Schweitzer Fachinformationen
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Seine Worte lösen Schmerzen aus. Ein Schmerz, der mich innerlich zerreißt. Mein Kopf ist leer, als hätte jemand die Pausetaste gedrückt und jeden Gedanken angehalten, damit er sich ungehindert ausbreiten kann. Wie betäubt blicke ich dem Angestellten der Yale-Verwaltung hinterher. Ein unscheinbarer Mann Mitte vierzig, der gerade das letzte Gute, das es in meinem Leben noch gab, mit einem Satz zunichtegemacht hat. Zerknüllt, zertrampelt, zerstört. »Bis elf müssen Sie den Campus verlassen«, hallt es in mir wider. »Sie haben drei Wochen Zeit, den entstandenen Schaden in Höhe von 10.000 Dollar zu begleichen.« In meinen Ohren beginnt es zu rauschen, als ich auf das Blatt Papier starre, das er mir in die Hand gedrückt hat. Zahlungsaufforderung steht in der rechten oberen Ecke. Zwanzig zerstörerische Buchstaben. Mechanisch drehe ich mich um und schließe die Tür hinter mir. Mein Mund ist trocken und unter das dumpfe Geräusch in meinem Kopf mischt sich ein fieses Stechen. Als mein Blick auf das Bett fällt, erstarre ich. Da liegt jemand. Elliot. Der Typ aus meiner Anatomievorlesung. Und plötzlich werden die Bilder von gestern Nacht vor meinen Augen wieder lebendig. Elliot und ich in einem Pub. Gin, viel Gin. Wir tanzen, eng umschlungen. Wir küssen uns. Auf der Tanzfläche, in der Ecke auf einer Bank, seine Hand unter meinem Top. Irgendwann sind wir auf dem Weg zurück zum Campus. Ein harter Schnitt: ich übergebe mich in die Büsche. Elliot kauft mir ein Wasser, begleitet mich zu meinem Zimmer. Den Arm fest um mich geschlungen, mein Kopf liegt an seiner Schulter. Laut stöhne ich auf und lasse mich auf den Sessel fallen. Was zum Teufel habe ich gemacht? Bin ich wirklich mit Elliot abgestürzt? Wie konnte mir das passieren? Wieder sehe ich Carolin vor mir stehen, schwanger und mit einem siegesgewissen Lächeln, um ihren Hals das Mui-Mui-Tuch, das ich in Bens Wagen gesehen habe. Die Erinnerung trifft mich eiskalt: Ben hat mich betrogen, mit seiner Ex. Und sie erwartet ein Kind von ihm. Alles in mir zieht sich zusammen und mir wird schwarz vor Augen. Ich habe ihn verloren. Von Anfang an war unsere Beziehung eine einzige Lüge. Die Liebe, an die ich geglaubt habe, hat niemals existiert. Genauso wenig wie meine Chance, in Yale zu studieren, die Einladung zu den Vorbereitungskursen war gar nicht echt. Ich bin einfach nicht gut genug. Weder für die Liebe noch für Yale. Oder warum sonst sollte sich mein Leben innerhalb von vierundzwanzig Stunden in einen Horrorfilm in Endlosschleife verwandelt haben?
»Hey, alles in Ordnung?« Elliot ist aufgewacht und schaut mich fragend an. Beiläufig registriere ich, dass er ein T-Shirt trägt. Na immerhin, denke ich und wühle in meinem Gehirn nach Details. Dann fällt mein Blick auf die am Boden verstreuten Kondome. Ich schnappe panisch nach Luft, wir haben doch nicht etwa miteinander geschlafen? Allein beim Gedanken daran wird mir schwindelig. Wie kann ich das nicht wissen? Für mich ist Sex immer etwas Besonderes gewesen, etwas, das Gefühle voraussetzt und Vertrauen. Die Sasha, die ich kenne, wäre nie einfach so mit einem Quasifremden abgestürzt. Und auf einmal fühle ich mich ganz allein, nicht nur Ben, sondern auch ich bin mir gestern Nacht verloren gegangen. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich schüttele mich.
»Geht es dir immer noch nicht besser?«, fragt Elliot und setzt sich auf. Er trägt Boxershorts, aber was heißt das schon?
»Nein.« Meine Stimme klingt hohl, als hätte ich sie jahrelang nicht benutzt.
Im Gegenteil, heute fühlt sich alles noch viel schlimmer an. Das dumpfe, wattige Gefühl des Schocks ist weg, und jetzt ist da nur noch klare, kalte Realität. Ich hab keine Ahnung, wie ich mit dem Schmerz umgehen soll, der wie wild in mir tobt und mein Herz immer wieder von Neuem in kleine Stücke reißt, oder diesem Gefühl von Scham, das mich immer wieder zusammenzucken lässt.
»Du warst gestern ziemlich sauer auf deinen Freund«, unterbricht Elliot das Chaos in mir.
Sauer ist der falsche Ausdruck. Es gibt einfach kein Wort für das, was ich fühle. Er hat alles, woran ich bisher geglaubt habe, zerstört. Das Vertrauen darauf, dass ich spüre, ob jemand ehrlich zu mir ist. Den Mut, mich zu öffnen und auf Gefühle einzulassen, meinen Glauben an die Liebe. Ben hat mich zerstört. Ich habe die Kontrolle über mich verloren und tue Dinge, die ich früher niemals getan hätte. Und ich verachte mich selbst dafür, weil ich nie so sein wollte.
»Wenn du nicht reden möchtest .«, höre ich Elliots Stimme wie aus unendlicher Ferne.
Ich nehme all meinen Mut zusammen, schaue ihn an und mache eine vage Bewegung Richtung Bett. Ich fühle mich so unendlich elend. Wie erbärmlich ist es, ihn fragen zu müssen, ob wir Sex hatten?
Elliot lächelt mich an, nichts deutet darauf hin, dass er mich peinlich findet. »Nachdem ich dir unter die Dusche geholfen habe, keine Angst, ich hab die Augen zugemacht, habe ich dich ins Bett gebracht. Du warst so blass, dass ich Angst hatte, dich alleine zu lassen, nicht, dass du das Bewusstsein verlierst. Und dann .«
Die Hitze steigt mir in die Wangen. Ganz langsam kommen die Erinnerungen wieder. Elliot, der neben mir sitzt, mir ein Mars und ein Glas Wasser hinhält. Als ich ins Mars beiße, fange ich an zu weinen. Elliot nimmt mich in den Arm und tröstet mich. »Eigentlich sollte jetzt mein Freund hier sein«, heule ich an seiner Schulter. Ohne hochzuschauen, öffne ich die Schublade meines Nachttischs und taste nach Taschentüchern. Doch stattdessen habe ich die Kondome in der Hand. Gekauft für Ben und mich, gekauft in der Erwartung auf zwei wunderschöne Wochen, in denen wir alle Zeit der Welt haben, zusammen zu sein, uns zu entdecken und uns zu lieben. Gekauft im Glauben an eine große Lüge. Blind vor Wut zerre ich die Packung raus, reiße sie auf und werfe die einzelnen Tütchen wütend im Zimmer rum. Verdammt, Ben. Wer bist du überhaupt? Habe ich dich je wirklich gekannt? Wie kannst du mir alle diese lieben Worte sagen, wie kannst du mich so küssen, berühren, lieben, wenn du gleichzeitig eine andere hast? Eine Frau, die du dein Leben lang kennst. Was war dann ich für dich? Eine nette Ablenkung, weil ich so anders bin?
Als ich jetzt auf die im Zimmer verstreuten Kondome blicke, spüre ich wieder diese wahnsinnige Wut, die gestern durch meinen Körper pulsiert ist. Elliot hat nichts gesagt, sondern hat mich einfach nur in den Arm genommen. Irgendwann hat sich meine Wut in Tränen verwandelt und ich habe geweint. Geweint, bis ich nicht mehr konnte, geweint bis zur Erschöpfung. Danach muss ich eingeschlafen sein.
Offensichtlich hatten wir also keinen Sex. Ich kicke die leere Kondompackung zur Seite, der ganze Frust von gestern ist immer noch da. »Fuck.« Dann verberge ich mein Gesicht in den Händen und murmele: »Mein Freund war wohl zu blöd, um zu verhüten, als er mich betrogen hat. Sie ist . ich weiß es seit gestern, ich .« Ich kann nicht mehr weitersprechen. Erneut fluten Tränen meine Stimme und meine Gedanken.
Ich spüre Elliots Hand auf meiner Schulter. Ein hilfloses Klopfen. »Dein Freund hat eine andere geschwängert?«
»Ja.« Ich klinge so schrill, dass es mir in den Ohren schmerzt. Mein Blick fällt auf die Uhr an meinem Bett. 10:40 und ich zucke zusammen. Ich habe noch zwanzig Minuten Zeit, den Campus zu verlassen. Ich muss mich jetzt zusammenreißen, wer weiß, was noch passiert, wenn ich mich verspäte. Es kostet mich unglaubliche Kraft, mich zu erheben. Ich versuche den Schmerz wegzuschieben, alle Gedanken und Gefühle auszuschalten, wie damals in den ersten Tagen nach Dads Tod, wo ich einfach weitermachen musste, um mich nicht in der Trauer zu verlieren. »Du musst jetzt funktionieren«, hämmert es in meinem Kopf. Vor allem aber muss ich allein sein, unbeobachtet, ein weiteres nettes Wort von Elliot und ich breche zusammen. So wird es mir niemals gelingen, hier rauszukommen.
»Elliot, es tut mir leid, aber ich brauche jetzt Zeit. Danke, dass du bei mir warst und dass du . die Situation nicht ausgenutzt hast.«
Er lächelt mich an. »Auch wenn du gestern ziemlich schräg drauf warst, ich mochte unsere Gespräche. Du bist echt cool, Sasha. Und dein . Ex ist der größte Vollidiot, den ich mir vorstellen kann.«
Er angelt nach seiner Jeans. Dann geht er zu meinem Schreibtisch und kritzelt etwas auf einen Zettel. »Hier. Ich weiß nicht, wie es bei dir jetzt weitergeht, aber ich würde mich freuen, wenn du dich bei mir meldest. Egal wann.«
Als die Tür hinter ihm zufällt, schließe ich für einen Moment die Augen. Sofort sind da wieder die Bilder von gestern Nacht. Seine Lippen auf meiner Haut. »Jetzt bist du nicht der Einzige, der betrogen hat, Ben«, murmele ich und fühle mich im selben Moment schrecklich. Was für billige Rachegedanken. Auch wenn Ben es mehr als verdient hat, so will ich nicht sein. Niemals! Als ich die Augen wieder öffne, bin ich unendlich enttäuscht von mir.
Wie ferngesteuert packe ich meine Sachen zusammen. Mein Rucksack hängt mir schwer auf der Schulter, als ich mich eine Viertelstunde später die...
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