Schweitzer Fachinformationen
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Skylar
»Es scheint, als hätte Arcan eine Lösung für unser Personalproblem gefunden«, eröffnete mir Eli, als ich gerade meine Stiefel zuband. Er schloss die Tür seines Spindes. Der Umkleideraum war in Grau und Schwarz gehalten, ebenso wie der Rest des Nightwing im Süden von Downtown.
Ein besseres Farbkonzept konnte ich mir für meine augenblicklich umschlagende Stimmung nicht vorstellen. Mit Ausnahme vielleicht von Rot.
»Was?« Ich sprang von der Bank auf und konnte mir den empörten Unterton nicht verkneifen. Normalerweise war ich kein aufbrausender Typ. Doch das hier war alles andere als eine Kleinigkeit.
Eli zuckte entschuldigend mit den Schultern und strich sich unbewusst durch sein kurzes, leicht gelocktes schwarzes Haar. Mir fiel ein, dass er mich nur in sehr wenigen Situationen wirklich verärgert erlebt hatte.
»Ein Mann, Ende zwanzig«, erklärte er schnell. »Ist anscheinend gerade erst hergezogen.«
Weiter kam Eli nicht. »Und Arcan hat es nicht für nötig gehalten, mich in diese Angelegenheit einzubeziehen?«
Ich wusste, dass ich mich kindisch anhörte. Und dass Eli nicht der richtige Ansprechpartner für meinen Frust war. Immerhin überbrachte er mir lediglich diese Nachricht.
Arcan Rivera war der Eigentümer des Nightwing, eines der bestbesuchten Nachtclubs in Downtown. Natürlich stand es ihm zu, sämtliche Personalentscheidungen allein zu treffen. Doch er musste ahnen, dass er sich bei mir nicht beliebt machte, wenn er mich davon ausschloss. Immerhin hatte er mich nicht umsonst zur Leiterin der Security-Abteilung ernannt. Als solche bestand ich darauf, bei derartigen Entscheidungen nicht außen vor gelassen zu werden. Arcan wusste das, ich hatte ihm meine Bedingungen, wenn ich für ihn arbeitete, klar genannt. Anscheinend hatte er jedoch keine Skrupel, mich in diesem so wichtigen Punkt zu übergehen.
Ich seufzte, und mein Blick glitt zu der Digitaluhr an meinem Handgelenk. Der Club machte in einer Viertelstunde auf. Meine Aussprache mit dem Chef musste warten.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, beendete ich das Thema vorerst, alles andere als freiwillig. »Wir sollten uns auf die Nacht vorbereiten«, besann ich mich schließlich auf das Wesentliche und drückte im Vorbeigehen entschuldigend Elis Schulter. »Tut mir leid, du hast nichts falsch gemacht. Es ist nur ...«
Er winkte ab. »Ich verstehe schon, ich an deiner Stelle wäre auch sauer.«
Eli hatte kurz nach mir hier angefangen. Zwar war er erst Mitte zwanzig und damit etwa in meinem Alter, aber er leistete ausgezeichnete Arbeit. Nicht umsonst war er meine Vertretung an den Tagen, an denen ich frei hatte. Außerdem war er das, was einem guten Freund in meinem Leben am nächsten kam.
Ich nickte dankbar und zwang mich zu einem Lächeln.
Aber es war nicht nur Arcans Entscheidung, die an meinen Nerven nagte.
Da war immer noch diese Frau von letzter Nacht, deren Tod ich nicht einordnen konnte. Anhand deren Verletzungen es mir allerdings jetzt schon gelang, einzuschätzen, dass es nichts Gutes bedeutete. Wenn nicht sogar richtigen Ärger. Und die Tatsache, dass ich während meiner Flucht vor der Polizei von irgendeiner Verkehrskamera aufgezeichnet worden sein könnte. Eigentlich hatte es ein ruhiger Abend werden sollen. Eine Routinekontrolle durch das nächtliche L.A. Doch dann war ich über die Leiche gestolpert, und jetzt hatte ich den Salat. Erschwerend hinzu kam, dass ich aktuell nichts anderes tun konnte, als zu warten. Etwas, das zu einem stetigen Pochen hinter meinen Schläfen führte.
»Okay, lass uns loslegen«, verkündete ich, weil ich ohnehin nicht um das Unvermeidbare herumkam, und zog die Tür zum Club auf. Sämtliche belastenden Sorgen mussten sich hintanstellen.
Ich durchquerte einen schmalen Flur und betrat den großen Saal, der kurz vor der Eröffnung beinahe menschenleer war. Später würde die Tanzfläche auf der untersten Ebene des Clubs beben.
Das Sicherheitspersonal überprüfte gegenseitig seine Garderobe, während die Barkeeper rechts von mir Flaschen mit hochprozentigem Alkohol sortierten und am anderen Ende des Saals der DJ sein Pult einrichtete. Mein Blick glitt für einen Augenblick über die dunklen Sitznischen auf der zweiten Ebene, über die fast schwarzen Wände, die von Strahlern beleuchtet wurden. Über das restliche Mobiliar bestehend aus Stehtischen und ausladenden Lampenschirmen an der Decke. Arcan hatte sich nicht lumpen lassen. Die gesamte Einrichtung besaß eine hochwertige Optik und war nur einer der Gründe, weshalb der Club bereits seit einer Ewigkeit so hervorragend lief.
Ich erinnerte mich daran, als ich den Laden zum ersten Mal vor fünf Jahren betreten und mich sofort in ihn verliebt hatte. Ich gehörte nicht zu den klassischen Partygängern, die jede Woche ein neues Abenteuer suchten. Eigentlich hätte ich nie gedacht, in dieser Branche Fuß zu fassen. Aber Arcans Club strahlte etwas Vertrautes, Bodenständiges aus, und ich wusste schon damals, dass dieser Laden zu einem Ort werden könnte, an dem ich mich wohlfühlen würde. Und an dem ich verdammt gute Arbeit leisten könnte.
Für eine Sekunde flammte die alte Begeisterung wieder auf und machte es mir leichter, das Wort zu ergreifen.
»Guten Abend«, begrüßte ich mein Team. Obwohl ich alle der sechs Männer und Frauen persönlich kannte und mit ihnen per Du war, fand ich, dass etwas Förmlichkeit an der Arbeit stets dazugehörte. Das schien auch Arcan so zu sehen. Er legte großen Wert auf unsere Außenwirkung, weshalb die Männer schwarze Anzüge und weiße Hemden trugen und die Frauen mit Blazern und Blusen in den entsprechenden Farben arbeiteten. »Ich bitte kurz um eure Aufmerksamkeit. Lasst uns die Planung des Abends durchgehen.«
Ich ließ meinen Blick über die Gesichter gleiten, und mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich eine große Verantwortung für diese Leute trug. Dass es an mir war, ordentliche Vorbereitung zu liefern, damit alles reibungslos funktionierte. Eine Aufgabe, die mir Spaß machte, aber an Tagen wie diesen tatsächlich nicht ganz leichtfiel.
Immerhin war das Team heute vollzählig.
»Ich nehme an, John und Daniel sind bereits auf ihren Positionen?« Die beiden sicherten heute Abend den Einlass ab und sorgten dafür, dass der Club pünktlich öffnete. Klassische Türsteheraufgaben sozusagen. Sarah, die zierlichste Frau in der Reihe, die man jedoch definitiv nicht unterschätzen sollte, nickte mir zu.
»Sehr schön.« Ich senkte meinen Blick auf das Klemmbrett in meinen Händen. Es wurde von Arcan persönlich zusammengestellt und enthielt alle wichtigen Informationen zur bevorstehenden Schicht.
»Okay, Sarah und Markus sind heute für den VIP-Bereich zuständig«, entschied ich, als ich die Gästeliste und die Vermerke dazu durchging. Unter ihnen befanden sich zwei Schauspieler und eine bekannte Pop-Sängerin. Es könnte eine ruhige Schicht werden, aber wenn nicht, hätten Sarah und Markus das gut im Griff. Die beiden arbeiteten bereits seit zwei Jahren für Arcan und waren sehr erfahren.
Danach verteilte ich den Rest im großen Saal.
»Luke, ich will, dass du ein Auge auf den DJ hast. So eine Farce wie letzte Woche brauchen wir nicht wieder.«
Ich dachte an den Gast zurück, der dem DJ seinen Drink über das Pult gekippt hatte, weil ihm dessen Musik nicht gefallen hatte, und musste ein Augenrollen unterdrücken. Luke schmunzelte, nickte jedoch dienstbeflissen.
Ansonsten gab es heute keine Besonderheiten, weshalb ich keine Änderungen an der Planung vornehmen musste.
»In Ordnung, wir bleiben über Funk in Kontakt«, wies ich an und zeigte auf das Funkgerät an meinem Gürtel, welches ich gleich darauf mit meinem Blazer verdeckte. »Wenn was ist, sagt Bescheid. Ansonsten wünsche ich uns allen eine ruhige Schicht.«
Das Team bedankte sich und löste sich auf, um die entsprechenden Posten einzunehmen.
Ich warf einen letzten kurzen Blick auf mein Klemmbrett, um mich zu vergewissern, dass ich nichts vergessen hatte. Dabei bemerkte ich, wie sich mir eine Person von der Seite näherte. Ohne meinen Blick zu heben, wusste ich, um wen es sich handelte. Und wen ich während meiner Ansprache versucht hatte, eisern zu ignorieren.
Ich musste ein Schnaufen unterdrücken. Es fiel mir schwer, nicht wütend auf Arcan zu sein. Noch schwerer allerdings fiel mir, mich mit dem neuen Angestellten zu beschäftigen. Zu meinem Bedauern gelang es mir nicht, meinen Unmut zu verstecken.
»Ms Davis, entschuldigen Sie bitte, aber ich habe meinen Namen bei der Einteilung nicht gehört.«
Ohne aufzusehen, antwortete ich: »Weil ich Ihnen noch keine Aufgabe zugewiesen habe, Mr Green.«
Okay, das klang wahrscheinlich schnippischer, als ihm gegenüber fair war. Immerhin konnte der Fremde nichts für meinen Ärger. Bereits ein weiteres Mal an diesem Abend ließ ich meinen Frust an dem Falschen aus. Etwas, das ich sonst nie tat. Was war nur los mit mir?
Verdammte Leiche. Verdammte Verkehrskamera. Verdammte Probleme meines anderen Ichs.
Jetzt seufzte...
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