Schweitzer Fachinformationen
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Der Traum vom Reiten –
Vom Kindheitstraum zur Zukunftsvision
Eine Reitpause von vielleicht 15 Jahren kann man nicht einfach so wegwischen und nahtlos an die Zeit davor anknüpfen. Man selbst hat sich weiterentwickelt, die eigenen Wünsche und Ziele haben sich möglicherweise verschoben. Dabei hat die Pause Auswirkungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Da ist zunächst der körperliche Bereich: Das erwachsene Körpergefühl unterscheidet sich erheblich von dem jugendlichen Empfinden. Je nachdem, wie gut und wie lange man früher schon geritten ist und wie sportlich man allgemein während der reitfreien Jahre gelebt hat, wird man sich mehr oder weniger in die Bewegungen des Pferdes einfühlen können. Darüber hinaus hat sich auch unsere emotionale Wahrnehmung der Reiterwelt verändert. Das bewusste Denken prägt unsere Weltsicht und fördert eine ganze Reihe unterschiedlicher Ängste und Bedenken. Einfach die Kindheit wiederaufleben lassen und direkt an unsere reiterliche Vergangenheit anzuknüpfen wird so nicht funktionieren. Daher ist es sinnvoll, sich mit dem eigenen Wunschbild detailliert auseinanderzusetzen.
Nehmen Sie sich die Zeit, sich Ihre eigene reiterliche Vergangenheit detailliert in Erinnerung zu rufen.
Das Leben hinterlässt bei jedem von uns seine Spuren. Wir alle sind geprägt von unseren Erfahrungen, unseren vielfältigen Beziehungsgeflechten zu unseren Mitmenschen, der Erziehung in der Schule, der Ausbildung oder dem Studium, der beruflichen Situation, unserer Gesundheit und noch vielen anderen Faktoren. Der Wunsch, sich wieder in den Sattel zu wagen, ist bei vielen auch darin begründet, die unbeschwerte Kindheit wiederaufleben zu lassen – mit ihrer Sorglosigkeit, ohne Verpflichtungen und der geringen Verantwortung.
Viele Menschen, die darüber nachdenken, wieder in den Sattel zu steigen, ärgern sich beispielsweise auch darüber, überhaupt mit dem Reiten aufgehört zu haben. Denn wenn wir das nicht getan hätten, wären wir jetzt nicht so unsicher und scheinbar unfähig, sondern säßen fest im Sattel mit einem brillanten Sitz und geschmeidigen Bewegungen ... Das ist natürlich etwas überspitzt, aber wir sehen an diesen Gedankenmustern, dass viele nicht das akzeptieren können, was sie selbst damals aus welchen Gründen auch immer entschieden haben.
Es hilft uns für die Zukunft jedoch nur bedingt weiter, uns so mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Es ist wenig konstruktiv, sich Vorwürfe zu machen oder sich über die Eltern zu ärgern, die zum Beispiel nach dem 18. Geburtstag kein Geld mehr für Reitstunden zur Verfügung gestellt haben. Die Vergangenheit hilft uns bei der Planung der Zukunft nur, wenn wir mit ihr Frieden schließen, die Stationen unserer eigenen Reitergeschichte annehmen und daraus einen zukunftsweisenden Plan erstellen.
Eine schöne Übung, um den verborgenen eigenen Wünschen und Sehnsüchten auf die Spur zu kommen, kann darin bestehen, die wichtigsten Ereignisse des Lebens chronologisch zu erfassen. Dabei konzentrieren wir uns zunächst auf die Erlebnisse mit dem Thema Pferd, dann zusätzlich mit den unterschiedlichen weiteren Lebensbereichen, um vielleicht auf überraschende Verknüpfungen zu kommen.
Legen Sie ein Stück Papier quer vor sich auf den Tisch und zeichnen Sie eine Linie von links nach rechts. Dieser Zeitstrahl symbolisiert Ihr bisheriges Leben und umfasst sowohl Ihr früheres Reiterleben mit den Pferden als auch die spätere reitfreie Zeit. Auf diesem horizontalen Strahl können nun die ungefähren Zeitpunkte markiert werden, mit den dazugehörigen Ereignissen, die für Sie emotional bedeutsam waren. Hier können sowohl reale Erlebnisse erfasst werden – schöne und weniger schöne – als auch prägende Assoziationen in Filmen, Büchern oder von Veranstaltungen.
Wenn wir nun unsere ganz individuelle Zeitleiste betrachten: Was erkennen wir dort an den Wendepunkten? Hatten Erlebnisse aus anderen Lebensbereichen möglicherweise Auswirkungen auf unsere Zeit als Reiter? Wann und warum kam es zur Pause? Wann und warum zum geplanten Wiedereinstieg? Welches sind die zentralen Themen in Bezug auf die Pferde? Haben Sie hauptsächlich Turnierergebnisse aufgelistet und Erfolgsrückmeldungen von Reitlehrern? Oder erinnern Sie sich deutlich an die vielen einzelnen Schulpferde, die Sie als Kind kennengelernt haben? Dabei ist es wichtig, sich bei der Erstellung der Zeitleiste die emotional aufgeladenen Ereignisse möglichst wertfrei in Erinnerung zu rufen. Sehen Sie sich als interessierten Historiker ihrer eigenen Geschichte an und interpretieren Sie erst später, wenn Sie die Ereignisse zusammengestellt haben.
Die Vergangenheit bestimmt nicht die Zukunft. Nur weil wir früher Springturniere geritten sind, müssen wir das in unserer zweiten Reitkarriere nicht mehr tun. Wenn wir jetzt merken, dass wir heutzutage lieber die Natur genießen möchten, so sind wir etwa beim Wanderreiten wahrscheinlich besser aufgehoben als in der Dressurstunde in der Reithalle.
Vielleicht träumen Sie davon, wieder zu reiten, um noch einmal die Natur zusammen mit dem Pferd zu erkunden und auf dem blanken Pferderücken die Gemeinsamkeit zu genießen.
Um möglichst reibungslos an die Erfahrungen in der Jugend anzuknüpfen, hilft eine Bestandsaufnahme der eigenen Reitergeschichte. Was war mir wichtig? Wie weit war ich? Wovor hatte ich Angst?
Bevor wir uns also unserem aktuellen Wissens- und Könnenstand zuwenden, ist es wichtig, das wir uns mit unserer eigenen Visionen, Zielen und Wunschbildern auseinandersetzen. Nur wer weiß, wohin er will, kann auch dorthin aufbrechen. Das Bild der Pferdeherde (siehe unten) soll ein Anknüpfungspunkt an Ihre eigenen inneren Wünsche sein. Nehmen Sie sich die Zeit und betrachten Sie das Bild. Erfassen Sie die Stimmung, die Farben, die Details. Nun kommt ein wichtiger Teil dieser Übung: Schließen Sie die Augen und visualisieren Sie das Bild erneut vor Ihrem inneren Auge. Wie erscheinen die Pferde nun? Verändern sie sich? Wohin bewegen sie sich? Was passiert in der nächsten Szene? Läuft in Ihrem Kopf ein kleiner Film ab, an dem Sie möglicherweise auch beteiligt sind? Lassen Sie dieses vorgegebene Bild nun einfach einmal mental an sich vorbeiziehen und warten Sie auf eigene Bilder, die auftauchen. Welche Gefühle verbinden Sie mit Ihren persönlichen Bildern? Gibt es dazu reale Erinnerungen, Gedanken oder Erfahrungen? Wie lange liegen diese zurück?
Wenn Sie diese Pferdeherde betrachten, welche Bilder entstehen dann vor Ihrem inneren Auge? Lassen Sie sich von Ihrer Fantasie treiben und entdecken Sie Ihre Wünsche.
Wenn ich Sie nun frage, was Pferde für Sie symbolisieren, so ist es sinnvoll, die Antworten in allen Einzelheiten zu notieren, denn für jeden von uns bedeuten Pferde und die eigene Beziehung zu ihnen etwas vollkommen Unterschiedliches. Während der eine vielleicht sofort an das Symbol der Freiheit denkt und viele innere Bilder von galoppierenden Pferdeherden in freier Natur sehen kann, denkt der andere eventuell an das Stichwort Harmonie und sieht hauptsächlich Pferd und Reiter vor sich, die eine starke Bindung und Beziehung verkörpern. Die Bilder spiegeln sicher ein Stück weit unsere unterbewussten Wünsche wider.
Der Traum von einer innigen Beziehung zum Pferd schlummert in vielen von uns.
Häufige Wunschbilder, die mir Wiedereinsteigern schildern, sind neben den schon genannten vor allem das Bild der Stärke, das oft von einem kraftvollen, steigenden oder galoppierenden Hengst in seiner ganzen Schönheit, Bewegungsfreude und Anmut dargestellt wird oder auch von Stuten mit Fohlen, die Mütterlichkeit, Liebe und Fürsorglichkeit ausdrücken. Daneben gibt es durchaus Visionen von konkreteren Situationen, wie etwa dem Traumbild des gewonnenen Turniers oder Momenten des Abschieds. Sehr weit verbreitet sind auch Schreckensbilder von durchgehenden oder steigenden Pferden und die mit ihnen verbundene Urgewalt, der man hilflos und ängstlich gegenübersteht.
Jeder von uns kann die eigenen Bilder, die in unserer Fantasie entstehen, nur selbst entschlüsseln und den eigenen Gefühlen zuordnen. Die Zuordnung ist deshalb so hilfreich, weil man sich selbst klarer wird, warum man nach so vielen Jahren gerade jetzt wieder daran denkt, zum Pferd zurückzukehren. Diese Bilder zeigen quasi eine Momentaufnahme unseres Unterbewusstseins, sie verdeutlichen uns unsere Träume, Sehnsüchte, aber auch unsere Sorgen und Ängste. Sie können damit gewissermaßen Wegweiser sein und uns bei der Neuorientierung in Richtung auf eine Zukunft mit den Pferden helfen.
Die Bilder zeigen oft auch die innere Ambivalenz, die wir dem Thema Pferd gegenüber verspüren: Während wir auf der einen Seite von dem Freiheitsgefühl auf dem starken, galoppierenden Hengst am Strand träumen, seine Kraft und Geschwindigkeit teilen wollen und die Natur über seinen Hufschlag, das Meeresrauschen und das Spritzen des Wassers spüren möchten, so besteht doch auch das Schreckensbild von einem missglückten Sprung und einem daraus resultierenden Sturz mit...
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