Schweitzer Fachinformationen
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S. Krupp
"Einschätzung", "Beurteilung", "Analyse", "Bewertung", "Begutachtung", "Abschätzung", "Feststellung", "Einstufung", "Leistungsmessung" - das sind einige der Synonyme für den Begriff des Assessments, der aus dem sprachlichen Repertoire keines Geriaters wegzudenken ist. Gemeint ist die umfassende Wahrnehmung der einem älteren Menschen zur Verwirklichung seiner Lebensziele zur Verfügung stehenden Ressourcen und der Faktoren, welche die von ihm angestrebte Lebensführung gefährden oder bereits alterieren. Dieser diagnostische Prozess ist ohne die Expertise nicht ärztlicher Disziplinen unmöglich zu leisten. Er endet erst mit dem Therapieende - bis dahin wird die geriatrische Behandlung von einem kontinuierlichen Re-Assessment begleitet. Die im Rahmen des Assessments gesammelten Informationen werden dokumentiert und zur Grundlage eines Behandlungsplanes, der stets rehabilitative und (sekundär-/tertiär-)präventive Elemente enthält.
Die Arbeitsgruppe Geriatrisches Assessment (AGAST) hat mit der Veröffentlichung empfohlener Testinstrumente im Jahre 1995 ? [37] die Grundlage für das noch heute bundesweit akzeptierte Repertoire geschaffen. Allerdings sollte diese herausragende Leistung die beabsichtigte Wirkung nicht ins Gegenteil verkehren: Wie überall in der Medizin bedeutet auch auf dem Gebiet des Assessments Stillstand Rückgang. Daher wurde 2012 eine Arbeitsgruppe Assessment gegründet (http://www.dggeriatrie.de), in der Mitglieder der verschiedenen deutschsprachigen geriatrischen Fachgesellschaften interdisziplinär zusammenarbeiten.
Bei der Interpretation des Ergebnisses eines im Rahmen des Assessments eingesetzten Testverfahrens ist Vorsicht geboten, da sich durch Funktionsstörungen abseits der Zielgrößen leicht die Gültigkeit der Testergebnisse vermindern kann (z.?B. wird eine kognitive Störung eher zu Punktverlust bei einem Performance-Test zur Motorik führen, je komplizierter der Versuchsaufbau ist).
Häufig wird bei Testverfahren ein Summenscore gebildet. Die Analyse der Bewertung der Einzelitems liefert für das Assessment jedoch weit mehr wertvolle Informationen als es diese komprimierte Darstellung vermag und sollte zusätzlich erfolgen.
Der erste Schritt eines geriatrischen Assessments besteht darin zu klären, ob es sich bei einem Mitmenschen höheren kalendarischen Alters überhaupt um einen geriatrischen Patienten handelt. Nicht alle 80-Jährigen sind geriatrische Patienten, aber schon 60-Jährige können es sein. Organe "altern" unterschiedlich schnell, worauf wir durch unsere Lebensführung einen erheblichen Einfluss nehmen. So kann sich bei einem 70-Jährigen unter einer durch exzessive Sonneneinstrahlung beim Bergsteigen vorgealterten, von aktinischen Keratosen übersäten Haut eine Muskulatur abzeichnen, die man manchem 20-Jährigen wünschen würde, allerdings auch arthrotische Deformitäten. Selbst mit fünf nach ICD (International Classification of Diseases) kodierten Diagnosen hätten wir, wenn all diese die Lebensführung nicht beeinträchtigten, hier keinen geriatrischen Patienten vor uns. Dennoch kann sich dies mit einem einzigen Schlag(-anfall) ändern.
Definition des geriatrischen Patienten
Der Patient ist in der Regel mindestens 65 Jahre alt und weist eine geriatrietypische Multimorbidität auf, d.?h. mindestens zwei der in ? Tab. 1.1 genannten Merkmalkomplexe sind in einer Ausprägung vorhanden, durch die die selbstständige Ausübung der bisherigen Alltagsaktivitäten beeinträchtigt ist. Ab einem Alter von 80 Jahren ist ein Patient in der Regel geriatrisch, da von erhöhter Vulnerabilität und Chronifizierungsgefahr ausgegangen werden muss.
Merkmalkomplex
Beispiele für assoziierte Diagnosen
ICD 2016
Mobilitätsstörung
Inaktivitätsatrophie der Muskulatur, mehrere Lokalis.
M62.50
ataktischer Gang
R26.0
Sturzneigung/Schwindel
unspezifische Sturzneigung
R29.6
unspezifischer Schwindel und Taumel
R42
kognitive Defizite
Alzheimer-Demenz (Beginn ab 65. LJ)
G30.1+F00.1*
schwere kog. Funktionseinschränkung, MMSE 0-16 P.
U51.22
Inkontinenz
Dranginkontinenz
N39.42
organische Stuhlinkontinenz
R15
Dekubitus/Wunden
Dekubitus 3. Grades linke Ferse
L89.27 L
periphere AVK vom Becken-Bein-Typ mit Ulzera bds.
I70.24 B
Fehl-/Mangelernährung
Adipositas durch Überernährung mit BMI 35-<?40
E66.01
Kachexie (BMI<?18,5)
R64
Störung Flüssigkeits-/Elektrolythaushalt
Dehydratation
E86
Hyponatriämie
E87.1
Depression/Angst-/ Verhaltensstörung
rezidivierende depressive Störung, zurzeit mittelgradig
F33.1
starke Vernachlässigung der Körperpflege
R46.0
Schmerzen
Persönlichkeitsänderung bei chron. Schmerzsyndrom
F62.80
Post-Zoster-Neuralgie
B02.2+G53.0
Sensibilitätsstörung
Hemihypästhesie
R20.1
Critical-Illness-Polyneuropathie
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