Schweitzer Fachinformationen
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"Nach den Flitterwochen". Schon diese Worte tragen eine gewisse Traurigkeit in sich, als hätten wir eine kurze Zeit in einer Art goldener Liebestrance verbracht und seien nun jäh wachgerüttelt worden. Der rosarote Schleier der ersten Verliebtheit hat sich gehoben und nun sehen wir das wahre Ich unseres Partners. Verhaltensweisen, die wir erst süß fanden, finden wir jetzt nervig. "Muss sie unbedingt die ganze Zeit so grinsen?" Einst als unwichtig abgetane Unterschiede können wir nun einfach nicht mehr übersehen. "Will er denn immer nur zu Hause rumsitzen?" Angewohnheiten, die zuvor nur etwas lästig schienen, machen uns auf einmal wahnsinnig. "Muss sie jedes Mal das Radio anmachen, wenn sie reinkommt?" Die Kehrseite dessen, was uns ursprünglich angezogen hat, wird sichtbar. "Ich liebe ja ihren Tatendrang, aber kann sie nicht mal einen Moment Pause machen?" "Klar, seine Gelassenheit ist beruhigend, aber regt er sich denn nie über irgendetwas auf?" "Ich liebe ihre Ehrlichkeit, aber muss sie mir gegenüber so direkt sein?"
Und dann formt sich plötzlich der Gedanke: "Um Gottes willen! Ist das die Person, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen soll?" Auf einmal sind wir verunsichert, und es folgt eine verzweifelte innere Debatte:
BESCHWICHTIGENDE STIMME: "Okay, keine Beziehung ist perfekt. Ohne die schlechten Seiten gibts keine guten."
PANISCHE STIMME: "Aber jetzt gerade fällt mir nicht viel Gutes ein. Was soll ich nur tun?"
BESCHWICHTIGENDE STIMME: "Denke daran, dass sich mit der Zeit eine tiefe und erfüllende Liebe entwickeln wird."
PANISCHE STIMME: "Aber ist das denn sicher? Und wie lange dauert das? Kann ich so lange warten? Und wie gehe ich in der Zwischenzeit mit seinem nervigen Verhalten, den offensichtlichen Unterschieden zwischen uns und der Kehrseite dessen um, was ich damals so attraktiv fand?"
BESCHWICHTIGENDE STIMME: "Indem du die Dinge ansprichst."
PANISCHE STIMME: "Leichter gesagt als getan. Das letzte Mal musste ich danach auf der Couch schlafen."
In diesem Buch geht es darum, einen Weg zu finden, diese Übernachtung auf der Couch zu vermeiden. Wie? Indem wir uns eine Plattform errichten, von der aus wir die Auseinandersetzung aus einem anderen Blickwinkel betrachten können. Im Idealfall können wir hier vorwurfsfrei über unsere Beziehung reden, ohne uns zu streiten. Noch häufiger aber gibt sie uns die Möglichkeit, uns nach den trotz allem unvermeidlichen Streitereien wieder zu versöhnen. Auf einer solchen Plattform können wir diese Streitereien gemeinsam mit unserem Partner bedauern und sie in Gelegenheiten für Nähe verwandeln.
Das ist mein Ziel: Nähe erzeugen. Und um es zu erreichen, mache ich als Erstes aus Ihrem Partner einen besseren Menschen. Und das, ohne dass Ihr Partner dazu irgendetwas beitragen muss oder Sie irgendetwas anderes tun müssen, als dieses Buch zu lesen. Das klingt bestimmt nach einem großen Versprechen. Schließlich heißt es immer, wir sollen nicht versuchen, unsere Partner zu ändern, sondern uns selbst ändern, wenn wir unzufrieden sind. Aber wünschen wir uns nicht alle im Stillen, unsere Partner eben doch ändern zu können?
Hier also meine Empfehlung: Lesen Sie die ersten sechs, sieben Kapitel und betrachten Sie dann Ihren Partner. (Nehmen wir an, Sie sind eine Frau und Ihr Partner ist ein Mann.) Ich denke, er wird nicht mehr gar so lieblos, gleichgültig, fordernd, unsensibel, zurückhaltend, kontrollsüchtig, egoistisch, selbstgerecht und beziehungsunfähig sein. Lesen Sie dann sechs, sieben weitere Kapitel und betrachten Sie ihn erneut. Inzwischen sollte er sogar schon - gleich einem Werwolf, der sich zurückverwandelt - erste Anflüge von Edelmut zeigen. Und das liegt daran, dass Sie beginnen, Folgendes zu verstehen:
Vermutlich wird er seine Verhaltensweisen nicht ändern, während Sie dieses Buch lesen. Tatsächlich könnte er genauso gut die gesamte Zeit auf der Couch liegen und schlafen. Aber irgendwie wird er sich doch ändern - oder aber Ihr Blick auf ihn ändert sich. In Ihrer Wahrnehmung wird er verletzlicher, müht und kümmert sich mehr und wird, kurz gesagt, ein besserer Mensch.
Dieses Buch ermöglicht uns, unsere Partner mit mehr Einfühlungsvermögen wahrzunehmen: Es steuert unserer üblichen Neigung entgegen, unsere Partner (wie auch uns selbst) anklagend zu betrachten. Der Kern unserer Probleme ist nämlich die eifrige Suche nach dem Schuldigen. Uns ist gar nicht klar, wie sehr verborgene Vorwürfe - vor allem Selbstvorwürfe - uns dabei behindern, effektiv über Probleme nachzudenken und zu sprechen. Sehen Sie sich einmal die folgenden weitverbreiteten Glaubenssätze an:
Vielleicht überrascht es Sie, dass ich diese Denkweisen als Vorwürfe bezeichne - schließlich würden die meisten von uns ihnen uneingeschränkt zustimmen. In unseren Augen sind es keine Vorwürfe, sondern schlicht und einfach Wahrheiten. Unsere Nachbarn beim Kaffeekränzchen, Friseure und Barkeeper und ihre Kunden, die Figuren in Sitcoms, Therapeuten - sie alle bedienen sich tagtäglich dieser Glaubenssätze. Und ich tue es auch.
Und zu einem großen Teil spiegeln diese Glaubenssätze die Wahrheit wider. Sie scheinen so wahr zu sein, dass sie schnell sämtliche anderen Deutungen ausschließen. Beziehungsprobleme wurzeln zum Beispiel zweifelsohne in der Kindheit. Wenn wir jedoch ein Problem bis in die Kindheit zurückverfolgen und etwa die Wutausbrüche eines Mannes gegenüber seiner Frau damit begründen, dass er als Kind zu sehr verwöhnt wurde, dann sehen wir in ihm nur noch einen verzogenen kleinen Jungen, der Wutanfälle bekommt, wenn es nicht immer sofort nach seiner Nase läuft. Wir sind nicht mehr so recht offen für die Möglichkeit, dass er jetzt in diesem Moment einen echten Grund hat, wütend zu sein.
Ich möchte zeigen, dass selbst Verhaltensweisen, die oberflächlich irrational, kindisch oder pathologisch erscheinen, eine verborgene Rationalität aufweisen - sie ergeben auch hier und jetzt Sinn, nicht nur als Auswirkung der Kindheit betrachtet. Natürlich schleppen Menschen emotionalen Ballast aus der Kindheit mit sich herum, aber dieser Ballast gibt ihnen vielleicht auch die Chance, unterschwellige Probleme in ihrer gegenwärtigen Beziehung zu erkennen. Wenn eine Frau aufgrund ihrer frühkindlichen Erfahrungen besonders empfindlich darauf reagiert, nicht ausreichend beachtet zu werden (sie fühlte sich von ihrer Mutter zurückgewiesen), befähigt sie das vielleicht, besser zu erkennen, wie sie heute tatsächlich subtil von ihrem Mann ignoriert wird.
Stellen Sie sich vor, wir könnten die verborgene Plausibilität in unseren Verhaltensweisen und auch denen unserer Partner erkennen. Genau das meine ich, wenn ich verspreche, dass dieses Buch Ihnen beibringen wird, Ihren Partner und sich selbst in neuem Licht zu betrachten. Das Ziel ist es, eine Plattform mit einem vorwurfsfreien Blickwinkel zu errichten, von der aus das Verhalten des Partners (und auch das eigene) endlich Sinn ergibt.
Die Ansätze in diesem Buch sind für heterosexuelle, schwule und lesbische Paare geeignet, und in gewissem Maße auch für nicht romantische Beziehungen, etwa zwischen Geschäftspartnern, Mitbewohnern, Freunden, Verwandten und Teamkollegen.
Hin und wieder bringt in diesem Buch ein hypothetischer skeptischer Leser einen Einwand vor. Dieser skeptische Leser ist Ihr Stellvertreter. Er ist mein Versuch, Sie einzubeziehen, indem ich mir vorstelle, wie Sie reagieren könnten. Er beschimpft mich und beleidigt mich. Er wirft mir vor, es mir zu leicht zu machen, mich mit Offensichtlichkeiten aufzuhalten, ein totes Pferd zu...
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