Schweitzer Fachinformationen
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»Draußen«, sagte Frolic, »stehen fünfhundertfünfundfünzig Zwerge. Und sie haben sich überhaupt nicht gefreut, mich nackt zu sehen.«
»Geschmäcker sind verschieden«, winkte Ganjalf ab, der seine Schüssel Smack beendet hatte und jetzt mit einem Zahnstocher in seiner Nase bohrte.
»Was haben sie gewollt?«, fragte Bibbo und reichte Frolic seine Hose, seine Basecap und ein Fragezeichen.
»Sie haben gefragt, ob du zu Hause bist - und ob ich einen Zauberer gesehen hätte«, sagte Frolic und gab Bibbo das Fragezeichen zurück. »Sind wir in Schwierigkeiten, Onkel?«
»Sind wir in Schwierigkeiten, Ganjalf?« Der Hiphop reichte das Fragezeichen an den Zauberer weiter, mitsamt einem Paar hochgezogener Augenbrauen. »Du bist auf dem Weg hierher nicht zufällig in der Wichtelwerkstatt von Uhrin Eichelschlemmer und seinen zwölf kleinen Freunden vorbeigestolpert? Und hast ihnen bei einer kleinen Juniortüte«, Bibbo tat, als würde er an einem Joint ziehen, »alles von deinem hervorragenden Plan mit dem Bling-Bling erzählt? Auf einen Doobie mit Ganjalf dem Gilben?« Er baute sich vor dem Zauberer auf. »Kann das sein? Dass du vielleicht vergessen hast, das zu erwähnen?«
Ganjalf bog das Fragezeichen zu einem Ausrufezeichen gerade und drehte die Augenbrauen, die er von Bibbo bekommen hatte, um 180 Grad, bevor er sie sich ins Gesicht steckte. Er sah jetzt empört aus.
»Gar nicht!«, behauptete er. »Ich hab nur dir davon erzählt, Bibbo. Und dir. Und dir. Und dir.« Er zeigte auf Frolic und Scam, deren Namen er vergessen hatte, und auf den Garderobenständer. »Sonst keinem! Ischwör!«
Ganjalf ließ das Ausrufezeichen fallen und zog die Augenbrauen einen Zentimeter tiefer, auf die Nasenwurzel herab. Plötzlich wirkte er sehr nachdenklich.
»Sie müssen wegen etwas anderem hier sein«, sagte der Zauberer und fing an, sich in seinem Gehirn nach Gründen umzusehen. »Vielleicht haben sie auf Gartenzwerg umgesattelt und wollen dir jetzt nen Wartungsvertrag für die Rabatten aufschwatzen?«, schlug er vor. »Mit ner 500 Mann starken Drückerkolonne? Mit Bonsais können sie sogar umgehen.«
Bibbo schüttelte den Kopf.
»Oder sie sammeln Unterschriften gegen vertikale Benachteiligung«, grübelte Ganjalf weiter. »War sowieso immer der einzige Programmpunkt von >Die Klein-PARTEI<. Da sind sie jetzt ja alle Mitglied, seit die SPD die Bergarbeiter verraten hat.« Der Zauberer sah sich auf dem Tisch um. »Ich hab's: Sie machen Haustürgeschäfte mit Zwergobstmarmelade«, sagte Ganjalf lächelnd und rief in Richtung Haustür: »Ich nehm zwei Gläser!«
»So ein Unsinn«, entgegnete Bibbo patzig, während er Frolic zu Hilfe kam, der gerade erfolglos versuchte, seine Basecap als Hose anzuziehen. »Die haben von der Sache mit dem Bling-Bling Wind gekriegt und wollen jetzt ihren Anteil.«
Erneut ertönte das unangenehme Geräusch einer riesigen Plattennadel, weil jemand die Klingel gedrückt hatte.
»Glaub isch net.« Ganjalf erhob sich. »Ich geh der Mini-Wini-Würstchenkette da draußen mal Hallo sagen, bevor sie hier noch Sturm scratcht. Mit den Kurzen komm ich schon klar.«
»Das ist vielleicht keine so -«, wollte Bibbo noch einwerfen, aber der Zauberer war schon im Flur verschwunden. Bibbo seufzte, hängte Scam noch einen Beutel Haggis hin, um ihn beschäftigt zu halten, und eilte Ganjalf hinterher.
Im Flur sah er den Zauberer bereits in der offenen Rundpforte stehen, mit dem Rücken zu ihm, und als er sich näherte, vorsichtig an dessen Umhang vorbeispähend, erkannte er, dass Frolic nicht übertrieben hatte. Der gesamte Vorgarten, die ganze Gasse vor seinem Haus: alles voller Zwerge. Vielleicht keine fünfhundert, aber eine ganze Menge. Zwerge lehnten an seinem Gartenzaun, interpretierten kennerhaft die Street-Art an seiner Hauswand, bewarfen sich spielerisch mit Äxten und erleichterten sich in sein Löwenmäulchen-Beet. In der Menge erkannte Bibbo die Gesichter von Boring, Snoring und Whoring, mit denen er zum abseitigen Berg gereist war, und jetzt entdeckte er auch Offshoring, den er immer suspekt, sowie Adoring, den er immer süß gefunden hatte. Nur Ignoring übersah er, und Sponsoring kam überhaupt nur in der Szene vor, weil er dafür bezahlt hatte. Es war wie beim Abschlussgottesdienst vom evangelischen Kirchentag, nur ohne Birkenstocks, Batikschals und auch sonst überhaupt nicht vergleichbar. Zuletzt erblickte der Hiphop sogar einen Zwerg, der bäuchlings an einem Stahlkabel von der Regenrinne des Nachbarhauses hing. Ach nein, es war nur Tom Cruise (1,35 m), der auf ein Cameo vorbeischaute. Hallo, Tom!
Und ganz vorne, direkt vor Ganjalf, stand: Uhrin Eichelschlemmer, Sohn von Thrálálá II., Enkel von Thrólóló, dem Viertel-vor-Zwölften, und Erbe von Erebors Pfandflaschensammlung. Er war hier der Chefzwerg, und Bibbo wunderte sich kurz, dass er seit ihrer Reise zum abseitigen Berg nicht gewachsen war, bis ihm einfiel, dass das nur für Kinder galt. Uhrin redete gerade dröhnend auf den Zauberer ein - beziehungsweise auf dessen Leistengegend -, und Bibbo hörte den Halbsatz »gesellschaftliche Teilhabe von Personen mit vertikaler Benachteiligung« heraus, obwohl er sich diesbezüglich lieber verhört hätte.
»Whazuuuuup? Moinsen!«, machte sich der Hiphop jetzt bemerkbar, während er unter Ganjalfs Arm hindurchkroch. »Tight, dich wiederzusehen, Uhrin.« Er nickte dem Zwergenkönig zu und bot ihm einen Fistbump an, den dieser ungeschickt erwiderte. Dann deutete der Hiphop auf die Masse bärtiger Männchen, die den Hintergrund verstopfte, und fragte: »Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?«
»Aus Schlumpfhausen, bitte sehr«, beendete Uhrin die traditionelle zwergische Begrüßungsformel gravitätisch. »Bibbo, alter Meisterdetektiv«, der Zwergenkönig lächelte, obwohl er darin sichtlich keine Übung hatte, »schön, dich wiederzusehen. Ganjalf und ich haben uns gerade ein wenig über Politik unterhalten. Wir teilen so viele Ansichten.«
Bibbo blickte Ganjalf an, der nickte, während er das Papier einer frisch gedrehten Tabakwurst anschlotzte. »Der kleine Mann hat die Zeche lange genug bezahlt«, bekräftigte der Zauberer und pfiff vergnügt die Melodie von »Die Klein-PARTEI, die Klein-PARTEI, die hat immer recht« vor sich hin, während er den Arm im Takt hin- und herschwang.
»Das ist alles sehr ... erfreulich«, sagte Bibbo vorsichtig. »Aber ihr seid doch bestimmt nicht nur hier, um ein paar Unterschriften zu sammeln?«
»Nein, nein«, sagte Uhrin und winkte hektisch einen anderen Zwerg fort, der sich mit einem Klemmbrett näherte. »Ich meine: nicht nur. Leider nicht. Um ehrlich zu sein, mein Freund«, er wandte sich an Ganjalf, der gerade den ersten tiefen Zug aus seinem Tabakstäbchen nahm, »sind wir auch deswegen hergekommen.« Uhrin hob seine Hand, so hoch er konnte (also bis vor Ganjalfs Bauchnabel), und rieb dann demonstrativ Daumen, Zeige- und Mittelfinger gegeneinander.
»Du willst ... eine Prise Salz?«, fragte der Zauberer.
»W-Nein!«, spotzte Uhrin, »ich meine das hier.« Er versuchte es mit einer anderen Geste, bei der er mit einer Handfläche in kurzen, schnellen Bewegungen über die andere strich, als würde er eine Banknote nach der anderen in die Luft fegen.
»Ich soll dir ein Butterbrot schmieren?«, fragte Ganjalf. »Kein Problem. Mit ner Prise Salz, oder?«
Bibbo legte dem Zwergenkönig eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß ganz genau, was du meinst, Uhrin«, sagte er und nickte ihm zu. »Auf drei, okay? Eins, zwei ...«
»Reisekostenabrechnung!«, riefen Bibbo und der Zwerg gleichzeitig, und der Hiphop fügte aus Gewohnheit noch ein »Motherfucker« hinzu. Beide streckten synchron die Handflächen in Ganjalfs Richtung aus.
»Hm?«, entgegnete der Zauberer geistesgegenwärtig. »Sorry, grad nicht zugehört. Was war mit der Rentenversicherung?«
»Da ist nichts zu holen, Uhrin, glaub mir.« Bibbo ließ die Hand sinken. »Ich hab den Gilben schon auf den Kopf gestellt, da klingelt nichts. Wenn deine Bank nicht gerade Roh-Opium, Monopoly-Geld oder selbst gebastelte 31-Silbereisen-Scheine akzeptiert, stehen deine Chancen schlecht.«
»Warum fälscht er ausgerechnet 31-Silbereisen-Scheine?«, fragte Uhrin.
»Weil jeder weiß, dass es keine 30-Silbereisen-Scheine gibt, stupid!«, sagte Ganjalf und tippte sich schlau an die Schläfe. »Ich würde übrigens an deiner Stelle das Monopoly-Geld nehmen, dann leg ich nämlich noch das Wasserwerk obendrauf«, schnatterte der Zauberer. »Nur die Gemeinschaftskarte >Du hast den 2. Platz im Schönheitswettbewerb gewonnen< geb ich nicht her.« Er zog eine speckige Karte aus seiner Robe und drückte ihr einen Kuss auf. »Hätte nie geglaubt, dass ich in den Recall komme.«
»Du siehst, Uhrin«, sagte Bibbo und wies auf den Zauberer, »es ist in vielerlei Hinsicht hoffnungslos.«
»Soso. Nun ja. Hm. Schade«, brummte Uhrin. Er war über die Geräuschkulisse, die der Zwergenaufstand im Hintergrund erzeugte, gerade noch zu verstehen. »Dann halt keine Reisekosten. Eh nur'n paar Egli. Na ja.« Er schaute auf seine Fingernägel, die so schwarz waren, wie es sich für einen Zwerg gehörte. »Kann ja mal fragen. Gut, gut. Dann halt ein andermal.«
Seltsam, dachte Bibbo. Der Uhrin Eichelschlemmer, den er in Erinnerung hatte, war eher dafür bekannt, Befehle zu brüllen, jemandem einen Spargelschäler an den Hals zu halten oder Befehle zu brüllen, während er jemandem einen Spargelschäler an den Hals hielt. Aber nicht dafür, sich von ein bisschen Widerrede aus dem Konzept bringen zu lassen. Irgendwas war hier im Busch - und er meinte nicht den Zwerg, der gerade in Bibbos Puderquastenstrauch die Hosen herunterließ. »Hey!«
»Gut, dann wäre das jetzt ja geklärt«, sagte...
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