Schweitzer Fachinformationen
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Vor dem Hotel >Mon Repos et de la Rose<. Einer der kleinen stillen Pariser Plätze auf dem linken Seine-Ufer. Eine angejahrte, einst prächtige Limousine vor der bescheidenen Front des Hotels. Man sieht ein kleines Stück einer der Seitengassen. Morgengrauen. In der Ferne hört man dann und wann ein sonderbar schleppendes Geräusch wie von hunderttausend Füßen, die unter schweren Lasten über den Pariser Asphalt traben. - Der Chauffeur eines reichen Hauses und Jacobowsky
CHAUFFEUR
mit der unüberwindlichen Beredsamkeit eines alten gewiegten Gamins Belieben Sie, Monsieur, nichts als die simplen Fakten zu wägen. Die Boches stehen bereits in Meaux .
JACOBOWSKY
Das Radio spricht erst von Compiègne .
Das Radio ist nicht für die Wahrheit erfunden worden. Bestenfalls stehen die Boches in Meaux. Schlimmstenfalls werden sie morgen, was sag ich, heute abend über die Champs-Elysées marschieren. Hier aber vor Ihnen steht eines der teuersten und treuesten Automobile bereit, Sie nach dem Westen oder Süden Frankreichs in Sicherheit zu bringen. Sie haben keine Wahl, Monsieur .
mit einer Taschenlampe die Räder ableuchtend Sagen Sie das nicht! Es verletzt mich! Noch den Strick um den Hals werd ich an den freien Willen glauben .
Danken Sie lieber dem Schicksal, das mich Ihnen in den Weg geführt hat. All die zehntausend Hispano-Suizas. Rolls-Royces, Buicks, Packards sind auf und davon gefahren. Seit gestern gibt es in der Ville Lumière, in unserer Stadt des Lichtes, der Aufklärung und des Verkehrs nur mehr ein paar Taxis und die verstecken sich. Sollten Sie in irgendeiner Garage noch auf einen Wagen stoßen, so ist er weniger wert als altes Eisen. Denn wo nehmen Sie Essence her, Monsieur, ja woher Essence, dieses Blut des Lebens? . Ist Ihnen übel? Sie sehen schlecht aus .
Wieso übel? Wer sieht gut aus um halb sechs Uhr früh?
Tenez votre morale, Monsieur! Halten Sie Ihre >Morale< hoch. Das ist die Hauptsache. Wenn alles schief geht, haben wir doch unsre >Morale< .
Ich würde Sie bitten, meine >Morale< durch kürzere Sentenzen zu schonen!
Es wird Ihrer >Morale< jedenfalls zustatten kommen, wenn Sie hören, daß dieses Auto, das Ihr Leben retten wird, aus einem vornehmen Stall kommt . Raten Sie .
Ich übe jede Selbstbeherrschung, mein Freund, aber einen Kopf für Rätsel hab ich heute nicht .
pompös vertraulich Rothschild .
Baron Rothschild .
Ich wußte, daß dieser Name in Ihren Ohren Musik sein wird, Monsieur .
träumerisch Ich stand in Verbindung mit dem Hause Rothschild .
Ich stehe noch immer in Verbindung mit dem Hause Rothschild. Als Chef des Wagenparks. Die Familie hat schon vor Wochen Paris verlassen. Denn wissen Sie, in puncto Rothschild da verstehen die Boches keinen Spaß. Die beiden Rolls-Royces sind mit und der neue Cadillac auch .
Was geht mich das alles an?
»Mein guter Philibert«, sagte der Baron beim Abschied zu mir, »der Wagen ist mir besonders ans Herz gewachsen, aber handle nach deinem Gutdünken, nur den Boches soll er nicht in die Hand fallen, Philibert .«
Ich lausche Ihnen ehrfürchtig seit fünfzehn Minuten. Am Ende Ihrer Meistererzählungen werden die Deutschen die Stadtgrenze erreicht haben. Kommen Sie zur Sache .
Sie sind der Mann meines Gutdünkens, Monsieur! Ich weiß, der Baron wäre glücklich, Sie, gerade Sie zum Nachfolger zu haben .
Zur Sache! Was kostet der Wagen?
Die Räder sind wie neu!
Ich muß es glauben .
Und das Wichtigste! Er ist gefüllt bis oben mit bester Essence, prima Lebensblut. Mobiloil! Wissen Sie, was das bedeutet heutzutage?
Ich weiß es. Was kostet der Wagen?
Einen Fliegenschiß!
Was kostet ein Fliegenschiß?
Vierzigtausend Francs!
Ich leide manchmal an Gehörstörungen .
Was haben Sie gehört? Ich habe fünf- unddreißig gesagt.
Au revoir!
Halten Sie ihre >Morale< hoch, Monsieur!
Das tue ich soeben!
Was kann Ihnen das Geld bedeuten? Heute!
Solang ich habe, nichts! Aber die Morale bedeutet mir etwas. Solche Wagen find ich hundertzwanzig. Salomon hat noch andere Adressen. Danke bestens . Wendet sich zum Gehen.
Ich erwarte Ihre Gegenvorschläge, Monsieur .
Verkaufen Sie die Limousine an ein Museum! .
Dort wird man sie gewiß neben der Karosse Ludwig des Vierzehnten aufstellen! Sonst haben Sie nichts zu bieten?
Keine zehntausend ist der klapprige Veteran wert!
Zehntausend begehrt heut jeder Lastwagen, wenn er Sie hinten aufsitzen läßt. Dies aber ist ein Auto, in dem ein Baron, und mehr als das, ein Bankmagnat, Entspannung fand. In diesem Auto fuhren ein Präsident der Republik und unzählige Minister .
Vielleicht auch noch der alte Clemenceau.
Ein guter böser Mann, der alte Clemenceau! Geben Sie fünfundzwanzigtausend!
Die Rechtslage ist sehr verworren. Ich kann nicht nachprüfen, ob Sie befugt sind, den Wagen anzubieten . Ich nenne als letzten Preis fünfzehntausend!
Ich bin ein gesetzter Familienvater, der den Schrecken der Occupation entgegenblickt .
Die Occupation wird selbst diesen Wagen konfiszieren, obwohl er nicht einmal ein Reserverad besitzt!
hoheitsvoll Schicksal ist Schicksal!
Es ist ein irreguläres Geschäft. Ich will keine Untersuchungen anstellen. Ich kaufe mit Bewußtsein eine alte Katz im Sack . Sechzehntausend bar! Ja oder nein?
entblößt seinen Arm Was ist das?
Haben Sie einen Autounfall gehabt?
Nicht einmal im Traum!
Hat ein wilder Hund ihren Arm zerfleischt?
Die Boches haben meinen Arm zerfleischt, Herr . Verdun!
greift sich an den Kopf Verdun! . Ich werde verrückt . Ils ne passeront pas . Sie sind durchgekommen . Die Siege von gestern werden zu Niederlagen von heute .
Sie benachteiligen also einen ehemaligen Kämpfer von Verdun!
Zwanzigtausend! und nur wegen Verdun! Er zählt die Scheine ab.
Hier ist die Carte grise . Sie brauchen bloß Ihren Namen einzusetzen, und Rothschilds Limousine gehört Ihnen vor Gott und Menschen . Empfängt das Geld
den Chauffeur traurig anblickend Ich bin ein internationaler Expert für Finanzwesen. Ich habe die berühmte Dollar-Anleihe der Stadt Baden-Baden zustande gebracht . Und jetzt überzahle ich, nur wegen des Wortes >Verdun<, ohne jede Garantie dieses Vehikel, von dem ich nicht einmal weiß, ob es überhaupt vom Fleck kommt. So tief sinkt man im Exil! . Die Türen schließen schlecht. Die Schutzscheibe ist zerbrochen. Überall Kratzer. Öffnen Sie die Motorhaube!
gehorcht, anerkennend schmunzelnd Monsieur kennt sich aus .
Ich erblicke ein schmutziges Kohlenbergwerk, wo seit zehn Jahren gestreikt wird . Der Motor ist eine Ruine .
gekränkt Der Motor, mein Herr, arbeitet wie mein eigenes Herz.
Was weiß ich, wie Ihr eigenes Herz arbeitet .
Setzen Sie sich doch an den Volant und probieren Sie den Motor aus! Hier ist der Schlüssel .
Wozu dieses Schlüsselchen? .
starrt ihn an Wozu dieses Schlüsselchen?
düster zerstreut Ach so! Natürlich . Der Chauffeur öffnet höflich die Tür. Jacobowsky setzt sich umständlich ans Steuer.
Sie werden sehn, er fährt so weich wie die Liebe einer Mutter . Wohlan, Monsieur! Lockern Sie die Bremse! Geben Sie Gas! .
regungslos, träumerisch A propos, da fällt mir...
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