Schweitzer Fachinformationen
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Das Schöne an der Sportart Eisschwimmen ist, dass sie Hobby- und Leistungssportler zusammenbringt, die unterschiedliche qualitative und quantitative Ziele haben. Es gibt da die flotte Hausfrau mit einer dicken Wollmütze auf dem Kopf, die für ihr Wohlbefinden und zur Stärkung ihres Immunsystems ein paar Minuten im Eiswasser schwimmt. Oder den fitten, älteren Herrn, der sich mit einem Kampfesschrei in das eisige Nass stürzt und sich abhärten möchte. Auch andere sportliche Frauen und Männer ziehen mit Kopf über Wasser ihre Bahnen in den eisigen Fluten, weil sie es schätzen, im Anschluss an das Eisschwimmen wacher und aktiver zu sein als vorher, weil ihre Körper Glückshormone ausschütten. Man kann auch Jugendliche beobachten, die ihren ganzen Mut zusammennehmen, um anderen zu imponieren. Das Eisschwimmen zieht zudem ambitionierte Hobbysportler an, die konzentriert und langsam in das Eiswasser steigen, um für einen Wettbewerb zu trainieren. Schlussendlich gibt es noch die Leistungssportler, deren Ziel es ist, immer schneller im Eiswasser zu schwimmen, weil sie Rekorde brechen möchten. Alle diese Eisschwimmer haben jedoch eins gemeinsam: Sie müssen sich mit den Sicherheitsaspekten der Sportart Eisschwimmen auseinandersetzen, rechtzeitig mit der Vorbereitung beginnen und wissen, was sie an Ausrüstung brauchen.
Um Eisschwimmen gesund und mit höchster Sicherheit ausüben zu können, musst du dich als Eisschwimmeinsteiger im Vorfeld mit dem Extremsport auseinandersetzen, bevor du im Winter zum Eisschwimmen gehst. Ein guter Leitfaden ist, dass du dich stets bedacht und langsam an deine Grenzen herantastest und nicht übertreibst. Im Eiswasser bezahlst du schlimmstenfalls mit deinem Leben, wenn du deine individuellen Grenzen missachtest. Deshalb ist es umso wichtiger, gerade als Anfänger, wenn du noch keinerlei Eisschwimmerfahrungen gesammelt hast, dich mit den grundsätzlichen Sicherheitshinweisen vertraut zu machen. Du wirst im Lauf der Zeit individuelle Routinen, Strategien und Rituale entwickeln, die dir helfen, mit der Kälte besser umzugehen und deine Atmung zu kontrollieren, sodass du dich anfangs mit gleichmäßigen und ruhigen Schwimmzügen - mit dem Kopf über Wasser - durchs Eiswasser bewegen kannst. Bevor du so weit bist, musst du dich aber zuerst in der Theorie mit den Basics auseinandersetzen, die für jeden Eisschwimmer unabhängig von seiner Zielsetzung und Leistung gelten. Im Spätherbst ist es dann endlich so weit und du kannst als Eisschwimmneuling dein erworbenes Wissen in die Praxis umsetzen. Beschäftigen wir uns also zunächst mit den grundsätzlichen Sicherheitshinweisen.
Wenn ich eisschwimme, halte ich mir stets vor Augen, dass das, was ich mache, ein Extremsport ist. Nicht nur für meinen Körper ist es neben der sportlichen Anstrengung vor allem durch die Kälteexposition eine gravierende Belastung, sondern auch mental ist das Eisschwimmen eine enorme Herausforderung. Immer wieder aufs Neue muss ich meinen inneren Schweinehund überwinden, um bei Wind und Wetter in das eisige Wasser zu steigen und dort Vollgas beim Schwimmen zu geben. Ich begegne dem Eisschwimmen selbst nach all den Jahren mit mittlerweile unzähligen Stunden im Eiswasser bewusst mit höchstem Respekt. Das Eis nimmt keine Rücksicht auf Schwächen, Unachtsamkeit oder mangelnde Vorbereitung. Es schlägt erbarmungslos zu, wenn man schlecht vorbereitet und unkonzentriert bei der Sache ist. Deshalb solltest du dem Eisschwimmen immer mit der nötigen Hochachtung begegnen und keine Spaßveranstaltung daraus machen. Alkohol und das Feiern dieses verrückten Extremsports vom Uferrand aus sind tabu. Stattdessen solltest du dir umfassendes theoretisches und praktisches Wissen, zum Beispiel mithilfe von geeigneter Literatur, aneignen. Zusätzlich kannst du dich auch persönlich an erfahrene Eisschwimmer wenden, die dir unmittelbar mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Die Luft ist klar, still liegt die Eisarena des Wöhrsees in Burghausen am Fuß des Burgbergs da - ein traumhaftes Wetter, um ein paar Bahnen zu ziehen.
Es ist wichtig, dass du nie allein zum Eisschwimmen gehst. Am besten trainierst du in einer kleinen Gruppe. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern ist auch sicherer. Unverzichtbar ist außerdem ein persönlicher Begleiter an Land. Es sollte möglichst immer dieselbe Person sein, die dann mit der Zeit mit deinen Routinen, Vorlieben und deiner Schwimmtechnik vertraut ist und gegebenenfalls helfend eingreifen kann. Sie beobachtet dich während des gesamten Eisschwimmtrainings, und das endet erst nach dem vollständigen Aufwärmen nach dem Aufenthalt im Eiswasser.
Dein Begleiter außerhalb des Wassers ist für dich eine wichtige Person und nimmt bedeutende Aufgaben wahr. Es beginnt bereits bei der Anreise zu deinem Training, wenn dein Trainingsort nur mit dem Auto erreichbar ist, was in den meisten Fällen im Winter höchstwahrscheinlich der Fall ist. Hier ist es von Vorteil, wenn dich dein Unterstützer fährt, da es nicht ratsam ist, sich nach dem Eisschwimmen selbst ans Steuer zu setzen. Wenn nach der Kälteexposition deine Muskeln im Zuge der Thermogenese unvermittelt zu zittern beginnen, wirst du fahruntüchtig sein und gefährdest dann nicht nur dich selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer.
Deine Begleitperson beobachtet dich während des Eisschwimmens und bemerkt negative Reaktionen des Körpers wie Schnappatmung, Bewegungseinschränkungen bei der Schwimmtechnik, Schwimmversagen oder auch Orientierungslosigkeit. In diesen Fällen ist schnelles Handeln erforderlich. Da du niemals in die Mitte eines Gewässers schwimmen solltest, sondern aus sicherheitstechnischen Gründen immer am Uferrand, kann dein Begleiter im Ernstfall eingreifen und dich aus dem Wasser holen. Bestenfalls bist du noch in der Lage, auf verbale Hinweise deines Helfers zu reagieren und kannst selbstständig das Wasser verlassen. Schlimmstenfalls muss dich dein Helfer aus dem Wasser ziehen und eventuell einen Notruf absetzen.
Direkt nach dem Training kann dich dein Begleiter beim Anziehen unterstützen, falls du es wegen der eingeschränkten Beweglichkeit der Extremitäten und durch das eventuell auftretende Muskelzittern nicht mehr allein schaffen solltest. Beim abschließenden Aufwärmen, um die Körperkerntemperatur wieder ins Gleichgewicht zu bringen, kann dich dein Helfer mit Tee umsorgen und mit wärmenden Decken einwickeln, bevor er dich mit dem Auto nach Hause fährt. Da es, wie bereits in Kapitel 1 erklärt, nach der Kälteexposition außerhalb des Wassers dennoch zum gefährlichen Afterdrop (Seite 67) kommen kann, ist es wichtig, dass dich beim langsamen Aufwärmen jemand beobachtet. Die zu schnelle Durchmischung des kalten Bluts aus der Peripherie mit dem warmen Blut im Körperkern ist unbedingt durch moderates und sukzessives Aufwärmen zu vermeiden.
Eine weitere grundsätzliche Sicherheitsmaßnahme ist, dass du niemals ins Eiswasser hineinspringst. Ein plötzlicher Sprung, womöglich auch noch ein gefährlicher Kopfsprung ins Wasser, erhöht die Gefahr eines Kälteschocks. Warum und wie ein solcher Schock entsteht, hast du schon in Kapitel 1 auf Seite 36 erfahren. Aus diesem Grund werden die Wettkampfbecken bei Eisschwimmveranstaltungen immer über Leitern betreten. Bei Open-Water-Rennen gibt es entweder Stege mit Leitern, über die du ins Wasser gelangst, oder das Ufer ist flach genug, um hineinzuwaten. Du steigst also immer kontrolliert ins Eiswasser, und was für Wettkämpfe gilt, gilt hier selbstverständlich auch für jede Trainingseinheit.
Ob bei Wettkämpfen oder beim Training: Es wird immer langsam über eine Leiter ins Wasser gestiegen.
Das Eisschwimmen ist zwar eine Wintersportart, die Vorbereitungen beginnen allerdings nicht erst in der eisigen Jahreszeit, sondern bereits im Spätsommer beziehungsweise im Herbst. Die optimale Vorbereitung schließt im Großen und Ganzen zwei wichtige Komponenten mit ein: Zum einen braucht es als Voraussetzung eine gründliche ärztliche Untersuchung der körperlichen Eignung für die Sportart Eisschwimmen und zum anderen ist es erforderlich, die Kälteanpassung des Körpers sukzessive über Monate hinweg zu verbessern. Die Kälteanpassung wird vorwiegend im offenen Gewässer trainiert, sie kann aber auch durch andere Methoden wie beispielsweise kalte Duschen und Eisbäder oder durch das Sichaussetzen und Aushalten von Kälte im Alltag beeinflusst werden. Ziel der optimalen Vorbereitung bei der Extremsportart Eisschwimmen ist immer die Minimierung von Risiken und damit das sichere und gesunde Ausüben des Sports.
Da das Eisschwimmen...
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