Mecklenburger und Lübecker Bucht
Einen recht guten Überblick über diese Gewässer bekommt man mit der Karte 40 aus dem Delius-Klasing-Sportbootkartensatz 1 »Kieler Bucht und Rund Fünen«. Die große Mecklenburger Bucht, deren südwestlicher Ausläufer von der Lübecker Bucht gebildet wird, erstreckt sich im Osten von der Linie Darßer Ort (Mecklenburg-Vorpommern) bis hinüber nach Gedser in Dänemark und endet im Westen vor Travemünde. Im Westen wird sie begrenzt von Fehmarn und der schleswig-holsteinischen Küste, im Süden von der Küste Mecklenburg-Vorpommerns.
Quer durch dieses Seegebiet führt der sehr wichtige Lübeck-Gedser-Weg. Von Travemünde bis Gedser misst er etwa 50 sm, was schon zeigt, wie groß die Mecklenburger Bucht ist. Für Segler ist dieser Schifffahrtsweg in zweifacher Hinsicht bedeutsam: Macht man einen weiten Schlag über See, weg von Land, dann sind zum einen seine großen Tonnen für die Navigation enorm hilfreich. Alle sind sie rot-weiß senkrecht gestreift und tragen ein rotes Balltoppzeichen. Alle haben sie weiße Iso-Befeuerung (die jeweilige Kennung kann man aus der Karte entnehmen), und außerdem kann man sie vorzüglich als Wegpunkte nutzen. Allerdings liegen diese Tonnen jeweils 10 sm weit auseinander.
Wahrschau!
Entlang der Küste von Mecklenburg liegt ein Hochspannungs-Gleichstromkabel aus. Sein Verlauf ist in der Seekarte mit einer rot gestrichelten Linie markiert. Hier kann der Magnetkompass verrücktspielen. Ablenkungen von bis zu 70° kommen vor. Das BSH empfiehlt, die Kabellinie möglichst im rechten Winkel zu queren und die Selbststeueranlage auszuschalten, sofern sie an einem Magnetkompass hängt.
Zum anderen »rasen« auf diesem Schifffahrtsweg aber auch die großen Ostseefähren dahin, wobei sie in der Mecklenburger Bucht nicht einmal ihre ganze Kraft ausspielen; erst ostwärts von Gedser, in der Kadetrinne, nehmen sie Höchstgeschwindigkeit auf.
Die Behauptung, die Mecklenburger Bucht wäre ein geschütztes Gewässer, gilt für Sportboote also nur bedingt. Zu groß sind die Seeräume, die sich erst in der Lübecker Bucht verengen, auf eine Breite von etwa 7 sm, doch selbst das ist ja schon etwas.
Sommer im Holsteinischen.
Fahrtenstrategie
Man kann trotz des großen Seeraums geschützt fahren, wenn man nur die richtige Seite der Lübecker Bucht nimmt. Das hängt aber ganz davon ab, von wo man kommt:
Aus der Kieler Bucht und von Fehmarn
Hier ist es relativ einfach, weil man nicht nur dicht unter Land bleiben, sondern auch schnell einen Hafen erreichen kann, und zwar ganz unproblematisch. Lediglich die Distanz zwischen Großenbrode und Grömitz ist mit 16 sm etwas lang. Ansonsten liegen die Häfen nicht weiter als 7 sm auseinander. Allerdings sollte man nirgendwo über die 5-m-Linie hinausfahren, denn überall liegen vor dem Ufer Steine im Wasser. Die Seekarte zeigt das nicht genau genug. Weiteres Problem: nordöstlich bzw. südöstlich von Dahmeshöved ein Minenleger- und ein U-Boot-Übungsgebiet.
Von Osten her
Hier ist es ganz anders. Von der Wismarbucht bis Travemünde sind es 14 sm. Entlang einer einsamen Küste, die bis auf Winde aus Süd keinerlei Schutz bietet, gibt es auch auch keine Möglichkeit, in einen Hafen einzulaufen. Denn Häfen existieren hier nicht. Bei widrigen Umständen bleibt dann nur, zur Wismarbucht abzudrehen. Aber von der Ansteuerung Offentief (WP 2149, 54°02,40'N 011°17,85'E, rot-weiße Leuchttonne O-Tief, Iso.4s) bis Wismar sind es nochmals lange 8 sm. Zur Not könnte man allerdings in den etwas näher gelegenen Hafen Timmendorf oder unter Umständen auch in die breit ausschwingende Wohlenberger Wiek mit der neuen Marina Boltenhagen fahren (alles ausführlich beschrieben in dem Törnführer »Ostseeküste 2: Travemünde bis Stettiner Haff«). Bei westlichen Winden könnte man auch einen weiten Schlag über die Lübecker Bucht wagen. Von der Ansteuerung Offentief zu dem sicheren Hafen Grömitz wären es gut 13 sm, Kurs WNW. Wenn das Boot gut Höhe läuft, warum nicht?
Naturverhältnisse
Bis auf das Steinriff, nordöstlich von Travemünde, vor dem Brodtener Steilufer, ist die Lübecker Bucht rein. Die 5-m-Linie verläuft im Allgemeinen ziemlich gleichmäßig parallel zur Küste. Hält man zum Land etwa 0,5 sm Distanz, dann bleibt man immer im tiefen Wasser. Kommt man dem Land näher, muss man - wie schon erwähnt - auf dicke Steine gefasst sein.
Wasserstände
Eine ältere Ausgabe des Seehandbuchs gibt folgende Auskunft: »Wasserstandsänderungen treten hauptsächlich durch Windeinfluss ein. Wasserstände sind bei lang anhaltenden und starken NO-Winden zum Teil extrem hoch und bei lang anhaltenden und starken SW-Winden zum Teil extrem niedrig.« Also so, wie man es sich schon denken kann, denn: Treibt der Wind das Wasser in die Bucht herein, dann steigt es, treibt er es hinaus, dann fällt es.
Bei Stürmen kann der Wasserstand in Extremfällen um 3 m steigen bzw. 2 m sinken. Doch dies braucht uns nicht zu bekümmern, denn wenn es so stark weht, bleiben wir sicher im Hafen.
Sturmflutwarnungen für die westliche Ostsee werden herausgegeben, sobald die Gefahr einer Erhöhung des Wasserstands um 1,5 m besteht (siehe auch S. 10 ff.).
Strömung
Die Strömung ist - wieder laut Seehandbuch - vom Wind abhängig und im Allgemeinen mäßig. Man wird seinen Kurs also nicht danach richten. Allerdings: Nach lang anhaltenden Winden oder Stürmen erreicht der Strom in den Engen und an der Küste beträchtliche Stärken. Wegen des Küstenverlaufs und auch wegen der unterschiedlichen Wassertiefen muss man mit Abweichungen von der Hauptrichtung des Stroms rechnen. Stromversetzungen können gegen die vorherrschende Windrichtung erfolgen.
Vom Fehmarnsund nach Travemünde
Ob man den
Großenbroder Binnensee anlaufen soll oder nicht, darüber ließe sich trefflich streiten. Manche finden ihn ziemlich langweilig, andere durchaus reizvoll. Also: Es handelt sich um einen rund 1 km breiten, künstlich angelegten See, der eine relativ gleichmäßige Wassertiefe von gut 2 m aufweist. Am Nordufer eine Chemiefabrik, am Westufer jede Menge Campingplätze, in der Nordwestecke zwei Bootshäfen und dazu noch zwei am alten Fähranleger Großenbrode Kai. Vom Großenbroder See zum nächsten Hafen, nach Grömitz, sind es 16 sm. Insofern kann der Großenbroder Binnensee als Fluchthafen schon interessant werden, wenn man es nicht vorzieht, nach Burgtiefe auf Fehmarn abzulaufen, wofür einiges spräche (siehe S. 56). Von Großenbrode fuhren früher die großen Fähren ab - bis die Brücke über den Fehmarnsund gebaut wurde. Der alte Anleger, in der Nordostecke des Sees, besteht in Resten noch, aber richtig zu sehen ist er erst, wenn man zum Hafen der Yachtwerft Klemens fährt. Die lange Mole, die früher den See zur Ostsee hin schützte, hat eine Tücke: Ihr äußeres Ende ist zerstört und liegt dicht unter der Wasseroberfläche. Die Zufahrt zum Großenbroder See ist bei auflandigem Wind schwierig, bei auflandigem Starkwind um so mehr.
Höchstgeschwindigkeit Großenbroder Binnensee:
5,4 kn (10 km/h)
Kommt man aus dem Fehmarnsund (oder auch von Burgtiefe), so fährt man am besten bis zu der rot-weißen Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne Fehmarnsund (WP 1101: Iso.8s 54°22,57'N 011°10,60'E) und geht hier auf Kurs 240°. Der hält einen sicher fern von den vielen Steinen vorm Ufer und bringt einen nach gut 4 sm an den Großenbroder Binnensee heran, genauer an das gelb-schwarze Kardinalzeichen S Großenbrode (WP 1110: 54°20,58'N 011°04,69'E, Q(6)+LFl.15s). Wichtig ist es nun, diese gelb-schwarze südlich zu umfahren: Sie warnt nämlich vor der bereits erwähnten zerstörten Mole. Danach im Tonnenstrich in den See hinein, und nun kann man sich überlegen, zu welchem von den fünf Bootshäfen man will. Wie auch immer, einfach darauf zu. Man hat auf jeden Fall immer genug Wasser unterm Kiel.
Lediglich unmittelbar vor den drei Häfen in der Nordwestecke befindet sich ein Flach (mit Steinen), aber den meisten Booten wird die Wassertiefe von 2,0 m reichen; wenn nicht, nach Gefühl daran vorbei.
Am Nordufer des Sees liegen alte Pfahlreste.
Liegeplatz und Versorgung: Die in der Nordwestecke rechts gelegene Marina Großenbrode (Hafenplan vorige Seite) bietet 200 Liegeplätze und einen recht guten Service, u. a. 20-t-Kran und...