts neben Venus ein kleiner Amor. Links offene Landschaft.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,66½. - Inv. 1722, A 1500, als "Beverenzo." - Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. - Die Umbildung der Tizian'schen Composition ist hier so frei, dass das Bild nicht einmal mehr als veränderte Copie nach dem Originale gelten kann; doch ist es durch dasselbe eingegeben. In der Ausführung zeigt es eine viel spätere, schwächere Hand; und da Zanetti und nach ihm Lanzi und Nagler berichten, um 1660 habe ein Meister namens Antonio Beverense (wofür Lanzi, Ed. Pisa III, p. 308, Bavarense vermutet) zu Venedig gearbeitet, so kann die Angabe unseres alten Inventars auf diesen gedeutet werden.
Die Ausstellung Christi. 184. (265.) E 3.
Kniestück. Rechts steht Pilatus im rotem Schnürrock mit Pelzmantel und spitzer roter Pelzmütze. Er erhebt redend die Linke. Christus steht mit gebundenen Händen nach rechts gewandt und trägt das Rohr im Arme, die Dornenkrone auf dem Haupte. Links neben ihm ein Knabe, der ihn am Stricke festhält. Ein Palast im Hintergrunde.
Leinwand; h. 0,84; br. 0,76½. - 1741 durch Riedel aus Wien; im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 365 als "Francesco Vecelli" (Tizian's Bruder, gest. nach 1559). So auch bei H. - Indessen haben Cr. und Cav. S. 741 die Ansicht ausgesprochen, die Hand, welche dieses Bild ausgeführt habe, sei jünger und darauf aufmerksam gemacht, dass die Composition (a. a. O. S. 701) ähnlich derjenigen eines Gemäldes zu Hampton Court, nur eine variirte Copie des Originalbildes Tizian's im Madrider Museum sei. Mit dem letzteren stimmt das unsere in der That, wenigstens in der Person des Pilatus und des Heilandes, überein. Es hat also als veränderte Schulcopie zu gelten; und wir müssen es bis auf weiteres dahingestellt sein lassen, ob die Ueberlieferung, welche diese auf Francesco zurückführt, sich bestätigt.
Giorgione.
Inhaltsverzeichnis Giorgio Barbarelli, gen. Giorgione. Geb. (nach der zweiten Aufl. des Vasari, der wir folgen) 1478 zu Castelfranco im venezianischen Gebiete, gest. zu Venedig 1511. Neben Tizian, der eine Zeit lang sein Genosse war, der Hauptschüler Giov. Bellini's. Thätig zumeist in Venedig.
Schlummernde Venus. 185. (262.) E 2.
Mit geschlossenen Augen liegt die völlig unbekleidete Göttin der Schönheit ausgestreckt in blühender Landschaft. Ihr Haupt ruht links unter dem Felsen auf rot überzogenem Kissen. Ihren rechten Arm hat sie unter ihr Haupt gelegt, mit der Linken bedeckt sie ihre Blösse. Unter ihr im blumigen Rasen ist ein weisses Linnen ausgebreitet. Rechts im Mittelgrunde liegt ein Castell auf der Anhöhe. In der Mitte schweift der Blick über grünes, gewelltes Land auf ferne blaue Berge, die einen See umkränzen.
Leinwand; h. 1,08½; br. 1,75. - Inv. 1722 (A 49) als "die berühmte nackende Venus, auf dem Rücken liegend". Original von Tizian. - Im Inv. 8° (1728-1741, Fol. 256) als "eine Venus, beym Füssen Cupido". Dass wirklich ein Cupido zu Füssen der Venus gesessen, aber später als zu schadhaft fortrestaurirt worden, bestätigt H. Auch liess eine Untersuchung der Stelle des Bildes es noch erkennen. - Dadurch wird es um so wahrscheinlicher, dass Giov. Morelli (Lerm. S. 193-196) recht hatte, in diesem Bilde das Originalgemälde Giorgione's zu erkennen, welches der anonyme Reisende des XVI. Jahrhunderts (Notizie etc., ed. Jacopo Morelli, Bassano 1800, p. 66) im Hause des Jeronimo Marcello in Venedig sah und als eine "in einer Landschaft schlafende nackte Venus und zu ihren Füssen den kleinen Liebesgott" beschreibt. Er fügt auch hinzu, dass Tizian (wahrscheinlich nach Giorgione's frühem Tode) das Bild vollendet habe. Es ist daher erklärlich, dass es früher unter Tizian's Namen ging und es muss, genau genommen, als gemeinsames Werk Giorgiones und Tizian's bezeichnet werden. Die Ansicht H's., dass das Bild nur eine Copie nach Tizian, "wahrscheinlich von Sassoferrato" sei, erschien der Malweise des freilich keineswegs in allen Stücken wohl erhaltenen Bildes gegenüber von vornherein ausgeschlossen. Giovanni Morelli's Entdeckung haben, ausser uns, öffentlich beigestimmt O. Eisenmann, M. Thausing, G. Frizzoni. Sie ist um so bedeutsamer, da keines der bei H. dem Giorgione zugeschriebenen Bilder als eigenhändiges Werk dieses Meisters gelten kann. - Gestochen von C. E. Siedentopf. - Phot. Braun III, 15. - Phot. Ges.
Nach Giorgione.
Inhaltsverzeichnis Das Horoskop. 186. (244.) 32 c.
Rechts vor altem Ruinengemäuer steht, nach rechts gewandt, ein weissbärtiger Mann im Turban mit einer Scheibe und einem Zirkel an einem Postamente, dessen Seite ein weisser Adler, das Wappen der Este, schmückt. Hinter ihm kniet eine weiss gekleidete junge Frau und streckt die Linke, wie schützend, über den nackten Knaben aus, der vor ihr am Boden liegt, während ein junger Mann im Harnisch, sein rotes Barett in den Händen, neben ihr an der Mauer steht. Der Alte scheint dem Knaben, den seine Eltern ihm zugeführt haben, das Horoskop zu stellen. Das Wappen der Este lässt vermuten, dass es sich um einen Sprössling dieser Familie handelt. Die einen haben an Lucrezia Borgia und ihren Sohn, die andern (H.) an Ruggiero, den Stammvater der Este im Hause des Zauberes Atlane, wohl nach Ariosto's Orlando Furiose (IV, 30), gedacht. Links in der Landschaft ruhen zwei Krieger unter einem grossen Baum; weiter in der Mitte bläst ein anderer die Flöte.
Leinwand; h. 1,32½; br. 1,92. - 1874 aus der Sammlung Barker in London. Das Bild ist der Kunstgeschichte, da es sich früher in der Galerie Manfrin zu Venedig befand, schon seit längerer Zeit bekannt. Es galt früher als ein Originalwerk Giorgiones. Doch ist es, so giorgionesk sein Charakter im allgemeinen ist,...