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Kapitel 1
Weihnachten
»Für mich bedeutet Weihnachten - das mag altmodisch oder modern klingen - ganz einfach: Nächstenliebe.«
Bob Hope
In der Einleitung stellten wir die Frage, warum Weihnachten das meistgefeierte Fest der Welt ist. Mit anderen Worten: Was ist so besonders an Weihnachten, dass es so viele Menschen anspricht, ungeachtet ihrer Religion und Nationalität?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir herausfinden, was Weihnachten ist und woher es kommt.
Schauen wir uns erst einmal an, was Weihnachten tatsächlich bedeutet.
Die deutsche Bezeichnung »Weihnachten« leitet sich von der heiligen Nacht ab. In einer Predigtsammlung und einem Gedicht aus der Zeit um 1170 erscheint das Wort zum ersten Mal; im Gedicht heißt es, Christus sei ze wîhen naht, also zur »geweihten Nacht« geboren worden.
Der englische Begriff Christmas verweist auf »Christ's Mass«, die anlässlich der Geburt Christi gefeierte Messe. »Messe« kommt vom lateinischen missa, was »entsenden« bedeutet. So wie ein Missionar ein Ausgesandter zur Verbreitung des Wortes Gottes ist, so werden am Ende der Messe die christlichen Gläubigen ausgesandt, ein christliches Leben zu führen. Der Name Christus kommt vom griechischen X??S??S (gesprochen: »Kristos«), einer Übersetzung des hebräischen Wortes maschiach (»Messias«) für »Gesalbter«. Die häufig verwendete Abkürzung Xmas bezieht sich auf den ersten Buchstaben, das »X«, im griechischen Ausdruck. Christmas, das Weihnachtsfest, ist somit die Zeit, in der wir in die Welt hinausgesandt werden, um die Geburt des Messias zu verkünden.
Welche Geschichte steht hinter dieser Geburt, die wir feiern und der Welt kundtun?
Die Geschichte von der Geburt Christi, als »Weihnachtsgeschichte« bekannt, wird in der Bibel im Lukas- und Matthäusevangelium erzählt. Auf den folgenden Seiten wird diese Geschichte ganz kurz wiedergegeben.
Die Weihnachtsgeschichte
Vor etwas mehr als 2000 Jahren erschien der Erzengel Gabriel einer Jungfrau namens Maria, die in Nazareth im Gebiet von Galiläa lebte und mit Josef, einem Zimmermann, verlobt war. Gabriel verkündete Maria, sie werde ein Kind gebären, das der Sohn Gottes sei und den Namen Jesus tragen solle. Ein anderer Engel erschien Josef und eröffnete ihm, es sei der Wille Gottes, dass er Maria heirate und das Kind wie seinen eigenen Sohn aufziehe. Kurz vor der Geburt Jesu ließ der römische Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen; dafür sollte jede Familie im Römischen Reich den Heimatort des Familienvaters aufsuchen. Josef stammte aus dem Haus Davids; seine Vorfahren lebten im rund 110 Kilometer entfernten Bethlehem.
Also begaben sich Josef und Maria, die nun seine Frau war, auf die lange Reise nach Süden. Dort, in Bethlehem, gab es jedoch in der Herberge keinen Platz mehr für sie, da so viele Menschen zur Registrierung gekommen waren. Maria und Josef suchten Schutz in einem Stall mit einem Ochsen und einem Esel. Nachdem Maria ihren Sohn Jesus zur Welt gebracht hatte, wickelte sie ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe mit Stroh. In dieser Nacht erschien ein Engel einigen Hirten auf dem Feld, die dort über ihre Herde wachten, und erzählte ihnen von der Geburt eines Erlösers, Christus des Herrn, in der Stadt Davids. Die Hirten eilten nach Bethlehem und fanden Jesus in dem Stall in der Krippe liegen, genau so, wie es der Engel verkündet hatte. Sie verbeugten sich und huldigten ihm als Messias.
Im Evangelium nach Matthäus heißt es:
Aus dem Osten kamen Sterndeuter, um dem König der Juden zu huldigen. Sie wurden von einem Stern nach Bethlehem geleitet, der über dem Ort stand, an dem das Jesuskind lag. Und die Sterndeuter fielen nieder, huldigten ihm und überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke. - So lautet also in etwa die Weihnachtsgeschichte.
Aber warum feiern Menschen, die keine Christen sind, das christliche Fest Weihnachten?
Weil Weihnachten viele der vorchristlichen und heidnischen Feste absorbiert, adaptiert und schließlich ersetzt hat, die von verschiedenen Völkern und Kulturen weltweit gefeiert wurden. Weihnachten bewahrte grundlegende Elemente dieser Feste und band sie ins Christentum ein. Über die Jahrhunderte kamen säkulare zu den religiösen Aspekten von Weihnachten hinzu, Dinge wie Einkaufen und üppiges Essen, die jedermann genießen kann, unabhängig von seinem Glauben und seiner Nationalität. Weihnachten ist zu einem Fest geworden, dem jeder seine individuelle Bedeutung zuschreiben kann.
Erforschen wir die Ursprünge von Weihnachten etwas genauer.
Viele heidnische Gesellschaften, deren Leben vom Rhythmus der Jahreszeiten geprägt war, feierten Feste zur Wintersonnenwende. Mittwinter war die dunkelste Zeit des Jahres, und die Zeremonien drehten sich um Hoffnungen und Gebete, dass die Sonne zurückkehren, wiedergeboren würde. Die Druiden glaubten, die Sonne stünde im Mittwinter für zwölf Tage still, und ließen während dieser Tage durchgehend ein Feuer brennen, um die Dunkelheit zu bannen und zum Schutz vor bösen Geistern. Ganz ähnlich war das beim zwölftägigen nordischen Julfest, bei dem die Menschen um Lagerfeuer saßen, sangen, tranken und schlemmten, um sich die dunklen Stunden zu vertreiben.
»Jul« ist einer der vielen Namen, die man dem nordischen Göttervater Odin gab. Jul leitet sich möglicherweise von dem altgermanischen hweal ab, was »Rad« bedeutete; es könnte also mit der nordischen Vorstellung von der Sonne und ihrer kreisförmigen Bahn am Himmel zusammenhängen. Die zwölf Tage im Dezember, an denen Jul in seinem Wagen die Erde besuchte, waren folglich die Julzeit oder Yuletide, wie die Briten die Weihnachtszeit auch nennen.
Die Römer hatten ihr eigenes Fest zur Wintersonnenwende, die Saturnalien, die viele Elemente mit der Julfeier teilen, wie wir später noch sehen werden.
Im 4. Jahrhundert wurden diese Mittwinterfeste angepasst und »christianisiert«, als der römische Kaiser Konstantin I. das Christentum im Reich zuließ. Später, 380 n. Chr., erhob Kaiser Theodosius das Christentum zur offiziellen Religion des Römischen Reiches. Über die erste Feier des 25. Dezember als Weihnachtstag im Jahr 336 n. Chr. wird im Chronographen von 354 wie folgt berichtet: »natus Christus in Betleem Iudeae« (»Christus in Bethlehem, Judäa, geboren«).
Das Christentum und das Feiern von Weihnachten verbreiteten sich nach Ost und West im Römischen Reich, zunächst per Dekret und nach dem Ende des Weströmischen Reiches Ende des 5. Jahrhunderts durch vom Papst ausgesandte Missionare.
Nach England kam Weihnachten wohl 597 mit der Ankunft von Augustinus von Canterbury, den Papst Gregor der Große zur Bekehrung der heidnischen Angelsachsen nach Kent geschickt hatte, wo er am ersten Weihnachtstag jenes Jahres Tausende Konvertiten taufte. Zur selben Zeit missionierten etwa der Ire Columban von Luxeuil und sein Schüler Eustasius in Teilen des Frankenreichs, also in einem Gebiet, das dem heutigen Frankreich, Süddeutschland, Österreich und der Schweiz entspricht.
Am Ende des ersten Jahrtausends waren die meisten Völker Europas zum Christentum übergetreten. Als die europäischen Nationen dann ab dem Ende des 15. Jahrhunderts mit der Kolonisation neuer Welten begannen, nahmen sie Weihnachten dorthin mit, nach Mittel- und Nordamerika, Indien, Malaysia, China und Afrika sowie auf die Südhalbkugel, nach Südamerika und Australasien.
Die Briten des 19. Jahrhunderts, die mehr als ein Viertel der Welt beherrschten, belebten die Weihnachtsriten neu, was im Wesentlichen Prinz Albert und Charles Dickens zu verdanken war. Und sie trugen das Fest rund um den Globus in jeden Winkel des britischen Weltreichs. Doch die Viktorianer waren gleichermaßen Geschäftsleute wie Missionare, und sie propagierten den Handel ebenso wie Weihnachten. Viele Menschen weltweit, die kein Interesse an den religiösen Aspekten des Weihnachtsfests hatten, erkannten trotzdem dessen kommerzielles Potenzial. So begannen sich die Feierlichkeiten im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer weniger um Religion und mehr um Geschenke und Kommerz zu drehen. In mancherlei Hinsicht kehrt Weihnachten damit zu seinem Ausgangspunkt zurück - von einem Fest für Heiden zu einem Fest für Konsumenten.
Warum der 25. Dezember?
An Weihnachten feiern wir die Geburt Christi, nicht seinen Geburtstag. Anders gesagt: Der 25. Dezember ist der offizielle Geburtstag Christi, nicht sein tatsächlicher. Niemand kennt das Datum, an dem er wirklich geboren wurde. Die Bibel sagt nichts dazu, obwohl Gelehrte versucht haben, Hinweise in der Erzählung von Lukas auszumachen. Etwa in der Aussage, dass am Tag, als Jesus geboren wurde, »in der Gegend Hirten auf dem Feld lagerten und Nachtwache über ihre Herden hielten«.
Hirten lassen ihre Schafe nur in den Sommermonaten auf dem Feld und bringen sie im Herbst nach Hause. Somit könnte Jesus früher im Jahr, also etwa im Spätsommer oder Herbst geboren worden sein, im September oder spätestens im Oktober. Doch niemand weiß das sicher.
Die frühen Christen hätten sowieso nicht den tatsächlichen Geburtstag von Jesus gefeiert, selbst wenn sie das Datum gekannt hätten. Geburtstage waren kein Anlass zum Feiern. In der gesamten Bibel...
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