Schweitzer Fachinformationen
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Europa besitzt eine große Vergangenheit - die Akropolis, das Kolosseum, Cicero, Leonardo da Vinci, William Shakespeare, Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy, Marie Curie . Und jedes einzelne Land hat eine reiche und einzigartige Kultur. Diese Vielfalt, die geopolitische Lage und der Wohlstand machen Europa und vor allem Deutschland für viele Menschen attraktiv. Wenngleich Deutschland, aber auch Europa trotz der vielen Vorzüge wirtschaftlich wie politisch gerade massiv ins Hintertreffen gerät - betrachten wir die Welt von einer Warte der Zukunft und des internationalen Handels aus.
Tatsächlich wirkt der altehrwürdige Kontinent im Staatenvergleich wie ein Zelt auf mich. Ein Zelt, das auf nassem Untergrund gebaut lose im Wind flattert. Weil es noch kein Gerüst gibt, keinen klaren Ablaufplan, wie die Staatengemeinschaft auf solide Beine gestellt werden kann. Damit aus dem Zelt endlich ein Gebäude entsteht mit mehreren Stockwerken - und zwar mit so vielen, wie es Mitgliedsländer gibt. Das ist aktuell nicht möglich, weil wir nicht wissen, wie viele Stockwerke Europa haben wird. Obwohl es durch den neuen Ton aus den USA dringend notwendig wäre.
Immer noch kommen Mitgliedsländer bzw. Beitrittskandidaten dazu. Alle mit gleichen Rechten auszustatten und sie, egal welche Ressourcen sie mitbringen oder auch nicht, mit denen der reicheren Länder gleichzumachen, ist nicht die richtige Lösung. Und schon hier beginnt eine von vielen Herausforderungen, die ich - eine nach der anderen - aus einem Blickwinkel der Hoffnung und nicht des Lamentierens heraus, genauer betrachten möchte. Damit es mit Europa endlich nach vorne gehen kann und Europa seine Chancen nutzt, die ihm durch seine vielseitige Kultur, durch die Bildung und das Know-how seiner Bewohner zu eigen ist. Mit dem Ziel, innerhalb der globalen Klima- und geostrategischen Spannungslage zu reüssieren. Und zwar jetzt!
Noch ist auf diesem Sektor wenig passiert, wenngleich mein Großvater Konrad Adenauer bereits vor 69 Jahren am 6. November 1956 bei seiner Rede im Deutschen Bundestag zur Eile mahnte: »Seit Jahren bemüht sich die Bundesregierung (d. h. er selber als Bundeskanzler), die letzten Zweifelnden von der Notwendigkeit einer engen und unverbrüchlichen Zusammenarbeit der europäischen Völker zu überzeugen. Nur wenn wir dieses Ziel rasch und entschlossen verwirklichen, werden wir vor der Geschichte unserer Völker bestehen können.«
Die Dringlichkeit, Europa als festes und gesichertes Haus zu vollenden, besteht also schon seit langer Zeit und trotzdem geschieht viel zu wenig, es fertigzustellen. Im Gegenteil, momentan attestieren die aktuellen Wirtschaftszahlen, Prognosen und verschiedene Experten Europa einen Bedeutungsverlust, ausgelöst durch strukturelle, geopolitische, klimatische und wirtschaftliche Probleme, sodass die Gefahr besteht, dass der europäische Gedanke scheitert und damit auch wir und jedes einzelne andere Land dieses Kontinents. Weil, wie der Harvard-Professor, US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger (1923-2023) einst schon sagte, Deutschland nicht langfristig und strategisch denke.
Das politisch-strategische Denken dieses Staatsmanns habe ich 1977 bis 1980 als sein Student an der School of Foreign Service der Georgetown University in Washington DC kennenlernen dürfen und bis heute haben mich seine Gedanken und Konzepte, wie er das unter anderem in seinem Buch World Order beschrieben hat, geprägt.1
Um diese Bedrohung, dass der europäische Gedanke scheitern könnte, abzuwenden, hier die drei dringlichsten Themen, die sofort gelöst werden müssen:
Thema 1: Die Flüchtlingswellen, gespeist durch den Klimawandel und die Kriege in den vorwiegend afrikanischen Herkunftsländern der Migranten. Sie destabilisieren Europa allein aufgrund ihrer Anzahl stark. Denn die potenzielle Chance, die in diesem immensen Strom an Menschen und damit an Arbeits- und Fachkräften steckt, an denen es in allen Wirtschaftszweigen aktuell mangelt, lässt sich heute noch nicht abschätzen. Das sind länger andauernde Prozesse und die lassen sich, wenn Länder dermaßen überrollt werden, nicht so rasch aufsetzen. Daher braucht es an dieser Stelle weitere, andere Lösungen als die bisherigen.
Thema 2: Die Frage nach der Sicherheit und wie wir die Großmächte China und vor allem Russland an der östlichen EU-Außengrenze in Schach halten. Aktuell paktieren wir als Mitglied in der North Atlantique Treaty Organisation (NATO) mit den USA, der klassische von Adenauer eingeschlagene Weg der Westbindung, heute plädieren die AfD und das BSW für eine Art Ostbindung, doch eigentlich wäre es wichtig, über ein europäisches Verteidigungsbündnis innerhalb der NATO nachzudenken. Auch und vor allem wegen des Einsatzes und der Beschaffung der Sicherheitsmaßnahmen, die innerhalb eines europäischen Verteidigungsbündnisses mit viel weniger Mittel zu bewerkstelligen wären und gezielter und strategischer zum Einsatz kommen könnten.
Thema 3: Wer genau ist Europa? Diese Frage bedarf dringend einer Antwort. Auch: Welche Mitgliedsländer befinden sich in unserem Haus? Und was ist mit den Beitrittsländern? Wie verfahren wir mit ihnen und wie wird daraus eine handlungsfähige europäische Union? Als rechtsstaatliche, parlamentarische und demokratische Institution und als gemeinsam handelnde Wirtschafts- und Handelsmacht für seine 450 Millionen Einwohner.
Diese drei Themen zu klären ist ein erster notwendiger Schritt, um die Kluft zwischen den Chancen und der aktuell enttäuschenden Wirklichkeit Europas zu schließen, für unsere Zukunft sind das die ersten und vordersten Ziele.
Doch bevor ich gleich tiefer in diese Brennpunkte einsteige, möchte ich Ihnen die Größe Europas vor Augen führen und warum es in Anbetracht des globalen Gleichgewichts so wichtig ist, dass Europa sich eint. Ohne dass jedes Land natürlich Einbußen an seiner Kultur und Vielfalt hinnehmen muss und auch nicht europäisch gleichgeschaltet wird. Das wird nicht der Fall sein, wie ich später noch näher beschreiben werde. Vielmehr sollten wir unsere Stärken und unsere Fähigkeiten nutzen und die Rolle im Mächtegleichgewicht der Nationen einnehmen, die wir ausfüllen können und müssen. Um unsere große Chance, die wir haben - mit einer Kultur, die bereits vor 500 Jahren mit der Aufklärung einen revolutionären Wandel bewirkte und Europa Fortschritt, Wohlstand und Bildung brachte - zu ergreifen und wieder guten Zeiten entgegenzugehen. Angesichts auch der Größe, die wir als geeintes Europa allein durch die Bevölkerungszahl aller EU-Länder einnehmen würden.
Europa - eine starke Größe!?
Europa besitzt mit seiner gut ausgebildeten Bevölkerung und deren über die Jahrhunderte vielseitig ausdifferenziertem Wissen und ihren Fähigkeiten ein starkes Gegengewicht zu den USA und China, aber auch zu Indien und Russland - würde es vereint stärker am Weltgeschehen teilnehmen. Zum Vergleich: Laut UN-Zahlen2 betrug die Weltbevölkerung am 1. Juli 2024 8,16 Milliarden Menschen. Mehr als die Hälfte aller Menschen lebt in Asien, weniger als jeder Zehnte in Europa. Die Zahl der Erdbewohner wird laut einer UN-Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung3 bis 2050 auf 9,71 Milliarden anwachsen und bis 2100 auf 10,35 Milliarden Menschen.
Die Länder mit der größten Bevölkerung 20224 sind:
China mit 1,43 Milliarden Einwohnern
Indien mit 1,42 Milliarden Einwohnern
Die EU aktuell mit 27 Mitgliedsländern besitzt 449 Millionen Einwohner.
Die USA zählen 338 Millionen Einwohner und Russland hat 145 Millionen Einwohner.
Nach Kontinenten aufgegliedert, liegt der prozentuale Anteil aufgrund der Anzahl der Einwohner5:
In Asien bei 59 Prozent
4,81 Milliarden Einwohner
In Afrika bei 19 Prozent
1,52 Milliarden Einwohner
In Nord- und Süd-Amerika bei 13 Prozent
1,05 Milliarden Einwohner
In Europa bei 9 Prozent
0,75 Milliarden Einwohner
In Australien mit Ozeanien bei 1 Prozent
0,05 Milliarden Einwohner
Zur Zukunft: Bleibt die Mitgliedszahl der Europäischen Union konstant, wird sich die Einwohnerzahl der Staatengemeinschaft bis zum Jahr 2100 auf rund 419,5 Millionen Einwohner verringern. Das hat mit der Überalterung der Gesellschaft und dem Geburtenrückgang zu tun. Dann würde der prozentuale Anteil Europas im Vergleich zum Rest der Welt auf 4 Prozent gegenüber der Weltbevölkerung sinken. Sollte aber - nur als Beispiel - die Türkei mit einer Bevölkerungszahl von 85 Millionen und Großbritannien mit einer Bevölkerungszahl von 65 Millionen Einwohnern dazukommen, wären das in Summe 570 Millionen Europäer. Und damit ein Anteil von 5,5 Prozent an der Weltbevölkerung. Diese Zahlen zeigen die Ausmaße des europäischen Kontinents auf der Bewohnerseite, aber auch, wie stark sich die Überalterung auf die Prognosen auswirkt....
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