Schweitzer Fachinformationen
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Die 30-jährige Suzie Cartwright kann ihr Glück kaum fassen - vier Wochen bezahlter Urlaub in Verona, welch herrliche Aussichten! Einzig Lord Tedborns Tochter Alexandra, die sie dorthin begleiten soll, könnte zur Herausforderung werden. Doch entgegen der Aussage des herrischen Vaters ist Alexandra weder launisch noch flatterhaft. Die beiden unterschiedlichen Frauen freunden sich an und lassen sich vom mediterranen Zauber der Stadt verführen. Bei einem Ausflug in geselliger Runde an den Gardasee kommt Suzie dem attraktiven Künstler Michael näher, der etwas vor ihr zu verbergen scheint. Wird sie am Ende eines zauberhaften Urlaubs ihr Herzensglück finden?
»Seine Lordschaft wird Sie jetzt empfangen, Miss Cartwright.«
Suzie stand auf, strich sich den Rock glatt und ging zu der kunstvoll geschnitzten alten Tür. Dort zögerte sie und blickte noch einmal zu der Respekt einflößenden Vorzimmerdame in Twinset und Perlenkette, die an ihrem Schreibtisch saß.
»Sollte ich anklopfen?«
»Das dürfte nicht nötig sein. Seine Lordschaft weiß, dass Sie hereinkommen.«
Dennoch klopfte Suzie sanft an, bevor sie den Knauf drehte und die Tür aufdrückte. Mit einem tiefen Atemzug trat sie ein und blinzelte in die unerwartete Helligkeit. Lord Tedburns Arbeitszimmer war gewaltig. Durch hohe bleiverglaste Fenster strömte das Licht der späten Augustsonne herein, beschien die strengen bärtigen Gesichter auf den Ölgemälden an den eichengetäfelten Wänden und ließ das Parkett glänzen. Der große antike Schreibtisch stand der Tür genau gegenüber, sodass Tedburn die Sonne im Rücken hatte. Zögernd schloss Suzie die Tür hinter sich. Dabei hörte sie seine Stimme.
»Guten Morgen, Miss Cartwright. Gut, dass Sie kommen. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Er wirkte nicht ganz so einschüchternd wie befürchtet. Sie setzte sich steif auf einen der samtbezogenen Sessel vor dem Schreibtisch und probierte mehrere Sitzhaltungen aus, bis sie nicht mehr von der Sonne geblendet wurde. Sein Gesicht war verschattet, und sie konnte ihn nur in Umrissen erkennen. Er hielt sich stärker gebeugt als in ihrer Erinnerung, aber natürlich war es an die fünfzehn Jahre her, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, und in fünfzehn Jahren mochte viel passiert sein. Sie kannte ihn zwar, wie jeder, der in dieser Gegend von Devon wohnte, doch sie hatte noch nie mit ihm gesprochen. Sie faltete die Hände im Schoß und wartete darauf, dass er mit Schreiben aufhörte.
»Sagen Sie mir, falls es Ihnen nichts ausmacht - wie alt sind Sie?« Er legte den Füller hin und blickte sie forschend an.
Beim Antworten spürte sie, dass sie errötete. »Achtundzwanzig. Im Februar werde ich neunundzwanzig.« Sie fragte sich, ob sie am Ende des Satzes ein »Sir« hätte anfügen müssen, doch nun war es dazu zu spät. Sie hatte sonst keinerlei Umgang mit Adligen.
»Laut Ihrem Vater sind Sie Anglistin.«
»Ja, ich habe in dem Fach promoviert . Sir.«
»Auf welchem Gebiet liegt Ihr Hauptinteresse?«
»Ich habe meine Doktorarbeit über Shakespeare geschrieben. Seine Dramen und Gedichte haben mich schon immer interessiert.«
Zu ihrer Überraschung schlug er einen herzlichen Ton an. »Sieh an, da haben wir etwas gemeinsam. Ich besitze in meiner privaten Bibliothek eine schöne Sammlung seiner Werke. Die muss ich Ihnen gelegentlich einmal zeigen.«
»Das würde mir gefallen, Sir.« Aus irgendeinem Grund hatte sie sich Lord Tedburn immer nur jagend, schießend und angelnd vorgestellt. Wahrscheinlich steckte mehr in ihm, als man auf den ersten Blick vermutete.
Er kam wieder zur Sache. »Soweit ich weiß, sind Sie gerade beschäftigungslos.«
»Ja, Sir. Bis zum vergangenen Monat habe ich für eine Stiftung in London gearbeitet. Deren Mittel wurden zurückgezogen, und sie musste ihre Arbeit einstellen.«
»Und Sie sprechen Italienisch.«
»Ja, recht gut. In der Schule hatte ich in dem Fach nur beste Noten, und während des Studiums habe ich die Sommerferien drei Jahre hintereinander an der toskanischen Küste verbracht und dort zehn- bis vierzehnjährige Kinder in einem Ferienlager betreut.« Sie hielt es für besser, das zu erklären. »Damit habe ich mir das Studium finanziert.«
»Gut, gut.« Sein Stuhl knarrte, als Lord Tedburn aufstand. Langsam ging er um die Ecke seines Schreibtischs, sah Suzie jedoch nicht an, sondern blickte durchs Fenster in den Wildpark, um ihr dann sein Angebot zu unterbreiten. »Miss Cartwright, es geht um meine Tochter Alexandra.«
Suzie war sich nicht sicher, ob eine Antwort erforderlich war, und deshalb sagte sie nichts. Es schien unwichtig zu sein. Ein paar Augenblicke später drehte er sich zu ihr um.
»Sie möchte für einen Monat nach Italien reisen, und ich sähe es gern, wenn jemand sie begleiten würde.«
Suzie begriff allmählich, warum er sie herbestellt hatte. Er wollte wohl aus ihrer Erfahrung bei der Kinderbetreuung Nutzen ziehen. Ihre Vermutung sollte sich bestätigen.
»Die Vorstellung, dass sie sich allein dort aufhält, gefällt mir nicht. Daher wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie ihr Gesellschaft leisten, falls Sie nicht anderweitig verpflichtet sind.«
»Wann wäre das, Sir?«
»Ich glaube, sie will Mitte September abreisen. Würde Ihnen das passen?«
»Ja, wahrscheinlich. Ich glaube schon. Das hängt auch von meinen Vorstellungsgesprächen und der weiteren Entwicklung ab. Ich habe mich um einige Stellen beworben.«
Er nickte bedächtig, bevor er darauf einging. »Ich möchte nicht, dass Sie finanzielle Einbußen erleiden. Deshalb hatte ich mich entschlossen, Sie gut für Ihre Zeit zu bezahlen. Darf ich fragen, wie hoch Ihr letztes Gehalt war?«
Sie sagte es ihm und wartete, während er stille Berechnungen anstellte, um ihr dann eine Summe zu nennen, bei der ihr die Luft wegblieb. Er bot ihr für den einen Monat in Italien so viel, wie sie bei der Stiftung in zwei Monaten verdient hatte, und dazu freie Unterbringung und Verpflegung sowie nicht näher bezeichnete Spesen. Das hob ihre Stimmung enorm. Viertausend Pfund auf dem Konto und einen Monat Italien waren nicht zu verachten, selbst wenn sie dabei auf einen eventuell schwierigen Teenager aufpassen musste.
Gerade wollte sie zusagen, als Lord Tedburn mit einigen Details aufwartete, die sie zwangen, ihren Entschluss zu überdenken.
»Sie sollten ein paar Dinge über Alexandra wissen.« Er wandte sich wieder dem Wildpark zu, und sie merkte, dass es ihm schwerfiel, darüber zu sprechen. »Obwohl sie fast sechsundzwanzig Jahre alt ist, legt sie mitunter noch ein sehr unerwachsenes Verhalten an den Tag. Sie scheint nicht fähig zu sein, sich längere Zeit mit etwas zu beschäftigen, ohne dass ihr langweilig wird. Sie ist ungehorsam, wird auch manchmal grob, und ich fürchte, sie ist ein Nachtschwärmer.«
»Ein Nachtschwärmer?« Diesen Ausdruck hatte Suzie schon ewig nicht mehr gehört. Als ihr die volle Bedeutung seiner Worte klar wurde, verfiel sie in Schweigen. Sie hatte angenommen, sie sollte ein junges Mädchen betreuen, keine erwachsene Frau. Wie konnte nur jemand von ihr erwarten, auf eine Frau aufzupassen, die nur zwei Jahre jünger war als sie? Sie hätte gern etwas erwidert, aber zurückhaltend, wie sie war, schwieg sie erst einmal. Und Lord Tedburn hatte zu dem Thema ohnehin noch mehr zu sagen.
»Sie hat nichts weiter im Kopf als ihre Freunde, ihre Kleider und ihr Vergnügen.« Er schaute kurz über die Schulter. »Und ich fürchte, mit ihren Männergeschichten ist es nicht besser. Ihr Geschmack lässt einiges zu wünschen übrig. Anscheinend fühlt sie sich zu den Unangenehmen, Unpassenden hingezogen. In erster Linie verlasse ich mich darauf, dass Sie ein Auge auf sie haben, wenn plötzlich irgendwelche Italiener aus der Versenkung kommen.« Er schüttelte kläglich den Kopf. »Und das werden sie.«
Je mehr sie hörte, desto weniger gefiel es ihr. Zwar war es anständig von ihm, sie über die wahren Verhältnisse aufzuklären, doch es wunderte sie auch, wie abfällig er sich gegenüber einer fremden Person über seine Tochter äußerte. Das weckte ihr Mitgefühl für die junge Frau. Was mochte Alexandras Mutter wohl davon halten?, fragte sie sich, und im nächsten Moment fiel ihr ein, vor einiger Zeit gehört zu haben, dass Lady Tedburn verstorben war.
Sie räusperte sich und wandte einiges dagegen ein, doch er blieb unnachgiebig bei seiner Haltung.
»Kennen Sie Italien gut, Miss Cartwright?«
»Eigentlich nur eine bestimmte Region. Ich bin ein paar Mal mit dem Zug nach Florenz gefahren, als ich in dem Ferienlager gearbeitet habe, und natürlich habe ich mir Pisa und Lucca angesehen, aber darüber hinaus kenne ich Italien kaum. Ich hatte dort sehr wenig Freizeit.«
»Also sind Ihnen Venedig und das Umland unbekannt? Verona, Padua, die Seen?«
Trotz ihrer Zweifel, ob sie den Auftrag annehmen sollte, schlug ihr Herz höher. Die Vorstellung, das märchenhafte Venedig zu sehen, war sehr reizvoll, doch was sie vor allem lockte, war Verona. Sie blickte auf und äußerte sich dazu.
»Den Nordwesten kenne ich überhaupt nicht, aber ich träume schon seit Jahren davon, Verona zu sehen. Seit ich mich mit Shakespeare befasse.«
Im Gesicht seiner Lordschaft erschien ein Lächeln. »Natürlich. Die Stadt von Romeo und Julia. Nun, Sie sollten reichlich Zeit haben, sie nach Belieben zu erkunden.« Er kehrte zu seinem Schreibtischsessel zurück und griff zum Telefon. »Alice? Würden Sie Alexandra bitten herzukommen? Danke.«
Als er aufgelegt hatte, wandte er sich Suzie wieder zu. »Ich werde es meiner Tochter unmissverständlich darlegen. Sie werden meine volle Unterstützung haben, das versichere ich Ihnen. Ich verlange von Ihnen nur eins: dass Sie mich informieren, sobald Sie Alexandras Verhalten beunruhigt. Das ist nur zu ihrem Besten.«
Mittlerweile fühlte Suzie sich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite die Verlockung, Verona zu sehen, auf der anderen Seite ihre ernsten Vorbehalte. War es wirklich zum Besten dieser jungen Frau, wenn sie sie begleitete? Ihr klang es eher danach, als mischte sich ein kontrollsüchtiger Vater in das Leben seiner erwachsenen Tochter ein.
Sosehr sie den All-inclusive-Monat in Italien genießen würde, dachte sie bereits...
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