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Die zugeschickte Landkarte zeigte mir, Cham liegt in der Weite des Regentals am Zusammenfluss von Regen und Chamb und an der Straße, die durch die Further Senke nach Böhmen führt. Vom 10. bis 12. Jahrhundert wurde auf dem Galgenberg östlich des Ortes eine starke Reichsburg ausgebaut, deren Wallanlage und Grabenring noch heute zu erkennen sind. Diese Burg war Zentrum des "Chambrichem" Königslandes an der Chamer-Further-Senke. Cham war Sitz der Markgrafen von Cham-Vohburg der Diepoldinger, die ausstarben.
Die Altstadt samt alter Burg entwickelte sich in der Schleife des Regenflusses, die einen geräumigen Bogen zur Stadtentwicklung bot. Der so gestaltete Regenfluss bot der Ansiedlung Schutz vor feindlichen Angriffen. Nur der Norden war offen und wurde mit einer starken Mauer abgeriegelt. Die Straße vom Norden nach dem Süden führte durch das Burgtor mit seinen zwei starken Rundtürmen, genannt das "Biertor", über eine steinerne Brücke nach dem Süden.
Im Laufe der Zeit wurde das Amtsschloss aus dem 13. Jahrhundert zur Brauerei umgebaut. Die Fürsten stiegen nicht im Amtshaus ab, sondern in der bequemen Fürstenherberge, Haus zur Krone, heute aus dem 15. Jahrhundert mit späterer Zinnenkrone. Aus dem gleichen Jahrhundert stammt das 1937 umgebaute Rathaus am Marktplatz mit seinem Stufengiebel und einer Uhr mit Tierkreiszeichen. Es ist heute auch Heimatmuseum. Durch die Brände 1873 und 1877 sind viele alte Häuser vernichtet worden. Zurückgeblieben sind Teile der alten Befestigungsmauer und der viereckige, hoch aufragende "Straubinger Turm", der an die Kaufmannstürme in der Regensburger Altstadt erinnert.
Zurück zur geschichtlich-politischen Entwicklung Chams. Das Stadtgebiet fiel 1204 an die Wittelsbacher. Herzog Heinrich der Kelheimer gründete um 1210 nördlich des "Alten Marktes" das heutige Cham am Fuß des Burgberges. 1293 erhielt Cham das Stadtrecht. 1356 kam die Stadt an die Kurpfalz bei Rhein und 1625 nach der Niederlage des Winterkönigs Friedrich V. von der Kurpfalz an Bayern. Cham war Stapelplatz für Holz aus dem Bayerischen Wald und Ausgangspunkt der Holzflößerei und erreichte seinen Wohlstand durch den begründeten Flachs- und Leinenhandel. Ein rechteckiger Mauerring schützte die Stadt im Regenbogen vor den Angriffen aus dem Norden.
Die wenigen Straßen durch das Waldgebiet sind uralte Verbindungs- und Handelsstraßen zwischen Ost und West und Süd und Nord. Auf der "Salzstraße" vom Süden nach Norden wurde Salz befördert, das in Tschechien von Natur aus fehlt. Die Straße, der "Goldene Steig", geht vom Westen nach dem Osten über Weiden. Trotz des dichten Waldes und der vielen "Tausenderberge" war er immer wieder Kriegsschauplatz. Bereits König Ottokar II. von Böhmen brandschatzte das Kloster Chamermünster, den geistigen Mittelpunkt des Bayerischen Waldes, und die Heerzüge der Hussiten verwüsteten die Städte und Dörfer des Bayerischen und Oberpfälzer Waldes bis nach Bayreuth und Hof. Nach dem wieder eingekehrten Frieden normalisierten sich das Leben und der Handel.
Gewiss ist das Verkehrsnetz durch Straßen, Autobahnen und Bahnlienen ausgebaut worden. Trotzdem lässt die Verkehrsanbindung von Landkreis zu Landkreis zu wünschen übrig. Ohne das Privatauto können sich die Menschen nicht fortbewegen. Im Winter bei viel Schnee sind manche Ortschaften eingeschneit. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Bayerische Wald nicht mehr das Armenhaus Deutschlands. Der Fleiß, die Arbeitskraft und die Phantasie seiner Bewohner haben die Oberpfalz - besonders den Bayerischen Wald - schön gestaltet und zu einem Erholungsgebiet für Touristen und Wanderer gemacht.
Auf der Landkarte konnte ich sehen, dass die Stadt Cham in der Schleife des Regenflusses liegt. Der Weg von den beiden roten Türmen des "Biertores" führt bergauf zum Markt- und Rathausplatz, mit Anzeichen des beginnenden hügeligen Landes bis zu den "Tausenderbergen". Von jedem erreichten Hügel eröffnet sich die Vielfalt der Landschaft mit ihren bewaldeten Kuppen, ihren Burgruinen, Kirchen und Gasthöfen. Die Landschaft lädt zum Wandern ein.
Ich lese von Friedrich Nietzsches Wanderung mit seinem Studienkollegen in den mitgeschickten Prospekten. Nicht umsonst hat Gottfried Herder, ein Zeitgenosse und Freund des Dichters Johann Wolfgang von Goethe den Bayerischen Wald erwandert und seiner Frau die Schönheit des "Urwaldes" in seinen Briefen geschildert. Er und einige andere begründeten die Wanderbewegung im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Ein charakteristischer Zug der deutschen Romantiker. Sie haben auch die Vorliebe der Deutschen für den Wald als ihr Merkmal geprägt. Der angehende Philosoph Friedrich Nietzsche und sein Freund Erwin Rohde erlebten die Wanderung durch den Bayerischen Wald als eine Befreiung angesichts der beginnenden Industrie in Deutschland. Sie wurden vor der Fahrt in den "Räuberwald" gewarnt. Denn dort lebten Bewohner, so wild wie ihre Wälder und wie die Kalabresen, Sardinier und Korsen. Beide Wanderer erlebten den Wald als eine andere Welt. Sie entdeckten, dass die Meinungen über den Bayerischen Wald falsch waren. Es begegneten ihnen freundliche und kulturell verbundene Menschen und eine herrliche Landschaft.
Sie fuhren im Jahr 1867 mit der Eisenbahn bis Cham. Dort verspeisten sie im Gasthof Scherbauer Kalbsbraten und tranken zum Nachtisch Bier. Sie wanderten um 3 Uhr nach Chamermünster und Lamberg. Sie aßen abends im Gasthof Entenbraten mit Nachspeise und tranken Bier. Darüber führte Nietzsche ein sachliches Tagebuch: "am 19 August in Cham angekommen" und vermerkte über die Tagesessensrechnung mit Nachtisch "3 Groschen und 12 Kreuzer" in seinen Aufzeichnungen. Ganz anders schildert sein Freund Rohde seine Erlebniseindrücke. Er schreibt im Stil der Romantiker schwärmerisch: "Langsam zogen wir in das kleine, freundliche Städtchen ein, dessen glänzend geweißte Mauern im grellsten Sonnenlicht glänzten. . Cham liegt erst am Eingang des großen Gebirgslandes, und während uns von weitem lange, blaue Gebirgsketten verheißungsvoll herrübergrüßten, mussten wir zunächst noch über eine baumlose Ebene pilgern, die unter den senkrechten Sonnenstrahlen in allen Farben uns schillerte. Auf Wiesen und Feldern lag der eigene rötlich blaue Dunst des Mittags, die Luft flimmerte vor Hitze."
Nietzsche begründet seine Philosophie durch die Wanderung durch die erlebte Natur des Bayerischen Waldes mit seiner Stille mit dem Satz: "Im bairischen Walde fing es an .". Verständlich - wer die herrlichen Bäume des Waldes und die in der Ferne sich zeigenden markigen Berge sieht, fühlt sich zu Großem in Worten und Taten angesprochen. Die Natur mit ihrer Weite und Größe macht frei und spricht die Phantasie an. Nietzsche war gleichzeitig ein mit den Sinnen wahrnehmender Mensch wie auch ein rational Denkender und Musikliebhaber. Die Natureindrücke regten ihn an, gegen seine kleinbürgerliche Umgebung wie auch gegen das aufziehende technische Zeitalter kritisch zu denken. Er wollte wie jeder Philosoph die Welt und Gesellschaft verändern und neu gestalten. Bereits der vielgelesene Philosoph seiner Zeit Arthur Schopenhauer legte mit seinem Buch "Die Welt als Wille und Vorstellung" einen Stein zur Philosophie Nietzsches.
Friedrich Wilhelm Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen (Sachsen-Anhalt) als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren, studierte in Bonn an der Universität Theologie und Philologie, wechselte dann an die Universität Leipzig. Er wurde ohne Promotion aufgrund seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Basel Professor für griechische Sprache und Literatur. Er nahm als Sanitäter am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und erlitt in ihm eine schwere Krankheit. 1871 veröffentlichte er seine Schrift "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik". 1876 wurde Nietzsche wegen Krankheit beurlaubt. Ab 1878 schrieb er seine philosophischen Werke wie "Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und keinen", in ihm wird der Gedanke des "Willens zur Macht" als der Instanz, die alle Lebens- und Kulturentwicklung bestimmt, aufgezeigt. Mit dem Begriff "Übermensch" bezeichnete er den Überwinder des befangenen und gefangenen Menschen. Dieser erkennt die Wiederkehr des Gleichen in der Geschichte und damit den geschichtlichen Nihilismus.
Ab 1886 setzte er sich in seiner Schrift "Jenseits von Gut und Böse" kritisch mit den traditionellen christlichen Werten auseinander. Er will den starken Menschen. In seinem Werk "Die Fröhliche Wissenschaft" prägte er den berühmten Satz "Gott ist tot". Dieser Satz wird immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen. Denn eigentlich erscheint er als Anklage gegenüber den Gläubigen: "Ihr habt ihn getötet." Damit bezeichnete Nietzsche den Verlust seines Gottesglaubens und gleichzeitig die Kritik an den Gläubigen, dass...
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