Schweitzer Fachinformationen
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Seht euch das nur an! James Dixon zeigt auf einen funkelnden Diamanten aus Reif auf einem der unteren Zweige des Bergahorns, und Freude blitzt zwischen seinen Tränen hindurch. Rothas Welt glitzert! Und ich, ich bin mitten hineingefallen! Hinein in das Schimmern. Mitten hinein bin ich gefallen, als ich sie das allererste Mal sah . und sie mit ihrem Bruder auf der Straße lag. Ich war erst fünf damals!
Ich frag also meine Mutter: Tut denen was weh?
Achte nicht auf die beiden, sagt Mam. Die haben nicht alle Tassen im Schrank.
Aber was machen die denn?, fragte ich sie.
Sie hoffen, dass der Boden wackelt! Das verrät ihnen, dass der Briefträger kommt. Den beiden sind nur Briefe wichtig.
Aber wie soll denn der Boden wackeln, Mam?
Er bebt ganz leicht, mein Sohn, von den Rädern in der Ferne .
Wirklich?
Steh auf, Sohn! Du bist gerade so dusslig wie die beiden. Also wirklich, die Hose hab ich doch eben erst gewaschen. Hab mich abgeplagt damit!
Ich hab's gespürt, Mam! Es hat ein bisschen gewackelt, genau wie du gesagt hast.
Und tatsächlich standen die zwei wieder auf, er wie eine schwarze Krähe und sie ganz klein und ganz in Weiß, als hätte die Krähe einen Nachtfalter geheiratet, und schon flogen sie Richtung Dove Cottage .
O ja, sie schwirrte davon wie eine Motte. Oder wie ein pfeilschneller Vogel, der über den Hügel jagt. Doch dann blieb sie plötzlich stehen, während ihr Bruder vorausrannte. Sie hingegen blieb immer wieder stehen und lief erneut los, blieb stehen und lief los, wie ein kleines Geschöpf der Wildnis. Ein hüpfender Hänfling oder ein kleines Karnickel, das ständig anhält und losläuft. Die Bewegung ist fast wie ein Zucken, aber - sie hatte keine Ahnung, dass wir sie sahen. Und was für Augen! Kohlschwarz, aber die Kohle brannte mit einer Flamme, die voll von ihrer eigenen Schwärze war. Mam und ich versteckten uns hinter einem Felsen. Damals hatte Rotha noch ihre echten Zähne, und wir sahen sie zum Himmel hinauf lachen, und Mam sagte: Die ist wirklich nicht ganz bei Trost. Und er, ihr Bruder, schau nur - er ist auf und davon und hat seinen schönen Umhang auf dem Boden liegen lassen. Der vergisst aber auch alles, so bekloppt ist er. Aber sie, die ist mehr als bekloppt, die ist verrückt.
Doch ich sah dort keine Verrückte. Ich sah eine Person, die ein Teil des gesamten Tages war. Ein Teil von allem. Ein Stückchen Vogelflügel, Blatt, Wolke. Alles um sie herum schimmerte. Die ganze Welt bestand aus Edelsteinen!
Es war sehr windig. Es schien, als hätte der Wind sie durch den Tag geweht. Sie krümmte sich auf die seltsamste Weise! Sie war gleichzeitig wie ein Stock und wie ein Flügel. Wie Knochen und Flügel, irgendwie zusammengeschnürt und auf dem Bergrücken ausgesetzt.
Danach entdeckte ich diesen Schimmer ganz für mich allein, in Tröpfchen auf dem fedrigen Karottengrün in dem gewöhnlichen Garten meiner Mutter.
Ich sah ihn in dem zitternden Vögelchen, das direkt vor mir im Wald landete.
Aber später kam ich an Orte, wo ich ihn niemals mehr fand, niemand konnte das. Es waren Orte, an denen kein Mensch auf der Welt irgendein Schimmern entdecken konnte. Und ich fürchtete, der Schimmer wäre nur Zauberei und gar nie echt gewesen, oder nur für Kinder. Ja, ich habe schlimme Orte gesehen. Dinge, die bereits da sind, und schlimmere, die noch bevorstehen. Dinge, die ich klar und deutlich vor mir sehe, sobald ich die Augen schließe! Oder immer dann, wenn ich meine eigene Familie besuche, Mam oder meine Schwester Penny. Die Albträume, die sie leben müssen. Und geholfen habe ich Mam oder Penny auch nicht, oder? Nein.
In all den Jahren, seit ich Rotha Wordsworth damals zum allerersten Mal gesehen habe, ist mir dieser Glanz bei niemandem außer ihr begegnet. Selbst ihr Bruder, die Krähe, hat ihn sich von ihr ausgeliehen. William. Ob ich wohl selbst ein bisschen Glanz gestohlen habe, als ich mir seinen Umhang geschnappt habe? Als wir näher kamen, Mam und ich, sahen wir das Futter schimmern, Rotha hatte den Satin mit der Hand geflickt. Alles glänzt, was Rotha sich mit ihrer silbernen Nadel oder ihrem Stift oder auch nur mit ihren schwarzen, fantastischen Augen vornimmt. Und jetzt, wo ist sie hin? Könnt ihr mir das sagen?
Seht nur, wie Rydal Lake frostig glitzert. Und dort unten, die Linie aus Schaum - das silberne Kräuseln, das ans Ufer plätschert. In Rothas Welt war alles Augen und Ohren. Die Dinge sind aufmerksam, und man muss ihnen antworten. Außer man stumpft gegen den Glanz ab. Und es gibt unendlich viele Dinge, die einen abstumpfen lassen . Bitte lasst mich nicht abstumpfen.
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Als ich Rotha dann zum zweiten Mal sah . das ist lange her, es war, lange bevor ich hier für sie gearbeitet habe. Damals konnte man sie noch als junge Frau bezeichnen, ich selbst war zwölf. Sieben Jahre nach jenem ersten Mal sah ich sie zur Post rennen. Dieses Mal waren wir nicht auf den Fells, wir waren im Lady Wood. Ich hockte im Farn und suchte Pilze für mich und Mam zum Abendessen, da hörte ich die beiden reden, Rotha und ihren Bruder.
Sie saß auf einem von Moos überzogenen Stein. Ihr Bruder ragte vor ihr auf und sah nicht froh aus. Ich hörte sie wimmern. Sie weinte bitterlich, und er hielt das nicht aus. Er konnte es nicht ertragen. Manche Männer werden so, wenn eine Frau traurig ist. Selbst wenn sie anfangs noch ein bisschen Mitgefühl empfinden, können sie bald nicht einmal mehr das aufbringen und werden ungeduldig. Sie wollen zu ihrem Alltag zurückkehren und weg von der weinenden Frau. Ich hatte solche Gespräche schon zuvor gehört und hütete mich, mich zu zeigen, denn es war etwas Vertrauliches, und William klang jetzt außerdem verärgert.
Hör auf mit diesem nervösen Geheule, sagte er. Das ist ja noch schlimmer als damals, als unser John gestorben ist.
Daraufhin weinte sie noch mehr, denn sie hatte ihren Bruder John, der auf See umgekommen war, sehr geliebt.
Für mich war Johns Tod viel schlimmer, sagte William. Bei mir betraf es das Geschäft. Für dich ging es nur um den Verlust deiner eigenen Freuden und Gefühle. Er klang sehr wütend.
Ich rührte mich nicht. Bald brach er auf und ließ sie niedergeschlagen zurück. Nach ein paar Minuten rutschte ich auf dem Bauch ein Stückchen vorwärts und kam hinter einem kleinen Abhang hervor, als wäre ich gerade erst dort aufgetaucht. Ich tat so, als würde ich die Richtung ändern, ohne sie gesehen zu haben, aber sie hielt mich auf. Sie hatte sich das Gesicht abgewischt, es hatte das zittrige, durchsichtige Weiß einer Blüte, die gerade begonnen hat, Regentropfen von sich abzuschütteln. Sie schien sich für den Schatz zu interessieren, den ich in meinem Hemd gesammelt hatte.
Sind das Pilze?
Zum ersten Mal hörte ich ihre Stimme. Sie ist einzigartig. Ihr wisst das. Ihre Stimme ist wie das Gurgeln eines Flusses. War. Ist. War. Was meint ihr? Ich meine, die Stimme ähnelte so sehr einem Flüsschen, dass es womöglich immer noch so ist. Ist ihre Stimme, als sie starb, vielleicht wieder dorthin zurückgekehrt, wo sie herkam, in den Fluss? Rothas Stimme in den Fluss Rotha. Ja, ich wette, das könnte jetzt gerade, während ich mit euch rede, so geschehen.
Pilze, ja, sage ich also zu ihr. Ein paar kleine.
Was denn für welche - darf ich mal sehen?
Ich hab nicht viele. Meine Mam mag es gar nicht, wenn ich wurmige mit heimbringe.
Sie selbst hatte ein paar Pflanzen im Schoß, deren Wurzeln in alle Richtungen abstanden, und zog vorsichtig eine blaue Blüte daraus hervor, die sie mir zeigen wollte. Ich setze Enzian um, für unser neues Haus, sagte sie, aber tagsüber ist es zu warm. Sie welken, noch bevor ich mit ihnen aus dem Wald heraus bin.
Sie müssen sie mit etwas Moos bedecken, Miss, sag ich, hier.
Ich legte meine Pilze zur Seite, nahm etwas Moos auf und entlockte ihr die Blüten. Ich wunderte mich, weil sie nicht wusste, dass man diese Blumen niemals umsetzen soll. Ich schob das kühle Kissen, grün und erfrischend, unter die Pflanzen in ihrer Hand.
Bedecken Sie sie mit diesem Mooslappen, sag ich, und legte ihn darüber. Ihre Hand war zart und klein, und sie trug eine Brosche, die aussah wie ein Blutstropfen. Blaue Blumen sind immer schwer umzupflanzen, sag ich zu ihr. Sie möchten unbedingt bleiben, wo sie sind.
Ich wiederum wollte unbedingt im Dove Cottage bleiben, gleich hier die Straße entlang, erwidert sie, aber wir mussten umziehen.
Sie war kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen, daher sag ich: Lassen Sie doch dieses Büschel erst einmal im Moos, und pflanzen Sie es nicht vor dem Abend ein, dann überstehen sie es vielleicht.
Wir waren zwei Seelen in einem schattigen Wald, und ich bekam ein bisschen Angst. Ich weiß auch nicht, warum, aber ich sagte: Ich muss jetzt heim zum Abendessen, meine Mam wird schon warten - obwohl auf unserem Tisch nie mit Gewissheit ein Abendessen stand -, und ich rannte los.
Danach sah ich sie nicht mehr wieder, bis ich siebzehn war, denn meine Mutter und ich wollten nach Hawkshead ziehen, aber dann passierten die schlimmen Sachen mit Mam, sodass Penny und ich ins Armenhaus ziehen mussten. Rotha und ihr Bruder und seine Frau Mary sind oft umgezogen. Ja, Rotha lebte auch nach seiner Heirat mit Mary noch mit ihrem geliebten William zusammen. Ihr ganzes Leben. Sie sind immer wieder umgezogen, so wie ich auch.
Mein Onkel Jim aber kannte die seltsame kleine Familie Wordsworth und ihren Aufenthaltsort besser als ich, denn sie war seine Kundschaft. Er und sein bester...
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