Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es ist eiskalt. Bens warmer Atem an meinem Ohr, sein Körper, der sich an meinen drückt, sind das Einzige, was mich wärmt. Er hat seine Arme um mich geschlungen und hält mich ganz fest. Eine warme, schützende Decke inmitten einer Schneewüste. So fühlt es sich zumindest an. Doch das stimmt nicht, es ist alles eine einzige Lüge. Er hat mich betrogen, er hat mir mein Herz rausgerissen.
Wieder sehe ich die Szene von eben vor mir, sie hat sich in mein Gehirn eingebrannt: dieses fremde Mädchen, das mir nackt, nur mit einem Hemd von Ben bekleidet, aus seinem Zimmer entgegenkommt.
Ihr verschlagenes Lächeln, ihre Worte, die sich schrill in mein Gehirn bohren: »Ben schläft noch.« Ich sehe mich selbst, wie ich sie anstarre und dann renne, durch das Wohnzimmer des Gästehauses nach draußen in den Schnee. Wieder höre ich Ben, der hinter mir herkommt, nach mir ruft. Seine eindringliche Stimme, als er sagt: »Du musst mir vertrauen, zwischen uns ist nichts gelaufen. Ich liebe dich über alles.«
Mich jetzt fallen zu lassen wäre der größte Fehler meines Lebens. Es kostet mich unendliche Kraft, aber ich weiß, es ist meine einzige Chance. Ich reiße mich los, schubse ihn weg, doch sofort hält er mich wieder umfangen. Erst jetzt merke ich, dass Tränen über mein Gesicht laufen und ich am ganzen Körper zittere.
»Sasha, ich liebe dich. Vertrau mir«, flüstert er mir ins Ohr. »Ich könnte dich niemals betrügen, in keinem Zustand der Welt.«
Ich schüttele heftig den Kopf, will seine Stimme loswerden, denn wie gerne würde ich seinen Worten trauen und mich fallen lassen. Kopf aus, Herz an. Aber alles in mir schreit Nein. Er hat mit einer anderen Frau geschlafen. Er hat mich betrogen, mein Vertrauen missbraucht. Mein Herz zerrissen. Noch nie hat etwas so wehgetan. Ich schluchze auf und hasse mich im nächsten Moment dafür, er ist es nicht wert. Nicht wert, dass ich leide, nicht wert, dass ich ihn liebe. Nicht wert, dass er meinen Schmerz sieht.
Ben hält mich noch fester, klammert sich an mich, ich kann seinen Herzschlag spüren. Dann, plötzlich, gehen kleine Erschütterungen durch seinen Körper. Was ist das? Weint er? Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, wird mein Köper von einer warmen Welle überflutet, die meine Wut und Trauer und Verletztheit durcheinanderwirbelt, überspült und mit sich zerren will. Wie ferngesteuert drehe ich mich zu ihm um, er drückt seinen Kopf an meinen, sein Gesicht in meine Haare, seine Tränen laufen mir über die Wangen und vermischen sich mit meinen. Noch nie habe ich mich meinen Gefühlen so ausgeliefert gefühlt.
Alles in mir schreit: Ich liebe dich, ich liebe dich auch. Unendlich. Und ich möchte dir so gerne glaube.
»Bitte, du musst mir vertrauen, spring, ich fange dich auf«, presst er hervor. »Bitte lass mich dir alles erklären! Weißt du noch, wie glücklich wir an dem Tag am Strand waren? Unserem Tag? Weißt du noch, wie wir zusammen durch das Weltall gereist sind? Mach es für diese Momente, damit diese Erinnerungen nicht für immer kaputt sind, gib mir noch eine Chance und glaube mir.«
Und wenn ich ihm zuhöre? Muss ich ihm nicht die Chance geben, sich zu erklären? Muss ich nicht unserer Liebe diese Chance geben? Seit Dad gestorben ist, habe ich mein Herz in Watte gepackt. Aber bin ich ihm das nicht schuldig? Tut es nicht noch mehr weh, wenn ich unsere Beziehung jetzt einfach beende, Ben einfach so aus meinem Leben streiche?
»Sasha, bitte .«
Seine Stimme klingt so verzweifelt, dass etwas in mir zerspringt und dieser große Angstbrocken anfängt, zu bröckeln. Wenn ich ihm nichts bedeuten würde, stünde er dann so vor mir, in Boxershorts und T-Shirt, im Schnee, und würde mich anflehen, ihm zu glauben?
Ich blicke in seine Augen, die vor Verzweiflung ganz grau sind. Es liegt ein Flehen in seinem Blick. Und Schmerz. Echter Schmerz. Und dann macht mein Herz einen großen, mutigen Sprung. Plötzlich weiß ich, dass es noch nicht vorbei ist. Es tut rasend weh, es ist das Unvernünftigste, was ich jemals getan habe, es könnte mich für immer zerstören, aber ich kann jetzt nicht gehen. Ich muss ihm wenigstens zuhören. Weil ich ihn liebe und weil ich ihn in meinem Leben brauche.
Also nehme ich all meinen Mut zusammen, meinen Kopf und mein Herz in die Hand, und wir springen der Liebe entgegen. Denn ich weiß, ich bin nicht allein, ich habe June und Lucy und Mom, und zur Not kann ich mich selbst auffangen.
Unser Kuss ist lang und zart und durstig.
Als ich mich von ihm löse, sehe ich, dass seine Augen vor Glück strahlen, das Grau ist wie weggewischt und das Meergrün funkelt.
»Ich liebe dich, Sasha. Du darfst mich nicht verlassen. Bitte lass mich nicht fallen.«
Ich streiche ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich lasse dich nicht fallen. Ich muss nur mein Herz beschützen.«
»Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Besser als alles, besser als Schreiben, besser als all meine Freunde, besser als die Milchstraße!«
Ich muss lachen. »Dann lass mich nicht erfrieren.«
Irritiert schaut er mich an, dann begreift er. »Dir ist kalt! Lass uns ins Haupthaus gehen. Meine Tante ist nicht da, wir können uns vor den Kamin setzen, wir müssen dringend wieder warm werden und essen und vor allem reden .«
Ich nicke stumm und folge ihm durch den knirschenden Schnee in das große, efeubewachsene Gebäude.
Das Wohnzimmer ist unglaublich gemütlich, bodentiefe Sprossenfenster gehen auf den verschneiten Garten raus, der glitzernd in der Sonne liegt. Die Wände sind in einem warmen Weiß gestrichen und vollgehängt mit kunterbunten Bildern. Von Stillleben über Kohlezeichnungen zu abstrakter Kunst und Collagen, eine wilde Mischung, und doch passt alles perfekt zusammen. Aber am schönsten sind die Sofas vor dem Kamin: riesig und superkuschelig, aus hellem Leinenstoff mit tausend Kissen und Decken.
Ben macht ein Feuer, ich kuschele mich auf die Couch.
Es klopft, und die Haushälterin bringt ein Tablett mit Frühstück rein. Pancakes, Joghurt, Früchte, ein Smoothie und ein großer Kaffee - ich bin im Himmel. Dann sehe ich wieder dieses Mädchen vor mir, nackt in Bens Hemd, und zucke zusammen.
Ben ist in zwei Schritten bei mir und nimmt mich in den Arm. Es fühlt sich so gut an, von ihm festgehalten zu werden. So schön, so warm, vertraut und tröstend. Und trotzdem laufen mir die Tränen über die Wangen, ich kann sie nicht aufhalten. Ich bin einfach total verwirrt.
»Es hat mir das Herz zerrissen, diese Frau bei dir zu sehen, Ben. Mach das nie wieder, mach mein Herz nicht kaputt!«
Er setzt sich auf, nimmt meine Hände in seine und schaut mich lange an. Ich kann spüren, wie hilflos er ist, dass er einfach nicht weiß, ja, was? Wie er seine Gefühle ausdrücken soll? »Oder wie man lügt?«, zischt eine Stimme in mir. Doch, ich glaube, das weiß er, nur nicht, wie man liebt. »Und dem willst du dein Herz anvertrauen?«, fragt die Stimme mit boshaftem Lachen.
»Ich bin ein Vollidiot«, murmelt Ben, und die Stimme verstummt. »Und emotional echt zurückgeblieben, ich hab schon viel Blödsinn gemacht und viele Leute verletzt. Aber das Letzte, was ich will auf der Welt, ist dich zu verletzen. Mir hat noch nie ein Mensch so viel bedeutet wie du. Und gestern ist die Situation völlig aus dem Ruder gelaufen. Carolin ist meine Ex, und .«
Ich zucke zusammen. Allein jetzt einen Namen zu ihr zu haben versetzt mir tausend Stiche. Heftig schüttele ich den Kopf. »Bitte nicht, ich weiß nicht, ob ich das jetzt kann.«
Ben zieht mich noch näher an sich heran. Ich kann seinen vertrauten Duft riechen und die Wärme seines Körpers spüren. »Ich verstehe, wie schrecklich das jetzt für dich ist, aber ich muss dir das erklären. Absolute Ehrlichkeit, weißt du noch? Die Wahrheit, auch wenn sie wehtut.« Beschwörend schaut er mich an. »Ich habe nicht mit ihr geschlafen, ich hab sie nicht einmal geküsst. Einen Moment lang habe ich darüber nachgedacht, ja, um mich an dir zu rächen. Um diesem verdammten Schmerz etwas entgegenzusetzen, weißt du eigentlich, wie weh es tat, dich und David zu sehen? Wie ihr euch geküsst habt. Aber ich konnte nicht. Ich konnte dich nicht betrügen.«
»Ich habe David nicht geküsst. Er hat mich geküsst.«
»Ich weiß .«
»Woher weißt du das?«
»Weil Nate es mir heute Nacht gesagt hat. Er . er hat David abgefangen und, äh, zur Rede gestellt. Aber da war es schon zu spät. Da bin ich schon mit Carolin abgezogen.«
Ich richte mich auf und gucke ihn entsetzt an.
»Nicht das, was du denkst. Wir haben uns in die Monkey Bar fahren lassen, und ich hab mich betrunken. Dann rief Nate an und sagte, er müsse mit mir reden und sei schon bei mir zu Hause. Also bin ich in ein Taxi gesprungen, Carolin ließ sich einfach nicht abschütteln, deswegen habe ich sie mitgenommen. Nate hat einen Riesenaufstand gemacht, weil ich sie mitgebracht habe. Er hasst sie. Zu Recht, wie ich jetzt...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.