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Jeden Morgen das gleiche Bild: Männer machen sich mit Macheten zwischen Bananenstauden zu schaffen. Fischer tuckern in ihren Booten hinaus aufs Meer. Hirten im traditionellen Wollmantel ziehen mit ihrer Herde hoch auf die Alm. Ob in Fontanales im Norden oder Fataga im Süden: In den meisten Bergorten folgt der Alltag einem gemächlichen Rhythmus. Eng scharen sich die Häuser um die Kirche, davor die schattige Plaza als Spielplatz für Kinder und Treffpunkt der Alten.
Unendlich fern scheint von hier die Hauptstadt Las Palmas mit ihren Straßenfluchten. Lichtjahre entfernt scheinen auch die Ferienzentren des Südens, wo eine quasi unsichtbare, dafür umso besser geölte Maschinerie dafür sorgt, dass sich jährlich knapp 2,5 Mio. Besucher aus ganz Europa wohl fühlen. Vom Taxifahrer, der Gäste im Morgengrauen zum Flughafen bringt, über die Putzfrau, die das Hotelzimmer "wie neu" aufbereitet, bis zum Baywatcher, der den Hochsitz am Meer erklimmt, befriedigt eine Armada von Angestellten die vielfältigen Bedürfnisse der Gäste. Die touristische Belegschaft ist keinesfalls rein kanarisch, sondern international: Viele Angestellte kommen vom spanischen Festland und aus Nordafrika, aus allen Ländern Europas und aus Südamerika.
Zwar gibt es auf Gran Canaria Bettenburgen, einfallslos und schnell hochgezogen, auch gibt es in die Jahre gekommene Einkaufszentren. Doch in den vergangenen Jahren wurde einiges unternommen, um das Image aufzupolieren. Manch ein Hotelkasten wurde chillig umgestylt, in neuen Resorts wie Las Meloneras und Playa Amadores entstanden großzügige Komforthotels, die an Schlösser oder afrikanische Zitadellen denken lassen. Hier wird jeder Trend aufgegriffen, außer Golfplätzen gibt es Spa-Oasen mit asiatisch inspirierten Therapien und Yoga-Workshops, Pilates und Nordic Walking am Strand. Wer im Landesinnern in einer Finca wohnt und auf restaurierten Wegen wandert, lernt Land und Leute intensiv kennen. So will Gran Canaria alle glücklich machen: diejenigen, die den Rundum-Komfort der Resorts schätzen, ebenso wie jene, die fernab vom Tourismus Urlaub machen wollen, sei es in den Bergen, in Küstendörfern oder in Las Palmas.
Kaum noch etwas erinnert in Las Palmas an den Ort, den der spanische Konquistador Juan Rejón 1478 vorfand, als er am 24. Juni mit 600 Getreuen an Land ging, um die mit 1532 km2 nach Teneriffa und Fuerteventura drittgrößte Kanareninsel für die kastilische Krone zu erobern. Fünf Jahre lang wehrten sich die Altkanarier gegen die Eroberung. Dann setzten sich die Europäer mithilfe ihrer modernen Waffen durch. Sie gestalteten die Insel vollständig um: Sie rodeten die Lorbeer- und Kiefernwälder, um erst Zuckerrohr, dann Wein anzupflanzen. Auf den Plantagen arbeiteten unterjochte Ureinwohner und afrikanische Sklaven. Der Schiffshandel zwischen Europa und Amerika bescherte der städtischen Elite Wohlstand; die Mehrheit der Inselbewohner lebte in bitterer Armut, was viele in die Emigration nach Amerika führte.
Erst der aufblühende Tourismus half der Insel auf die Beine. Seit Anfang der 1960er-Jahre im Süden eines der größten Ferienzentren Europas entstand, gab es eine rasante Entwicklung. Hotelanlagen und Resorts für mehr als 100 000 Gäste entstanden zwischen San Agustín und Puerto de Mogán, ein Ende ist nicht in Sicht. Zu herrlich sind Strände und Dünenlandschaft, zu beständig das gute Wetter, zu ideal die Lage zwischen Meer und Bergen. Doch viele Besucher sind nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen Gando erst einmal geschockt von der Kargheit des Inselsüdens. Nur einheimische Flora trotzt dieser Dürre: Cardón (Säuleneuphorbien), Retama, Tabaiba oder Tajinaste - dickblättrige, buschige Gewächse, die lange Zeit Wasser speichern können - haben sich an eine Existenz in diesen Trockenzonen angepasst. In den Ferienorten nimmt dann Blütenzauber, der nur dank aufwendiger Bewässerung existiert, die Ankömmlinge gefangen. Viele verlassen sie nie während ihres Urlaubs.
Schade, denn Gran Canaria ist sehr vielfältig. Nahezu kreisförmig und vulkanischen Ursprungs, wird das Eiland genau in der Mitte vom 1949 m hohen Pico de las Nieves überragt, dem höchsten Punkt der cumbre, der zentralen Gebirgsregion. Von hier aus führen Erosionstäler sternförmig zu den Küsten. Calderas - kesselförmige Krater - erinnern an die vulkanaktive Zeit. Keine andere Kanareninsel ist so zerklüftet wie Gran Canaria und von barrancos - so heißen die tiefen Schluchten auf dem Archipel - zerfurcht. Je nachdem, ob sich diese im Norden oder Süden befinden, sind sie von der Sonne ausgebrannt, wirken mit ihrem nackten ockerfarbenen Fels asketisch, fast abweisend. Nur im Frühjahr, während der Ginster blüht, sind sie in leuchtendes Gelb getaucht. Im Norden dagegen präsentieren sich die Schluchten oft als subtropischer Paradiesgarten mit wuchernden Pflanzen, die um die Wette leuchten. Hier wachsen Orangen, Zitronen und Bananen; auf Terrassenfeldern gedeihen Wildkresse, Kürbis und Kohl.
Einst waren weite Teile der Insel mit Kanarischer Kiefer bedeckt. Lorbeerwälder entzogen den Passatwolken Feuchtigkeit, die zu Boden tropfte und die Insel fruchtbar machte. Es gab eine einzigartige Vegetation. Erst der Kahlschlag der Spanier, die Holz für die Zuckersiedereien und den Schiffbau brauchten, und später die Monokulturen der Pflanzer schädigten das fragile Ökosystem schwer. In den 1990er-Jahren haben die Kanarier damit begonnen, Naturschutzgebiete auszuweisen. Schon Jahrzehnte zuvor initiierten sie ehrgeizige Wiederaufforstungen. Geplant war, im Inselinnern einen großen Nationalpark einzurichten. Doch die Bergbauern und Hirten fürchteten um ihre ohnehin kargen Einkünfte. Also einigte man sich auf einen Kompromiss: Seit 2005 ist das Gebiet als UNESCO-Biosphärenreservat geschützt.
Wer sich auf sie einlässt, kann die Vielfalt der Insel in vollen Zügen genießen. Gran Canaria begeistert mit Traumstränden, atemberaubenden Dünen und einer wilden Bergwelt. Beispielsweise auf dem Dach Gran Canarias, dem Pico de las Nieves. Weite Wälder überziehen die tiefer gelegenen Berghänge im Norden. Teneriffas Teide, Spaniens höchster Berg, scheint zum Greifen nah. Einheimische Tiere gibt es nur wenige. Eidechsen rascheln durchs Gestrüpp, Tauben und einige Raubvögel bevölkern die Lüfte. Der Kanarienvogel fliegt in seiner Urform als unscheinbarer gelbgrüner Girlitz durch die Wälder. Artenreicher ist das Meer. Beim Schnorcheln können Sie viele Fische, z. B. Mantarochen, entdecken; in den bis zu 4000 m tiefen Gräben zwischen den Inseln tummeln sich außerdem Haie, Delphine und Grindwale.
Die Canarios haben sich anfangs schwergetan mit Europa, ja sogar mit dem spanischen Mutterland. Noch in den 1970er-Jahren gab es separatistische Bewegungen. Doch das ist mittlerweile Geschichte geworden. Finanzspritzen aus Brüssel haben die Infrastruktur in Dörfern und Städten wesentlich verbessert. Neben Großstadtflair in der Inselhauptstadt Las Palmas finden Sie Beschaulichkeit in hübschen Dörfern und Kleinstädten. Artenara etwa ist ein erstklassig erhaltener Höhlenort, die größte Augenweide in puncto Architektur ist jedoch Teror. Das Ensemble aus antiker Basilika, natursteingepflasterten Straßen und Hausfassaden mit herrlichen Holzbalkonen ist vollständig erhalten und gilt als bestes Beispiel kanarischer Baukunst. Entdecken Sie zahlreiche Museen und Kirchen auf der drittgrößten kanarischen Insel, erleben Sie eine Wallfahrt oder den prächtigen Karneval mit seinen ausgelassenen Umzügen, genießen Sie die traditionelle kanarische Küche und den süffigen Wein. Tauchen, wandern, schwimmen oder windsurfen, die Nacht zum Tag machen oder einfach entspannen: Auf Gran Canaria herrscht nie Langeweile. Und die Sonne scheint dazu, das ganze Jahr.
1. Jh. n. Chr.
Plinius d.Ä. (23-79 n. Chr.) schildert in seiner "Historia Naturalis" die Expedition zu einer Inselgruppe, die er "Canaria" nennt
1478
Der spanische Eroberer Juan Rejón geht an Land und gründet das Militärfort Las Palmas
1479
Im Vertrag von Alcáçovas werden die Kanaren der kastilischen Krone zugesprochen
1483
Nach langen Kämpfen unterwirft Rejón die beiden Reiche der auf der Insel herrschenden guanartemen (Könige)
1492
Während seiner ersten Entdeckungsfahrt nach Amerika macht Kolumbus auf Gran Canaria Station
1537
Verbot des Sklavenhandels, der die Altkanarier seit der Eroberung dezimierte
1884
Eröffnung des ersten Hotels in Las Palmas
1927
Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura werden zur Provinz Las Palmas de Gran Canaria zusammengefasst
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