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Hast du noch nie von Bobby Z gehört?«, fragt Escobar. Die Kinnlade ist ihm runtergefallen, als könne er einfach nicht glauben, was er da hört.
»Siehst du, der ist ein solcher Hornochse, dass er noch nie von Bobby Z gehört hat«, sagt Gruzsa.
Escobar sagt stolz: »Bobby Z ist eine Legende!«
Sie erzählen ihm die Legende von Bobby Z.
Robert James Zacharias wuchs in Laguna Beach auf, und wie die meisten anderen Kids in Laguna Beach war er absolut cool drauf und machte nur coole Sachen. Erst hatte er ein Skateboard, dann ein Wellenbrett für Kinder, dann ein Surfbrett, und im zweiten Jahr auf der Highschool, die passenderweise Laguna High hieß, war er bereits ein ausgefuchster Wellenreiter und ein noch ausgefuchsterer Drogendealer.
Bobby Z kannte sich mit Wellen aus wie kein Zweiter. Er wusste, wann sie in Dreier- oder Viererformation hereinkamen, er wusste, wann sie ihren höchsten Punkt erreicht hatten, ob sie rechts oder links brechen würden, ob sie zurückschlagen oder einen Tunnel bilden würden. Und es war genau dieser besondere Sinn für künftige Ereignisse, der ihn zu einem vielversprechenden Surfer wie auch zu einem erfolgreichen Kleinunternehmer machte.
Bobby Z hatte noch nicht einmal den Führerschein und war bereits eine Legende. Wobei zur Legende sicher beitrug, dass Z bei seinem ersten großen Marihuana-Deal per Anhalter hin- und auch wieder zurückgefahren war - er stand einfach an dem Pacific Coast Highway und hielt den Daumen raus, zwischen den Füßen zwei Nike-Sporttaschen, vollgestopft mit Maui Wowie.
»Bobby Z ist eiskalt«, psalmodiert One Way, der am öffentlichen Strand von Laguna Beach wohnhafte Spinner und selbst ernannte Homer von Bobbys Odyssee. One Way steht für One Way Trip, weil er der Legende nach eines Tages mit sechs Einheiten Acid auf Trip ging und nie mehr zurückkehrte. Jetzt wandert er durch die Straßen von Laguna Beach und nervt die Touristen mit seinen endlosen Monologen über die Legende von Bobby Z.
»Diese mageren russischen Mädels könnten auf Bobby Z Schlittschuh laufen«, palavert One Way vor sich hin. »So kalt ist er. Bobby Z ist wie die Antarktis, bloß dass keine Pinguine auf ihm herumscheißen. Er ist vollkommen. Absolut cool. Nichts bringt Bobby Z aus der Ruhe.«
Die Legende geht so weiter, dass Bobby Z den Gewinn aus diesen zwei Nike-Taschen in vier weitere Nike-Taschen umsetzte, dann sechzehn, dann zweiunddreißig. Und zu dem Zeitpunkt hat er bereits irgendeinem armen Würstchen mit Führerschein ein paar Hunderter in die Hand gedrückt, damit er einen 66er-Mustang kauft und ihn in der Gegend herumkutschiert.
Während sich andere Kids in dem Alter den Kopf zerbrechen, auf welches College sie gehen sollen, denkt Bobby Z, scheiß aufs College, weil er jetzt schon mehr verdient als ein Universitäts-Assi im dritten Jahr. Er will gerade richtig loslegen, als Washington den Drogen den Krieg erklärt, was für Bobby Z ein großer Vorteil ist, weil es nicht nur die Preise oben hält, sondern auch die ganzen halbprofessionellen Idioten in den Knast bringt, die ihm als Konkurrenten das Geschäft vermasseln.
Und noch bevor er seine Abschlussfeier an der Uni schwänzt, hat Z schon begriffen, scheiß auf den Einzelhandel, das endet bloß damit, dass du dich vor deinem Auto aufstellen und vor der Polizei die Beine breit machen musst. Großhandel, nur das bringt's: Beliefere den Lieferanten, der den Lieferanten beliefert. Auf dieses Level musst du kommen und nur noch aus dem Hintergrund agieren, indem du dafür sorgst, dass Ware und Geld anständig fließen, ohne dass du selber jemals deinen Arsch in die Schusslinie halten musst. Kaufen - verkaufen, kaufen - verkaufen: Z ist ein Organisationsgenie und hat den Bogen raus.
Bobby Z hat den Bogen raus.
»Im Gegensatz zu dir, du Oberflasche«, sagt Gruzsa zu Tim. »Weißt du, wie Bobby Z die Nacht nach seiner Examensfeier verbracht hat? Er hat im Ritz-Carlton in Laguna Niguel eine Suite - eine Suite - gemietet und das ganze Wochenende mit seinen Freunden dort gefeiert.«
Tim erinnert sich, wie er damals gefeiert hat. Aber nicht sein Examen, weil er es nämlich nicht geschafft hatte. Während die meisten seiner Klassenkameraden auf ihrer Abschlussfeier waren, saßen Tim und ein Kumpel mit zwei ziemlich abgefuckten Bräuten, ein paar Sixpacks und einem miesen Joint in einer alten Karre, die sie in der Nähe der Müllhalde von Thousand Palms geparkt hatten. Tim kam noch nicht mal zum Vögeln - sein Mädchen kotzte bloß auf seinen Schoß und pennte weg.
»Dagegen warst du doch schon von Geburt an eine Witzfigur«, fügt Gruzsa hinzu.
Was soll ich dazu sagen?, denkt Tim. Er hat ja recht.
Aufgewachsen ist Tim - wenn man das aufwachsen nennen kann - in einem scheiß Kaff namens Desert Hot Springs, California, an der Interstate 10, direkt gegenüber dem Ferienparadies Palm Springs, wo die ganzen reichen Leute wohnen. Die Leute, die in Desert Hot Springs lebten, mussten in Palm Springs Klos putzen und Geschirr spülen und Golftaschen schleppen. Die meisten von ihnen waren Mexikaner bis auf ein paar heruntergekommene weiße Säufer wie Tim Kearney senior, der Tim bei seinen seltenen Besuchen zu Hause mit einem Gürtel grün und blau schlug, dabei auf die Lichter von Palm Springs deutete und lallte: »Siehst du das dort drüben? Dort isses, das große Geld.«
Tim fand, dass sein alter Herr damit verdammt recht hatte, und er war noch nicht einmal vierzehn, als er damit begann, in die Häuser von Palm Springs einzubrechen, Fernsehgeräte, Videorekorder, Kameras, Bargeld und Schmuck mitgehen zu lassen und die Alarmanlagen auszutricksen.
Nach Tims erstem Einbruch fragte ihn dann der Familienrichter, ob er ein Alkoholproblem hätte, und Tim, der zwar ein monumentaler Pechvogel, aber nicht auf den Kopf gefallen war, wusste eine Chance zu nutzen, wenn sie sich ihm bot. Also zerdrückte er ein paar Krokodilstränen und sagte, ja, leider sei er Alkoholiker. Am Ende bekam er Bewährung, ein paar Sitzungen bei den Anonymen Alkoholikern sowie eine saftige Tracht Prügel von seinem alten Herrn - statt einer Jugendstrafe und einer Tracht Prügel von seinem alten Herrn.
Tim ging zu den Treffen, und natürlich saß da der Richter, um zu überprüfen, ob er auch hinging, und lächelte ihn an, als wäre er sein eigener Sohn. Obwohl er dann doch etwas ungehalten wurde, als Tim nach seinem zweiten Einbruch wieder vor ihm stand und herauskam, dass er neben den üblichen Fernsehern, Videorekordern, Kameras, Bargeld und Schmuck auch den größten Teil der Hausbar hatte mitgehen lassen.
Doch der Richter konnte sich über diese persönliche Enttäuschung hinwegsetzen und schickte den jungen Tim in eine Entziehungsanstalt in der Nähe. Tim verbrachte einen Monat in Gruppentherapie, wo er lernte, wie man sich rücklings in die Arme von jemand anderem fallen lässt und dieser Person fortan vertraut. Außerdem lernte er all seine guten und schlechten Charaktereigenschaften kennen und noch verschiedene andere Dinge »fürs Leben«.
Die Therapeutin in der Klinik fragte Tim, ob er glaube, dass er ein geringes Selbstwertgefühl habe, und Tim gab dies bereitwillig zu.
»Warum glauben Sie denn, dass Sie ein geringes Selbstwertgefühl haben?«, fragte sie verständnisvoll.
Tim antwortete: »Weil ich immer noch in Häuser einbreche .«
»Ganz richtig, ja.«
». und mich dabei immer noch schnappen lasse.«
Danach arbeitete die Therapeutin noch intensiver mit Tim.
Tim hatte schon fast das ganze Programm absolviert, als er einen kleinen Rückfall hatte, die Portokasse der Klinik mitgehen ließ und sich draußen dafür was Ordentliches zu rauchen kaufte. Die Therapeutin fragte Tim: »Wissen Sie, was Ihr eigentliches Problem ist?«
Tim antwortete, er wisse es nicht.
»Sie haben ein Problem mit Ihrer Impulskontrolle«, sagte sie. »Sie haben nämlich keine.«
Diesmal war der Richter wirklich sauer, murmelte mit zusammengebissenen Zähnen ewas von »harter Brocken« und schickte Tim nach Chino.
Wo Tim brav seine Strafe absaß und noch eine ganze Reihe weiterer Dinge fürs Leben lernte, bis ihm, gut einen Monat nach seiner Entlassung, wieder die glitzernden Lichter von Palm Springs zublinzelten. Diesmal suchte er nach Schmuck und war schon fast mit der Beute aus dem Haus, als er über einen Rasensprenger stolperte und sich den Knöchel verstauchte, worauf ihn die Wachleute von der WestTech Security schnappten.
»Das kann auch bloß dir passieren«, sagte sein Vater, »mitten in dieser verdammten Wüste über eine Wasserpumpe zu stolpern.«
An dieser Stelle holte der Alte seinen Gürtel heraus, aber Tim hatte in Chino tatsächlich eine ganze Menge Dinge fürs Leben gelernt. Ein paar Sekunden später kippte der Alte nach hinten um, und es war niemand da, der ihn daran gehindert hätte, der Länge nach am Boden aufzuschlagen.
Tim machte sich darauf gefasst, wieder nach Chino zu kommen, aber diesmal hatte er einen anderen Richter.
»Haben Sie eigentlich eine Erklärung für das alles?«, fragte der Richter Tim.
»Das Problem ist«, sagte Tim, »meine mangelnde Impulskontrolle.«
Der Richter war nicht dieser Meinung. »Ihr Problem ist, dass Sie einbrechen und stehlen.«
»Das Einbrechen und das Stehlen ist kein Problem«, sagte Tim. »Das Problem ist, wie man hinterher abhaut.«
Der Richter dachte, wenn Tim ein solcher Klugscheißer war, dann sollte er seine ungezügelten Energien vielleicht besser bei der Armee einsetzen, statt wieder nach Chino zurückzukehren und neue Dinge fürs Leben zu lernen.
»Du...
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