Schweitzer Fachinformationen
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Mit Anfang 20 hat Josua alles, was er sich immer erträumt hat: Familie, Freunde und ein erfolgreiches Start-up. Doch als seine Freundin nach Thailand auswandert, kommen ihm Zweifel. Ist das Leben, das er sich aufgebaut hat, wirklich das, was er will? Kurzerhand beschließt er, seiner Liebe nachzureisen. Er verkauft alles, was er hat, und macht sich auf den Weg – ganz ohne Flugzeug. Zu Fuß, per Anhalter und mit Bus und Bahn legt er über ein Jahr Kilometer um Kilometer zurück.
Eine Zeit, in der er nicht nur einmal an seine Grenzen stößt. Aber auch eine Zeit, in der ihm die Welt jemanden vorstellt, den er noch nicht kannte. Der Berge erklimmen, Abenteuer erleben, fremde Menschen und Kulturen kennenlernen möchte. Er entdeckt, was wirklich zählt: immer wieder neu zu träumen, fürs große Glück und die Liebe.
Der Traum, der keiner war
Selbstständig sein: Seitdem ich denken kann, war das mein Traum. Es lag in meiner Familie: Mein Großvater war Bauer und führte seinen eigenen Hof, mein Vater betrieb einen Holzhandel und verkaufte Brennholz an die Dorfgemeinschaft. Ich ging nicht in den Kindergarten. Mein Vater hielt es für eine bessere Idee, mich morgens mit in den Wald zu nehmen, statt mich in den Kindergarten zu Bastelscheren und Mittagsschläfchen zu stecken. Ich könnte jetzt davon erzählen, wie wir vor Tagesanbruch beim ersten Vogelzwitschern aufbrachen, die Hosenbeine voll Morgentau von den Wiesen, und im Wald Bäume fällten. Wie ich bereits mit vier Jahren eine Kettensäge zu bedienen wusste und wie ich mit meinen Kinderhänden frisches Holz auf einen Anhänger lud. Aber so war das nicht. Mein Vater ging seine Selbstständigkeit sehr entspannt an. Frühestens vormittags waren wir im Wald, da trank er erst mal gemütlich Kaffee. Dann wurden ein, zwei Bäume gefällt, aus denen später Brennholz gemacht wurde. Das verkaufte er vor allem an seine Stammkunden, mit denen er auch gut befreundet war. Ein großer Teil der Arbeit bestand aus Kundenpflege: mit den Stammkunden quatschen, Bier trinken und in der Freizeit seinem Hobby, dem Schreinern, nachgehen. Es war eine sorglose, schöne Zeit. Dass dieser Holzhandel ein katastrophales Minusgeschäft war, konnte ich damals nicht wissen und mein Vater wollte es nicht wissen.
Aber während meines ersten Schülerpraktikums dachte ich oft an diese tolle Zeit zurück. Ich arbeitete für ein Unternehmen, in dem man nicht wusste, welche Aufgaben man mir geben sollte. Also ließ man mich die Alt-Texte der Produktbilder im Onlineshop machen. Das ist der Text, der einem in dem Kästchen angezeigt wird, das erscheint, wenn man mit dem Mauspfeil über einem Bild stehen bleibt. Es ging um Tausende Produktbilder. Die Alt-Texte waren bereits in einer Tabelle vorgeschrieben worden. Meine Aufgabe: jeden einzelnen Alt-Text per Copy-and-Paste in die jeweiligen Bilddateien einfügen. So etwas kann man zwar ohne Probleme mit einem Script automatisieren. Aber das hätte ja Geld gekostet und man musste dem Schülerpraktikanten schließlich irgendwas zu tun geben, womit er den Betriebsablauf nicht störte. Wochenlang musste ich das machen. Ich saß isoliert an meinem Arbeitscomputer unter den kalten Halogenröhren und verrichtete die immer gleichen Bewegungen: Tabelle auswählen, Doppelklick, Strg-C, Alt-Text-Textfeld des Bildes auswählen, Strg-V. Bei Besprechungsrunden hatte ich häufig das Gefühl, bessere Ideen als mein Chef zu haben. Doch wer nahm schon die Vorschläge eines Praktikanten ernst? Außerdem konnte ich mich nicht daran gewöhnen, mich jeden Tag in den Bus zu setzen. Umgeben von vielen Menschen, denen man den jahrelangen Frust über ihre Arbeit an den Gesichtern ablesen konnte. Physisch saß ich zwar im Büro. Aber in meinen Gedanken zählte ich entweder die Tage bis zum Ende meines Praktikums oder ich machte Ausflüge in den Wald meiner frühen Kindheit. Mir wurde schnell klar: Ich musste um jeden Preis in die Fußstapfen meines Vaters treten und selbstständig werden. Mit diesem Traum war ich nicht allein. Das Internet war voll mit Online-Gurus, die einem etwas von finanzieller Freiheit versprachen. Am Ende lockten sie einen nur in ihr Schneeballsystem, von dem vor allem die Gurus selbst profitierten.
Nach dem Abitur wollte ich aber erst mal ins Ausland, bevor ich weiter das Ziel meiner Selbstständigkeit verfolgte. Damals war es schwer in Mode, nach dem Abitur nach Neuseeland zu gehen. Aber weil wirklich alle dahin wollten, kam das für mich nicht infrage. Wohin ich stattdessen wollte, wusste ich jedoch nicht. So verpasste ich eine Frist nach der anderen, während ich mir den Kopf darüber zerbrach, welchen Winkel der Erde ich sehen wollte. Dann bekam ich über eine Freundin mit, dass es über die Freikirche im Dorf noch Plätze für ein Austauschjahr an der Deutschen Schule in Chiang Mai in Thailand gab. Zu der Zeit hatte ich mit Gott zwar nicht mehr allzu viel am Hut, aber wenn er mir dabei half, ins Ausland zu kommen, täuschte ich bei der Bewerbung gerne etwas Frömmigkeit vor. Es klappte sofort und ich wurde zu einem Vorbereitungsseminar in Marburg eingeladen.
Dort lernten ich und ein paar andere Teilnehmer etwas darüber, wie man in fremden Kulturen zurechtkam und was es bedeutete, im Glauben zu wachsen. Während ich diesen Ausführungen nur halb zuhörte, entging mir vollständig, dass eine Seminarteilnehmerin ein Auge auf mich geworfen hatte: Benita aus Hessen. Das änderte sich zunächst auch nicht, als dieses schüchterne Mädchen mir später in Chiang Mai unter der thailändischen Abendsonne das Gitarrespielen beibrachte. Jeden Abend, wenn wir damit fertig waren, den Lehrerinnen an der Deutschen Schule zu assistieren, gingen wir gemeinsam zu unseren Unterkünften und sprachen über Gott und die Welt. Vielleicht spürte ich damals langsam, dass sich da etwas zwischen uns anbahnte. Doch ich hielt mich zurück. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass wir am Jahresende wieder in unsere Heimatstädte in Deutschland zurückkehren würden, die weit über das Land verteilt lagen. Für mich als Schwabe war eine Fernbeziehung ins weit entfernte Hessen kaum vorstellbar. Allein die kulturellen Unterschiede, wie Handkäs mit Musik statt Spätzle auf dem Tisch, erschienen mir unüberwindbar. Nachdem wir alle wieder nach Deutschland zurückgekehrt waren, schrieben wir dennoch viel miteinander.
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Womit sollte ich mich selbstständig machen? Das war die große Frage, die mich nach der Rückkehr von meinem Auslandsjahr in Chiang Mai beschäftigte. Weil ich zu dem Zeitpunkt noch keine zündende Idee hatte, schrieb ich mich erst mal für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule in Mainz ein. Benita hatte mir dazu geraten. Nicht nur, weil die Hochschule in Mainz viele Kurse zur Unternehmensgründung anbot, sondern auch weil sie selbst im angrenzenden Wiesbaden internationales Management studierte. Ihre Beratung war also nicht ganz uneigennützig. Als ich in Mainz mein Studium begann, zog ich in ein kleines Zimmer in einem Studentenwohnheim. Es erinnerte zwar mehr an ein Krankenhauszimmer als an ein gemütliches Zuhause, entsprach aber der Dicke meines damaligen Geldbeutels. Der Teppichboden war fleckig und abgetreten, die gelben Vorhänge gaben dem Raum eine triste Atmosphäre. Mein einziges Fenster bot einen inspirationslosen Blick auf die Betonwand des benachbarten Wohnkomplexes, was die sterile Stimmung verstärkte.
Zum Glück kam Benita regelmäßig zu Besuch. Jedes Mal brachte sie kleine Dinge mit, die den Raum nach und nach verschönerten. Es war, als würde sie mit jeder Pflanze, jedem Kissen und jedem Bild an der Wand ein Stück Wärme und Persönlichkeit in mein klinisches Zimmer bringen. Aus jedem dieser Einrichtungsdetails sprach ihre Warmherzigkeit und menschliche Fürsorge. Inneneinrichtung war nie meine Sache gewesen, daher schätzte ich ihre kreativen Ergänzungen sehr. Irgendwann sah es so nett aus, dass ich Studienkollegen einladen konnte, um mit ihnen die eine oder andere Flasche Riesling zu köpfen.
Aus Chiang Mai hatten Benita und ich gemeinsame Gewohnheiten mitgebracht, neben dem Gitarrespielen gehörten dazu auch lange Spaziergänge. Viele Abende spazierten wir also am Ufer des Rheins entlang und tauschten uns über unser Studienleben und unsere Sorgen aus. Irgendwann begannen wir, dabei Händchen zu halten, dann folgte der erste Kuss. Benitas raffinierter Plan, der schon in Thailand begonnen hatte, als sie heimlich Gefühle für mich entwickelt und mich schließlich nach Mainz gelockt hatte, um uns zusammenzubringen, war aufgegangen.
In meinem Studium belegte ich alle Module, die ich zum Thema Selbstständigkeit finden konnte. In Gruppenarbeiten war ich der nervige Streber, dem es nie schnell genug gehen konnte. Was ich vor dem Studium allerdings nicht wusste: Bei Betriebswirtschaftslehre geht es vor allem um all die Dinge, die in Großunternehmen wichtig sind: Steuern, Personalwesen, Controlling, also genau der Mist, den ich auf jeden Fall vermeiden wollte. All diese Module vernachlässigte ich gehörig. Wie man auf eine eigene Business-Idee kam und daraus ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt, kam nur am Rande vor. Daher fuhr ich in meiner Freizeit auf Konferenzen in die Start-up-Hochburgen Köln, München und Berlin. Es war immer interessant zu sehen, mit welchen Ideen sich andere selbstständig machten. Einmal besuchte ich den Vortrag eines Start-up-Gründers, der Blumentöpfe vermarkten wollte. Das waren aber keine üblichen Blumentöpfe aus Ton oder Plastik, sondern Kokosnussschalen mit drei Löchern im Boden. Seine bahnbrechende Geschäftsidee bestand also darin, Kokosnussschalen für 20 Euro pro Stück zu verschachern. Deren Vorteil bestand darin, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen Tontöpfen biologisch abbaubar und somit eine »grüne...
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