Schweitzer Fachinformationen
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»Hope!«, ruft Mum die Treppe hinauf. »Komm runter. Ich will an deinem ersten Schultag ein Foto von dir machen.«
»Später«, höre ich Dad sagen. »Es ist zu viel los.«
»Aber es ist ein wichtiger und besonderer Tag. - Zwei Cappuccinos? Zum Mitnehmen? Kein Problem.« Mum ist schnell wieder abgelenkt.
Ich sollte vielleicht erwähnen, dass meine Familie ein Café hat und dort herrscht um acht Uhr morgens Hochbetrieb.
Ich gehe die steile, enge Treppe hinunter, die von unserer Wohnung zu der nicht enden wollenden Arbeit führt, und betrete das hell erleuchtete, belebte Café Crumble.
Ich bin sehr stolz auf meine fleißige Familie, doch wenn das Café voll ist, muss alles andere warten. Nur zu den ruhigeren Zeiten können wir etwas anderes erledigen. (Das kommt vor allem daher, dass wir auf die Einnahmen angewiesen sind, denn im letzten Quartal lief es nicht so gut.)
Einmal ist Mum mit nassen Haaren aus dem Friseursalon gerannt, weil Dad ihr geschrieben hat, dass ein Reisebus auf dem Weg nach Warwick in unserem Ort eine Panne hatte und dass die ganzen Senioren und Seniorinnen aus dem Bus jetzt in unserem Café darauf warten, weiterfahren zu können.
Und weil es früher oder später sowieso zur Sprache kommt, rücke ich gleich damit raus: Mein Nachname lautet Crumble und unser Familienunternehmen heißt Café Crumble.
Ja, ich weiß, wie das klingt. Wir haben uns einfach vorgenommen, dazu zu stehen. Außerdem macht meine Oma Margery einen tollen Apfelstreuselkuchen - einen Apple Crumble. Unser Café ist dafür berühmt. Sie hat damit sogar schon einen Preis gewonnen. Ich finde trotzdem, es klingt albern, aber nun lässt es sich nicht mehr ändern.
Meine Familie ist ein netter Haufen. Irgendwie. Also, für eine Horde chaotischer, umtriebiger Aufschneider, die davon besessen sind, schwarze Zahlen zu schreiben, und meine Zaubertricks überhaupt nicht zu schätzen wissen. Meine Eltern versorgen mich mit Essen, Schuhen und gelegentlichen Ratschlägen, zum Beispiel: »Wenn du unbedingt hinwillst, wird sich ein Weg finden.« (Wenn sie sich weigern, 126 Pfund für Konzertkarten rauszurücken.)
Ich bin in unserer Familie die »Ruhige«. Mein sechzehnjähriger Cousin Connor würde sagen, ich habe kein Alleinstellungsmerkmal - ein Begriff aus dem Marketing, wenn man sich mit seinen Produkten von der Konkurrenz abheben will. Ich beschreibe mich lieber als pfiffig und wortgewandt.
»Ah, gut, da ist sie ja!« Mum winkt mir zu, während hinter mir das Codeschloss an der Tür einrastet. Zu dem Kunden, den sie gerade bedient, sagt sie: »Falls Sie keine Kuhmilch möchten, haben wir auch Sojamilch oder Kokosmilch.«
Ich schaue zu, wie Mum drei weitere Kunden bedient. Ich muss bald los, wenn ich mit meiner besten Freundin Leila zur Schule laufen will, und das will ich unbedingt.
Connor, mein geschäftstüchtiger Cousin, erscheint hinter mir, und das Schloss rastet erneut ein. »Mach mal Platz«, sagt er.
»Connor!«, ruft Mum. »Kannst du kurz für mich einspringen, damit ich von Hope ein Foto machen kann?«
»Tut mir leid, Tante Bren, aber ich habe keine Zeit«, erwidert Connor.
* * *
»Einmal Kaffee zum Mitnehmen, gerne«, sagt Mum zum nächsten Kunden. »Könntest du dann das Foto machen, Connor?«
»Tut mir leid, Tante Bren, aber auch dafür habe ich keine Zeit«, verneint Connor. »Ich muss los. Die Schlange wird bestimmt bald kürzer.«
»Die Schlange hat ihre maximale Länge noch lange nicht erreicht«, lasse ich ihn wissen.
»Uuuuuuuh«, sagt er mit hoher Stimme, als hätte ich mich zu geschwollen ausgedrückt.
Entscheide dich, Connor, habe ich wirklich kein Alleinstellungsmerkmal?, denke ich sarkastisch. Oder habe ich ein ausgeprägtes und großartiges Sprachgefühl? Das sage ich natürlich nicht laut, denn wir sollen im Café keinen Streit vom Zaun brechen. Seit Neuestem.
»Dann viel Spaß an deinem ersten Schultag, Muggel«, sagt Connor und geht.
Ja, ja. Dieser Familienwitz darüber, dass ich mal sehnsüchtig auf einen Brief aus Hogwarts gewartet habe, hat echt sooo einen Bart. Der Brief ist ganz offensichtlich nie eingetrudelt, da ich ab heute die Beanfore High School besuchen werde. Jeder, der dort hingeht, nennt sie liebevoll Bin-fire, wobei der Spitzname eher Anlass zur Sorge gibt, denn er bedeutet »Mülltonnenbrand« oder im übertragenen Sinne: die absolute Katastrophe.
Als Connor nach draußen geht, kommt meine neunzehnjährige Schwester Stacey im Yoga-Outfit zur Tür herein. Die Glocke bimmelt erneut.
»Großartig! Stacey! Kannst du rasch für mich einspringen?« Mum strahlt. »Sechs Cappuccini, gerne. Ich muss Hope fotografieren.«
»Mum, hast du die Lieferung draußen gesehen?«, fragt Stacey. »Ist die für uns?«
»Was? Nein. Falls ja, dann ist sie zwei Stunden zu früh. Ich kann nicht - warte. Stacey, komm jetzt sofort her.«
Stacey schlendert zur Theke. »Das ist nicht mein eigentlicher Beruf«, lässt sie den wartenden Kunden wissen. »Ich bin Schauspielerin.«
»Stacey - sechs Cappuccini«, ruft Dad aus der Küche. Stacey beginnt zu servieren, aber sie ist viel langsamer als Mum. »Schneller«, spornt Dad sie an.
»Stell dir einfach vor, du müsstest jemanden spielen, der für diesen Job alles gibt«, schlage ich vor.
Obwohl es hier drin laut zugeht, kann ich Dad in der Küche schnauben hören.
Ich liebe Stacey und respektiere ihre künstlerischen Ambitionen. Schauspielerei erfordert eine Menge Hingabe, und dafür bewundere ich sie. Ich habe eher ein Problem damit, dass sie mich in der sechsten Klasse mehr als einmal verkleidet von der Schule abgeholt hat: Sie trug ein langes Ballkleid mit Haube, weil sie sich für ein Vorsprechen »in die Rolle einleben« musste.
Das war so
PEINLICH!
Das wurde mir klar, als Skyla Lipton sagte: »Ach du liebes bisschen, das ist ja sooooo peinlich«, und zwar so laut, dass ich und alle anderen es hören konnten.
Mum streckt den Kopf herein. »Ich muss die ganze Lieferung einsortieren!« Dann verschwindet sie wieder.
»Möchtest du immer noch ein Foto von mir an meinem ersten Schultag?«, rufe ich ihr hinterher.
Sie erscheint noch einmal kurz und wirkt gestresst und abgelenkt. »Ja klar! Bitte . äh . mach einfach ein Selfie. Viel Spaß. Ich liebe dich.« Und weg ist sie wieder.
Ich halte das Handy hoch und mache ein, wie ich fürchte, etwas freudloses Selfie. Ich sehe traurig aus. Ich mache ein weiteres, auf dem ich zumindest eine Augenbraue hebe, als würde ich einen kritischen Blick auf diese lächerliche Situation werfen.
Ein Kunde gibt tadelnde Geräusche von sich und schüttelt den Kopf, als sei ich ein typischer Teenager - eitel und ständig auf Likes aus. »Befehl von meiner Mutter«, erkläre ich. Aber der Kunde tut so, als würde er mich nicht hören.
Ich kann es kaum erwarten, dass die High School losgeht, damit ich dem Chaos entkomme und endlich etwas
Struktur
in mein Leben einkehrt.
Ich bin ziemlich sicher, dass man uns dort beispielsweise nicht dazu nötigt, den Unterricht sausen zu lassen, um stattdessen Vorräte auszupacken.
Genau das ist mir nämlich an meinem achten Geburtstag passiert, den ich im Café gefeiert habe.
Die Party stieg an einem Sonntagnachmittag, das Café hatte geschlossen und meine Gäste und ich sollten eigentlich Cupcakes verzieren. Doch dann merkte Mum, dass der Platz dafür nicht ausreicht, weil an jenem Morgen eine große Lieferung angekommen war. Also haben wir Kisten ausgepackt.
Mum hat uns Teppichmesser gegeben, was einige meiner Freunde cool fanden, bis Skyla Lipton sagte, das sei so peinlich und außerdem ein bisschen gefährlich.
Aber dann haben Leila und ich ein witziges Spiel daraus gemacht, bei dem wir so taten, als würden wir ein Unboxing für YouTube filmen. Nur dass wir nicht cooles Spielzeug ausgepackt haben wie Kidfluencer, sondern Dosenbohnen und Klopapierrollen. Einige hatten Glück und durften Kisten mit Kartoffelchips auspacken.
Wie auch immer. Jetzt geht es zur High School. Wo es Regeln gibt.
»Hey!« Leila öffnet mir die Haustür und dreht sich einmal um sich selbst. Sie hat ihre Schuluniform aufgepeppt, sodass sie viel cooler aussieht als meine. Sie macht eine Modelpose und wirft die Arme in die Luft, als würde ihr Körper »Tada!« rufen.
Ich juble und applaudiere. Ihre Lebensfreude ist einfach so ansteckend.
»Ist das...
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