Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Für das Bilden und Prüfen von Hypothesen ist das Erkennen klinischer Muster eine wesentliche Fertigkeit. Sie führt zu schnellerer physiotherapeutischer Diagnostik und zu qualitativ besseren Behandlungsergebnissen.
Wer klinische Muster erkennt, kann bei Patienten mit neuromuskuloskeletalen Beschwerden strukturelle Störungsquellen sicherer identifizieren und gezielter therapieren. Im Buch lernen Sie die Muster z.B. von:
Lernen Sie von den Profis. Das internationale Autorenteam der IMTA (Maitland-Konzept) zeigt Ihnen, wie Sie Ihre therapeutischen Kompetenzen ausbauen können, z.B. mittels Reflexion, Kommunikation, biomechanischen und neurodynamischen Kenntnissen.
Sie lernen, wie Sie zwischen verschiedenen Schmerzprozessen differenzieren können und welche Konsequenzen dies für die Therapie hat. Sie erhalten zu allen vorgestellten klinischen Mustern, das aktuelle theoretische Wissen und die wesentlichen Aspekte der klinischen Präsentation in der Anamnese, Funktionsuntersuchung und Therapie.
Das Plus: Zusammenfassungen für Schnellleser, Lernkontrollfragen zur Überprüfung des eigenen Wissens, viele Querverbindungen zwischen Theorie und Praxis!
Zahlreiche Untersuchungs- und Behandlungstechniken werden durch hochwertige Fotos veranschaulicht!
Elly Hengeveld
Merke
Das Maitland Konzept bietet für jeden Patienten eine maßgeschneiderte Therapie. Seine Prinzipien, Wiederbefundprozederen und ein kritisch-konstruktiver Umgang mit dem verfügbaren wissenschaftlichen Beweis ermöglichen dies.
Clinical Reasoning hat in den letzten Dezennien viel Aufmerksamkeit in der physio- und manualtherapeutischen Forschung erhalten. Die Prinzipien des Maitland Konzeptes sind immer noch zeitgemäß und bilden die Basis für die moderne Praxis, die Physiotherapeuten stimuliert, ihre Praxis auf den besten wissenschaftlichen Beweis zu basieren (evidenzbasierte Praxis). Manche Kliniker scheinen zu befürchten, dass die evidenzbasierte Praxis zu Rezeptbuchbehandlungen führen wird. Die Anwendung der Prinzipien dieses Konzeptes, mit einem positiv-kritischen Umgang mit dem verfügbaren wissenschaftlichen Beweis, in Kombination mit Wiederbefundprozederen ermöglicht jedoch für jeden Patienten eine maßgeschneiderte Behandlung.
Dieses Kapitel vertieft die Prinzipien des Maitland Konzeptes und setzt sie in Bezug zur evidenzbasierten Praxis. Es beleuchtet das prozedurelle Clinical Reasoning mit seinen hypothesengesteuerten Denkweisen und die damit verbundene Mustererkennung. Außerdem werden das interaktive Clinical Reasoning und die Bedeutung der Kommunikation anhand von einigen Kommunikationsbeispielen besprochen.
Seit der Gründung der Berufsverbände für Physiotherapie im 19.Jahrhundert hat der Beruf verschiedene Phasen durchlaufen. Das Maitland Konzept der manipulativen Physiotherapie hat einen wesentlichen Beitrag für die moderne, eigenständige Physiotherapie geliefert (? Tab. 1.1).
Das Maitland Konzept ist ein innovativer Motor für den Entwicklungsprozess der modernen Physiotherapie.
Zeitraum
Historische Entwicklung
ab 1880
Schwedische Gymnastik, Massage
Erste Verbandsgründungen
1930–1960
Muskuläres Zeitalter (Polio)
1960–1980
Neurologisches Zeitalter (UMN, ZNS)
1970–1990
Artikuläres Zeitalter (Strukturanalyse, Schmerzquellen, Arthrokinematik und Biomechanik
ab 1990
Bewegungsparadigmen
Identitätssuche in der Vielfalt der Konzepte und Methoden
Eigene, physiotherapeutische Problemlösungsstrategien
Wissenschaftliche Entwicklung
Seit den 1950er-Jahren liefert die ständige Entwicklung des Maitland Konzeptes einen wesentlichen Beitrag für die Identitätsfindung der Physiotherapie
Seit ca. 1990 wird die Physiotherapie von einer Identitätsfindung (angesichts der konzeptuellen und methodischen Vielfalt), von der Beschreibung der berufeigenen Paradigmen und von der wissenschaftlichen Untermauerung geprägt. Es besteht eine Tendenz in der Physiotherapie, sich von den Konzeptnamen zu distanzieren. Die Prinzipien dieses Konzeptes sind jedoch in einem gewissen Maß zeitlos und von populären Trends unabhängig, denn sie bilden die Basis sowohl für die täglichen klinischen Entscheidungen als auch für die kritische Anwendung des aktuellen, theoretischen Wissens.
Das Maitland Konzept hat den Vorteil, dass es bei Bedarf flexibel ist. Neue klinische und theoretische Erkenntnisse lassen sich zügig integrieren.
Eines der zentralen Merkmale dieses Konzept ist, dass neue klinische und theoretische Erkenntnisse leicht integriert werden können, sofern sie aus der klinischen Perspektive sinnvoll sind. Die Arbeit in diesem Konzept wird mehr vom Einschluss als vom Ausschluss neuer Erkenntnisse und Methoden zur Untersuchung und Behandlung von Patienten geprägt (Wells 1996).
Wie in diesem Buch weiter erklärt wird, braucht es zur konsequenten Anwendung der Prinzipien dieses Konzeptes „Aufgeschlossenheit, geistige Beweglichkeit und Disziplin in Verbindung mit einem logischen und methodischen Vorgehen bei der Beurteilung von Ursache und Wirkung“ (Maitland 1986, S.12; 2008, S.16).
Maitland entwickelte von Anfang an sowohl die Qualität der Untersuchungs- und Behandlungstechniken als auch die Qualität der therapeutischen Kommunikation und Beziehung. Die patientenzentrierte Befragung und Funktionsuntersuchung setzten neue Maßstäbe in der Physiotherapie.
Schon früh hat Maitland erkannt, dass sinnvolle physiotherapeutische Behandlungen nur möglich sind, wenn diese auf einer umfassenden Befundaufnahme basieren. Bahnbrechend waren seine Arbeiten zur Entwicklung einer patientenzentrierten Befragung und einer Funktionsuntersuchung, die sich auf die Anamnese und die dabei entwickelten Hypothesen stützt, sowie die Entwicklung der Progression der Behandlung mit aktiven und passiven Bewegungen. Erfolgskontrollen in Wiederbefundprozessen waren von Anfang an ein wichtiger Aspekt seines Wirkens. Er war zudem der erste Manualtherapeut, der sich neben der fachlich-technischen Seite der Arbeit auch mit der Qualität der Kommunikation und der Entwicklung der therapeutischen Beziehung beschäftigte.
Ein wesentliches Prinzip in diesem Konzept ist, dass die klinische Arbeit mit passiven und aktiven Bewegungen sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung von Bewegungsstörungen im Mittelpunkt steht. Außerdem sollten Therapeuten immer auf dem Laufenden in der theoretischen und wissenschaftlichen Entwicklung des Berufes sein. Dabei sollten die theoretischen Aspekte die klinische Arbeit zwar führen, jedoch nie einengen. Eine Einsicht, die gerade auch in der modernen Zeit der wissenschaftlichen Untermauerung der Arbeit nichts an ihrer Bedeutung verloren hat.
Prinzipien des Maitland Konzeptes
„Brickwall Modell“: Das Denkmodell trennt die theoretischen Erkenntnisse von den klinischen Informationen. Die klinische Beweisführung steht im Zentrum.
Clinical Reasoning: Ein bewusster Umgang mit den individuellen Entscheidungen, die während jeder Sitzung getroffen werden.
Kontinuierliches Assessment: In jeder Sitzung wird beurteilt, wie die Therapie an die sich ändernde Situation des Patienten angepasst werden muss.
Wahl und Progression der Behandlung mit passiven Techniken: Sie werden primär von klinischen Informationen bestimmt, wie das Auftreten von Schmerzen, Widerstand und motorischen Reaktionen bei einer Bewegung. Ebenso wird die Behandlung mit aktiven Bewegungen an die aktuelle Situation des Patienten fortdauernd angepasst.
Klientenzentrierung (Client Centeredness): durch den bewussten Einsatz von Kommunikationstechniken und die Respektierung des individuellen (Krankheits-)Erlebens eines Menschen.
Nach dem Denkmodell Brickwall ist eine theoretische und eine klinische Analyse des Therapeuten notwendig. Es trennt diese beiden Aspekte, die sich komplementär zueinander verhalten. Ausschlaggebend ist die klinische Beweisführung.
Mit diesem Denkmodell, wonach theoretische Erkenntnisse von klinischen Informationen getrennt betrachtet werden sollen, findet eine Entfernung von der biomedizinischen Diagnostik als Ausgangspunkt für die Entscheidungen über die Auswahl und Anwendung physiotherapeutischer Behandlungsformen statt.
Das bedeutet nicht, dass die biomedizinische Diagnostik ausgedient hat. Sie enthält Hinweise für die physiotherapeutische Diagnose, so wie die physiotherapeutische Diagnostik Hinweise für die biomedizinische Diagnose enthält.
Das Modell der „durchlässigen Backsteinmauer“ zeigt darüber hinaus, dass Physiotherapeuten sich in ihrer täglichen Arbeit mit verschiedenen Paradigmen (Denkmodellen) auseinandersetzen, um die Patienten umfassend behandeln zu können (? Tab. 1.2).
Theoretische Kenntnisse
Klinische Information
Biomedizinische, pathophysiologische Diagnostik...
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