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Das Leben der »Queen of Romance«
Steventon, ein idyllischer Ort in Hampshire - hier wächst Jane Austen in einem Pfarrhaus zusammen mit sieben Geschwistern auf. Sie hat freien Zugang zur Bibliothek ihres Vaters und erhält eine für die damalige Zeit ungewöhnlich umfassende Bildung.
Schon früh entwickelt sich Jane zu einer bemerkenswerten jungen Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Sie beansprucht für sich das Recht, ihren Partner frei zu wählen, und ihr Leben ist geprägt von Romantik und Leidenschaft. Drei Männer gibt es in ihrem kurzen Leben: ihre große Liebe Tom Lefroy - ihr Mr Darcy, den sie aber nicht heiraten darf -, der reiche Mr Witherton, dessen Antrag sie ablehnt, weil sie keine Zuneigung empfindet, und der intrigante Philipp Trevelyan, der Jane begehrt, aber verrät.
Jane Austens lebenslange Leidenschaft aber gehört dem Schreiben. Sie schuf unvergessliche Romane über die Verstrickungen der Liebe, die bis heute weltweit ein Millionenpublikum begeistern.
1
An diesem Morgen des Jahres 1896 kämpfte sich die Aprilsonne langsam durch Dunst und Wolken. Die Tropfen des letzten Schauers hingen noch auf den Eichenblättern. Die Vögel sangen, doch ohne Begeisterung.
Jane Austen ließ die Schreibfeder zwischen Ring- und Mittelfinger hin- und hergleiten. Ihr gedankenverlorener Blick richtete sich auf den Ginster, sie betrachtete die Pferde ihres Vaters, die die Weidekuppe so kahl fraßen, dass nur Wurzelwerk übrigblieb.
Die Pendeluhr zeigte Viertel nach sechs. Jane tauchte die Feder ein. Auf der Fensterbank saß ihre zerfledderte Puppe und sah genauso verfroren aus wie sie selbst. Sie hätte Feuer machen können, doch dann wäre der >Engel des ersten Gedankens< fortgeflogen. Der Engel kam meistens, während Jane noch im Bett lag. Nicht immer war es ein Gedanke, manchmal ein Bild, eine Stimmung oder ein Wort. Dann musste sie das behagliche Bett sofort verlassen, sich an den kalten Schreibtisch setzen und dieses Wort niederschreiben. Hätte sie es nicht getan, wäre der Engel fortgeflogen und so verloren gewesen wie das Paradies.
Jane wusste nicht mehr, was ihr heutiger erster Gedanke gewesen war, denn es lag bereits eine vollgeschriebene Seite vor ihr. Ihr Blick schweifte zum Wilden Wein, der die Mauer emporkletterte. Überrascht beugte sie sich vor: Über Nacht waren dem braunen, winterlichen Gehölz erste Triebe entsprossen. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis das Pfarrhaus von Steventon vom Boden bis zum Dach ergrünte.
Elizabeth Bennet lief im strömenden Regen über eine steinerne Brücke und erreichte den Schutz des kleinen Tempels auf dem Hügel. Zwischen den Säulen trat MrDarcy hervor. Elizabeth erschrak über seine düstere Erscheinung: Sein schwarzes Haar, sonst gelockt, hing ihm strähnig in die Stirn, sein schwarzer Gehrock troff von Wasser. Bleich war er wie ein alter Mann, doch aus seinen Augen sprühte die Jugend.
Jane überlegte eine Weile, bevor sie MrDarcy sprechen ließ.
»Miss Elizabeth«, sagte er. »Die letzten Monate waren eine Qual. Gegen meine Vernunft, gegen die Erwartungen meiner Familie, auch im Wissen meines gesellschaftlichen Abstiegs komme ich heute zu Ihnen. Doch ich bin gewillt, all das außer Acht zu lassen, und bitte Sie, meiner Qual ein Ende zu setzen.«
Jane vollendete MrDarcys Rede mit einem Schnörkel und einem Punkt. Gerade wollte sie sich zurücklehnen und über Elizabeth' Antwort nachdenken, doch sie beugte sich kurzentschlossen wieder nach vorn und tauchte die Feder ein. MrDarcy hatte seinen Worten noch etwas hinzuzusetzen:
»Ich liebe Sie.«
Den Satz aller Sätze sagte er ohne jeden romantischen Unterton, denn so war er nun einmal, der zurückhaltende, in sich verschlossene MrDarcy. Da Elizabeth Bennet ihn fassungslos anstarrte, setzte er hinzu: »Ich liebe Sie auf das Glühendste. Bitte erweisen Sie mir die Ehre und werden Sie meine Frau.« Der Regen ergoss sich schwer auf den Tempel, die grüne Welt verschwand hinter einer Wasserwand.
Jane Austen schrieb, was sie vor sich sah. Sie schrieb, was in dem wunderbaren Königreich ihres Kopfes geschah. Oder war es ihr Herz, worin alles seine erste Form fand? Führten Kopf und Verstand es nur auf den richtigen Weg, damit die Hand es aufschreiben konnte? Jane wollte das im Augenblick nicht entscheiden, da sich das Geschehen zwischen Miss Bennet und MrDarcy so wundervoll entwickelte.
Elizabeth antwortete beherrscht, doch ihre Augen widerlegten diese Ruhe. »Ich weiß Ihr Ringen zu würdigen, Sir. Falls Sie durch mich Gram und Schmerzen erlitten haben, tut es mir leid.«
Während Jane es niederschrieb, war sie überzeugt, dass nicht sie die Sätze erfand, es waren vielmehr Elizabeth' ureigenste Worte.
Jane trank einen Schluck Holunderwein und ließ ihren Figuren freien Lauf. Die Feder flog nur so über das Papier.
»Sie weisen mich zurück?«, fragte MrDarcy. »Wollen Sie mich zum Narren halten?«
»Ich bin sicher, dass Ihnen die Beweggründe Ihres langen Ringens dabei helfen werden, über meine Absage hinwegzukommen, Sir.«
Jane lachte über Lizzys gewitzte Antwort.
MrDarcy wirkte täppisch und verwirrt. »Darf ich fragen, warum ich auf so unhöfliche Weise zurückgewiesen werde?«
»Ebenso gut könnte ich fragen, weshalb Sie mir auf diese beleidigende Art gestanden haben, dass Sie mich wider Ihre Vernunft lieben.«
Jane unterstrich diese Stelle und nahm sich vor, sie abends beim Vorlesen stimmlich hervorzuheben.
»Für meine angebliche Unhöflichkeit ist dies meine Entschuldigung«, fuhr Elizabeth fort. »Aber ich habe noch andere Gründe. Niemals könnte ich einen Mann zum Gemahl nehmen, durch den das Glück meiner Schwester für immer zerstört wurde. Können Sie leugnen, Sir, dass Sie ein junges liebendes Paar auseinandertrieben, indem Sie meine Schwester zum Gespött gemacht haben?«
»Das leugne ich nicht.«
»Sie leugnen es . nicht?!«
»Ich habe es aus der Überzeugung heraus getan, dass mein Freund MrBingley Ihrer Schwester gleichgültig war. Seine Zuneigung für sie war weit tiefer als die ihre zu ihm.«
Fassungslos entgegnete Elizabeth: »Meine Schwester ist von Natur aus schüchtern!«
An diesem Punkt hielt Jane inne.
Nun würde sie auf die komplizierte Vorgeschichte eingehen müssen, weshalb MrDarcy seinem Freund von einer Verbindung zu Elizabeth' Schwester abgeraten hatte. Für die Schilderung dieses Gefühlsgeflechts war ein neuer Anlauf nötig, den sie erst nach dem Frühstück unternehmen wollte.
Ihre rechte Hand schmerzte, sie hatte wie im Fieber geschrieben. Fünf Seiten, du lieber Himmel, das war wirklich beachtlich. Sie dachte an Tage zurück, wenn sie vor einem leeren Blatt Papier gesessen, es angestarrt hatte, doch nicht die Spur einer Idee wollte sich einstellen, bis ihr Blick zum Fenster abgeschweift war, durch das man einen freundlichen Blick auf den Entenweiher hatte.
Das Grün da draußen kannte nichts Grelles, ein graues Grün im Dunst der Jahreszeit. Im Februar hatte es geregnet, im März gestürmt, nun im April ließ der Regen nach, doch die Sonne zog ihre Bahn weiterhin fast unsichtbar. Vieles war in Dunst gehüllt, der verriet, dass das Land sich zum Meer hin senkte. Inmitten der welligen Landschaft spürte man schon den Ozean. Die Grafschaft Hampshire war Farmland, Weideland und Hafenland; Southampton bestimmte den Handel mit der Welt. In Basingstoke wurde Bier gebraut, Winchester, die stolze Festung, war im 11. Jahrhundert Englands Hauptstadt gewesen.
Die Uhr zeigte kurz nach sieben, unten erwachte das Haus. Jane wollte ihrer Mutter beim Frühstück helfen. Obwohl kein Feiertag war, würde sie heute den herrlichen Schweineschinken auftischen. Im ganzen Haus roch es außerdem schon nach frisch gebackenem Brot. Das heiße Weißbrot und der saftige Schinken ließen Jane das Wasser im Mund zusammenlaufen.
»Ich brauche die Kutsche selbst«, sagte George Austen, ordinierter Pfarrer von Steventon, am Frühstückstisch.
Der Aufruhr unter seinen Kindern war groß. Janes Brüder hatten Verabredungen getroffen, zu denen sie mit der Familienkutsche fahren wollten, gaben sich aber zufrieden, als ihr Vater sagte, es sei chevaleresker, bei einer Dame hoch zu Ross vorzusprechen. Cassandra, Janes ältere Schwester, hielt ihren Protest aufrecht. In ihrem neuen Kleid könne sie unmöglich reiten.
»Was ist denn so Besonderes an dem neuen Kleid?«, fragte George Austen gewitzt. Er hatte graues Haar, das er schulterlang trug, was nicht verbarg, dass sein Haupthaar zurückwich und die Denkerstirn jedes Jahr höher wurde. Da er die Koteletten bis ans Kinn wachsen ließ, hätte er genauso gut einen Bart tragen können, doch Reverend Austen fand, für einen Priester geziemte sich kein Bart.
»Das Kleid . Nun ja, es knittert leicht«, antwortete Cassandra ausweichend.
»Sollte dieses Kleid möglicherweise auf dem Frühlingsball in Oakley Hall seine feierliche Premiere erleben?«, setzte der Vater seine Nadelstiche fort.
»Papà .? Du wusstest, dass ich auf den Ball gehe?«
»Wenn ich in meinem Haus...
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