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Ein sagenumwobener Diamant, eine gefährliche Liebe und der Zauber Afrikas
Namibia, 1959: Die Schaffarm der Familie Salden steht vor dem Ruin. Für Tochter Ruth droht ein Traum zu zerbrechen. Als sie erfährt, dass ihre Großmutter einst auf unerklärliche Weise mit einem wertvollen Diamanten verschwand, macht sie sich auf die Suche danach, um damit die Farm noch zu retten. Doch Ruth ist nicht die Einzige, die das sagenumwobene "Feuer der Wüste" finden will. Bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann - dem Historiker Horatio, der sie auf ihrer Reise durch das Land begleitet, oder dem smarten Verehrer Henry, der ihr Avancen macht ...
Lesen, wegträumen, mitfiebern - der große Roman zum Sehnsuchtsland Namibia!
Ruths Geschichte geht weiter im Landschaftsroman "Das Herz der Savanne". Außerdem von Karen Winter bei beHEARTBEAT erschienen: "Sehnsucht nach Riga".
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Schlag es dir aus dem Kopf, Ruth. Darüber diskutiere ich nicht!« Rose Salden funkelte ihre Tochter eisig an.
»Aber warum denn nicht? Ich habe immer an den Jungfarmermeisterschaften teilgenommen. Und immer war ich unter den drei Jahrgangsbesten. Warum nicht in diesem Jahr?« Ruth war vor Empörung ganz blass geworden.
»Weil du auch ohne eine Auszeichnung im Schafestemmen als schwer vermittelbar giltst. Herr im Himmel, wann begreifst du endlich, was im Leben wichtig ist?«
»Pff!« Ruth band sich ihr Kopftuch fester um die Stirn, stieg in die schweren Stiefel, die zum Kummer ihrer Mutter Cowboystiefeln nicht unähnlich waren, und zog ungeduldig den derbgrünen Overall zurecht. »Es interessiert mich nicht, ob ich gut vermittelbar bin. Ich brauche keinen Mann.«
»Oh doch, meine Liebe! Eine Farmerin ohne Ehemann kann gleich einpacken und in die Stadt ziehen.« Rose Salden unterstrich ihre Worte durch eine energische Handbewegung, die ihre goldenen Armreife leise klimpern ließ. »Und eine Frau, die als einzigen Vorzug mehrere Preise im Schafstemm-wettbewerb vorzuweisen hat, ansonsten aber für ihr loses Mundwerk bekannt ist, ist für die guten Familien in Südwestafrika einfach nicht tragbar.«
Ruth verzog gereizt den Mund. »Ich habe nicht nur im Schafestemmen gewonnen, das ist ja ohnehin nur ein Joke. Ich war auch die Beste im Hindernisreiten und im Viehtreiben, die Vierte beim Scheren, die Dritte beim Pfähleeinschlagen und die Erste im Wolleklassifizieren und beim Schafezählen.«
»Ja, ja.« Ruths Mutter winkte enerviert ab. Sie kannte die Argumente ihrer Tochter zur Genüge. »Ein Mann will keine Frau zum Schafezählen, sondern zum Schäfchenzählen. Und das, meine Liebe, sollte dein erstes Ziel sein: einen Mann finden und Kinder kriegen. Frauen sind nicht dafür geschaffen, Schafe zu züchten und das Sagen zu haben. Wie oft muss ich dir das noch erklären?«
»Schau dir die Waterfall Farm an«, widersprach Ruth trotzig. »Kathi Markworth schmeißt den Laden ganz allein. Erst gestern hat sie den Traktor repariert und letzte Woche den Stromgenerator. Nur zum Scheren holt sie sich Hilfe.«
»Kathi Markworth ist Witwe und noch dazu arm. Sie kann nicht anders, kann sich ja noch nicht einmal einen Verwalter leisten. Es ist eine Schande für die arme Frau, so leben zu müssen«, erwiderte Rose mit Nachdruck. »Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihren Mann dafür über das Grab hinaus hasst. Als Vorbild für eine junge Frau taugt sie gewiss nicht.«
»Warum? Kathis Karakulschafe sehen besser aus und sind gesünder als die von vielen anderen Farmern.«
»Ruth, wir haben oft genug darüber gesprochen.« Rose Salden seufzte. »Du bist jetzt vierundzwanzig Jahre alt, eigentlich schon zu alt, um noch einen Mann zu finden. Südwestafrika ist ein großes Land und trotzdem ein Dorf. Hier kennt jeder jeden. Lass nicht zu, dass dein Ruf noch schlechter wird. Zieh das hübsche Kleid an, das ich dir aus Gobabis mitgebracht habe, geh zum Farmerwettbewerb, und dieses Mal bitte nicht als Teilnehmerin, sondern als angenehm anzusehende junge Frau, die mehr vom Leben erwartet als eine Steigerung der Wollproduktion.«
»Das Land heißt schon seit Jahren nicht mehr Südwestafrika, sondern Namibia. Und ich bin nicht Corinne, Mama!« Beim Gedanken an ihre Schwester verdrehte Ruth unwillig die Augen.
»Ja, leider«, sagte Rose. Sie seufzte demonstrativ, nahm die Hände vor die Brust, sodass die Innenflächen nach außen zeigten, und schloss die Augen.
Ruth seufzte ebenfalls. Sie wusste, dass es sinnlos war, ihrer Mutter noch zu widersprechen. Erst recht, wenn sie diese Haltung eingenommen hatte. Roses geschlossene Augen signalisierten nur allzu deutlich, dass sie nun von Problemen nichts mehr hören und sehen wollte. Widerspruch war nicht nur zwecklos, sondern machte alles nur noch schlimmer. Rose Salden hasste die Farmarbeit, mochte die Schafe nicht und träumte seit Jahren von einem Leben in einer Stadtvilla von Windhoek oder Swakopmund, von einem Leben ohne unangenehme Gerüche, ohne Mist und Vieh, von einem Leben, in dem die wichtigste Aufgabe der Frau darin bestand, den schwarzen Dienstboten Anweisungen zu erteilen und jeden Tag frisches Obst in einer tiefen Silberschale zu arrangieren.
Überhaupt war Ruths Mutter der Ansicht, dass das Leben an sich ungerecht sei und sie viel Besseres verdient habe. Eigentlich, da war sich Ruth sicher, war ihre Mutter der Meinung, das Leben einer weißen Dame in einer Stadtvilla mit schwarzen Dienstboten sei für sie angemessener. Immerhin betonte sie in Gesellschaft stets, dass sie aus gutem Hause stamme. Dass sie von Schwarzen großgezogen worden war, vergaß Rose Salden geflissentlich, sobald sie in dem verkehrte, was sie »die richtigen Kreise« nannte.
Wie anders war dagegen das Leben auf der Schaffarm inmitten des riesigen Veldes! Das geräumige Wohnhaus von Salden's Hill lag am Fuße eines Hügels und war im typischen Kolonialstil eingerichtet. Es gab einen Kamin, Möbel aus deutschem Eichenholz, helle, teppichbedeckte Dielen und gepolsterte Stühle und Sessel, die vor Kissen und Decken überquollen. In jedem freien Winkel standen Andenken aus Deutschland, einem Land, dem sich Rose sehr verbunden fühlte, obwohl sie es nie betreten hatte. Sie richtete sich sogar nach der deutschen Mode. Waren in Hamburg grüne Vorhänge mit silbernen Streifen modern, wurde das Haus im Herzen Namibias mit grün-silbernen Vorhängen bestückt. Trugen die Frauen in München das Haar bis zum Kinn und einen schwarzen Schönheitsfleck über der Oberlippe, stand auch Rose Salden am Morgen mit einem Kohlestift vor dem Badezimmerspiegel. Selbst die bisweilen hämischen Bemerkungen der Nachbarn, die ihr den »Fliegendreck« wegwischen wollten, konnten Rose davon nicht abbringen. Schließlich waren die Menschen um Salden's Hill, wie Rose gern sagte, »Bauern ohne Geschmack und Stil«.
Dass ihre Mutter im Haus stets für peinliche Ordnung und Sauberkeit sorgte, bekam auch Ruth immer wieder zu spüren. Sobald sie das Haus betrat, musste sie in Hausschuhe schlüpfen, und schon in der Waschküche hatte sie Arbeitshosen und Jacke auszuziehen. Denn wenn Rose schon nicht in der Stadt leben konnte, so hatte sie sich doch zumindest das Farmhaus so gemütlich und komfortabel wie möglich eingerichtet.
Ruth saß am liebsten auf der Loggia. Auch jetzt, nach der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter, zog es sie hierhin. Sie setzte sich auf den Boden, stützte wie so oft die Beine gegen eine der Säulen und genoss die Kühle der Steinmauern. Dazu liebte sie es, nach getaner Arbeit eine Flasche Hansa Lager zu trinken - namibisches Bier, das nach deutschem Reinheitsgesetz gebraut wurde -, die verdreckten Stiefel auszuziehen und neben sich ihre Border-Collie-Hündin Klette zu wissen, ihre beste und einzige Freundin.
Ruth wandte ihren Blick vom Farmhaus ab und genoss die Aussicht auf das Farmland. Zu beobachten, wie ihre Schaf- und Rinderherden grasten, bedeutete für sie Glück, dann fühlte sie sich vollkommen ausgeglichen und zufrieden. Ihre Mutter hatte nie begriffen, warum Ruth das Leben auf der Farm so liebte, warum sie nichts anderes wollte - keine schicken Kleider, keine komplizierten Frisuren und schon gar nicht ein Haus in der Stadt. Ruth aber war es in der Stadt zu laut; es stank, und alle hatten es eilig. Hinzu kamen die vielen Autos, Leute, die nicht zurückgrüßten, wenn man ihnen Hallo sagte, und riesige anonyme Supermärkte.
Ruths drei Jahre ältere Schwester Corinne hingegen genoss das Stadtleben. Anders als Ruth war sie das Abbild der Mutter, teilte deren Leidenschaften. Schon als kleines Mädchen liebte sie es, Prinzessin zu spielen und sich bedienen zu lassen, und sie schwelgte in Träumereien von weißen Spitzenkleidern, Schmuck und Dienern, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen könnten. Später probierte Corinne gemeinsam mit der Mutter Frisuren aus, betrachtete die Modejournale, die mit wochenlanger Verspätung aus Hamburg nach Salden's Hill geschickt wurden, und schwärmte stundenlang von Filmstars, Schlagersängern und deren aufregendem Leben.
Während Ruth schon damals lieber draußen bei den Schafen war, feilte Corinne ihre Fingernägel. Half Ruth beim Scheren, informierte sich Corinne über die neuesten Wollkleider. Und während Ruth Lämmer auf die Welt holte, entwickelte Corinne bereits Pläne, auf welche der drei deutschen Privatschulen im Land sie ihre Kinder einmal schicken würde. Denn dass ihre Kinder keine Missionsschule, sondern eines der teuren Internate besuchen würden, stand für Ruths Schwester so fest wie der Kölner Dom, den sie nie gesehen hatte. Doch welches war das beste? Das in Karibib? Oder das in Windhoek? Oder war das in Swakopmund vielleicht das vornehmste?
Corinne war ihrem Traum schon einen guten Schritt näher gekommen. Seit einigen Jahren war sie mit einem weißen Export-Kaufmann verheiratet und lebte in einer weißen Villa in Swakopmund. Ihr Mann war ein Oukie, wie er im Bilderbuch stand: helle Haut, helle Augen, blondes Haar, deutsche Vorfahren und ein zum Teil herrisches, zum Teil hochnäsiges Gebaren.
Corinne hatte damit alles, was sie sich je gewünscht hatte: einen weißen Mann mit viel Geld, weiße Möbel und weiße Teppiche, schwarze Dienstboten und einen schwarzen Mercedes, den selbstverständlich ein schwarzer Fahrer mit weißen Handschuhen fuhr. Außerdem hatte Corinne zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, deren Haut weiß wie Schaumwaffeln und deren Locken so blond wie deutsche Semmeln waren.
Ruths Mutter platzte fast vor Stolz auf Corinne. »Meine große Tochter hat es geschafft«, pflegte sie zu sagen, wenn auch zu Ruths Überraschung nie jemand...
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