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Ein Mörder geht um in der Ewigen Stadt. Seine Opfer: junge Frauen.
Rom im Jahr 1600: Der Privatermittler Berto Vanga wird vom Vatikan beauftragt, einen Mörder zu finden, der seit Wochen Aufsehen erregt. Bereits drei Frauen sind ihm zum Opfer gefallen. Grausam verstümmelt liegen sie in dunklen Gassen, stets mit einer Zeichnung neben sich: dem Porträt der Toten, das mit satanischen Symbolen versehen ist. Die Bevölkerung hält den Teufel selbst für den Täter. Berto Vanga hält jedoch nichts von Aberglauben. Seine gefährliche Suche nach dem wahren Mörder führt ihn in Spelunken und Paläste, in Ateliers und Katakomben und schließlich in den Bann einer gefährlichen Frau ...
Ein spannender Kriminalfall vor prächtiger historischer Kulisse - für Fans von Rebecca Gablé, Richard Dübell und Philipp Vandenberg.
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Als Berto Vanga erwachte, herrschte noch Finsternis. Sein erster Gedanke war: Dies ist der Tag, den ich gefürchtet habe.
Pazzia! Was für ein Unsinn .
Er hatte keine Angst vor dem Anblick des Todes. Es war etwas anderes. Etwas, das er nicht benennen konnte. Oder nicht wollte.
Vanga trank einen Schluck Wasser aus dem Tonkrug, kleidete sich hastig an und stieg die Treppe hinunter. Durch die Seitentür seiner Herberge trat er ins Freie. Die Morgenröte färbte allmählich den Dunst, der die Stadt einhüllte. Es war kalt in den Gassen. Vom Fluss herauf kam ein leichter Wind, der den Duft von Gras und Erde mit sich trug. Ein Hauch von Frühling, aber auch der Geruch von Fäulnis.
Um diese Zeit war sonst noch Stille in Rom. Nur die wenigen Leute, deren Gewerbe ein frühes Aufstehen erforderte, waren bereits unterwegs. Bauern strömten durch die Tore in die Stadt, zum Beispiel über die ruhmreiche Via Appia. Hier jedoch, zwischen dem alten Ghetto und dem Ponte delle quattro Capi, hörte man kaum etwas vom Ächzen der hölzernen Lastkarren. Auf den Märkten begann gerade erst das Geschäft, und die zahlreichen Pilger, die wegen des anno santo, des Heiligen Jahres, schon am Beginn der Fastenzeit die Ewige Stadt bevölkerten, lagen gewiss noch in tiefem Schlaf.
An diesem Morgen jedoch war alles anders. Da zogen bereits im Halbdunkel Scharen von Menschen die Gassen entlang. Das Geräusch ihrer Schritte. Schattenhafte Umrisse. Sie bewegten sich alle in dieselbe Richtung und sprachen wenig. Aber es war eine befremdliche Unruhe zu spüren.
Vanga verharrte kurz auf den niedrigen Stufen. Niemand beachtete ihn. Ein unauffälliger Mann von mittlerer Größe, von einem abgetragenen Mantel nur unzureichend geschützt. Die seit langem gebrochene Nase schnupperte noch einmal in den Wind. Dann trat er in die Menge, so wie man sich in einen langsam vorüberziehenden Fluss gleiten lässt und mit der Strömung davontreibt.
Immer mehr dieser menschlichen Schemen umgaben ihn. Sie kamen aus Torwegen und Durchgängen. Hier tappte eine Frau mit einem Kind an der Hand, dort schlurfte ein Greis mit gebeugtem Rücken. Vor ihm schritt ein Mönch mit einer Kapuze, der leise den Rosenkranz betete, dort ein Maurer mit Kelle am Gürtel, da eine dralle Dienstmagd. Der dürre Schneider aus dem Nachbarhaus mit seiner ewig keifenden Frau. Heute Morgen war sie still. Ein paar Nonnen rafften ihre Gewänder, um die Säume nicht dem Schlamm der Gosse auszusetzen. Plötzlich schien es jeder eilig zu haben. In allen Gesichtern ein Ausdruck geheimer Erregung, eine unverhohlene Gier, die etwas von Erwartung, ja Lüsternheit an sich hatte. Vanga verlangsamte den Schritt und zog den Mantel fester um die Schultern. Zwei oder drei Leute rempelten ihn an, und einer murmelte einen Fluch. Weil er sich dem Tempo der anderen nicht anpassen mochte, wurde er zu einem Hindernis im Strom.
Was tu ich hier?, dachte er.
Gerade wollte er zur Seite treten, als hinter ihm eine schneidende Stimme erklang.
»Alberto!«
Verdammt! Es gab nur einen Menschen, der seinen Tauf-
namen vollständig aussprach, und Vanga wurde den Verdacht nicht los, dass es nur geschah, um ihn zu ärgern. Es klang förmlich und spöttisch zugleich. Der Mann stand halb verborgen im Schatten einer Mauerecke, an der Vanga gerade vorbeigegangen war. Eine große Gestalt, die einen breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen hatte. Das Gesicht lag völlig im Dunkeln.
Vanga reagierte mit einem mürrischen Nicken.
»Cecco«, knurrte er. »Mein liebwerter Vetter.« Dabei schoss ihm durch den Kopf: Ob er hier auf mich gewartet hat? Aber dann verwarf er den Gedanken. Zu viel der Mühe!
Der andere schien den abweisenden Tonfall gar nicht bemerkt zu haben.
»Willst du nicht weitergehen?«, forschte er.
»Was geht es dich an?«
»Es fällt mir einfach auf .«
»Nur so, aus Neugier? Oder von Amts wegen?«
Cecco tat einen Schritt nach vorn, und an seinem Mantel schimmerte das Abzeichen der Stadtwache. Er war mindestens einen Kopf größer als Vanga und blickte ganz beiläufig über seinen Anverwandten hinweg auf die Vorübergehenden.
»Was von beidem wäre dir denn lieber?«
Inzwischen war es fast hell in den Gassen.
Nichts, was du tun könntest, ist mir recht, dachte Vanga. Außer, du hängst dich auf. Aber ehe er sich entschloss, etwas Derartiges zu äußern, redete schon wieder der andere.
»Nun also - ein erhebendes Schauspiel! Du willst doch nicht darauf verzichten?«
Vanga hatte tatsächlich erwogen umzukehren, aber er hatte nicht die Absicht, sich deswegen ausfragen zu lassen.
»Ein Mensch wird sterben«, sagte er. »Das ist nichts Beson-
deres.«
Cecco holte empört Luft. »Er ist ein Ketzer, und er kriegt die gerechte Strafe.«
Vanga kehrte ihm den Rücken zu und ging langsam weiter. Es ärgerte ihn ein wenig, dass es so wirken mochte, als geschehe es auf fremden Willen hin. Aber in Wahrheit war ihm auch das nicht besonders wichtig. Eher störte ihn, dass Cecco ihm folgte und wie selbstverständlich neben ihm Schritt fasste. Vanga blickte ärgerlich empor. »Du glaubst an Gerechtigkeit? Ist das dein Ernst?«
»Ich vertrete die Gerechtigkeit!«
Vanga deutete eine Verbeugung an. »Oh ja. Wie konnte ich das vergessen, tenente?«
Er betonte den Dienstrang, der die stellvertretende Funktion kennzeichnete. Wusste doch jeder, dass Cecco sich gern capitano titulieren ließ, seit sein Vorgesetzter auf dem Krankenbett lag. Aber es war keine Wirkung zu erkennen.
»Höre ich da etwa Spott?«, kam es herablassend zurück. »Von einem wie dir?«
»Ich hab noch nie einen betrogen, der sich mir anvertraut hat.«
Cecco griff nach Vangas Kragen und hielt ihn fest. »Du mieser kleiner Schnüffler«, zischte er. »Steckst deine schiefe Nase in jeden Dreck, und für Geld tust du alles!«
»Genau das stimmt nicht«, konterte Vanga und stieß die Hand des anderen weg. »Nicht für mich!«
Cecco verstand und blieb stehen. »Ich muss dich in Zukunft wohl besser im Auge behalten«, rief er.
Vanga tat, als habe er es nicht gehört.
Doch einem Mann, der eben vorbeitappte, war der Wortwechsel nicht entgangen. Er beugte sich zu Vanga und flüsterte: »Bläst sich auf wie der Frosch in der Fabel. Pass auf, wenn er platzt!«
Eine massige Gestalt in Lumpen, ein strahlendes Gesicht mit einer großen dicken Nase.
»Ach, Ihr seid es, Bugiardone!«
»In Person, mein Freund! Lasst Euch nicht einschüchtern von der sbirraglia!« Es klang wie ein Ausspucken, dieses Schimpfwort für die Polizei.
»Was der sagt, berührt mich nicht.«
»Ach nein? Ist das so? Und mich nennen sie Bugiardone, den Lügner!«
»Ich ganz allein entscheide, wohin ich gehe.« Vanga ärgerte sich, weil er die Gereiztheit in seiner Stimme nicht verbergen konnte. »Und wenn ich es mir anders überlege, dann ist das auch meine Sache.«
Ein Grinsen war die Antwort. Der Bugiardone verschwand in der Menge. Auch der Kommandeur der Stadtwache war nicht mehr zu entdecken.
Vanga ging langsam weiter, nun allein mit dem Aufruhr seiner Gedanken.
Wirklich: Weshalb um alles in der Welt hatte er sich an diesem Morgen aufgemacht? Das bevorstehende Schauspiel war ihm nichts Neues. Im Gegenteil. Eigentlich hatte er mehr Hinrichtungen erlebt, als ein Mensch ertragen konnte. Die Erinnerung verursachte ihm Übelkeit und Zorn. Gern hätte er sie von sich geschoben. Verdammt: Dieses bittere, hilflose Wissen, dass kein Mensch an dem, was er getan hat, jemals etwas ändern kann. Das spöttische Grinsen dieses Kettenhundes hatte sich ihm eingebrannt. War es vielleicht so, dass er Cecco deshalb verabscheute, weil der ihn an seine eigene Vergangenheit denken ließ?
Und daran, dass er einmal anders empfunden hatte .
Vanga schritt eine dunkle Gasse entlang, die leicht anstieg und durch die vorspringenden Obergeschosse ihrer düsteren Häuser, die niedrigen Torwege und die geneigten, bröckligen Mauern etwas Höhlenartiges hatte. In Gedanken verstrickt, wich er gewohnheitsmäßig den stinkenden Pfützen aus und dem Unrat, der in der Gosse aufgehäuft war. Am Ende dieser Gasse lag der Platz, zu dem alle strebten.
Warum gehe ich dorthin?
Vielleicht war es einfach der Wunsch zu sehen, was geschah. Das war besser, als es sich vorzustellen. Dann rückte es aus dem Bereich der dumpfen Vorstellung und des Albtraums ins Tageslicht.
Oder wollte er seinen Mut erproben? Ob er den Anblick solcher Dinge auch heute noch ertragen konnte - oder heute wieder . Was hatte er damals empfunden? Wer war er gewesen?
Und wer war er jetzt?
Es mochte auch mit diesem verhassten Drang, sich selbst zu peinigen, etwas zu tun haben.
Unsinn!, dachte er bitter. Wahrscheinlich genießt du es einfach. So wie jeder andere Scheißkerl. Leben, wenn andere sterben. Willst es bloß nicht zugeben.
Er schreckte auf. Helligkeit umfing ihn. Die Sonne war über die Dächer gestiegen. Die engen Gassen lagen hinter ihm. Er stand auf dem Campo de' Fiori. Rings um den Platz dunkle, unregelmäßige Bauten, viele alt und immer wieder ausgebessert - keineswegs ein prächtiger Anblick. Eher eine dreckige Lumpengegend, geprägt von den Spuren eines harten Lebens. Dies war das Herz seines Stadtviertels, eines Viertels voll unglaublicher Kontraste: Zwischen Märkten,...
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