Schweitzer Fachinformationen
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Z wei Jahre nach meiner Lungenuntersuchung habe ich eine Freundin, die regelmäßig joggt, Rennrad fährt und auch sonst recht sportlich ist. Hin und wieder begleite ich sie beim Joggen mit dem Rad. Dabei bewundere ich, wie sie während des Laufens noch normal reden kann, als würden wir spazieren gehen. Immerhin fahre ich mit dem Rad nebenher. Zwar langsam, doch ich fahre. Für mich ist Jogging eine nicht nachzuvollziehende Sportart. So etwas von langweilig und sinnlos. Die wenigen Male, wo ich es im Leben selbst ausprobierte, war mir sofort klar: mit Spaß hat das überhaupt nichts zu tun. Außerdem gibt es beim Krafttraining einen viel schöneren, muskulöseren Körper. Also braucht es kein Jogging in meinem Leben. Bei Sabine ist das erstaunlicherweise ganz anders. Für sie gehört das Joggen zu ihrem Leben. Wenn sie mal länger als drei Tage nicht joggen geht, wird sie gleich unzufrieden. Mein Problem ist, sie möchte gerne mal mit mir zusammen joggen gehen. Was ich zunächst kategorisch ablehne.
Wer Sabine kennenlernt, wird bald erfahren, dass sie nicht so schnell locker lässt. Um der Sache ein Ende zu bereiten, stehe ich kurze Zeit später im Winter mit Laufoutfit in der Wohnung, um gleich mit Sabine eine Runde joggen zu gehen. Nur mal eben 1,7 Kilometer um den Pudding laufen, völlig unspektakulär. Es ist lange Zeit her, dass ich das letzte Mal joggen war, wahrscheinlich in der Schulzeit. Da waren es sogar 10 Kilometer, die ich damals mit Ach und Krach geschafft habe.
Es geht los!
Wir starten langsam trabend in die Dunkelheit bei angenehm kühlem Wetter. Nach einigen Metern steigern wir unsere Laufgeschwindigkeit. Kein Problem, ich fühle mich gut, die ersten 50 Meter sind geschafft. Leider werden jetzt schon meine Beine bei jedem Schritt lahmer und meine Atmung tut es den Beinen gleich. Zusätzlich entsteht ein immer lauter werdender Pfeifton beim Atmen. 100 Meter, und mein Tempo lässt merklich nach, mit dem Erfolg, dabei Sabine nun vor mir herlaufen zu sehen. Fast schon gemein, wie leichtfüßig es bei ihr aussieht. 200 Meter, ich kämpfe. Alles in mir verlangt nach mehr Luft. Es gelingt mir einfach nicht, genug Luft einzuatmen. Wir erreichen die 300-Meter-Marke, und ich breche buchstäblich zusammen. Mit nach vorne gebeugtem Oberkörper stehe ich da und würde mich am liebsten auf den Boden fallen lassen vor Erschöpfung. Mein Atem pfeift und ich schnappe nach Luft, wie ein Fisch an Land. Mein Asthma-Spray hilft mir, die akute Atemnot zu lindern und in mir höre ich die Freude meines inneren Schweinehundes, der von der ganzen Aktion sowieso nicht begeistert ist. Ihm wäre es lieber gewesen, im Bett mit Sabine zu kuscheln, anstatt im Dunkeln durch die Gegend zu joggen. Am liebsten würde ich gerade im Erdboden versinken.
Sabine steht neben mir und schaut mich mitfühlend an. So eine Blamage, einfach nur grausam, dieses Gefühl. Langsam richte ich mich wieder auf und kämpfe dabei immer noch darum, wieder genug Luft in meine Lungen zu bekommen. Mein Atem beruhigt sich nur langsam wieder, während wir losgehen, um etwas später erneut in einen Laufschritt zu wechseln. Es dauert nicht lange bis mir erneut die Luft ausgeht. Sabine läuft während meines erneuten "Notstopps" um mich herum, weil ihr angeblich kalt ist. Frieren? Ich schwitze am ganzen Körper. Mein innerer Schweinehund ist mit meinem Zustand sehr zufrieden, für ihn war es das. Er kennt mich ja gut genug. Nach einigen weiteren Laufeinheiten, mit jeweils anschließendem Gehen, kommen wir endlich wieder zu Hause an. Björn fix und fertig, Sabine topfit. Welch ein schöner Tag.
Ich bin erschüttert, erstens durch meine Erkenntnis, nicht laufen zu können, zweitens weil das Ganze vor meiner Freundin stattfindet, vor der ich doch als Held da stehen will und nicht als Niete. Mit dem Motorrad wäre das nicht passiert. Das unangenehme Ereignis beschäftigt mich gedanklich sehr. Es ist mir nicht möglich, diese kleine Runde zu laufen, in meinem noch recht jungen Alter. Seelisch wie körperlich bin ich am Boden zerstört und mache mir Gedanken über meine Zukunft? Mit 25 Jahren nicht im Stande zu sein, weiter als 300 Meter joggen zu können. Wenn es wenigstens 10 Kilometer gewesen wären, nach denen es mich zerlegt hätte, wäre es noch erträglich gewesen, aber so. Wieso ist Jogging so anstrengend für mich? Radfahren oder Kraftübungen sind doch auch kein Problem. Ich mache fast täglich eine Menge Liegestütze und sogar Klimmzüge, was die Wenigsten können. Doch Jogging ist die Hölle für mich.
Am nächsten Tag habe ich dazu noch einen Muskelkater und fühle mich krank dabei. Mein innerer Schweinehund ist froh, endlich wieder Ruhe zu haben. Er freut sich auf einen gemütlichen Tag. Doch da ist noch etwas Neues in mir. Ganz leise höre ich eine neue undeutliche innere Stimme, und die freut sich überhaupt nicht. Auch nicht auf einen ruhigen Tag. Irgendetwas Neues ist da in mir erweckt worden und gibt keine Ruhe. Meine Blamage bekomme ich auch am nächsten Tag nicht aus dem Kopf.
Erfreulicherweise geht es mir körperlich wieder besser. Zur genauen Kontrolle meines kleinen Abenteuers fahre ich die Strecke nochmal mit dem Rad ab und vermesse alles auf den Meter genau. Tatsächlich 300 Meter und nicht ein Meter weiter. Was nun Frau Huhn? So kann es nicht weitergehen mit mir. Wenn es mir jetzt schon nicht möglich ist, mehr als ein paar hundert Meter weit zu laufen, erübrigt sich der Gedanke, wie weit es dann mit 60 Jahren noch möglich ist? Eine dunkle Zukunftsaussicht. Das will ich so einfach nicht hinnehmen und breche drei Tage später abends heimlich erneut, mit einer Taschenlampe bewaffnet, auf, um die gleiche Runde zu laufen und ich schaffe es sogar ein paar Meter weiter zu joggen, bevor mir die Luft erneut ausgeht. Auch diese Runde schaffe ich mehr gehend als joggend. Ein kleiner Fortschritt ist allerdings gemacht. Das macht Hoffnung und ist allemal besser als anders herum.
Zum Entsetzen meines inneren Schweinehundes nimmt mein Plan, die Strecke irgendwann in einem Stück durchzulaufen, in dieser Nacht Gestalt an und meine neue innere Stimme freut sich dagegen über diesen Plan. Der Gedanke, irgendwann erneut mit Sabine die Strecke zu laufen und mir dabei ihr erstauntes Gesicht vorzustellen, wenn ich die Strecke durchlaufe, ist zusätzlich ein sehr guter Grund, die Sache anzugehen. Dieser Entschluss und seine Umsetzung wird mein Leben von Grund auf verändern.
Ich gebe zu meiner Verwunderung nicht auf und laufe zwei- bis dreimal die Woche soweit es mir möglich ist, um danach in eine Gehpause zu wechseln. Die Strecke, die ich joggen kann, wird immer länger und die Gehpausen immer kürzer. Mein Asthma-Spray kommt zu meiner Freude immer weniger zum Einsatz. In meiner Begeisterung über die Fortschritte trainiere ich daraufhin häufiger, was dazu führt, das gesundheitliche Probleme an meiner Achillessehne auftreten.
"Typischer Anfänger-Fehler: zu schnell, zu viel steigern."
Das ist leider nicht die letzte Verletzung, die in der nächsten Zeit durch die Schwierigkeiten meines Körpers, sich den Anforderungen beim Laufen anzupassen, auftreten. Nachdem die Achillessehne wieder gesund ist, folgen eine Knochenhautentzündung, Knie-Schmerzen und weitere Verletzungen. Was dazu führt, dass hin und wieder für einige Tage Verletzungspausen entstehen, um danach entsetzt festzustellen, dass meine Leistung wieder gesunken ist. Ein guter Freund sagt, dass die körperliche Verbesserung beim Trainieren dreimal so lange brauche wie der Abbau des Körpers bei einer Pause. Sind das nicht tolle Aussichten? Allerdings werden meine gesundheitlichen Probleme durch die Belastung beim Laufen mit der Zeit immer weniger, da sich mein Körper der Belastung immer besser anpasst. Trotz aller Probleme schaffe ich es, nach zwei Monaten das erste Mal, die Strecke ohne Pause zu laufen. Ein wunderbares Gefühl. Ich habe es geschafft. Party!!! Jetzt bin ich ein Läufer.
Mein innerer Schweinehund ist erst einmal gezähmt, das andere in mir geweckte neue Wesen hat sich inzwischen als mein Antreiber vorgestellt, der auch nicht immer der angenehmste Begleiter ist. Um meine gesundheitliche Zukunft brauchte ich mir jetzt auch weniger Sorgen zu machen. Es geht mir durch den Laufsport merklich besser.
Mein Lauftraining ist tatsächlich vor Sabine geheim geblieben und nun freue ich mich darauf, ihr endlich zu zeigen, was ich doch für ein Stier bin. Dieses Bild hat mir in den letzten Monaten immer wieder Kraft gegeben. In meiner Fantasie zu erleben, wie ich mit Sabine die Strecke laufe und dabei bis zum Schluss glänze. Jetzt endlich steht dieser Moment kurz davor, Wirklichkeit zu werden.
Wir verabreden uns für Samstag, um die Runde erneut zu joggen. Dieses Mal muss ich allerdings Sabine überreden, die nach unserem letzten Lauf keine Lust mehr verspürt, so etwas zu wiederholen. Also starten wir zwei Monate später unseren zweiten gemeinsamen Lauf. Ich kann zwar nach einiger Zeit kaum noch reden beim Laufen, was auch nicht so wichtig ist, aber ich kann laufen, und zwar bis zum Ende. Ich fühlte mich großartig, in mir zündet ein Feuerwerk der...
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