IGLER STRASSE
Beginnen wir mit meinen Erinnerungen am Ortsanfang von Igls.
Wenn man von Innsbruck kommend den Stadtteil Vill verlässt, befindet man sich auf der Igler Straße. Gleich nach dem Ortsschild auf der linken Seite war einmal das Hotel Alpenhof Kittler, ein Familienbetrieb, der von Herrn Viktor und Frau Mathilde Kittler persönlich geführt wurde und bei den Gästen sehr beliebt war. Herr Kittler war ein sehr gepflegter Mann, der immer ein seidenes Halstuch trug. Seine Frau war die gute Seele dieses Hotels. Leider wurde es verkauft und jetzt steht ein Wohnblock auf diesem Gelände.
Näher an der Straße stand die Villa Hauteville. Dort wohnten die "Moar-Schwestern" Martha und Resi Peer. Der Ehemann von Resi, Henri Hauteville, war Parfumgroßhändler und wenn man ein Geschenk brauchte, konnte man zu den "Moar-Tanten" gehen und alle möglichen Duftwässerchen kaufen. Papa hatte ein Lieblings-Eau-de-Cologne und zu jedem Geburtstag bekam er von uns eine große Flasche dieses guten Duftes geschenkt. Leider wurde diese Villa nach dem Tod der Schwestern ebenfalls verkauft, und auf dem Grundstück wurde eine Wohnanlage errichtet.
Auf der gleichen Straßenseite existiert aber noch das Parkhotel. Es war früher ein gediegenes Hotel der gehobenen Kategorie. Beliebt bei den Gästen waren der eigene große Naturpark und die Terrasse des Hotels. So konnte man dort am Sonntagnachmittag gepflegt Kaffee trinken oder sich auch einmal ein Gläschen Sekt gönnen. Auch so manche Familienfeste von den Einheimischen wurden dort gefeiert. Ich kann mich noch erinnern, wie in den 80er Jahren im Dachgeschoß dieses Hotels ein Hallenbad errichtet wurde. Dort besuchte ich sogar einmal einen Schwimmkurs für Bäuerinnen. Heute ist in diesem Haus ein Wellnesshotel untergebracht, das vorwiegend von betuchten Gästen zwecks Gewichtsreduktion belegt wird.
Gehen wir nun wieder zurück zum Ortsanfang. Das erste Haus auf der rechten Seite der Igler Straße ist noch heute die Tschaikner-Villa mit ihrem großen Garten. Die Familie Tschaikner hatte drei Söhne (Heinz, Peter Paul und Klaus) und eine Tochter, Elisabeth. Lisi Tschaikner wurde leider nicht sehr alt, denn sie starb mit 16 Jahren an einem Blinddarmdurchbruch.
Bereits in meiner Volksschulzeit wurde gleich nach der Tschaikner-Villa ein damals schon sehr modernes Haus von der Konditorenfamilie Haid erbaut. Herbert Haid, seines Zeichens Konditormeister, legte sehr großen Wert auf seinen Garten. Ich kann mich noch daran erinnern, wie die Lehrlinge, mit Schaufel und Besen ausgerüstet, rund um das Haus und im Garten saubermachten. Aber nicht nur dafür wurden die Lehrlinge eingeteilt, sie waren auch sehr erfolgreich bei den Lehrlingswettbewerben und errangen durchwegs Gold- und Silbermedaillen.
Sonja, die Tochter des Hauses, und ich waren einmal gut befreundet und in mir wuchs sogar der Wunsch, Konditorin zu werden. Leider hat sich dieses Ziel nicht erfüllt, aber Kuchen backe ich noch immer gerne.
In unserer Jugend war der holländische Kinderstar Heintje recht beliebt bei den Mädels. Auch Sonja und ich zählten zu seinen Fans. Und so kam es, dass wir uns gegenseitig vorgegaukelt haben, einen Brief von Heintje bekommen zu haben. Sonja hatte sogar einen Plattenspieler und wir verbrachten gemeinsam viele Stunden mit Schallplattenhören in ihrem Zimmer. In den letzten Wochen wurde dieses Haus abgebrochen und muss nun einem Wohnblock weichen.
An der Abzweigung von der Igler Straße in den Prof.-Ficker-Weg stand das "Draschner Haus", ein kleines Einfamilienhaus, in dem die Familie Draschner wohnte. Auch diese Liegenschaft wurde verkauft und wich einem Wohnblock.
Das anschließende Einfamilienhaus steht heute noch so, wie ich es aus meiner Kinderzeit in Erinnerung habe. Wer nun dort wohnt, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Das nächste Einfamilienhaus, das ebenfalls einem Wohnblock weichen musste, war das "Wiesler Haus" der Familie Wiesler. Das letzte Haus, das vor der Abzweigung in den Fernkreuzweg steht, wird noch immer von den Familien Schmid und Feichter bewohnt. Früher logierte dort Regierungsrat Oskar Keller mit seiner Gattin. Herr Keller wirkte maßgeblich bei der Gründung des Tourismusverbandes Innsbruck-Igls mit.
An der Kreuzung Igler Straße/Fernkreuzweg steht ein altes Haus, die ehemalige Pension Serles. Im Garten eröffnete Traudl Zulehner, eine sehr bekannte Figurenfasserin und Vergolderin, ihr Atelier. Bei ihr konnte man aber auch spezielle Rahmen für Spiegel und Bilder kaufen. Jetzt führt es ihr Sohn Martin weiter.
Fernkreuzweg
Nun führt der Fernkreuzweg von der Igler Straße Richtung Westen. In meiner Kindheit gab es dort das sogenannte "Stahlhaus". Dieser Name kommt angeblich daher, dass es ein Stahlgerüst gab, das dieses Haus zusammenhielt. Später wurde daraus der neue Kindergarten von Igls.
Pertingerweg
Bis zum nach Norden führenden Brunnenweg standen in meiner Kindheit nur wenige Häuser. Am Pertingerweg kann ich mich noch an die Pension Panorama der Familie Egger, die Pension Gstrein, die Einfamilienhäuser der Familien Witting und Peham und an das Haus Bambi erinnern sowie an ein Haus, in dem der deutsche Konsul wohnte. In den 70er Jahren verbrachte Paul Getty III. mit seinen Geschwistern und seiner Mutter einige Monate in Igls in einer Villa am Pertingerweg. Aber davon etwas später.
Brunnenweg
Geht man vom Fernkreuzweg in Richtung Westen so zweigt nach dem Hotel Sonnenhof der Brunnenweg Richtung Norden ab. Dort standen damals drei wunderschöne rustikale Einfamilienhäuser. Das oberste gehört der Familie Schuhmann, im nächsten wohnt immer noch die Familie Weber/Neuböck. Die Weber-Buam, wie sie im ganzen Dorf gerufen wurden, haben sich in der Innsbrucker Gastronomie einen guten Namen gemacht. Ihrer Mutter Anni gehörte die Metzgerei Neuböck unter den Lauben in der Altstadt. Ihr ältester Sohn Charly führt die Speckeria und den Eissalon Tomaselli in Innsbruck. Der von allen "Franzi" genannte zweite Sohn wanderte nach Amerika aus und wurde dort mehrfacher Weltrekordhalter im Geschwindigkeitsskifahren. Heute verkehrt er mit Persönlichkeiten wie Arnold Schwarzenegger, Klaus Heidegger, Franz Klammer etc. Auf eines bin ich besonders stolz: Franz Weber gestaltete mir als Kind eine ganze Seite in meinem Poesie-Album. Er zeichnete einen großen Asterix und widmete ihn mir mit der Unterschrift "Dein Mitschüler Franz Weber".
Asterix von Franz Weber
Markus und Thomas sind die beiden Gastronomen der Familie. Markus ist bekannt und beliebt bei den Gästen des Patscherkofel-Schutzhauses.
Nach dem Haus der Familie Weber stand noch das Haus der Familie Hundegger. Hannes Hundegger war früher Leiter der Magistrats-Außenstelle in Igls. Er war langjähriges Mitglied der Schützenkompanie Igls-Vill sowie der Freiwilligen Feuerwehr in Igls und begnadeter Krippenbauer. Bei ihm besuchte ich zweimal einen Krippenbaukurs. Ich fertigte unter seiner Anleitung eine Schneekrippe und eine kleine orientalische Krippe für meine Oma an. Unter seiner Aufsicht wurden bestimmt einige hundert Krippen in der ehemaligen Volksschule im Untergeschoß gebastelt. Bei ihm lernten wir das Herstellen von Palmwedeln, schnitten aus Filzflecken Ziegelsteine für die Verkleidung der Türmchen, drehten aus erwärmtem Glas Eiszapfen etc. Hannes war 1956 auch der Gründer der Igler Bergweihnacht gemeinsam mit der Volksschullehrerin Elisabeth Konschegg. Nach seinen Anleitungen wurde jedes Jahr am 23. Dezember das Hirtenvolk eingekleidet. Um die Engel kümmerte sich die Frau Lehrerin. Hannes Hundegger wurde 103 Jahre alt.
Wenn man den Fernkreuzweg weiter nach Westen geht, wandert man entlang von Feldern in Richtung Patsch. Unser Onkel Luis hatte dort auch so ein Feld. Jedes Jahr wurden Kartoffeln gesetzt und auch einige Krautköpfe für ein eigenes Sauerkraut gepflanzt. Während der Wachstumszeit ging unser Onkel mit seiner Schwester Annemarie regelmäßig aufs Feld zum Bewässern und Unkrautjäten. Damals hatte er noch keinen Traktor und beide zogen einen Handkarren, in dem sie etliche Kübel voll mit Wasser und die erforderlichen Gartengeräte transportierten. Später legte sich unser Onkel einen Steyr-Traktor zu, wodurch die Arbeit schon etwas leichter wurde.
Im Herbst mussten wir Kinder Erdäpfel aufklauben. Wir verbrachten viele Nachmittage am Feld und füllten im Laufe der Jahre einige hundert Säcke Kartoffeln. Die größte Freude hatten wir aber, als die Arbeit getan war und die Kartoffelkräuter angezündet wurden. Der Geruch dieses Feuers war für uns immer etwas Besonderes. Er war ein Zeichen für getane Arbeit und dass nun der Keller für den Winter gefüllt war. Wir "schnatterten" dann mit dem Traktor samt Hänger vollbeladen mit Kartoffelsäcken durch das Dorf und freuten uns schon auf eine gute Marende. Die Kartoffeln für den eigenen Gebrauch wurden eingekellert und der Rest verkauft.
Von unserem Acker am Fernkreuzweg geht man weiter nach Patsch oder in die "Gelles". Die "Gelles" war bei uns Kindern ein beliebtes Gebiet für Schneeglöckchen und Himmelschlüssel. Regelmäßig haben wir unserer Mutter dort einen Strauß Frühlingsblumen gepflückt. Ganz unten in der Gelles gab es vorerst nur ein Wohnhaus und ein Wochenendhaus.
Später kam noch ein Wohnhaus dazu, in dem der legendäre "Gelles-Rudl" heute noch wohnt. Rudl ist im ganzen Dorf bekannt wegen seines rauschenden Bartes und seiner vielfältigen Fahrzeuge. Einmal taucht er mit einem uralten Traktor, einmal mit einem Pritschenwagen, einem Cabrio oder auch mit einem Quad im Dorf auf. Rudl war und ist immer hilfsbereit und unterstützte vor allem früher die Vereine mit seiner Arbeitskraft, wo es nur ging. Nun ist Rudl aber in...