Schweitzer Fachinformationen
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Wewelsburg, Kreis Paderborn, Gegenwart
Der erste Moment nach dem Erwachen glich einer Katastrophe. Vollkommene Desorientierung, kein Erinnern des eigenen Namens sowie der verstrichenen Zeit. Aber immerhin das Gefühl zu leben und für etwas Besonderes auserkoren zu sein.
,Ich bin´ dachte der Mann, der aus dem Tiefschlaf geweckt worden war, eInesleitet von einer in den 1940er-Jahren konstruierten Apparatur, dann schlief er wieder ein.
Inmitten einer sich nach oben hin verjüngenden Felsenkammer stand ein Sarkophag-ähnliches Behältnis. 2,40 Meter lang, 1,10 Meter breit und ebenso hoch. Die Außenhaut des Behältnisses schimmerte in einem satten, an oxidierte antike Münzen erinnernden Schwarz. Die Maserung eines Gespinsts feinster mineralischer Quarz-Adern zog sich durch das Schwarz. Eine Haube aus Glas-ähnlichem Material bedeckte die Oberfläche des Sarkophages. An der Innenseite der Scheibe haftete ein dünner Film Kondenswasser, der die Sicht auf das Innere verhinderte. Am Kopfende, kurz unterhalb der Abdeckhaube, ein Schild. Darauf stand in gotischer, fein ziselierter Schrift: Nr. 70, Siegfried Baldur Graf von Törne, Legat der Stufe II.
Etwa eine Handbreite unterhalb der oberen Abschlusskante des Sarkophags war in der Außenhülle ein anththrazitfarbenes Steuerungspaneel mit fünf hinter einander angebrachten Lämpchen, Schaltern und Knöpfen in das Quarzgestein eInesfügt. Die Lämpchen hatten jahrzehntelang keinerlei Aktivität signalisiert, als völlig unerwartet das äußerste links in gleichmäßigem Intervall zu blinken begann, gefolgt vom zweiten Lämpchen und schließlich den anderen.
Staub bedeckte die Lämpchen wie eine dicke Puderschicht, weshalb das von ihnen ausgehende Licht eher einem schummrigen Grau als einem Weiß glich. Dem letzten Aufglühen des fünften, ganz rechts liegenden Lämpchens an dem Paneel folgte ein 30 Sekunden dauernder Ton, der von seiner Klangart her an die Hörner buddhistischer Mönche in Tibet oder Nepal erinnerte. Das bis tief in die von der Kaverne wegführenden Korridore dringende Geräusch ließ sogar das Gestein dort leicht zittern. Aus den geschickt und kaum sichtbar in Felsmulden untergebrachten Lautsprechern folgte nach dem Abklingen der Vibrationen eine Ansage, eine männliche Stimme mit schneidend militärischer Betonung.
"ACHTUNG. ACHTUNG. SEQUENZ NULL WURDE EINGELEITET: UNBEFUGTES PERSONAL HAT DIE KAVERNE UNVERZÜGLICH ZU VERLASSEN. ICH WIEDERHOLE.."
Die Felswände reflektierten die Worte und verstärkten so die martialische Wirkung um ein Vielfaches. Myriaden von Staubkörnchen vollführten auf den Lämpchen des Steuerungspaneels einen lautlosen Tanz. Auf der Oberfläche des Sarkophags bildete sich gleichzeitig ein grotesk anmutendes Ballett winziger Staubkugeln, die sich zu kleinen konzentrischen Kreisen formierten, von denen immer wieder einige Kügelchen ausscherten und zu Boden rieselten. Auch der ursprünglich an der Innenseite der Abdeckung haftende Film aus Wassertröpfchen und einer milchigen Flüssigkeit war durch die Vibrationen an den Seiten der konkav gewölbten Sarkophag-Abdeckung entlang geperlt und hatte damit die Sicht auf das Innere des Sarkophags frei gemacht. Jeder Betrachter wäre aus dem Staunen nicht herausgekommen. In der glänzenden Stein-Truhe lag ein hochgewachsener blonder Mann von solch makellosem Äußeren und etwa 35 Jahre ? alt. Es handelte sich um den Nachfahren eines auf das 12. Jahrhundert zurück verfolgbaren Adelsgeschlechts aus der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen, das von der Roten Armee zum Ende des Zweiten Weltkriegs hin überrollt und annektiert worden war. Keiner der Angehörigen Törnes überlebte diesen Sturm. Der Großvater Törnes, Gottfried, hatte einen Lastwagen der Sowjets stehend mit seinem Jagdgewehr in der Zufahrt zu dem Grundstück erwartet. Ein Kopfschuss aus einer Kalaschnikow streckte ihn nieder. Der Ehefrau erging es ähnlich. Die beiden Schwestern Siegfried Baldur Graf von Törnes, Elrune und Anna, galten auf der Flucht gen Westen als verschollen.Was Törne selbst vor einem solchen Schicksal bewahrte, war der Umstand, dass er bereits im Frühjahr 1944 für ein streng geheimes Reichsprojekt auserkoren wurde und ein paar hundert Kilometer entfernt im Herzen des Reiches auf einen Spezialeinsatz wartete.
Nun ruhte Törne, nackt bis auf ein um die Hüfte geschlungenes Leinentuch, in eben jenem Sarkophag, die Augen geschlossen, der Brustkorb in einem langsamen gleichmäßigen ein und aus. Durchsichtige Flüssigkeit umgab den Körper wie ein Schutzmantel. Über Mund und Nase lag eine perfekt angepasste Maske, von deren Mundstück aus sich ein grauer Schlauch zum Kopfende des Sarkophags schlängelte, wo er in der Wand des Behältnisses verschwand, was den Eindruck von vollendeter technischer Eleganz verstärkte.
"AUFWACHSEQUENZ VOM FÜHRUNGSORGAN IRREVERSIBEL EINEGLEITET. DER WÄCHTER HAT SICH UMGEHEND EINZUFINDEN", dröhnte es auf der Lautsprechern und aus den von der Kaverne fortführenden Gängen, deren Wände aus nur grob geglättetem Felsgestein bestanden.
Als die Ansage mit einem letzten Widerhall des ,hat sich umgehend einzufinden' verstummte, war nur noch das entfernt Plopp-Plopp-Plopp sich von der Decke lösender Kondenswassertropfen zu hören, die in trauriger Regelmäßigkeit auf den Boden aufschlugen und dann, der leichten Neigung des Bodens folgend, in winzigen Abwasserrinnen verschwanden. Bis plötzlich die Abdeckhaube des Sarkophags mit dem penetranten Quietschen ewig nicht geölter Scharniere zur Seite klappte, angetrieben von einer unsichtbar in der Seitenwand des Sarkophags untergebrachten Mechanik.
Leicht in ihren Widerlagern wippend kam die Abdeckhaube langsam in einem 140-Grad-Winkel zur Oberfläche des Sarkophags zum Stillstand. Die letzten Tropfen des an der Innenseite der Haube haftenden Kondenswassers liefen in mäandernden Rinnsalen an der Scheibe runter und wurden schließlich von fingerdicken Rillen nahe der Scharniere aufgefangen und geräuschlos zu winzigen Dränagen-Öffnungen in dem Sarkophag weitergeleitet.
Ein leises aber beständiges Surren begann danach auf sich aufmerksam zu machen. Die den athletischen Körper bis zur Oberkante des Sarkophags umgebende Flüssigkeit wurde von einer nicht sichtbaren Vorrichtung abgesaugt, während die an den Wänden der Kaverne montierten Lampen im Fackeldesign die Quarzhaltigen Seiten des Sarkophags geheimnisvoll funkeln ließen.
"VITAL-WERTE ZUFRIEDENSTELLEND. ICH WIEDERHOLE: VITAL-WERTE ZUFRIEDEN-STELLEND ."
Aus dem Kopfende des Monolithen fuhr, dieses Mal ohne jegliches Quietschen und Knarren, ein 50 Zentimeter langes und sehr schmales Fach, aus dessen Innerem sich langsam, fast tastend, ein teleskopartiges Gebilde schob. Nur rund zweieinhalb Zentimeter dick und wegen seiner vielen Windungen an einen altertümlichen Duschschlauch erinnernd. Nur dass sich am Ende des Schlauches kein Duschkopf befand, sondern eine Greifklaue mit drei Fingern.
Die Klaue wirkte wie das schlauchartigen Gebilde insgesamt ungemein gelenkig.
Sie entfernte die Maske vorsichtig von dem Gesicht des Schläfers. An der Innenseite des Sarkophags wurde ein dünner Schlauch sichtbar. Ein weiterer Greifarm entfernte den Schlauch, der bis dahin im After des Mannes gesteckt hatte.
Durch zwei an den Armvenen befestigten Zugängen wurde eine helle Flüssigkeit aus den Blut-Gefäßen gesaugt und gegen Eigenblut des Mannes ausgetauscht. Die bleiche Flüssigkeit verschwand in einer unterirdischen Kammer. Sie hatte die Zellen des Schläfers vor irreparablen Schäden bewahrt, die entstehen können, wenn Wasser in einem biologischen Organismus gefriert. Nach dem Austausch der Körperflüssigkeit lösten sich auch wie von Zauberhand die Zugänge an den Armen.
"30 SEKUNDEN BIS ZUM ERWACHEN: ICH WIEDERHOLE", dröhnte es aus den Lautsprechern. Dann wurde die Stimme leiser: "Neurologische Werte im erwartbaren Spektrum. Der Einleitung der entscheidenden Sequenz steht nichts im Weg."
Es folgte ein Gongschlag. Eine Hydraulik - der Kopf des Hünen ruhte auf einer Rolle mit rotem Kunststoff-Bezug - beförderte den Körper wie ein sehr langsamer Lastenaufzug nach oben. Bis schließlich über dem Rand des Sarkophags die ganze Silhouette des Mannes sichtbar wurde. Erst die markante Nase mit der ebenmäßigen Stirn, dann der athletische Brustkorb sowie das von einer metallenen Klammer an den Hüften fixierte Leinentuch.
"20 SEKUNDEN BIS ZUM ERWACHEN. 19, 18, 17.
- JETZT!"
Die Lider zuckten, dann riss der Schläfer die Augen auf, zog die Arme vor die Brust und schlotterte heftig.
"K-K-K-kalt. Mir ist so kalt. So furchtbar ka-halt."
Sofort bildete sich in der Felswand der Kaverne gegenüber des Sarkophags eine Tür-große Öffnung, aus der ein etwa 1,60 Meter hoher und metallisch glänzender...
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