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"Wissen bietet die Chance zur Veränderung."
Claire Fagin
Was ist eine Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, sie liegt im Hals unterhalb des Adamsapfels. Die von ihr gebildeten Hormone beeinflussen die Funktion fast aller Organsysteme des menschlichen Körpers.
Die Schilddrüsenhormone haben die äußerst wichtige Aufgabe, den Stoffwechsel zu stimulieren sowie aus der Nahrung, die wir zu uns nehmen, Vitamine zu gewinnen und Energie zu produzieren. Weiterhin sind sie für die Bildung anderer Hormone sowie für das Wachstum und die Entwicklung unseres Nervensystems lebenswichtig.
Die Schilddrüse wird auch als "Thermostat" des Körpers bezeichnet, da sie für eine gleichmäßige Körpertemperatur sorgt. Indirekt beeinflusst sie somit jede Reaktion im menschlichen Körper, da diese Reaktionen nur ablaufen können, wenn die Temperatur stimmt.15
Bildung von Schilddrüsenhormonen
Die Schilddrüse besitzt viele kleine Hohlräume, die sogenannten Follikel, die mit Thyreoglobulin (manchmal auch als Kolloid bezeichnet) gefüllt sind. Es wird von einer Epithelzellschicht, den Thyreozyten, gebildet. Sie enthalten die Aminosäure Tyrosin, den Ausgangsstoff für die Synthese der Schilddrüsenhormone. Thyreoglobulin dient als Materialspeicher der Schilddrüse, auch für Jod.
Das aus der Nahrung gewonnene Jod kreist im Blut und wird in die Schilddrüse aufgenommen; dort muss es durch Oxidation in eine für den Körper verwertbare Form umgewandelt werden. Das Enzym Schilddrüsenperoxidase (TPO) wandelt Jodid in das aktive Jod um, wobei als Nebenprodukt Wasserstoffperoxid entsteht. Das reaktionsfähige Jod kann sich nun an andere Substanzen binden; im Thyreoglobulin bindet es in einem als "Jodierung" bezeichneten Prozess an das Tyrosin.
Bei der Jodierung bildet jedes Tyrosinmolekül mit einem oder zwei Jodatomen Monojodtyrosin (T1) beziehungsweise Dijodtyrosin (T2). Diese verbinden sich dann zu Trijodthyronin (T3, also Thyreoglobulin mit drei Jodatomen) beziehungsweise Thyroxin (T4, Thyreoglobulin mit vier Jodatomen).
T1 + T2 = T3 oder T2 + T2 = T4
Von diesen vier jodierten Molekülen gelten nur T3 und T4 im Körper als biologisch aktiv. Die biologische Aktivität von Thyroxin (T4), das jedoch als Prohormon bekannt ist, ist um 300 Prozent geringer als die von T3. Trijodthyronin (T3) ist also das hauptsächliche biologisch aktive Schilddrüsenhormon. Diese Hormone werden in den Schilddrüsenfollikeln gespeichert.
Zwanzig Prozent des T3 werden von der Schilddrüse ausgeschüttet (sezerniert), die restlichen 80 Prozent stammen aus der Umwandlung von T4 in T3, dem sogenannten Dejodierungsprozess (bei dem ein Jodatom entfernt wird). Dieser findet in den peripheren Organen wie der Leber und den Nieren statt. Für den Dejodierungsprozess ist Zink erforderlich.
Die Hormonausschüttung wird über einen Regelkreis gesteuert: Ein niedriger Spiegel von T3 und T4 führt zur Freisetzung von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), ein hoher Spiegel stoppt sie. Bei Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion kann der TSH-Spiegel schwanken, wenn zwischenzeitlich mehr Schilddrüsenhormone gebraucht werden, zum Beispiel bei Stress, Krankheit, Schlafmangel, Schwangerschaft oder niedrigen Temperaturen.15
Schilddrüsenhormonstörungen
Man kann sie in Störungen einteilen, die auf der ungenügenden Bildung von Schilddrüsenhormonen beruhen, d. h. einer Hypothyreose, und solchen, zu denen es aufgrund einer Überproduktion von Hormonen kommt, also einer Hyperthyreose.
Hypothyreose (Unterfunktion)
Zu den häufigeren Symptomen einer Hypothyreose, eines Mangels an Schilddrüsenhormonen, gehören eine Verlangsamung des Stoffwechsels, die zur Gewichtszunahme führt, sowie Vergesslichkeit, Frieren beziehungsweise Kälteintoleranz, Depressionen, Müdigkeit, trockene Haut, Verstopfung, Antriebsschwäche, Haarausfall, Muskelkrämpfen, Steifigkeit, Gelenkschmerzen, Verlust des äußeren Drittels der Augenbrauen, Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit und Schwäche.
Jodmangel vs. Hashimoto-Thyreoiditis
Stehen zu wenig "Bausteine" für Bildung von Schilddrüsenhormonen zur Verfügung (Jod, Selen, Zink, Tyrosin), signalisiert TSH die Bildung von zusätzlichen TPO, damit das gespeicherte Jod in die für den Körper nutzbare Form umgewandelt wird (dabei kommt es auch zur Bildung von Wasserstoffperoxid). Ist nicht ausreichend Jod vorhanden, kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, denn der Körper versucht, die Produktion von Schilddrüsenhormonen zu erhöhen, indem er den Jodmangel durch die Vergrößerung der Schilddrüsenzellen kompensiert. Das Ergebnis nennt man Kropf.
Ein Jodmangel kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen und ist die Hauptursache von Hypothyreose und Kropfbildung in vielen Entwicklungsländern. In den Vereinigten Staaten und vielen europäischen Ländern, die Salz und andere Nahrungsmittel mit Jod anreichern, ist nicht der Jodmangel, sondern die Hashimoto-Thyreoiditis die Hauptursache einer Hypothyreose. Tatsächlich ist die Hashimoto-Thyreoiditis für 90 Prozent aller Hypothyreosefälle in den USA verantwortlich.
Andere Ursachen sind die stumme (oder schmerzlose) sowie die postpartale, nach einer Geburt auftretende, Schilddrüsenentzündung, die beide mit einer Antikörperbildung einhergehen, bei denen sich aber die Schilddrüsenfunktion von selbst wieder normalisiert und die Antikörper verschwinden. In manchen Fällen kann es daraufhin viele Jahre später zu einer Hashimoto-Thyreoiditis kommen. Eine stumme Thyreoiditis ist mit jahreszeitlich bedingten Allergien, Virusinfektionen und kräftiger Nackenmassage in Verbindung gebracht worden. Der Auslöser für die postpartale Thyreoiditis ist die Schwangerschaft. Möglicherweise sind diese beiden Probleme Beispiele für den Beginn einer Autoimmunreaktion, die erlischt, sobald die Auslöser beseitigt werden.1,2,3,13
Haben Sie eine vergrößerte Schilddrüse?5
Werfen Sie einen Blick auf Ihren Hals!
Sie können Ihre Schilddrüse mit einem Handspiegel und einem Glas Wasser selbst untersuchen. Sie liegt am Halsansatz, unterhalb des Adamsapfels.
1. Schauen Sie sich im Spiegel die Halsregion an, die unterhalb des Adamsapfels und direkt über dem Schlüsselbein liegt. (Verwechseln Sie den Adamsapfel nicht mit der Schilddrüse, sie liegt weiter unten.)
2. Sie schauen immer noch in den Spiegel, neigen Ihren Kopf nach hinten und trinken Wasser aus Ihrem Glas.
3. Beobachten Sie den Hals beim Schlucken. Achten Sie dabei auf Vorwölbungen beim Schlucken.
4. Sehen Sie welche, haben Sie eventuell eine vergrößerte Schilddrüse oder Knoten in der Schilddrüse.5
Abb. 1: Darstellung der Schilddrüse
herausgegeben von Mark H. Beers. Copyright ©2003, Merck & Co, AG, Whitehouse Station, NJ. Verfügbar unter: http://www.merck.com/mmhe/sec13/ch163/ch163a.html; abgerufen am 29.3.13.
Hyperthyreose
Die Hyperthyreose, wenn also zu viele Schilddrüsenhormone gebildet werden, wirkt stimulierend. Zu den klassischen Symptomen gehören Gewichtsabnahme, Herzklopfen, Angstzustände, Exophthalmus (hervortretende Augäpfel), Zittern, Reizbarkeit, Menstruationsbeschwerden, Müdigkeit, Hitzeintoleranz und vermehrter Appetit. Die Patienten haben oft Haarausfall.
Eine Hyperthyreose wird meist durch eine verwandte Autoimmunerkrankung, den Morbus Basedow, verursacht; dabei liegen Antikörper gegen die TSH-Rezeptoren vor. Ein Basedow kann sich manchmal zu einer Hashimoto-Thyreoiditis und umgekehrt entwickeln; beide Erkrankungen scheinen eng verwandt zu sein.
Hashimoto-Thyreoiditis
Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der es zur Zerstörung der Schilddrüse kommt. Die Schädigung führt schließlich zu einer unzureichenden Bildung von Schilddrüsenhormonen, einer Hypothyreose. In den USA ist die Hashimoto-Thyreoiditis mit 90 Prozent aller Fälle die häufigste Ursache einer Hypothyreose.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist auch unter den Namen chronische Thyreoiditis, lymphozytäre Thyreoiditis, lymphadenoider Kropf und neuerdings Autoimmunthyreoiditis bekannt. Zum ersten Mal wurde sie 1912 von dem japanischen Arzt Hakuro Hashimoto beschrieben, der sie zuerst als Struma lymphomatosa bezeichnete.
Die Hashimoto-Thyreoiditis beginnt...
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